Kontext von Irak

Die Republik Irak (amtlich: arabisch جمهورية العراق, DMG Ǧumhūriyyat al-ʿIrāq, kurdisch كۆماری عێراق Komarî Êraq), kurz (der) Irak oder (international) auch Iraq, ist ein Staat in Vorderasien. Der Irak grenzt an Kuwait, Saudi-Arabien, Jordanien, Syrien, die Türkei, Iran und den Persischen Golf und umfasst den größten Teil des zwischen Euphrat und Tigris gelegenen „Zweistromlandes“ Mesopotamien, in dem die frühesten Hochkulturen Vorderasiens entstanden sind, sowie Teile der angrenzenden Wüsten- und Bergregionen. Er wird zu den Maschrek-Staaten gezählt. Den NordenWeiterlesen

Die Republik Irak (amtlich: arabisch جمهورية العراق, DMG Ǧumhūriyyat al-ʿIrāq, kurdisch كۆماری عێراق Komarî Êraq), kurz (der) Irak oder (international) auch Iraq, ist ein Staat in Vorderasien. Der Irak grenzt an Kuwait, Saudi-Arabien, Jordanien, Syrien, die Türkei, Iran und den Persischen Golf und umfasst den größten Teil des zwischen Euphrat und Tigris gelegenen „Zweistromlandes“ Mesopotamien, in dem die frühesten Hochkulturen Vorderasiens entstanden sind, sowie Teile der angrenzenden Wüsten- und Bergregionen. Er wird zu den Maschrek-Staaten gezählt. Den Norden des Landes bildet die autonome Region Kurdistan, die ein eigenes Parlament und eigene Streitkräfte (Peschmerga) führt.

Mit etwa 41 Millionen Einwohnern (Stand 2020) gehört der Irak zu den fünf größten Ländern der arabischen Welt. Seine Hauptstadt und größte Stadt ist die Metropole Bagdad, weitere Millionenstädte sind auch Basra, Mossul, Erbil, Sulaimaniya, Nadschaf, Kirkuk und Kerbela. Durch die Flüchtlingsbewegungen im 20. und 21. Jahrhundert vollzog sich im Land eine rasche Urbanisierung. Der Irak steht auf der Weltrangliste der Länder mit den meisten Bodenschätzen auf Platz 4, seine Wirtschaft basiert vor allem auf dem Export von Erdöl und zu geringem Teil auf der Landwirtschaft.

Der heutige Irak entstand 1920 aus den drei osmanischen Provinzen Bagdad, Mossul und Basra. Von 1921 bis 1958 bestand das Königreich Irak, 1958 wurde der König durch einen Militärputsch gestürzt und die Republik ausgerufen. Von 1979 bis 2003 wurde das Land von Saddam Hussein diktatorisch regiert, das Land führte Kriege gegen die Nachbarstaaten Iran und Kuwait. Eine multinationale Invasionstruppe („Koalition der Willigen“) unter Führung der Vereinigten Staaten stürzte 2003 das Regime Saddam Husseins, ohne stabile Strukturen für die Nachkriegsära aufzubauen.

Nach dem erklärten Kriegsende kam es während der Besetzung des Iraks 2003–2011 zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen, tausenden Terroranschlägen, Kriegshandlungen und Gewaltkriminalität, sowohl verschiedener irakischer Gruppen gegeneinander als auch gegen die westlichen Besatzungstruppen. Sie forderten vor allem unter den irakischen Zivilisten eine unbekannte Anzahl an Todesopfern und Verletzten. Ab Dezember 2013 kam es zu einem Krieg zwischen dem Irak und Islamisten des ISIS, die Teile des Staatsgebietes eroberten. Im Dezember 2017 verkündete die irakische Regierung, dass die irakischen Streitkräfte die vollständige Kontrolle über die syrisch-irakische Grenze übernommen hätten und der Krieg gegen den IS beendet sei.

Das Land gilt auch seit dem Ende der Kämpfe als instabil, ab Oktober 2019 kam es zu landesweiten Protesten.

Mehr über Irak

Grundinformation
  • Währung Irakischer Dinar
  • Ursprünglicher Name العراق
  • Anrufcode +964
  • Internet Domäne .iq
  • Mains voltage 230V/50Hz
  • Democracy index 3.62
Population, Area & Driving side
  • Bevölkerung 38274618
  • Fläche 437072
  • Fahrseite right
Verlauf
  • Antike bis Neuzeit: Von Mesopotamien zum Osmanischen Reich

    Der Irak liegt auf dem Gebiet des alten Mesopotamien (DMG Bayn an-Nahrayn = arab. „zwischen den beiden Flüssen“); hier sind ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. einige der frühesten Hochkulturen der Menschheit entstanden (Sumer, Akkad, Assyrien, Babylonien, Mittani, Medien), weshalb die Region heute von vielen als Wiege der Zivilisation gesehen wird. Nach der Schlacht von Kadesia 636 bemächtigten sich die arabischen Muslime des Gebietes. Der Irak wurde zu einem wichtigen kulturellen Zentrum des sich ausbreitenden Islams. 762 wurde Bagdad von al-Mansur als Hauptstadt des Abbasidenkalifats gegründet und entwickelte sich bald zur bedeutendsten Stadt der islamischen Welt. Die folgende Periode wird auch als Blütezeit des Islams bezeichnet, in der besonders Wissenschaft und Künste ein deutlich höheres Niveau entwickelten als etwa in Europa.

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    Antike bis Neuzeit: Von Mesopotamien zum Osmanischen Reich

    Der Irak liegt auf dem Gebiet des alten Mesopotamien (DMG Bayn an-Nahrayn = arab. „zwischen den beiden Flüssen“); hier sind ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. einige der frühesten Hochkulturen der Menschheit entstanden (Sumer, Akkad, Assyrien, Babylonien, Mittani, Medien), weshalb die Region heute von vielen als Wiege der Zivilisation gesehen wird. Nach der Schlacht von Kadesia 636 bemächtigten sich die arabischen Muslime des Gebietes. Der Irak wurde zu einem wichtigen kulturellen Zentrum des sich ausbreitenden Islams. 762 wurde Bagdad von al-Mansur als Hauptstadt des Abbasidenkalifats gegründet und entwickelte sich bald zur bedeutendsten Stadt der islamischen Welt. Die folgende Periode wird auch als Blütezeit des Islams bezeichnet, in der besonders Wissenschaft und Künste ein deutlich höheres Niveau entwickelten als etwa in Europa.

     
    Kerbela
     
    Große Moschee und Minarett von Samarra

    1401 wurde Bagdad durch Timur verwüstet, 1534 fiel das Land an das Osmanische Reich. Der Irak blieb lange ein unbedeutender Nebenschauplatz; seine geostrategische Position an den Schnittrouten zwischen Europa, Britisch-Indien, Zentralasien, dem Kaukasus und Südarabien machten ihn aber vom Ersten Weltkrieg an zum Gegenstand weltpolitischer Interessen. Während des Ersten Weltkrieges (am 6. November 1914, einen Tag nach der Kriegserklärung an das Osmanische Reich) marschierten britische Truppen und arabische Aufständische gemeinsam ein und besetzten 1917 Bagdad.

    Moderner Irak ab 1920

    1920 löste Großbritannien aus dem ehemaligen Osmanischen Reich die Vilâyets Bagdad, Mossul und Basra heraus und verschmolz sie zum heutigen Irak. Der Irakische Aufstand von 1920 wurde blutig niedergeschlagen. Der Völkerbund übertrug 1922 Großbritannien rückwirkend das Mandat über den Irak. So wurde das Britische Mandat Mesopotamien eingerichtet. Am 23. August 1921 wurde Faisal, Sohn des Scherifen Hussein von Mekka, zum König proklamiert. Die Aufnahme des Königreichs Irak in den Völkerbund erfolgte am 3. Oktober 1932.

    Die wesentlichen Ölaktivitäten im Land waren in der 1929 aus der Turkish Petroleum Company hervorgegangenen Iraq Petroleum Company zusammengefasst, die nur geringe Konzessionsgebühren zahlte und vollständig ausländischen Unternehmen gehörte.

    Zweiter Weltkrieg und vereitelter Putsch

    Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs brach die irakische Regierung unter Nuri as-Said die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland ab und nahm in der Außenpolitik eine probritische Haltung ein, die in Armeekreisen und breiten Bevölkerungsschichten keinen Rückhalt hatte. Am 1. April 1941 putschte die Armee und brachte den antibritischen Politiker Raschid Ali al-Gailani an die Regierungsspitze, der die Neutralität des Irak verkündete und den Abzug aller britischen Soldaten forderte. Am 2. Mai 1941 begannen militärische Auseinandersetzungen zwischen britischen und irakischen Truppen, die einen Monat andauerten und mit der irakischen Niederlage endeten.

     
    Hatra-Ruinen

    Mit britischer Unterstützung übernahm im Oktober 1941 wieder Nuri as-Said die Regierung. Am 16. Januar 1943 erklärte der Irak den faschistischen Achsenmächten den Krieg. Gemeinsam mit syrischen, jordanischen, libanesischen und ägyptischen Truppen wandte sich das Königreich Irak 1948 im Krieg um Israels Unabhängigkeit, die am 14. Mai 1948 erklärt worden war, gegen die Gründung des Staates Israel und griffen es gemeinsam an. Sie wurden jedoch 1949 besiegt. Die vertraglich abgesicherte politische, ökonomische und militärische Einflussnahme Großbritanniens als ehemalige Mandatsmacht im Irak war auf Dauer bis hin zum Bagdadpakt Mitte der 1950er Jahre wiederhergestellt.

    Unabhängigkeit 1958

    Als Reaktion auf die Gründung der Vereinigten Arabischen Republik erklärten am 14. Februar 1958 die beiden haschemitischen Königreiche Irak und Jordanien ihre Vereinigung zu einer von Großbritannien unterstützten Arabischen Föderation. Unter General Abdel Karim Qasim schlossen sich die so genannten „Freien Offiziere“ zusammen, um die britische Kontrolle abzuschütteln. Sie stürzten und ermordeten am 14. Juli 1958 den pro-britischen Monarchen (Faisal II. 1935–1958). Am 15. Juli wurde die Föderation mit Jordanien aufgelöst und die Republik Irak proklamiert. Es strömten hunderttausende Iraker auf die Straßen, um ath-Thawra (die Revolution) zu feiern.

    Mit Ausrufung der Republik wurden neue politische Verhältnisse geschaffen. Die Monarchie wurde abgeschafft und der Irak trat aus dem mit der Türkei, Pakistan und dem Iran geschlossenen CENTO (Bagdad)-Pakt aus. Das aktive und passive Frauenwahlrecht war in der Verfassungsänderung vom 26. März 1958 vorgesehen, die vom Parlament des Königreichs Irak verabschiedet wurde. Das Regime, das damals an der Macht war, wurde jedoch im Sommer 1958 gestürzt, bevor Wahlen mit weiblicher Beteiligung hatten stattfinden können.[1] Ein Frauenwahlrecht, das zu einer tatsächlichen Stimmabgabe führte, wurde erst im Februar 1980 eingeführt.[1] Die letzten britischen Soldaten verließen das Land am 24. März 1959.[2]

    Putsch der Baath-Partei 1963

    Die kleine irakische Baath-Partei putschte mit Hilfe von Verschwörern in der irakischen Armee am 8. Februar 1963 gegen Qasim. Durch interne Flügelkämpfe geschwächt, wurde die Baath-Partei wenige Monate später mit dem Militärputsch vom 18. November 1963 durch den Präsidenten Abd as-Sallam Arif gestürzt. Unter seinem Bruder Abd ar-Rahman brach der Irak 1967 die diplomatischen Beziehungen zu den USA ab. Nach einem zweiten Putsch am 17. Juli 1968 eroberte die Baath-Partei wieder die Macht, Ahmad Hasan al-Bakr wurde Staatspräsident und Vorsitzender des Revolutionären Kommandorates (RKR), Saddam Hussein Vizepräsident und stellvertretender Vorsitzender des RKR.

     
    Bild von Saddam Hussein am Grenzübergang zu Jordanien, 2001

    Im Frühjahr 1969 brachen erneut Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und den seit 1961 gegen die Zentralregierung kämpfenden Kurden aus. Zwar unterzeichneten Saddam Hussein und der Kurdenführer Mustafa Barzani im März 1970 einen Friedensvertrag, der den Kurden politische Autonomie gewährleistete. Die Kämpfe dauerten allerdings bis April 1975 an, als der Irak mit dem Nachbarland Iran das Abkommen von Algier über die Neuregelung der Grenze am Schatt al-Arab unterzeichnete. Der Iran beendete daraufhin seine Hilfe für die Kurden, was zu deren Kapitulation führte.

    Zeit seit dem zweiten Putsch der Baath-Partei; Machtübernahme Husseins 1979; Kriege 1980–1991

    Als die Baath-Partei an der Macht war, folgten Massenhinrichtungen und willkürliche Verhaftungen, vor allem von kommunistischen und anderen linksgerichteten Intellektuellen. Besonders nachdem Saddam Hussein nach dem Rücktritt al-Bakrs am 16. Juli 1979 an die Macht gelangt war, kam es zu massiven Menschenrechtsverletzungen, denen auch viele Baathisten zum Opfer fielen.

    Nach monatelangen Auseinandersetzungen mit dem Iran befahl Hussein der irakischen Armee am 22. September 1980, das Nachbarland mit insgesamt neun von zwölf Divisionen anzugreifen. Nach anfänglichen Erfolgen musste sich die irakische Armee ab 1982 immer weiter zurückziehen und schließlich ab 1984 den Krieg im eigenen Land führen. Dieser Erste Golfkrieg dauerte bis 1988 an und kostete schätzungsweise 250.000 Irakern das Leben. In diesem Krieg setzte der Staat auch mehrmals chemische Kampfstoffe sowohl gegen die Iraner als auch gegen die eigene Bevölkerung ein.

    Nach einem gescheiterten Attentat auf Saddam Hussein wurden am 17. Juli 1982 600 Einwohner der Kleinstadt Dudschail verhaftet und 148 von ihnen hingerichtet. 1988 startete das Regime die sogenannte Anfal-Operation, bei der nach Schätzungen bis zu 180.000 irakische Kurden ermordet wurden.

    Am 2. August 1990 marschierte die irakische Armee in Kuwait ein und besetzte das Land. Erst durch die Intervention internationaler Truppen unter der Führung der Vereinigten Staaten wurde das Land im Februar 1991 im Zweiten Golfkrieg befreit. Die US-Führung nutzte zur Mobilisierung ihrer Politik, Partner und Bevölkerung die Brutkastenlüge. Als Folge der Besetzung verhängten die Vereinten Nationen Sanktionen über das Land, die zu internationaler Isolierung und durch die Misswirtschaft mit den erlaubten Handelsgütern zur Verarmung weiter Teile der Bevölkerung führten.

    1991 Niederschlagung des Schiitenaufstandes, Genozid: 60.000–100.000 Tote (laut anderen Schätzungen bis zu 300.000 Tote). 1991 hatten die Schiiten erst im Südirak und dann auch in anderen Regionen eine Revolte gegen das Regime gewagt, nachdem eine internationale Koalition unter Führung der USA die irakischen Truppen aus Kuwait vertrieben hatte. Die Regierungstruppen beendeten den Aufstand damals nicht nur mit militärischen Mitteln. Sie verbreiteten auch Terror, indem sie in den Schiiten-Städten willkürlich Zivilisten zusammentrieben und hinrichteten. Die Massengräber aus dieser Zeit wurden erst nach dem Sturz des Regimes 2003 entdeckt.[3]

    Irakkrieg 2003, Absetzung Husseins und Besatzungszeit bis 2011

    Am 20. März 2003 begann der Irakkrieg mit Luftangriffen auf die Hauptstadt Bagdad. Im Mai 2003 erklärte US-Präsident Bush die größeren Kampfhandlungen für beendet und der Irak wurde mit Zustimmung des UN-Sicherheitsrates in Besatzungszonen aufgeteilt. Am 22. Mai 2003 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat einstimmig dazu die Resolution 1483, in der die Rolle der UN und der Besatzungsmächte nach dem Krieg geregelt wurde.

     
    Besatzungszonen des Irak durch die USA (blau und violett), Großbritannien (grün) und Polen (hellrot) im September 2003

    Nach Bildung eines Übergangsrates Ende 2003 wurde der bis dahin von der Koalitions-Übergangsverwaltung ausgeübte Verwaltungsauftrag am 28. Juni 2004 einer repräsentativen irakischen Übergangsregierung übertragen. Der Irak befindet sich politisch seitdem in einem Übergangszustand: Nach diesem Dritten Golfkrieg sind die früheren Machtstrukturen, insbesondere der Revolutionäre Kommandorat, nicht mehr vorhanden, aber die neuen Verhältnisse, damals noch zwischen der westlichen Besatzung, der Zivilverwaltung und dem Irakischen Regierungsrat, waren nicht endgültig etabliert.

    Am 15. Oktober 2006 rief al-Qaida im Irak einen islamischen Staat aus, der insgesamt sechs Provinzen umfassen solle.

    Al-Qaida im Irak verfolgte anscheinend die Strategie, einen Bürgerkrieg zwischen Schiiten und Sunniten zu provozieren, um so zu verhindern, dass der Irak eine staatliche Ordnung findet. Todesschwadronen griffen gezielt Schiiten im Irak an. Als wichtigster Kopf von al-Qaida im Irak wurde seit 2003 der Jordanier Abu Musab az-Zarqawi angesehen (von US-amerikanischen Einheiten getötet am 7. Juni 2006). Die USA warfen dem Iran und Syrien vor, nichts gegen das Eindringen ausländischer Kämpfer zu tun. Von Sunniten und Schiiten gegeneinander geführte Terrorangriffe, aber vor allem die direkten und indirekten Folgen der amerikanischen Besatzung forderten bis 2008 je nach Studie zwischen 100.000 und 1.000.000 Tote. Die meisten Todesfälle ereigneten sich als Folge sektiererischer Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten.[4]

    Am 30. Juni 2009 verließen die amerikanischen Kampftruppen die Städte und übergaben ihre Stützpunkte und andere Einrichtungen an die irakischen Streitkräfte. Im August 2010 verließen die letzten US-Kampftruppen das Land, seitdem befanden sich noch 50.000 Ausbilder und Militärberater im Land. Deren Abzug wurde am 18. Dezember 2011 abgeschlossen.[5][6][7]

    Die zweiten Parlamentswahlen seit Inkrafttreten der neuen Verfassung fanden am 7. März 2010 statt. Stärkste Kraft wurde die von Iyad Allawi geführte Irakija mit 91 Sitzen vor der Rechtsstaat-Koalition des amtierenden Premierministers Nuri al-Maliki, das 89 Sitze gewann. Die Nationale Irakische Allianz wurde mit 70 Sitzen drittstärkste Kraft im Parlament.[8]

    Aufstand und Krieg gegen den IS 2011–2017

    Auch nach dem Abzug der US-Truppen 2011 blieb die Lage im Land angespannt. Der Bürgerkrieg im Nachbarland Syrien wirkte sich auch im Irak aus. In den Jahren 2012 und 2013 kam es in den vornehmlich von der sunnitischen Minderheit bewohnten Provinzen zu Demonstrationen gegen die Regierung al-Maliki. Gleichzeitig nahmen Angriffe auf Zivilisten zu.

    Ab 2014 wurden Teile des Iraks, wie die Stadt Mossul, von der Terrororganisation Islamischer Staat im Irak und der Levante besetzt. Seit der „Islamische Staat“ (IS) im August 2014 seinen Vormarsch im Nordwesten des Landes begann, wurden 3,2 Millionen Menschen vertrieben. Viele sind bei Gastfamilien untergekommen, andere leben in Camps oder in Kellern und Hinterhöfen.[9] In dieser Zeit wurde ebenfalls das Massaker von Tikrit von dieser Terrorzelle ausgeführt.[10][11]

    Im darauffolgenden Krieg gegen den IS gelang es den irakischen Streitkräften und den Volksmobilmachungskräften (alHaschd asch-Schaʿbī), unterstützt von einer internationalen Allianz den sog. Islamischen Staat zurückzudrängen. Die Schlacht um Mossul endete im Juni 2017 mit der Rückeroberung der Stadt. Im Dezember 2017 verkündete der irakische Ministerpräsident Haidar al-Abadi den Sieg über den IS.

    2014 gab es im Irak umfangreiche Missionen des Internationalen Komitee vom Blauen Schild (Association of the National Committees of the Blue Shield, ANCBS) mit Sitz in Den Haag zum Schutz der vom Krieg und Diebstahl bedrohten Kulturgüter (Museen, Archive, Ausgrabungsstätten, Denkmäler etc.).[12] Dabei wurden auch Arbeiten zu „No-Strike-Listen“ erstellt, um Kulturgüter bei Luftschlägen zu schützen.[13]

    Aktuelle Lage seit 2018

    Im August 2019 griffen israelische Streitkräfte offenbar mehrere Ziele im Irak an, die den schiitischen Milizen zugerechnet werden, welche in den drei Jahren zuvor mit der irakischen Armee die Hauptlast im Kampf gegen den IS getragen hatten. US-Offizielle bestätigten, dass Israel für zumindest einen Drohnenangriff auf irakischem Gebiet verantwortlich war. Die USA wurden daraufhin von einer Fraktion im irakischen Parlament für Israels Aktionen mit verantwortlich gemacht und die im Land verbliebenen etwa 5000 US-Soldaten, die 2014 ebenfalls zum Kampf gegen den IS in den Irak gekommen waren, zum sofortigen Abzug aufgefordert.[14]

    Im Januar 2020 stimmte das irakische Parlament für den vollständigen Abzug aller Truppen der USA aus dem eigenen Land. Hintergrund ist die gezielte Tötung des iranischen Generals Qasem Soleimani in Bagdad.[15][16] Am 7. März 2023 erklärte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin im Rahmen eines unangekündigten Besuchs im Irak, die US-Truppen seien vorbereitet auf Einladung der irakischen Regierung im Land zu bleiben.[17]

    Am 31. Dezember 2021 endete der US-Kampfeinsatz. Die Militärberater verblieben allerdings im Irak.[18][19] Bei der Parlamentswahl im Irak im Oktober 2021 gewann die Bewegung des radikalen irakischen Klerikers und Schiitenführers Muqtada as-Sadr. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 41 Prozent. Al-Sadr hatte bei der Wahl selbst nicht kandidiert.[20][21]

    Im Jahr 2022 beschloss das irakische Parlament ein Gesetz, das Menschen im Irak (auch Ausländern) verbietet, Kontakte zu Israelis zu halten. Bei Zuwiderhandlungen können in härtesten Fällen lebenslange Haftstrafen oder Todesstrafen verhängt werden.[22]

    ↑ a b Mart Martin: The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 188. Henner Fürtig: Kleine Geschichte des Irak: von der Gründung 1921 bis zur Gegenwart. C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49464-1, S. 58 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). Henner Fürtig: Kleine Geschichte des Irak: von der Gründung 1921 bis zur Gegenwart. C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49464-1, S. 130. ippnw.de (PDF). US-Kampftruppen haben irakische Städte verlassen. (Memento des Originals vom 29. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.reuters.com Reuters, 30. Juni 2009. Last full U.S. combat brigade leaves Iraq. MSNBC, 18. August 2010. Abzug der Amerikaner: Letzte US-Truppen verlassen Irak. Spiegel Online, 18. Dezember 2011. Vor schwieriger Regierungsbildung – Opposition siegt knapp im Irak. (Memento vom 29. März 2010 im Internet Archive). Tagesschau, 26. März 2010. Auswirkungen des islamischen Staates. In: welthungerhilfe.de. Abgerufen am 22. September 2017. Iraq: ISIS Execution Site Located. 26. Juni 2014, abgerufen am 9. Juni 2020 (englisch). Christoph Sydow: In Irak und Syrien errichtet Isis einen Terrorstaat im Nahen Osten. In: Spiegel.de. Abgerufen am 9. Juni 2020. Vgl. Homepage des U.S. Committee of the Blue Shield, abgerufen am 26. Oktober 2016; Isabelle-Constance v. Opalinski „Schüsse auf die Zivilisation“ in FAZ vom 20. August 2014; Hans Haider „Missbrauch von Kulturgütern ist strafbar“ in Wiener Zeitung vom 29. Juni 2012. Vgl. Peter Stone: Inquiry: Monuments Men. Apollo – The International Art Magazine vom 2. Februar 2015; Mehroz Baig: When War Destroys Identity. Worldpost vom 12. Mai 2014. Iraqi bloc calls for US troop withdrawal after Israeli air raids. In: aljazeera.com. 27. August 2019. Nach Tötung von iranischem General: Iraks Parlament stimmt für Abzug aller US-Truppen. In: Spiegel Online. 5. Januar 2020 (spiegel.de [abgerufen am 5. Januar 2020]). Raniah Salloum: Iraks Parlament fordert Abzug von US-Truppen: Mission Backfire. In: Spiegel Online. 6. Januar 2020 (spiegel.de [abgerufen am 7. Januar 2020]). Idrees Ali: Pentagon chief, in unannounced visit to Iraq, pledges continued U.S. troop presence. In: Reuters. 7. März 2023 (reuters.com [abgerufen am 19. März 2023]). Vier Jahre nach Sieg gegen IS: USA beenden Kampfeinsatz im Irak. Abgerufen am 25. Dezember 2021 (deutsch). tagesschau.de: Nach mehr als 18 Jahren: US-Kampfeinsatz im Irak endet. Abgerufen am 31. Dezember 2021. Schiitischer Geistlicher Al-Sadr vor Wahlsieg im Irak. In: Der Spiegel. 12. Oktober 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 12. Oktober 2021]). tagesschau.de: Pro-iranische Parteien fechten die Wahl im Irak an. Abgerufen am 27. Mai 2022. tagesschau.de: Neues Gesetz im Irak: Todesstrafe droht bei Kontakt nach Israel. Abgerufen am 27. Mai 2022.
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Stay safe
  • Sicherheit

    Der Irak ist Kriegsgebiet! Die Sicherheit von westlichen Reisenden kann im gesamten Irak nicht gewährleistet werden. Entführungen und Terroranschläge sind an der Tagesordnung. Europäer im Irak sind jederzeit in Lebensgefahr. Für die Föderale Region Kurdistan-Irak, vor allem die Städte Arbil, Sulaymanya und Dohuk, wird diese Reisewarnung aufgrund einer anderen Sicherheitslage eingeschränkt.

    Im Irak gibt es eine regelrechte Entführungsindustrie. Ausländer, die in offizieller Funktion in Bagdad sind, müssen sich in einem militärisch streng abgeschirmten Bereich (grüne Zone) aufhalten. Auch in dieser grünen Zone muss ständig eine Schutzweste getragen werden. Ebenso ist 24 Stunden am Tag eine Leibwache notwendig, auch in der Privatwohnung. Nur auf der Toilette ist man alleine. Leibwächter müssen über schwerste Bewaffnung verfügen.

    Trotzdem gilt: Nicht an Fenstern stehen, so selten wie möglich das Haus verlassen und irgendwie den ständigen, ungezielten Mörserbeschuß aus der roten in die grüne Zone ignorieren.

    Wer den geschützten Bereich verlässt, benötigt militärischen Begleitschutz. Transfers z.B. zum Flughafen und zurück sollten unbedingt durch die Luft und dann mit Kampfhubschraubern durchgeführt werden. Dabei muss jederzeit mit Beschuss gerechnet werden. Auf der Straße darf man sich keinesfalls als Ausländer zu erkennen geben. Es gibt täglich zahlreiche Gefechte zwischen den verfeindeten Gruppen und vorinstallierte Sprengfallen.

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    Sicherheit

    Der Irak ist Kriegsgebiet! Die Sicherheit von westlichen Reisenden kann im gesamten Irak nicht gewährleistet werden. Entführungen und Terroranschläge sind an der Tagesordnung. Europäer im Irak sind jederzeit in Lebensgefahr. Für die Föderale Region Kurdistan-Irak, vor allem die Städte Arbil, Sulaymanya und Dohuk, wird diese Reisewarnung aufgrund einer anderen Sicherheitslage eingeschränkt.

    Im Irak gibt es eine regelrechte Entführungsindustrie. Ausländer, die in offizieller Funktion in Bagdad sind, müssen sich in einem militärisch streng abgeschirmten Bereich (grüne Zone) aufhalten. Auch in dieser grünen Zone muss ständig eine Schutzweste getragen werden. Ebenso ist 24 Stunden am Tag eine Leibwache notwendig, auch in der Privatwohnung. Nur auf der Toilette ist man alleine. Leibwächter müssen über schwerste Bewaffnung verfügen.

    Trotzdem gilt: Nicht an Fenstern stehen, so selten wie möglich das Haus verlassen und irgendwie den ständigen, ungezielten Mörserbeschuß aus der roten in die grüne Zone ignorieren.

    Wer den geschützten Bereich verlässt, benötigt militärischen Begleitschutz. Transfers z.B. zum Flughafen und zurück sollten unbedingt durch die Luft und dann mit Kampfhubschraubern durchgeführt werden. Dabei muss jederzeit mit Beschuss gerechnet werden. Auf der Straße darf man sich keinesfalls als Ausländer zu erkennen geben. Es gibt täglich zahlreiche Gefechte zwischen den verfeindeten Gruppen und vorinstallierte Sprengfallen.

    Besonders in der Hauptstadt gibt es jeden Tag im Feierabendverkehr Bombenanschläge. Im Moment ist es in anderen Gegenden des Irak etwas (aber wirklich nur etwas) ruhiger, es muss aber aufgrund der strengen Sicherheitsvorkehrungen in Bagdad der Koalitionstruppen mit einer Verlagerung des Terrorzentrums gerechnet werden. In der Föderalen Region Irakisch Kurdistan mit der Verwaltungshauptstadt Arbil und den beiden großen Städten Sulaymaniya und Dohuk ist die Sicherheitslage demgegenüber vergleichsweise ruhig; allerdings sind auch dort vereinzelte größere Terroranschläge zu verzeichnen. Das Risiko, durch einen gegen Dritte gerichteten Anschlag zufällig Opfer zu werden, ist dort statistisch gesehen deutlich geringer als in den anderen Landesteilen. Es liegen auch keine Erkenntnisse vor, die auf eine konkrete Gefährdung deutscher Staatsangehöriger in diesem Gebiet hindeuten. Trotz eines weitgehend funktionierenden Sicherheitsapparates ist aber auch in dieser Region mit Anschlägen und Entführungen zu rechnen! Eine eskalierende Destabilisierung der Sicherheitslage durch erneute türkische Militäroperationen im Norden dieses Gebietes kann zudem nicht ausgeschlossen werden. Ein Aufenthalt in dieser Region setzt eine vorherige, zeitnahe Unterrichtung über die politische Entwicklung und Sicherheitslage und die Beachtung angemessener Maßnahmen des persönlichen Schutzes voraus, je nach Aufenthaltsort. Achtung: in den an die Region Kurdistan-Irak grenzenden Städten Kirkuk und Mossul und deren Umgebung bestehen hohe und zunehmende Sicherheitsrisiken. Vor Reisen dorthin wird dringend gewarnt!

    Entführer und Mörder verfügen im Irak über ein extrem gut ausgebildetes Spitzelsystem. Niemandem kann man vertrauen. Selbst Verwandte aus der eigenen Familie werden verraten.

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