Amrit oder Amrith (arabisch عمریت, DMG ʿAmrīt, phönizisch mrt, altägyptisch krtmrt, altgriechisch Μάραθος Márathos) war eine antike Stadt an der levantinischen Mittelmeerküste im heutigen Syrien. Sie lag zwischen den zwei Flussmündungen des Nahr al-Amrit (altgriechisch Μαραθίας Marathías) im Norden und Nahr al-Qubli im Süden und gehörte meist zum Festlandsterritorium der etwa vier Kilometer nordwestlich gelegenen Inselstadt Arwad (auch Aruad, altgriechisch Ἄραδος Weiterlesen
Amrit oder Amrith (arabisch عمریت, DMG ʿAmrīt, phönizisch mrt, altägyptisch krtmrt, altgriechisch Μάραθος Márathos) war eine antike Stadt an der levantinischen Mittelmeerküste im heutigen Syrien. Sie lag zwischen den zwei Flussmündungen des Nahr al-Amrit (altgriechisch Μαραθίας Marathías) im Norden und Nahr al-Qubli im Süden und gehörte meist zum Festlandsterritorium der etwa vier Kilometer nordwestlich gelegenen Inselstadt Arwad (auch Aruad, altgriechisch Ἄραδος Arados). Von Amrit zeugen Überreste von Gebäuden, die sich verstreut in einem etwa 7,5 km² großen Gelände ungefähr sechs Kilometer südlich des Zentrums der Stadt Tartus an der Küste des gleichnamigen Gouvernements Tartus erhalten haben.
Kart Amrut
k3rtjmrwt oder krtmrt
Palmenstadt?
Erste Siedlungsspuren werden auf das Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. datiert, der mittleren Bronzezeit. Sie fanden sich am heutigen Tell Amrit östlich der Ruinen des phönizischen Tempelheiligtums (arabisch Maabed).[1] Bei den Fundstücken handelt es sich um Tonscherben und Grabbeigaben aus der Zeit von 2100 bis 1750 v. Chr.[2]
Die dem Meer abgewandte Stadt im Bereich des Tell Amrit wurde um 1600 v. Chr.[3] von Amurritern aus Arwad gegründet.[4] Westlich der Stadt, in der Dünenzone, befand sich ein heiliger Bezirk.[5] In ägyptischen Aufzeichnungen über die Kriege Thutmosis’ III. (um 1486 bis 1425 v. Chr.) ist ein Ort in Nordphönizien namens krtmrt bei den überwundenen Nordvölkern erwähnt,[6] die heute meist mit Amrit gleichgesetzte ‚Stadt Mrt‘,[7][8] ein für die Ägypter semitischer Fremdname, der über die Aussprache ins hieroglyphische Schriftbild Eingang fand und möglicherweise „Palmenstadt“ bedeutete.[9]
(5. oder 4. Jahrhundert v. Chr.)
Seit der Zeit Alexanders des Großen von Makedonien (356 bis 323 v. Chr.) wurde Amrit unter dem griechischen Namen Marathos bekannt.[10] Die Eroberung Phöniziens durch Alexander bei seinem Feldzug gegen das Achämenidenreich des persischen Großkönigs Dareios III. erfolgte 333/332 v. Chr, wobei Dareios III. Alexander während seines viertägigen Aufenthaltes in Marathos[11] Ende 333 v. Chr. eine Allianz anbot, die dieser ablehnte.[12] Marathos befand sich zu diesem Zeitpunkt im festländischen Besitz des Königs Gerostratos von Arados (Arwad).[13] Zu Beginn der siebenmonatigen Belagerung von Tyros im Januar 332 v. Chr. hatten sich die nördlich gelegenen phönizischen Städte Arados, Tripolis, Byblos und Sidon dem Makedonenkönig bereits kampflos angeschlossen.[12]
Ab 314 v. Chr. unter der Kontrolle des Diadochen Antigonos I. Monophthalmos gelangte Marathos nach der Schlacht bei Ipsos 301 v. Chr. zum Seleukidenreich, einem der Nachfolgestaaten des Alexanderreichs. Dabei scheint es, dass die Stadt versuchte, sich im 3. Jahrhundert v. Chr. von der Herrschaft der Inselstadt Arados zu lösen.[14] Nach dem Erlöschen des Stadtkönigtums von Arados, wahrscheinlich 259 v. Chr.,[15] wurden in Marathos um 230 v. Chr. eigene Münzen geprägt,[16] bis 219 v. Chr. waren beide Städte sicher getrennt.[17] Im Vierten Syrischen Krieg um die Herrschaft über Koilesyrien war die Stadt ein Etappenort des Seleukiden Antiochos III., von wo er 218 v. Chr. weiter nach Süden bis hinter Berytos gegen die Truppen des Ptolemaios IV. vorstieß.[18] Nach Polybios Historíai (Buch 5, Kap. 68) bot eine Gesandtschaft von Arados dem Seleukidenherrscher in Marathos ein Bündnis an. Antiochos III. nahm das Angebot an und schlichtete gleichzeitig die inneren Streitigkeiten der Aradier von der Insel mit denen auf dem Festland.[19]
Diodor (1. Jahrhunderts v. Chr) berichtet in seiner Bibliothéke historiké (Buch 33, Kap. 5) von einem Versuch der Aradier, ihnen Marathos ausliefern zu lassen, um es zu vernichten.[20] Dafür boten sie Ammonios,[21] dem Kanzler des Usurpators Alexander I. Balas, von 150 bis 145 v. Chr. Herrscher des Seleukidenreiches,[22] 300 Talente. Als Gegenleistung schickte Ammonios Truppen unter der Führung des Offiziers Isidoros nach Marathos, um die Stadt den Aradiern zu übergeben.[23] Dies muss vor 147 v. Chr. erfolgt sein, da Ammonios in jenem Jahr starb.[24] Die Bewohner von Marathos konnten das gemeinsame Vorgehen von Isidoros mit den Aradiern abwehren. Die Fehde zwischen den phönizischen Städten ging jedoch weiter, sie war symptomatisch für den Verfall der Zentralgewalt im Seleukidenreich.[25]
Wann genau Marathos zerstört wurde, ist nicht bekannt. Als Strabon (etwa 63 v. Chr. bis 23 n. Chr.) den Ort besuchte, fand er „eine alte Stadt der Phönizier, die niedergerissen ist“ und deren Land „die Aradier an Siedler verteilt“ hatten, ebenso wie beim Nachbarort Ximyra, beschrieben in der Geôgraphiká (Buch 16, Kap. 2.12, Abschn. 753). Ernest Renan schloss bei den ersten Ausgrabungen 1860 aus dem Fehlen griechischer und römischer Inschriften, dass die phönizische Stadt nach ihrem Untergang in der späteren römischen Zeit nicht wieder aufgebaut worden sei.[17] Demgegenüber fand man bei Ausgrabungen im Jahr 2011 drei Grabkammern der römischen Epoche aus Sandstein, darunter eine mit 28 Grabnischen.[26][27] Außerdem wurde Marathos von römischen Autoren bis mindestens zur Zeit Kaiser Hadrians (76 bis 138 n. Chr.) – etwa von Plinius (Naturalis historia 5, 78; 12, 124) und Ptolemäus (Geographie 5, 15, 16) – wiederholt als bestehend erwähnt.[28] Bei der Einordnung der Münzfunde herrscht Uneinigkeit, weshalb sie betreffs der Chronologie der Stadtgeschichte als nicht verwertbar erscheinen.[29]
Vor Renan besuchten bereits 1697 der englische Kaplan Henry Maundrell, beschrieben in A Journey from Aleppo to Jerusalem at Easter A.D. 1697,[30] und 1743 der englische Anthropologe Richard Pococke die Ruinenstätte von Amrit.[20] In seinem Reisebericht A Description of the East and Some Other Countries (Band 2, Teil 1), erschienen 1745, berichtet Pococke über einzelne Bauwerksreste der antiken Stadt, wie den in den Felsen geschlagenen Tempel und das Stadion.[31] Ernest Renan veröffentlichte seine Grabungsergebnisse von 1860 in dem Buch Mission de Phénicie (Kapitel 3: Amrit, S. 59 ff.).[32] Er erkundete die Ebene von Amrit zwei Monate lang und listete im Areal der antiken Stadt und ihrer Nekropole elf wichtigere Monumente auf, von denen später Max van Berchem die bedeutsamsten fotografisch festhielt (veröffentlicht 1915).[33]
Im 20. Jahrhundert kam es zu weiteren Ausgrabungskampagnen durch Maurice Dunand in den Jahren 1926, 1935, 1938 und 1951, sowie gemeinsam mit Nassib Saliby 1954, 1955, 1956 (?), 1960, 1961, 1965 und 1968. Schließlich erfolgte noch 1992 eine Ausgrabung in Amrit unter der Leitung von Muhammad Raeef Haykal.[34] Fundstücke aus Amrit befinden sich vor allem im Louvre in Frankreich, im Libanon im Archäologischen Museum der Amerikanischen Universität von Beirut und im Nationalmuseum Beirut und in Syrien im Nationalmuseum Damaskus und im Tartous-Museum.[35]
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