بابل

( Babylon )

Babylon oder Babel war als Hauptstadt Babyloniens eine der wichtigsten Städte des Altertums. Sie lag am Euphrat, etwa 90 km südlich Bagdads im heutigen Irak (Provinz Babil). Die Ruinen der Stadt sind unter anderem von Robert Koldewey Anfang des 20. Jahrhunderts teilweise freigelegt worden. Der Ort war die Hauptstadt des gleichnamigen Stadtstaates, der zeitweise über weite Teile des südlichen Zweistromlandes herrschte.

Die Blütezeit der antiken „Weltstadt“ Babylon lag zwischen 1800 und 140 v. Chr.

Altbabylonisches Reich  Detail des babylonischen Ischtar-Tores (Pergamonmuseum, Berlin)

Es gibt schon gegen Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. erste Erwähnungen Babylons, jedoch nur als unbedeutende Kleinstadt. Šumu-abum (1894–1881 v. Chr.), Begründer der I. Dynastie von Babylon, machte die Stadt zum Verwaltungszentrum seines Reiches. Unter dem König Hammurapi I. (1792–1750 v. Chr.), dem bekanntesten altbabylonischen Herrscher, erlebte Babylon seine erste Blütezeit. Texte der ersten Dynastie aus Babylon selbst sind selten; keiner von ihnen stammt aus dem bisher unentdeckten Palastarchiv.[1] Die Eroberung Babylons durch die Hethiter unter König Muršili I. (1620–1595 v. Chr.) ist nur schlecht belegt, das genaue Datum ist unbekannt. Sie fand unter der Herrschaft von Samsu-ditana statt, der der letzte Herrscher der 1. Dynastie war. Nach der mittleren Chronologie wird der Fall 1595 angesetzt, nach Gasches ultrakurzer Chronologie 1499.[2] Nach dem Fall Babylons setzen schriftliche Dokumente ganz aus, die nächsten stammen aus der Zeit der Kassitenherrschaft und sind vermutlich etwa 100 Jahre später anzusetzen.[3]

In der Folge, vielleicht nach einer Episode unter Gulkišar, einem König der Meerlanddynastie, übernahmen die Kassiten für 400 Jahre die Herrschaft über die Stadt. Als im 14. Jahrhundert v. Chr. König Kurigalzu I. (1390–1370 v. Chr.) die Residenzstadt Dur-Kurigalzu gründete, blieb Babylon geistig-religiöses Zentrum. Um 1225 v. Chr. wurde Babylon durch den assyrischen König Tukulti-Ninurta I. (regierte ca. 1233–1197 v. Chr.) erobert, der die Statue des Stadtgottes Marduk wiederum verschleppte, diesmal nach Assyrien. Kurz darauf überfiel der elamische König Šutruk-Naḫunte (1190–1155 v. Chr.) die Stadt und raubte viele Kunstwerke und Götterbilder, die er in seine Hauptstadt Susa (Persien) brachte. Damit endete die Herrschaft der Kassiten in Babylon.

Babylon erstarkte unter König Nebukadnezar I. (1126–1104 v. Chr.) aus der II. Dynastie von Isin, der die Marduk-Statue zurückholte. Später eroberten assyrische Truppen unter Tiglat-pileser I. (1115–1076 v. Chr.) die Stadt. Nebukadnezar I. schaffte es jedoch, Babylon wieder von der assyrischen Herrschaft zu befreien.[4]

Babylon verlor mit dem Aufstieg Assyriens stark an Bedeutung und wurde im 7. Jahrhundert v. Chr. zweimal von den Assyrern zerstört, 689 v. Chr. durch Sanherib.

Neubabylonisches Reich

626 v. Chr. wurde Nabopolassar zum König ausgerufen und besiegte die Assyrer, deren Hauptstadt Ninive er 612 v. Chr. mit Hilfe der Meder zerstörte. Nebukadnezar II., sein Sohn, wehrte eine Invasion der Ägypter ab und regierte über ein Gebiet von Palästina bis an den Persischen Golf. In seiner Regierungszeit stiegen Stadt und Reich zu neuer Blüte auf.

Jedoch währte diese Blütezeit nicht sehr lange. König Nabonid bestieg 556 v. Chr. den Thron Babylons. Er führte die von Nebukadnezar II. begonnenen Wirtschaftsreformen durch und entzog den Tempeln der Marduk-Priesterschaft die Ländereien. Zusätzlich setzte er Sin, den Mondgott, als oberste Gottheit ein. Dies führte dazu, dass die ihm nun feindlich gesinnte Priesterschaft Babylons mit dem Perserkönig Kyros II., der sich zu Marduk bekannte, bei dessen Eroberung der Stadt 539 v. Chr. kooperierte und maßgeblich an seinem Sturz und dem Babyloniens beteiligt war.

Alexander der Große eroberte die Stadt nach dem Sieg bei Gaugamela und wurde als Befreier begrüßt. Alexander machte Babylon später zum Sitz seines Reiches, wo er dann auch am 10. Juni 323 v. Chr. verstarb. In der Zeit der Diadochen gehörte Babylon zum Seleukidenreich, verlor unter makedonischer Herrschaft jedoch an Macht, als die neue Hauptstadt Seleukia gebaut wurde und viele Bewohner Babylons dorthin umgesiedelt wurden. Umstritten ist, ob Babylon im Hellenismus eine Polis griechischen Typs gewesen ist. Fraglos verfügte Babylon spätestens seit Antiochos IV. über die typischen Bauwerke (Theater, Gymnasion, Agora), überdies werden politai ‚Bürger‘ erwähnt, doch andererseits fehlt bislang jeder Hinweis auf die typischen Institutionen einer Polis (Volksversammlung, Rat, Magistrate).

Lange Zeit nahm man in der Forschung an, Babylon habe unter den Seleukiden einen Niedergang erlebt und sei spätestens unter parthischer Herrschaft endgültig verlassen worden. Der römische Kaiser Trajan soll hier um 115 n. Chr. nur noch Ruinen gesehen haben. Inzwischen sind aber Zweifel an dieser Sichtweise aufgekommen; so nennt der wohl im ersten Jahrhundert entstandene so genannte 1. Brief des Petrus (5,13) Babylon als einen Wirkungsort des Petrus, und in der Spätantike erwähnt Prokopios von Caesarea Babylon (De Aed. 1,1,53) als Produktionsstätte von Asphalt. Wann genau Babylon jede Bedeutung verlor, wird daher inzwischen wieder kontrovers diskutiert. Der Hinweis im Petrusbrief wurde allerdings schon in der Antike als Hinweis auf Rom gedeutet, und die Bemerkung von Prokopios bezieht sich streng genommen auf Babylon zur Zeit von Semiramis.

Es wird geschätzt, dass Babylon von ca. 1770 bis 1670 v. Chr. und wiederum von ca. 612 bis 320 v. Chr. die größte Stadt der Welt war. Sie war vielleicht die erste Stadt, die eine Bevölkerung von mehr als 200.000 Einwohnern erreichte.[5]

Die Schätzungen über die maximale Ausdehnung der Stadtfläche reichen von 890[6] bis 900 Hektar.[7]

Amanda H. Podany: The Land of Hana. Kings, chronology and scribal tradition. CDL-Press, Bethesda 2002, S. 1, Anm. 2. H. Gasche et al., Dating the fall of Babylon: a reappraisal of second-millennium chronology. Mesopotamian history and environment, Memoirs 4. Ghent, University of Ghent and the Oriental Institute of the University of Chicago 1998. Amanda H. Podany: The Land of Hana. Kings, chronology and scribal tradition. 2002, S. 2. Klaus D. Christof und Renate Haass: Weihrauch: der Duft des Himmels. J. H. Röll Verlag, 2006, ISBN 3-89754-252-8, S. 119. Tertius Chandler. Four Thousand Years of Urban Growth: An Historical Census (1987), St. David’s University Press (etext.org) (Memento vom 11. Februar 2008 im Internet Archive). ISBN 0-88946-207-0. Marc van de Mieroop: The Ancient Mesopotamian City. Oxford University Press, Oxford 1997, ISBN 978-0-19-158845-7, S. 95 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). Tom Boiy: Late Achaemenid and Hellenistic Babylon. (=Orientalia Lovaniensia Analecta. Band 136) Peeters Publishers, Leuven 2004, ISBN 90-429-1449-1, S. 233 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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