تدمر

( Palmyra )

Palmyra (latinisierte Form des altgriechischen Παλμύρα, Palmýra; arabisch تدمر Tadmur; aramäisch ܬܕܡܘܪܬܐ Tedmurtā; hebräisch תדמור Tadmor), gegenwärtig auch Tadmor genannt, ist eine antike Oasenstadt im heutigen Gouvernement Homs in Syrien. Sie liegt auf dem Gebiet der modernen Stadt Tadmor, die vor dem Syrischen Bürgerkrieg etwa 51.000 Einwohner hatte. …Weiterlesen

Palmyra (latinisierte Form des altgriechischen Παλμύρα, Palmýra; arabisch تدمر Tadmur; aramäisch ܬܕܡܘܪܬܐ Tedmurtā; hebräisch תדמור Tadmor), gegenwärtig auch Tadmor genannt, ist eine antike Oasenstadt im heutigen Gouvernement Homs in Syrien. Sie liegt auf dem Gebiet der modernen Stadt Tadmor, die vor dem Syrischen Bürgerkrieg etwa 51.000 Einwohner hatte.

Die ersten archäologischen Funde stammten aus der Jungsteinzeit. Die erste schriftliche Erwähnung der Stadt selbst erfolgte in altorientalischer Zeit: Sie wurde in den Annalen mehrerer assyrischer Könige und im Alten Testament erwähnt. Palmyra war später Teil des Seleukidenreiches und erlebte seine Blütezeit nach der Annexion durch das Römische Reich im 1. Jahrhundert n. Chr. Palmyra verfügte über eine gewisse Autonomie innerhalb des Römischen Reiches und wurde Teil der Provinz Syria. Die Metropole besaß einen eigenen Senat (Boulé), der für öffentliche Arbeiten und die lokale Miliz zuständig war, und ein unabhängiges Steuersystem. Im 3. Jahrhundert wurde sie zur colonia erhoben. In der Zeit der Reichskrise des 3. Jahrhunderts gewann die Stadt stark an politischer Bedeutung und wurde 270 kurzzeitig unabhängig. Das Reich der Stadt stellte einen bedeutenden Machtfaktor im Vorderen Orient dar. Palmyra wurde jedoch 272 von römischen Truppen wieder erobert und 273 nach einer gescheiterten zweiten Rebellion weitgehend zerstört.

Palmyra lag an einer wichtigen Karawanenstraße in Syrien, auf halber Strecke von Damaskus über die römische Oase Al-Dumair und weiter über das Kastell Resafa bis zum Euphrat. Inmitten der syrischen Wüste spenden zwei Quellen Wasser, mit dem die noch immer erhaltenen Palmengärten im Süden und Osten der Stadt bewässert werden. Der Reichtum der Stadt ermöglichte die Errichtung von monumentalen Bauprojekten. Im dritten Jahrhundert war die Stadt eine wohlhabende Metropole und zu einem regionalen Zentrum des Nahen Ostens aufgestiegen. Die Palmyrer gehörten zu den renommierten Händlern, etablierten Stationen entlang der Seidenstraße und betrieben im gesamten Reich Handel. Die Sozialstruktur der Stadt war tribal und ihre Bewohner sprachen mit dem Palmyrenischen Dialekt des Aramäischen eine eigene Sprache. Griechisch wurde für kommerzielle und diplomatische Zwecke verwendet. Die Kultur von Palmyra, die durch die Römer, Griechen und Perser beeinflusst wurde, ist in der Region einzigartig. Die Einwohner verehrten lokale Gottheiten und mesopotamische und arabische Götter.

Die Stadt gehört seit der Vertreibung der Osmanen 1918 zu Syrien als eigenständigem Staat. Sie beherbergt heute unverwechselbare Kunst und Architektur und wurde 1980 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Im Mai 2015 nahmen Mitglieder der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) Palmyra ein und sprengten in der Folgezeit bedeutende historische Bauwerke; zudem wurde die Stätte geplündert. Im März 2016 erlangten die syrischen Streitkräfte mit russischer Unterstützung zeitweilig die Kontrolle über Palmyra zurück, doch im Dezember 2016 marschierten nach heftigen Gefechten erneut Kämpfer des IS in Palmyra ein. Im März 2017 musste der IS die Stadt ein zweites Mal räumen.

 Beltempel von Palmyra (2005) Tetrapylon, Palmyra (1987) Blick auf die arabische Zitadelle Qalʿat Ibn Maʿn (2010) Überblick über Palmyra von der Burg aus (2005)

Die frühesten Anzeichen für menschliche Besiedlung in der Oase lassen sich bereits für das 7. Jahrtausend v. Chr. feststellen.[1] Palmyra (Tadmor) wird in altassyrischen und babylonischen Texten erwähnt (in unterschiedlicher Schreibform: Tadmu/i/ar).[2] Zur Zeit der Mari-Archive im 2. Jahrtausend v. Chr. fungierte die dortige Oase offenbar bereits als wichtiger Handelsposten. In späteren Quellen taucht der Ort immer wieder auf, ohne dass detaillierte Berichte überliefert sind. Im 1. Jahrhundert v. Chr. sind Priester des Bēl-Marduk[3] und ein Bēltempel dort belegt.[4] Dieser war insbesondere im 1. Jahrhundert nach Christus eines der wichtigsten religiösen Bauwerke im gesamten Vorderen Orient. Der Bēl-Kult hielt sich in Palmyra bis in die Spätantike.

Die Stadt wurde im späten 1. Jahrhundert v. Chr. von römischen Truppen erobert und stand seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. unter römischer Hoheit. Sie erhielt von Kaiser Hadrian (der sich 129/30 kurzzeitig in Palmyra aufhielt) den Status einer freien Stadt, Kaiser Caracalla erhob sie zur colonia. Dies brachte nicht nur Prestige ein, sondern auch steuerliche Privilegien. Die Stadt hatte sich um das Jahr 100 zu einem zentralen Handelsknotenpunkt im Rahmen des Indienhandels etabliert. Palmyra konnte von der Anbindung an die Seidenstraße profitieren und gelangte rasch zu großem Reichtum. Es entwickelte sich in Palmyra eine eigentümliche Kultur, die griechisch-römische und orientalische Elemente verschmolz. Besonders im religiösen Bereich lassen sich zahlreiche unterschiedliche Einflüsse feststellen.[5] Der Reichtum der Stadt äußerte sich in monumentalen Bauwerken. Offenbar stellte Palmyra früh auch eine eigene Miliz auf, um die Karawanen gegen Räuber zu schützen; besonders die palmyrenischen Bogenschützen erlangten rasch Berühmtheit. Palmyrenische Einheiten sind auch als römische Hilfstruppen im unteren Donauraum und in Numidien belegt.[6] Die Truppen der Stadt sollten in der Mitte des dritten Jahrhunderts von Bedeutung werden, als die persischen Sassaniden den römischen Orient angriffen und dabei 260 sogar Kaiser Valerian gefangen nehmen konnten (siehe Reichskrise des 3. Jahrhunderts). Angesichts dieser Krise entwickelte Palmyra eine enorme Aktivität, um seine Interessen zu schützen.[7]

Nach dem Sieg der Sassaniden über die römischen Truppen in der Schlacht von Edessa im Jahr 260 versuchten die Palmyrener zunächst eine Annäherung an die Perser. Nach Ablehnung dieses Gesuchs durch den persischen König Schapur I. stellte sich der palmyrenische Fürst Septimius Odaenathus auf die Seite Roms und griff die Perser überraschend und erfolgreich an. Damit machte er die Stadt schlagartig zu einem wichtigen Machtfaktor in der Region und faktisch unabhängig.[8] Überlebende des geschlagenen römischen Heeres schlossen sich Odaenathus an und verstärkten sein Heer. Nachdem er 261 den Usurpator Quietus besiegt hatte, ernannte ihn Kaiser Gallienus zum corrector totius Orientis und damit faktisch zu seinem Stellvertreter in dieser Region. Zwischen 262 und 266 eroberten die palmyrenischen Truppen unter Odaenathus große Teile Mesopotamiens von den Persern. In dieser Zeit ordnete sich Odaenathus formal Rom unter, zumal sich die Interessen des Fürsten und des römischen Kaisers deckten: Die Abwehr der Perser und Sicherung der Handelswege.[9] Allerdings gewann Odaenathus stark an Einfluss, so dass sich auch verdeckte Spannungen bemerkbar machten.

Nach der Ermordung des Odaenathus im Jahr 267 (die Hintergründe sind unklar) setzte seine Gattin Zenobia die Politik fort, doch waren die wieder erstarkten Römer offenbar nicht bereit, die Sonderstellung des Vaters einfach auf den Sohn des Odaenathus zu übertragen.[10] Es kam zum offenen militärischen Konflikt. Zenobia übernahm im Namen ihres Sohnes Vaballathus die Herrschaft über Syrien und besetzte 270 auch die reiche römische Provinz Ägypten. Als der römische Kaiser Aurelian 272 Palmyra angriff, ließ Zenobia ihren Sohn ebenfalls zum Kaiser ausrufen und nahm selbst den Titel einer Augusta an. Aurelian besiegte bei Immae in der Nähe von Antiochia und nochmals bei Emesa die palmyrenischen Truppen und führte Zenobia als Gefangene nach Rom.[11] Während der römischen Besetzung erhob sich die Bevölkerung Palmyras, das zunächst milde behandelt worden war, kurz danach unter Septimius Antiochus zu einem zweiten Aufstand. Nach dessen Niederschlagung wurde Palmyra von den Römern zerstört.[12] Das zeitweilig von Palmyra beherrschte Territorium fiel wieder an Rom und Persien.

Kaiser Diokletian ließ die Stadt um 300 n. Chr. sehr viel kleiner wieder aufbauen und errichtete hier ein römisches Militärlager. Auch das Christentum erreichte Palmyra, und die Stadt wurde im frühen 4. Jahrhundert Bischofssitz.[13] Als Kirche diente ab dem 5. Jahrhundert der alte Baaltempel. 527 ließ der oströmische Kaiser Justinian I. Palmyra erneut stark befestigen und stationierte hier den dux von Emesa mit Truppen.[14] Doch die Zeit der Blüte war für die Stadt lange vorbei. Im Jahr 634 gelangte mit den Arabern der Islam nach Palmyra, nach 636 ging die Siedlung endgültig aus oströmischer Hand in jene der Moslems über, die nahe der Stadt eine Bergfestung anlegten. Die meisten Bewohner verließen den bedeutungslos gewordenen Ort in der Folge.

1751 besuchte eine englische Expedition die Ruinenstadt und fertigte sorgfältige Bauaufnahmen der am besten erhaltenen antiken Ruinen an. Nachdem sie 1753 in einer monumentalen Dokumentation publiziert worden waren, übten sie erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der klassizistischen Architektur in Europa aus.

Michael Sommer: Palmyra. In: Reallexikon für Antike und Christentum 26 (2015), Sp. 850. Michael P. Streck: Palmyra. In: Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie. Band 10. Berlin/New York 2003–2005, S. 292f. Dietz-Otto Edzard: Götter und Mythen im Vorderen Orient. Stuttgart 1965, S. 431; Javier Teixidor: The Pantheon of Palmyra. Leiden 1979, S. 1 ff. Ted Kaizer: The Religious Life of Palmyra (Oriens et Occidens 4). Stuttgart 2002, ISBN 3-515-08027-9, S. 67–78. Vgl. Michael Sommer: Palmyra. In: Reallexikon für Antike und Christentum 26 (2015), Sp. 856 f. Michael Sommer: Palmyra. In: Reallexikon für Antike und Christentum 26 (2015), Sp. 852 f. Für das 3. Jahrhundert ist grundlegend Udo Hartmann: Das Palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001. Vgl. zusammenfassend Michael Sommer: Palmyra. In: Reallexikon für Antike und Christentum 26 (2015), Sp. 854–856. Vgl. zusammenfassend Michael Sommer: Der Löwe von Tadmor. Palmyra und der unwahrscheinliche Aufstieg des Septimius Odaenathus. In: Historische Zeitschrift 287 (2008), S. 281–318, hier S. 309 ff. Udo Hartmann: Das Palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001, S. 242 ff. Zu Aurelians militärischer Intervention siehe Udo Hartmann: Das Palmyrenische Teilreich. Stuttgart 2001, S. 364 ff. Dazu und zur folgenden Geschichte siehe Emanuele Intagliata: Palmyra after Zenobia, AD 273-750. Oxford 2018, S. 97 ff. Zur Entwicklung in christlicher Zeit vgl. Michael Sommer: Palmyra. In: Reallexikon für Antike und Christentum 26 (2015), Sp. 865ff. Johannes Malalas 18,2
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