Kontext von Armenien

Armenien (armenisch Հայաստան Hajastan [hɑjɑsˈtɑn], amtlich Republik Armenien, armenisch Հայաստանի Հանրապետություն Hajastani Hanrapetutjun [hɑjɑstɑˈni hɑnɾɑpɛtutʰˈjun]) ist ein 29.743 km² großer Binnenstaat in Vorderasien und im Kaukasus mit rund drei Millionen Einwohnern. Er grenzt im Norden an Georgien, im Osten an Aserbaidschan, im Süden an die aserbaidschanische Exklave Nachitschewan und den Iran, und im Westen an die Türkei. Hauptstadt und mit rund einer Million Einwohnern größte Stadt Armeniens ist JWeiterlesen

Armenien (armenisch Հայաստան Hajastan [hɑjɑsˈtɑn], amtlich Republik Armenien, armenisch Հայաստանի Հանրապետություն Hajastani Hanrapetutjun [hɑjɑstɑˈni hɑnɾɑpɛtutʰˈjun]) ist ein 29.743 km² großer Binnenstaat in Vorderasien und im Kaukasus mit rund drei Millionen Einwohnern. Er grenzt im Norden an Georgien, im Osten an Aserbaidschan, im Süden an die aserbaidschanische Exklave Nachitschewan und den Iran, und im Westen an die Türkei. Hauptstadt und mit rund einer Million Einwohnern größte Stadt Armeniens ist Jerewan. Weitere wichtige Städte sind Gjumri, Wanadsor und Wagharschapat mit der Kathedrale von Etschmiadsin (UNESCO-Weltkulturerbe).

Mehr über Armenien

Grundinformation
  • Währung Armenischer Dram
  • Ursprünglicher Name Հայաստան
  • Anrufcode +374
  • Internet Domäne .am
  • Mains voltage 220V/50Hz
  • Democracy index 5.35
Population, Area & Driving side
  • Bevölkerung 2930450
  • Fläche 29743
  • Fahrseite right
Verlauf
  • Frühgeschichte und Antike Königreich Urartu
    Frühgeschichte und Antike Königreich Urartu
     
    Urartu unter König Rusa I.

    Die Ursprünge des Königreichs Urartu liegen am Vansee. Um sich gegen die Assyrer wehren zu können, kam es unter König Arama von Arzaškun um 850 v. Chr. zum Bündnis mit dem aramäischen Stadtstaat Bit Agusi.[1] 848 v. Chr. erfolgten schwere Angriffe von Salmanassar III. gegen Arzaškun, in dessen Verlauf auch die umliegenden Orte zerstört wurden und Arama in das Gebirge flüchtete. In den Jahren 844–832 v. Chr. führte Salmanassar III. weitere Feldzüge gegen Nairi. Unter Sarduri I. wurde um 832 v. Chr. die Königs- und Hauptstadt Tušpa (heutige Stadt Van) in einer Provinz von Nairi am Vansee gegründet.

    Seine Nachfolger vergrößerten das Reich und führten es zu hoher Blüte; viele Festungen wurden neu gegründet (wohl zur Sicherung der eroberten Gebiete). Unter Menuas Herrschaft (etwa 810–785 v. Chr.) entwickelten sich Handwerk und Landwirtschaft. Magazine und Getreidespeicher wurden angelegt. Auch legte er einen 70 Kilometer langen Kanal zur Süßwasserversorgung aus dem Hoşap-Tal nach Tušpa an, da der naheliegende Vansee salzig ist. Heute wird er fälschlich nach der sagenhaften Königin Semiramis benannt.

    Unter Sarduri II. (etwa 765–733 v. Chr.) erreichte Urartu seine größte Ausdehnung. Doch im Bestreben, die Vormachtstellung der Assyrer zu brechen, überspannte er seine Kräfte und wurde von ihnen vernichtend geschlagen.

    Urartu konnte sich unter Rusa I. (etwa 733–714) wieder erholen. Der assyrische König Sargon II. (721–704 v. Chr.) zerstörte im Jahre 714 Musasir. Rusa I. beging angeblich Selbstmord und seine Nachfolger versuchten, das Reich erneut zu festigen. Bis 609 v. Chr. existierte Urartu weiter, ehe nach dem Ende von Assyrien bis 547 v. Chr. ein erneuter Aufschwung erfolgte und es dem Perser Kyros II. vorbehalten blieb, das Land erneut tributpflichtig zu machen.

    Erste Erwähnung des Namens „Armenien“

    In persischer Zeit wurde der Name Armenien erstmals auf der dreisprachigen Inschrift DB in Bisotun von Dareios I. erwähnt.[2] In der bablonischen Sprachversion wird von Uraštu gesprochen[3] und in der altpersischen von Armina.[4] Der Name Armina gilt als Fremdbezeichnung und könnte wörtlich „mit verlassenen Siedlungsplätzen versehene Gegend“ übersetzt werden.[5]

    Herodot erwähnt Armenien an verschiedenen Stellen in den Historien,[6] und berichtet, dass die Armenier im 7. Jahrhundert v. Chr. unter ihrem Eponym Armenos aus Phrygien eingewandert seien.[7] Eine solche Einwanderung wurde von manchen Wissenschaftlern bestätigt, die eine bekannte Form der Lautentwicklung der Phrygischen Sprache in der Armenischen Sprache entdeckt haben, die aber umstritten ist.[8]

    Herrschaft der Perser

    Ab etwa 546–331 v. Chr. wurde das Land von den Persern beherrscht, die inzwischen die Meder verdrängt und deren Reich übernommen hatten, ja es sogar zum ersten Weltreich ausbauten, das von Kleinasien bis nach Indien reichte. Die Provinz Armenien kam als Teil der Großsatrapie Medien an die Perser. Armenien selbst war in Ost- und Westarmenien aufgeteilt, wobei der Ostteil die Oberherrschaft über den Westen hatte.

    „Über das Schicksal Armeniens unter der Achämenidenherrschaft macht deutlich, daß das Land in jenen zwei Jahrhunderten gleichsam im Windschatten der Geschichte lag. Das Satrapiensystem im Perserreich konservierte Armenien als geopolitische Einheit in Form einer Provinz. Bevor das Land im Hellenismus als eigenständiges Königreich selbst Geschichte machte, erfahren wir nur wenig über seine Bevölkerung, ihre Sitten und Gebräuche.“

    Bruno Jacobs[9]
     
    Größte Ausdehnung Armeniens unter Tigranes II.
    Alexander der Große, Seleukiden

    334 v. Chr. begann Alexander der Große mit seinem Feldzug gegen die Perser und eroberte Persien in wenigen Jahren. Sein Ziel bestand darin, die Herrschaft der Hellenen durch die Verschmelzung der Kulturen auf Dauer zu festigen (Massenhochzeit von Susa, eigene Heirat mit der Tochter des Dareios III.). Er konnte sein Werk jedoch nicht beenden, da er 323 v. Chr. in Babylon an Fieber starb. Armenien kam auch unter hellenistischen Einfluss, doch wurde es nicht erobert.

    Alexanders Nachfolger (Diadochen) teilten das riesige Reich unter sich auf (Diadochenreiche). Armenien kam in den Interessenbereich des Seleukidenreichs, die Armenien zwischenzeitlich (215–190 v. Chr.) auch beherrschten. Deren Reich umfasste Persien, Mesopotamien und Teile Kleinasiens.

     
    Der Tempel von Garni orientiert sich an hellenistisch-römischen Formen und wurde im 1. Jahrhundert v. Chr. errichtet. In der Neuzeit durch ein Erdbeben zerstört, wurde er im 20. Jahrhundert aus Originalteilen wieder errichtet.
    Großarmenien

    Nach der Niederlage des Seleukidenreichs gegen die Römer in der Schlacht bei Magnesia im Jahr 188 v. Chr. rief sich Artaxias I. zum König von Armenien aus. Seine Nachkommen, die Dynastie der Artaxiden, festigten die weitere Unabhängigkeit Großarmeniens als selbstständiges Königreich. Um 95 bis 55 v. Chr. erreichte die Macht des Artaxidenstaates ihren Höhepunkt. Tigranes der Große ließ sich zum König der Könige ausrufen und kontrollierte zeitweise sogar das ehemalige seleukidische Kernland Syrien. Sein Bündnis mit Mithridates von Pontos brachte ihn jedoch in Konflikt mit den Römern, die ihn zwangen, Syrien wieder aufzugeben und ihre Oberhoheit über seinen Staat anzuerkennen. Vor allem im Westen des Landes wurde der griechisch-römische Einfluss nun auch kulturell spürbar.

    Da Armenien geostrategisch zentral lag, wurde es bald zum Zankapfel zwischen Rom und den Parthern: Dem in Mesopotamien und dem Iran herrschenden Partherreich gelang es, Vertreter des eigenen Herrscherhauses, der Arsakiden (Arschakuni, herrschten zwischen 54 und 428), auf den Thron zu setzen. Das Römische Reich erkannte dies nach einem militärischen Schlagabtausch 66 n. Chr. an: Ein Kompromiss sah vor, dass die Parther den jeweiligen armenischen Herrscher bestimmen dürften, dass dieser aber offiziell vom römischen Kaiser eingesetzt werden müsse. Unter Kaiser Trajan kam es 114 n. Chr. zu einem Krieg, als der damalige Partherkönig versuchte, die Römer bei der Nachfolgeregelung in Armenien zu übergehen. Für kurze Zeit wurde Armenien nun als Provinz Armenia in das Römische Reich integriert, bereits nach wenigen Jahren aber wieder aufgegeben.

     
    Römische Provinzen unter Kaiser Trajan (117 n. Chr.)
    Spätantike

    Auch nach dem Ende des Partherreichs blieb Armenien zwischen Rom und Persien umstritten. Zwischen 252 und 297 gelang es dem Sassanidenreich, den Nachfolgern der Parther, Großarmenien unter ihren Einfluss zu bringen. Das Gebiet blieb aber in der gesamten Spätantike ein Streitpunkt zwischen den Sassaniden und Rom, siehe auch Römisches Armenien. Nachdem Kaiser Diokletian die Sassaniden 298 besiegt hatte, mussten diese die Oberhoheit vorläufig aufgeben. Trdat III. aus dem Haus der Arsakiden bestieg den Thron und erklärte um 314 n. Chr. das Christentum zur Staatsreligion. Armenien wurde der erste christliche Staat der Welt.

    387 teilten Rom und das persische Reich der Sassaniden das großarmenische Königreich untereinander auf, der größere Teil fiel als Persarmenien an die Perser. In dieser Zeit entwickelten die Armenier eine hochstehende christliche Kultur, Literatur und Baukunst – vor allem nach der Schaffung eines eigenen Alphabets durch Mesrop im Jahr 406. 428 setzten die Sassaniden die arsakidischen Könige Armeniens ab und unterstellten Persarmenien direkter persischer Verwaltung. Als die Sassaniden dann unter König Yazdegerd II. versuchten, die zoroastrische Staatsreligion in Armenien einzuführen, kam es 451 unter den Mamikonjan zu einem Aufstand der Armenier. Es folgte ein langer Guerillakrieg, der schließlich im Jahr 484 mit der Anerkennung des Christentums durch die Sassaniden endete.

    Im 6. Jahrhundert wurde Armenien erneut zu einem der Hauptkampfgebiete zwischen dem Oströmischen Reich und den Sassaniden (siehe Römisch-Persische Kriege). Kaiser Justinian I. unterstellte den römischen Teil Armeniens einem eigenen magister militum per Armeniam, was die gewachsene militärische Bedeutung des Gebietes unterstreicht. 572 bildete das gewaltsame Vorgehen des persischen Statthalters gegen die Christen Persarmeniens den Anlass für einen neuen Krieg mit den Römern. Im Friedensschluss von 591 gelang es den Oströmern, den Großteil von Großarmenien unter ihre Kontrolle zu bringen. Allerdings führte die Besetzung zu Aufständen des armenischen Adels. Mit der Islamischen Expansion endete im 7. Jahrhundert dann die antike Phase der armenischen Geschichte. Die Oberhoheit über das Gebiet wechselte später mehrfach zwischen Ostrom/Byzanz und dem Kalifat.

    Islamische Eroberung und mittelalterliche armenische Staatsbildungen
     
    Kathedrale von Etschmiadsin
    Armenisches Königreich von Bagratiden

    Bis 700 gelang es den arabischen Stämmen, eine dauerhafte Herrschaft im Land zu errichten. Aufstände des armenischen Adels schlugen sie nieder. Innerhalb des Adels kam es in dieser Zeit zu einem Wechsel der führenden Familie: Die Bagratiden (Bagratuni) übernahmen sie von den Mamikonjan und konnten ihre Herrschaft auf Teile Georgiens ausdehnen.

    Aschot I. gelang es in der Schwächephase des Kalifats 885/886, wieder ein armenisches Königreich zu errichten, das sowohl der Kalif als auch der byzantinische Kaiser anerkannten. Aschot II. (915–928) brachte die Freiheitskämpfe zu einem vorläufig erfolgreichen Abschluss.

    In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts ging das Reich durch unglückliche Kriege und innere Zwistigkeiten zugrunde. Das Reich spaltete sich in mehrere Teilreiche auf, die großenteils sukzessive von den Byzantinern okkupiert wurden. 1045 wurde die armenische Hauptstadt Ani durch byzantinische Truppen besetzt. Die Hoffnung der Byzantiner, selbst eine wirkungsvolle Verteidigung gegen die Seldschuken aufbauen zu können, erfüllte sich nicht. In der Schlacht bei Manzikert 1071 unterlag der byzantinische Kaiser Romanos IV. dem Seldschukensultan Alp Arslan und Kleinasien ging den Byzantinern vorübergehend vollständig verloren.

    Armenisches Königreich von Kilikien

    In der Folge gründeten armenische Flüchtlinge 1080 in Kilikien ein unabhängiges Fürstentum von Kleinarmenien unter den Rubeniden. Diese verbündeten sich mit den Kreuzfahrern gegen Byzantiner und Türken. 1342 fiel das Königreich an das katholische Haus Lusignan von Zypern, kam aber bald darauf an die ägyptischen Mamluken und darauf zum osmanischen Reich.

    Entwicklung nach dem Ende der mittelalterlichen armenischen Staatsbildungen

    Das ursprüngliche, antike Armenien geriet zumeist jeweils unter die Herrschaft der Mächte, die den Iran beherrschten, der Seldschuken, Choresm-Schahs, der mongolischen Ilchane, der Timuriden, der Qara Qoyunlu und der Aq Qoyunlu. Das Gebiet wurde durch ständige Kriegszüge verheert und durch Abwanderung nach Kleinasien, die Krim und die Ukraine entvölkert. In dieser Zeit wurde auch die Schicht der armenischen Feudalherren, der Nachararen, die bislang einen Puffer zwischen den muslimischen Oberherren und ihren Untertanen bildeten, Schritt für Schritt weitgehend vernichtet. Zuletzt geriet es unter die Herrschaft der Safawiden. Nach der Schlacht bei Tschaldiran 1514 wurden die Kaukasusregion mit Georgien, Armenien und Aserbaidschan, Mesopotamien und die angrenzenden iranischen Gebiete Gegenstand der Expansion des Osmanischen Reiches und mehrerer Kriege zwischen Osmanen und Safawiden. Schließlich wurde 1639 im Vertrag von Qasr-e Schirin die Grenze zwischen den beiden Reichen in etwa dort festgelegt, wo noch heute die Grenze zwischen dem Irak und der Türkei einerseits und dem Iran, der zu Aserbaidschan gehörenden Autonomen Republik Nachitschewan und der Republik Armenien andererseits verläuft. Der östliche Teil des armenischen Siedlungsgebietes, einschließlich des Territoriums der heutigen Republik Armenien, verblieb unter persischer Herrschaft, der der Safawiden und ihrer Nachfolger.

    Kaukasusarmenien unter persischer und russischer Herrschaft

    Der unter persischer Herrschaft verbliebene Teil wurde durch die Umsiedlungen der armenischen Bevölkerung unter Schah Abbas dem Großen weitgehend von der armenischen Bevölkerung entvölkert. In abgelegenen Gebirgsregionen hielten sich aber eine armenische Bevölkerung und armenische Kleinfürsten. Aus einer dieser Kleinfürstendynastien entstammte der Stammvater des bayerischen Adelsgeschlechts von Aretin.

    Nachdem das Persische Reich unter Nadir Schah letztmals als Großmacht aufgetreten war, bildeten sich nach dessen Tod 1747 auf dem Gebiet des heutigen Armenien und Aserbaidschans verschiedene Khanate unter aserbaidschanisch-türkischen Herrschern, die die Oberhoheit des Schahs von Persien anerkannten.

    1828 kam dieser östliche Teil Armeniens mit dem Frieden von Turkmantschai als Folge des Russisch-Persischen Kriegs von 1826 bis 1828 unter die Oberhoheit des Russischen Reiches. Es wurde aus dem Gebiet des Khanats Jerewan die Armenische Oblast gebildet, die 1850 in das Gouvernement Eriwan umgewandelt wurde. Nach der Erwerbung von Kars wurde die Oblast Kars gebildet. Unter russischer Herrschaft bildeten die Armenier auf dem Gebiet des heutigen Armenien allmählich wieder die Bevölkerungsmehrheit in einem zusammenhängenden größeren Territorium.

    Im Gefolge der Revolution von 1905 kam es im östlichen Kaukasusraum zu Massakern zwischen Armeniern und Aserbaidschanern.

    Die Armenier unter osmanischer Herrschaft
     
    Massaker an den Armeniern 1894–1896

    Unter der Herrschaft der Osmanen genossen die Armenier nach dem Millet-System formell eine gewisse Autonomie. Das am dichtesten besiedelte Kerngebiet lag im Dreieck Erzurum–Jerewan–Vansee (siehe nebenstehende Karte).

     
    Armenisch besiedelte Regionen im Osmanischen Reich (1896); Karte aus Petermanns Geographischen Mitteilungen

    Als das Osmanische Reich ab etwa 1800 zunehmend verfiel, sahen Teile der Armenier in Russland als einer christlichen Großmacht eine Schutzmacht, die es ihnen ermöglichen sollte, nach dem Vorbild der christlichen Balkanvölker die Unabhängigkeit zu gewinnen. Nach dem neunten Russisch-Türkischen Krieg (1877–1878) im Kontext der Balkankrise musste das Osmanische Reich im Frieden von San Stefano weitere Teile Ostarmeniens und die Provinzen Kars und Ardahan an Russland abtreten. Diese territorialen Bestimmungen wurden auf dem Berliner Kongress weitgehend aufrechterhalten. Der Berliner Vertrag sah auch „Verbesserungen und Reformen“ vor, „welche die örtlichen Bedürfnisse in den von den Armeniern bewohnten Provinzen erfordern“, sowie „für die Sicherheit derselben gegen die Tscherkessen und Kurden einzustehen“ (Artikel 61 des Berliner Vertrages). Den diplomatischen Vertretungen der europäischen Mächte wurden Schutzrechte für Geistliche zuerkannt. Eine der Hauptbeschwerden der Armenier in diesen ostanatolischen Gebieten war, dass sowohl die osmanischen Beamten als auch die kurdischen Feudalherren von ihnen Steuern und Abgaben einzuziehen bzw. zu erpressen suchten. Das Gebiet dieser Reformen wurde als Vilâyat-ı Sitte bezeichnet.

    Dennoch trat keine Besserung der Lage ein. In den Jahren 1894–1896 veranlasste die osmanische Regierung mehrere Massaker an der armenischen Bevölkerung, denen 80.000 bis 300.000 Bewohner zum Opfer fielen.[10]

    1885 wurde in Van, das mehrheitlich von Armeniern bewohnt wurde, die erste armenische politische Partei gegründet, die Demokratisch-Liberale Partei (unter dem damaligen Namen Armenakan). Nachdem Armenier und Jungtürken bei der Revolution von 1908 noch Verbündete gewesen waren, wandelten sich die Jungtürken unter dem Eindruck der desaströsen Entwicklung des Osmanischen Reichs (1908 Bosnische Annexionskrise, Unabhängigkeit Bulgariens, Unabhängigkeitserklärung Kretas, 1912 Überfall Italiens im Tripoliskrieg, gefolgt von den Balkankriegen) zu einer zunehmend türkisch-nationalistischen Partei; diese Tendenz verstärkte sich nach dem Eintritt des Osmanischen Reichs in den Ersten Weltkrieg.

    Erster Weltkrieg und Unabhängigkeit
     
    Völkermord an den Armeniern 1915

    Am 24. April 1915 veranlasste der osmanische Innenminister Talât Bey, der der zuletzt 1913 an die Macht gekommenen und nationalistisch orientierten jungtürkischen Bewegung angehörte, die Verhaftung und Deportation armenischer Intellektueller in Istanbul. Diese Deportation gilt als Beginn des Völkermords an den Armeniern.

    Von 1918 bis 1920 existierte die unabhängige Demokratische Republik Armenien, die sich der Entente gegen die Mittelmächte anschloss. Der Vertrag von Sèvres vom 10. August 1920, einer der Pariser Vorortverträge, die den Ersten Weltkrieg beendeten, sah die Abtretung großer Gebiete im Osten der heutigen Türkei an die Republik Armenien vor. Dieser Vertrag trat nie in Kraft, da die türkische Nationalregierung in Ankara ihn nicht anerkannte und den Alliierten Mittel, Einigkeit und Entschlossenheit fehlten, die Vertragsbestimmungen durchzusetzen. Die Regierung des Sultans hatte durch die Unterzeichnung des Vertrags fast vollständig den Rückhalt in der Bevölkerung verloren und verfügte über keine eigene Autorität mehr. Die Republik Armenien selbst verfügte nicht über die Mittel, das nach dem Völkermord an Armeniern überwiegend nicht mehrheitlich[11] von Armeniern bevölkerte Gebiet, abgesehen von einigen grenznahen Gebieten, in Besitz zu nehmen. Nach dem Griechisch-Türkischen Krieg (1919–1922) wurde der Vertrag von Sèvres im Vertrag von Lausanne vom 24. Juli 1923 zugunsten der Türkei revidiert. Die Republik Armenien gehörte nicht mehr zu den Vertragsparteien und ihre Grenze mit der Türkei war kein Vertragsgegenstand.

    Die Grenze zwischen der Türkei und Armenien wurde nach dem Türkisch-Armenischen Krieg zunächst am 2. Dezember 1920 durch den Vertrag von Alexandropol, ein türkisches Diktat, festgelegt. Zu einer Ratifizierung des Vertrages durch die Republik Armenien kam es durch die Sowjetisierung Armeniens nicht mehr. Nachdem die Türkei und Sowjetrussland im Vertrag von Moskau die heutige Grenze zwischen der Türkei einerseits sowie Georgien und Armenien andererseits festgelegt hatten, stimmten die formal noch unabhängigen transkaukasischen Sowjetrepubliken dieser Regelung im Vertrag von Kars vom 23. Oktober 1921 zu. Am 13. Dezember 1922 wurde aus Armenien, Georgien und Aserbaidschan die Transkaukasische SFSR gebildet, die am 30. Dezember 1922 Teil der neu gegründeten Sowjetunion wurde.

    Sowjetische Herrschaft

    Nach der Auflösung der Transkaukasischen Sowjetrepublik 1936 blieb die Armenische Sozialistische Sowjetrepublik (Armenische SSR) als formal eigenständige Unionsrepublik Teil der Sowjetunion. Sie entwickelte sich zu einem wichtigen Standort der chemischen Industrie, der Schuhindustrie und der Informatik. Viele elektronische Bauteile für die sowjetische Raumfahrt und auch Roboter wurden hier entwickelt. In der Sowjetunion war die Armenische SSR unter anderem wegen des warmen Klimas ein beliebtes Reiseziel.

    Die Armenische SSR war seit dem Ende der 1980er Jahre neben der Estnischen SSR, der Lettischen SSR, der Litauischen SSR und der Georgischen SSR ein Zentrum der separatistischen Bewegungen innerhalb der Sowjetunion. Zu dieser Zeit flammte auch der Konflikt um Bergkarabach, einem mehrheitlich armenisch besiedelten Gebiet innerhalb der Aserbaidschanischen SSR, wieder auf.

    Am 7. Dezember 1988 erschütterte ein schweres Erdbeben die Region Lori im Norden der Armenischen SSR, das den Wert 6,8 auf der Richterskala erreichte. Viele Gebäude, insbesondere Schulen und Krankenhäuser, hielten dem Erdbeben nicht stand, 25.000 Menschen starben. Hinzu kamen die winterlichen Temperaturen und die äußerst mangelhafte Vorbereitung der Behörden. Die Regierung ließ ausländische Helfer ins Land. Dies war der erste Fall, in dem die Sowjetunion ausländische Hilfe in größerem Ausmaß annahm. Die damals entstandenen schweren Schäden an der Infrastruktur hemmen die wirtschaftliche Entwicklung dieser Region bis in die heutige Zeit (2006).

    Die erstmals freien Parlamentswahlen im Mai und Juni 1990 gewann die Nationalistische Bewegung Armeniens. Lewon Ter-Petrosjan wurde als Parlamentspräsident Staatsoberhaupt Armeniens. Am 23. August 1990 wurde die Souveränität des Landes deklariert.

    Im August 1991 benannte sich die Armenische SSR in Anlehnung an die erste Republik in Republik Armenien um. Nach der Unabhängigkeitserklärung am 21. September 1991 entstand das heutige Armenien. Der westliche, weitaus größte Teil des historischen Siedlungsgebietes der Armenier blieb unter türkischer Herrschaft.

    Wiedererlangung der Unabhängigkeit

    Am 21. September 1991 erklärte sich Armenien von der sich in Auflösung befindlichen Sowjetunion für unabhängig, und am 6. Oktober 1991 wurde Lewon Ter-Petrosjan zum ersten Präsidenten der armenischen Republik gewählt. Zur Politik der unabhängigen Republik zählte schon sehr früh die Privatisierung und Übergang zur Marktwirtschaft. Damit wurde zunächst im Agrarsektor begonnen. Zwischen 1991 und 1992 waren bereits 80 % des Agrarlandes privatisiert worden, was zur Gründung von 320.000 einzelnen Agrarbetrieben und -Genossenschaften führte.[12] Im November 1993 wurde die neue Währung – Armenisches Dram eingeführt, die aufgrund der krisenhaften Wirtschaft stetig an Wert verlor. Für die Wirtschaftskrise waren neben weiteren Faktoren maßgeblich die Zerstörungen durch das Erdbeben von 1988, der Krieg mit Aserbaidschan, der Zusammenbruch der sowjetischen Planwirtschaft, sowie die Blockade durch Aserbaidschan und die Türkei verantwortlich.[12]

     
    Armenische Soldaten in Bergkarabach 1994

    In den 1990er Jahren kamen zu den traditionellen politischen Gruppierungen, wie den „Daschnaks“, neugegründete hinzu.[12] Jedoch verlief der Demokratisierungsprozess nicht geradlinig. So wurden die Aktivitäten der Daschnaks im Dezember 1994 und mehrere oppositionelle Zeitungen verboten.[12] Am 5. Juli 1995 wurde die Verfassung des unabhängigen Armenien per nationalem Referendum angenommen, welche in der damaligen Form jedoch auch eine Schwächung der Befugnisse des Parlamentes gegenüber dem Präsidenten zur Folge hatte. Der Präsident war seitdem für eine Amtszeit von 5 Jahren gewählt. Die damals 190 Mitglieder des Einkammerparlamentes waren seitdem für vier Jahre gewählt. Die Verfassung sah für jeden armenischen Bürger das Wahlrecht vor, welcher mindestens 18 Jahre alt war und seit mindestens einem Jahr in Armenien lebte.[12] Fünf Monate nach dem Verfassungsreferendum wurde am 1. Dezember 1995 eine neue territoriale und verwaltungstechnische Gliederung des Landes beschlossen.[12]

    Am 22. September 1996 wurde Ter-Petrosjan als Präsident Armeniens wiedergewählt. Seine Popularität sank jedoch zunehmend. Im Februar 1998 wurde er zum Rücktritt gezwungen, weil er im Krieg um die Region Bergkarabach zusätzliche Zugeständnisse an Aserbaidschan zur Lösung des Konflikts machte. Lewon Ter-Petrosjans Minister, angeführt von Premierminister und späterem Nachfolger im Präsidentenamt Robert Kotscharjan, lehnten einen Friedensplan ab, den internationale Vermittler im September 1997 vorgeschlagen hatten und den Lewon Ter-Petrosjan und Aserbaidschan befürworteten. Kotscharjan gewann 1998 die vorgezogenen Präsidentschaftswahlen.

    Annahmen, dass eine Vereinigung mit den Nairi-Ländern erfolgte, werden durch den Feldzug von Salmanassar III. im 7. und 15. Regierungsjahr in die Nairi-Länder widerlegt. Ebenso wird Nairi unter Tiglat-Pileser III. erwähnt; vgl. dazu Bertold Spuler: Handbuch der Orientalistik.Teil 1: Einleitung in die assyrischen Königsinschriften, Teil 2: 934–722 v. Chr. von Wolfgang Schramm -, Brill, Leiden 1973, S. 85. DB §6. W. C. Benedict, Elizabeth von Voigtlander: Darius' Bisitun Inscription, Babylonian Version, Lines 1-29 (=Journal of Cuneiform Studies. Band 10, No. 1). 1956, S. 1–10, hier S. 3. Rüdiger Schmitt: Die altpersischen Inschriften der Achaimeniden. Editio minor mit deutscher Übersetzung. Wiesbaden 2009, S. 39. (archive.org) Rüdiger Schmitt: Zu der Fremdbezeichnung Armeniens altpers. Armina- (=Studies in Slavic and General Linguistics. Band 32) 2008, S. 506. (jstor.org) Zum Beispiel Herodot, Historien 1.180 und 3.93. (perseus.tufts.edu) Herodot, Historien 7.73. (perseus.tufts.edu) Rüdiger Schmitt: Zu der Fremdbezeichnung Armeniens altpers. Armina- (=Studies in Slavic and General Linguistics. Band 32) 2008, S. 502–503. (jstor.org) Erwin M. Ruprechtsberger (Hrsg.): Armenien. Linzer Archäologische Forschungen Band 18, Linz 1990, S. 45 Taner Akçam: A Shameful Act. The Armenian Genocide and the Question of Turkish Responsibility. Metropolitan Books, New York 2006, ISBN 0-8050-7932-7, S. 42. Kemal Haşim Karpat: Ottoman Population, 1830–1914. Demographic and Social Characteristics. University of Wisconsin Press, Madison, Wis. 1985, ISBN 0-299-09160-0, Tabelle auf S. 196/197 ↑ a b c d e f Armen Khachikyan: History of Armenia. A Brief Review. Jerewan 2010, S. 222–233.
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Stay safe
  • Sicherheit

    In Jerewan selbst hat man tagsüber nichts zu befürchten. Die Polizei ist auch an allen wichtigen Orten und sogar oftmals vor Hotels präsent. Daneben gibt es überall privates Wachpersonal. Dennoch empfiehlt es sich als Vorsichtsmaßnahme besser keinen teuren Schmuck oder das Geld an einer leicht einsehbaren bzw. leicht zugänglichen Stelle zu tragen. Letztlich stellen aber viele Einheimische genau diesen zur Schau. Es gilt wie überall etwas gesunden Menschenverstand walten zu lassen. Insgesamt ist Armenien eines der sichersten Länder der Welt. Dasselbe gilt auch für Berg-Karabach, so man sich von der unmittelbaren Grenze fernhält. Aufgrund des schwelenden Konfliktes um die Region Berg-Karabach ist im Grenzgebiet zu Aserbaidschan erhöhte Vorsicht geboten. Insbesondere wird von Fahrten in der Nacht abgeraten. In dieser Grenzregion als auch an der Grenze zur aserbaidschanischen Exklave Nachitschewan ist die Minenlage nicht ganz klar. Ein Verlassen befestigter Wege ohne einheimischen Führer ist daher nicht empfehlenswert.

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