كنيسة القيامة

( Grabeskirche )

Als Grabeskirche oder Kirche vom heiligen Grab wird die Kirche in der Altstadt Jerusalems bezeichnet, die an der überlieferten Stelle der Kreuzigung und des Grabes Jesu steht. Die Kirche zählt zu den größten Heiligtümern des Christentums und ist heute eine Simultankirche verschiedener Konfessionen.

Grabeskirche ist die in der Westkirche übliche Bezeichnung. In der Ostkirche bzw. von orthodoxen Christen wird das Gebäude Auferstehungskirche (griechisch Ναός της Αναστάσεως, von ἀνάστασις anastasis, „Auferstehung“) genannt. Die Kirche ist der Sitz des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem und des katholischen Erzpriesters der Basilika des heiligen Grabes. Das „Heilige Grab“ (Πανάγιος Τάφος, Sanctum Sepulcrum) im Innern der Kirche wurde verschiedentlich nachgebaut (siehe Nachbildungen des Heiligen Grabs).

Neben diesem Kirchengebäude tragen weitere Kirchen die Bezeichnung Weiterlesen

Als Grabeskirche oder Kirche vom heiligen Grab wird die Kirche in der Altstadt Jerusalems bezeichnet, die an der überlieferten Stelle der Kreuzigung und des Grabes Jesu steht. Die Kirche zählt zu den größten Heiligtümern des Christentums und ist heute eine Simultankirche verschiedener Konfessionen.

Grabeskirche ist die in der Westkirche übliche Bezeichnung. In der Ostkirche bzw. von orthodoxen Christen wird das Gebäude Auferstehungskirche (griechisch Ναός της Αναστάσεως, von ἀνάστασις anastasis, „Auferstehung“) genannt. Die Kirche ist der Sitz des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem und des katholischen Erzpriesters der Basilika des heiligen Grabes. Das „Heilige Grab“ (Πανάγιος Τάφος, Sanctum Sepulcrum) im Innern der Kirche wurde verschiedentlich nachgebaut (siehe Nachbildungen des Heiligen Grabs).

Neben diesem Kirchengebäude tragen weitere Kirchen die Bezeichnung Grabeskirche. So ist St. Peter in Rom die Grabeskirche des Apostels Petrus. Mit dem Heiligen Grab ist jedoch stets die Grabeskirche Christi bezeichnet.

Es gibt weitere Orte, an denen das Grab Jesu vermutet bzw. verehrt wird, siehe eigener Abschnitt.

Vorbebauung  Heutiger Grundriss: Katholikon unter der kleinen Kuppel quadratisch, südlich der Rotunde der Glockenturm

Das Gelände eines aufgelassenen Steinbruchs,[1] auf dem sich seit dem 4. Jahrhundert die Grabeskirche erhebt, wurde in hellenistischer und frührömischer Zeit als Gräberfeld genutzt und lag außerhalb der Stadt Jerusalem. Wann es in die Stadt einbezogen wurde, ist aus archäologischer Sicht nicht sicher zu entscheiden, da der genaue Verlauf der wohl unter Johannes Hyrkanos I. im 1. Jahrhundert v. Chr. angelegten Zweiten (Stadt-)Mauer nicht feststeht. Meist wird aber angenommen, dass das Areal erst durch die Dritte Mauer zur Zeit Herodes Agrippas I. (41–44 n. Chr.) in die Stadt einbezogen wurde und dadurch auch seine Funktion als Begräbnisort verlor.[2] Daraus folgt, dass auf dem Gelände der Grabeskirche zur Zeit Jesu von Nazareth Begräbnisse stattfanden.[3] Solange der Verlauf der Zweiten Mauer nicht revidiert werden muss, spricht nichts dagegen, dass der Leichnam Jesu nach der Kreuzigung hier beigesetzt wurde. Um das bisherige Gräberfeld nach dem Bau der Dritten Mauer als Wohngebiet nutzen zu können, wurde es rituell gereinigt und danach wohl terrassenartig gestaltet, die Felsengräber dabei wohl eher aufgefüllt als abgetragen.[4]

Im Jahr 70 n. Chr. wurde Jerusalem während des Jüdischen Krieges von der römischen Armee unter Titus belagert, eingenommen und völlig zerstört. Im Bereich der späteren Grabeskirche werden die Angriffsdämme der 10. und 15. Legion vermutet.[5] Es gab dann einige Jahrzehnte ein Legionslager mit kleiner Zivilsiedlung auf dem Stadtgelände. Eine Neugründung unter dem Namen Colonia Aelia Capitolina erfolgte unter Kaiser Hadrian ab 132 n. Chr., ein Auslöser für den Bar-Kochba-Aufstand. Gegenüber dem 70 n. Chr. zerstörten jüdischen Jerusalem ist die pagane Stadt Aelia in nordwestliche Richtung verschoben. Das Areal der Grabeskirche lag nun im Zentrum dieser römischen Neugründung. Westlich des Cardo, an der höchsten Stelle, ließ Hadrian eine Kultstätte für Aphrodite und einen Tempel der kapitolinischen Trias errichten.[1] Erhalten sind vom Temenos Hadrians Substrukturen im Bereich der armenischen Vartan-Kapelle in der Grabeskirche.[6] Die Wahl des Ortes ist nach Klaus Bieberstein keine christenfeindliche Maßnahme Hadrians, der damit eine Verehrung des Grabes Jesu durch den Bau eines darüberliegenden Tempels hätte unterbinden wollen (und somit kein Beleg für eine christliche Lokaltradition des frühen 2. Jahrhunderts), sondern analog zur Stadtanlage von Gerasa rein städtebaulich erklärbar.[2]

Konstantinische Anastasis  Grundriss der spätantiken Grabeskirche mit Basilika anstelle der heute östl. anschließenden Helena-Kapelle Grabeskirche auf der Mosaikkarte von Madaba

Die großen Bauprojekte Kaiser Konstantins in Jerusalem und Umgebung werden von Klaus Bieberstein als architektonische Umsetzung der Beschlüsse des Konzils von Nicaea (325) charakterisiert:

„Wenn Konstantin nur wenige Monate nach dem Konzil den Auftrag gab, in Betlehem eine Basilika zum Gedenken der Menschwerdung, in Jerusalem eine Doppelkirche zum Gedenken des Leidens und der Auferstehung und am Ölberg eine Basilika zum Gedenken der Himmelfahrt zu errichten, so entsprach der Bau dieser drei Kirchenanlagen geradezu wörtlich den Stationen des Glaubensbekenntnisses von Nicaea […] und es wird offensichtlich, wie ein theologisches Programm im kaiserlichen Bauauftrag seinen Niederschlag fand.“[7]

Biebersteins Deutung der konstantinischen Grabeskirche wurde unter anderem von Jürgen Krüger, Max Küchler und Kai Trampedach übernommen und dadurch breit rezipiert.[8] Aus kirchenhistorischer Sicht wendet Uta Heil ein, dass die Bauten nicht gleichzeitig, sondern nacheinander begonnen wurden, die Grabeskirche zuerst, und ein gemeinsames, vorab feststehendes Bauprogramm daher unwahrscheinlich sei. Keine zeitgenössische Quelle stellt eine Verbindung zwischen Nicaea und den Kirchenbauten her, dies sei vielmehr eine sekundäre Assoziation aufgrund von Passagen des Glaubensbekenntnisses, die in Nicaea zwischen Arianern und Antiarianern gerade nicht kontrovers waren.[9] Zwar knüpfte Konstantin an Lokaltraditionen an, aber seine Kirchenbauten waren innovativ und machten Jerusalem zum Ziel christlicher Pilgerströme, so Heil: „Konstantin ist der Finder (auch wenn er finden lässt) und Erfinder von heiligen Stätten als Orte der Epiphanie des Gottes der Christen.“[10]

Im Bereich des hadrianischen Temenos befand sich ein Felssporn, der (heute) von Osten 12,75 m, von Westen 5 m über dem Felsgrund aufragt, dabei aber nur einen Durchmesser von 2 bis 3,5 m hat. Darauf könnte sich zu Zeiten Hadrians eine Kultstatue befunden haben. Mit diesem auffälligen Felsen hatte sich bereits in vorkonstantinischer Zeit die Erinnerung an die Kreuzigung Jesu verbunden. Eusebius von Caesarea erwähnt den Felsen in seinem Onomastikon der biblischen Ortsnamen: „Golgota, Ort des Schädels, hier wurde Christus gekreuzigt. Das wird auch gezeigt in Aelia nördlich vom Berg Zion.“[11] Die Ortstradition von Golgota wurde, so Uta Heil, von Konstantin aufgegriffen. Er hatte die sakralrechtliche Kompetenz, einen Eingriff in den Temenos anzuordnen, was mit einem Entsühnungsritus verbunden war. „Ob man zu Baubeginn schon die Erwartung hatte, auf das Grab zu stoßen wegen des Golgotafelsens, eventuell an Traditionen anknüpfend, oder ob man diesen Fund überraschend machte, wie es Euseb überschwänglich beschreibt …, wird man nicht mehr beantworten können.“[12]

„Als sich aber statt des beseitigten Fußbodens ein anderer in der Tiefe der Erde zeigte, da zeigte sich auch gegen aller Erwarten das hehre und hochheilige Denkmal der Auferstehung des Heilandes, und der heiligsten Höhle sollte da ein ähnliches Wiederaufleben beschieden sein wie dem Erlöser selber: nachdem sie lange Zeit im Dunkel verborgen gewesen war, kam sie wiederum ans Licht und gab denen, die sie zu sehen herbeigekommen waren, deutliche Kunde von den daselbst geschehenen Wundern; denn sie bezeugte die Auferstehung des Erlösers durch Tatsachen, die lauter sprachen als jeder Mund.“

Eusebius von Caesarea[13]

Der Bau der Basilika wurde bald nach 326 von Kaiser Konstantin in Auftrag gegeben, trat an die Stelle des römischen Heiligtums und wurde am 13. September 335 geweiht. Die Anlage, die den Ort des Grabes und den nahebei liegenden Golgota-Felsen einbezog, bestand aus einer Rotunde um die zentrale Verehrungsstätte des durch eine Ädikula ausgezeichneten Heiligen Grabes im Westen (teilweise erhalten),[14] einem Eingangsportikus und einer großen Basilika im Osten (nicht erhalten). Der innere, zumindest teilweise nach oben hin offene Raumzylinder der Rotunde wurde im Westen durch einen niedrigeren Umgang auf halbrundem Grundriss mit drei Apsiden und im Osten durch eine aufgeweitete Raumsituation ergänzt, die zum Eingangsportikus überleitete. Innerer Zylinder und Anräume waren durch eine Stützenstellung geschieden, die sich aus vier Pfeilern in den Haupthimmelsrichtungen und je drei monumentalen Säulen auf rechteckigen Postamenten dazwischen zusammensetzte.[15] Die Säulenstellung lässt auf eine konstantinische Stützenfolge von vermutlich 11 Meter Höhe schließen, die im Originalzustand durch ein waagerechtes Gebälk abgeschlossen wurde.

Die Heilig-Grab-Ädikula im Zentrum der Rotunde stellte Konstantins Architekten eine besondere Aufgabe: ein Felsengrab, also einen Innenraum, für die Betrachtung von außen umzugestalten. Die Grabhöhle wurde durch Abarbeiten des umgebenden Felsens als Grabhaus freigestellt und durch einen angebauten Vorraum architektonisch gefasst.[16]

Der Golgota-Felsen, heutzutage innerhalb der Grabeskirche, lag unter freiem Himmel zwischen den beiden Gebäuden Rotunde und Basilika. Die Beschreibung, die Eusebius von der konstantinischen Grabeskirche gibt, wird durch die Darstellung auf der Madaba-Karte (6. Jahrhundert, Foto) ergänzt. Man sieht von oben nach unten: die Anastasis-Rotunde (gelbe Mosaiksteine: Vergoldung), darunter das Atrium (braun), die Basilika mit Dach und Giebel, davor Atrium und Propyläen. Es handelt sich um eine für die konstantinische Kirchenarchitektur kennzeichnende Hintereinanderordnung von umfangenden und überfangenden Räumen. Vom Cardo aus durchschritt der Besucher die Anlage zur Grabesädikula.[17]

Die Kirche wurde im Jahre 614 bei der Eroberung Jerusalems durch den persischen Sassanidenherrscher Chosrau II. durch Feuer beschädigt, wie der Chronist Eutychios von Alexandria im 10. Jahrhundert schrieb. Der General Schahrbaraz brachte das Heilige Kreuz nach Ktesiphon. Der Wiederaufbau wurde von Christen am persischen Hof umgehend veranlasst; weder das Ausmaß der Beschädigung noch die Restaurierung lässt sich archäologisch belegen.[18] 630 zog Kaiser Herakleios triumphierend in Jerusalem ein und brachte das Kreuz in die wiedererrichtete Grabeskirche zurück.

 Arkulfs Plan der Grabeskirche

639 wurde Jerusalem von Muslimen erobert, die Grabeskirche blieb offenbar unbeschädigt. Arkulf beschrieb im ausgehenden 7. Jahrhundert eine prächtige Kirche und fertigte einen Lageplan an, der allerdings von den Kopisten entstellt wurde. Die Version des Codex Vindobonensis 458 (9. Jahrhundert, Foto) zeigt links die Anastasis-Rotunde mit der Heilig-Grab-Ädikula im Zentrum, rechts das Atrium mit Golgota-Kirche und Basilika. Die Golgota-Kirche beschrieb Arkulf als zweistöckig, mit der Adamskapelle im Erdgeschoss, ähnlich dem heutigen Zustand.[19] Die frühen islamischen Herrscher beschützten die christlichen Stätten in Jerusalem, verboten ihre Zerstörung und ihre Verwendung zu Wohnzwecken. So blieb der Bau weiterhin eine christliche Kirche. Bernhard der Mönch beschrieb um 870 erstmals das Ritual des Heiligen Feuers, das bis heute in der Osternacht in der Anastasis stattfindet. Im 10. Jahrhundert verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen in Jerusalem, und Eutychios schrieb, dass zu seiner Zeit in der Grabeskirche eine Moschee eingerichtet wurde. 965 verschanzte sich der Patriarch Johannes VII. in der Anastasis; die Männer des Gouverneurs setzten sie in Brand, und die Kuppel stürzte ein. Der Patriarch, der sich in eine Zisterne geflüchtet hatte, wurde dort entdeckt und erschlagen.[20]

Für den Befehl zur Zerstörung der Grabeskirche bzw. für das Datum zur Zerstörung der Grabeskirche gibt es unterschiedliche Daten in verschiedenen Quellen. Der als zuverlässigster Chronist eingeschätzte Yahya von Antiochia gibt als Datum den 28. September 1009 an (umgerechnet in den heutigen Gregorianischen Kalender).[21] Dagegen nennt z. B. Elias von Nisibis den Beginn des Jahres 400 H. (Hidschra), der 25. Ab (August) des Jahres 1320 seleukidischer Zeitrechnung,[22] also den 31. August 1009 (umgerechnet),[23] als Tag des Zerstörungsbefehls vom Fatimiden-Kalifen al-Hakim.

Insbesondere wurde dabei das zu dieser Zeit noch weitgehend intakte Felsengrab abgebrochen, sodass heute vom eigentlichen Grab nur Bruchstücke erhalten sind. Dies hängt mit Al-Ḥākim zusammen, der von 1000 bis 1021 in Kairo regierte. Er vollzog eine radikale Wendung in der Politik der herrschenden Fatimiden-Dynastie, die der ismailitischen Richtung der Schiiten angehörte und sich verhältnismäßig tolerant sowohl gegenüber den Sunniten als auch den nicht-islamischen Religionen gezeigt hatte. Al-Ḥākim hingegen wollte den Untertanen seine neue Interpretation von Islam mit allen Mitteln aufzwingen. Die Christen und Juden wurden am härtesten von seiner radikalen Einstellung getroffen. Der Sultan verschärfte das Dhimmi-System, das im islamischen Recht den Status der Nichtmuslime regelte, die auch nach früherer Regelung unter anderem eine Kopfsteuer bezahlen mussten und einer Reihe von Diskriminierungen unterworfen waren.

Die Zerstörung des Heiligen Grabes bildete den Höhepunkt dieser religiösen Intoleranz. Das Ereignis löste solches Entsetzen aus, dass der Nachhall schnell das Abendland erreichte und auch dort eine ungeahnte Welle der Empörung auslöste. Kaiser Konstantin IX. Monomachos förderte den Wiederaufbau (1048): Die fast vollständig erhaltenen Außenmauern der Rotunde und Teile der Stützenstellung konnten wiederverwendet werden. Es gilt als wahrscheinlich, dass erst damals das heutige Emporengeschoss über dem Erdgeschossumgang eingerichtet wurde, indem man die konstantinischen Säulenschäfte quer halbierte und zusammen mit den ebenfalls gekürzten Pfeilern in den Haupthimmelsrichtungen für eine nun erheblich gedrungenere Stützenreihe verwendete, die zudem als Arkatur (Bogenstellung) ausgebildet wurde. Auf jeden Fall war ab dem 11. Jahrhundert der heute bestimmende charakteristische Aufbau aus verhältnismäßig hohen Postamenten, die teilweise nach den konstantinischen Mustern nachgearbeitet waren, gedrungenen Säulen mit einer Art korinthischen Kapitellen und darüber Rundbogenarkaden, die keinerlei Profile besaßen, sondern wie aus der dicken Mauer ausgestanzt wirken, zu erleben. Im Osten war der ursprüngliche Rhythmus von Pfeilern und Säulen aufgebrochen zugunsten einer geweiteten Öffnung zu einer neu erbauten Apsis. Der östliche Teil der Basilika, das Atrium und die Propyläen wurden nicht wieder aufgebaut.[24]

Grabeskirche und Kloster der Kreuzfahrer  Die Grabeskirche im 11. und 12. Jh. Grabeskirche 1149 Seite aus dem Reisebuch des Bernhard von Breydenbach: Sanctae peregrinationes, illustriert und gedruckt in Mainz von Erhard Reuwich, 11. Februar 1486

Als nach der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzritter 1099 der Bereich östlich der Rotunde um 1160/1170 durch den Anbau der heute noch bestehenden Kirche umgestaltet wurde, war die Anastasis (Ἀνάστασις, griechisch für Auferstehung), der Rundbau über dem Grab Christi, selbst von keinen gravierenden Eingriffen betroffen. Die bedeutendste Baumaßnahme der Kreuzfahrer war, dass sie das offene Atrium in einen spätromanischen Kirchenraum umwandelten, was den heutigen Raumeindruck beim Betreten der Grabeskirche prägt. Die Adamskapelle am Golgotafelsen wurde als Grablege der lateinischen Könige umgestaltet. Die Helenakapelle verband die unterirdische Kapelle der Kreuzauffindung mit dem übrigen Kirchenraum. Darüber wurde das Kloster der Chorherren errichtet, so dass die Grabeskirche nicht mehr wie bisher von Osten betreten werden konnte. Stattdessen entstand der heutige Eingang auf der Südseite mit seiner repräsentativen Fassade. Aus einer von Ost nach West abschreitbaren Kirche wurde nun eine zentrierte Hauptkirche mit Zugängen zu den ober- und unterirdischen Memorialstätten. Der lateinische Patriarch Fulcherius weihte die Kirche am 15. Juli 1149.[25]

Ein christlicher Besitz in der muslimischen Stadt

Nach der muslimischen Rückeroberung Jerusalems war die Grabeskirche vom 13. bis ins 15. Jahrhundert das ganze Jahr über nur für die Kleriker der verschiedenen Konfessionen zugänglich; zu den Osterterminen strömten die Pilger herein. Das Gebäude verfiel, so stürzte bei einem Erdbeben 1546 der kreuzfahrerzeitliche Glockenturm auf das griechisch-orthodoxe Baptisterium. 1555 unternahmen die Franziskaner einen Neubau der Heilig-Grab-Ädikula.[26]

Im 17. Jahrhundert versuchten die sechs christlichen Konfessionen, die in der Grabeskirche vertreten waren, ihren Anteil am heiligen Bereich auf Kosten der anderen Gruppen auszudehnen. Griechen, Lateiner (Franziskanische Kustodie) und Armenier waren dabei auf Kosten der Kopten, Georgier und Äthiopier erfolgreich. Georgier und Äthiopier als die beiden ärmsten Kirchen verloren ihre Ansprüche und mussten auf das Dach bzw. in benachbarte Gebäude ausweichen.[27]

Der einsturzgefährdete Zustand der konischen, nach oben offenen hölzernen Dachkonstruktion machte im frühen 18. Jahrhundert einen Neubau erforderlich, den die franziskanische Kustodie 1720 fertigstellte. 1808 wurde ein Großteil der Grabeskirche, darunter die Heilig-Grab-Ädikula, durch einen Brand schwer beschädigt. Europa war mit den Napoleonischen Kriegen beschäftigt; die griechisch-orthodoxe Kirche führte die Renovierung durch, wobei auch die jetzige Grabkapelle im Stil des türkischen Rokoko neu errichtet wurde. Der Salbungsstein erhielt seinen heutigen Ort im Eingangsbereich, die Gräber der Kreuzfahrerkönige verschwanden.[28]

 Kuppelrestaurierung 1868

1863 stand die nächste Renovierung des Daches an; die Holzkonstruktion wurde durch die heutige Metallkuppel ersetzt. Das schwere Erdbeben von 1927 machte den baufälligen Zustand der gesamten Grabeskirche offensichtlich. Die britischen Mandatsbehörden setzten Eisengitter und Holzstützen ein, um den Einsturz zu verhindern. 1949 wurde die Grabeskirche ein weiteres Mal durch einen Brand beschädigt. 1956 unter jordanischer Verwaltung stimmten die in der Grabeskirche vertretenen Konfessionen erstmals einer Gesamtrenovierung zu, die ab 1960 von Griechen, Lateinern und Armeniern begonnen wurde. Neben der statischen Sicherung stand die Entfernung der neuesten Umbauten im Vordergrund, so dass die Kreuzfahrerkirche und ihre Vorgängerbauten besser erkennbar wurden. Bei diesen Bauarbeiten fanden auch archäologische Untersuchungen statt.[29]

Seit einer Renovierung 1555 wechselte die Kontrolle über die Kirche zwischen den Franziskanern und den Griechisch-Orthodoxen, je nachdem, welche Konfession für bestimmte Zeit einen Ferman von der Hohen Pforte erhalten konnte, oft durch offene Bestechung. 1767, als man genug von den begleitenden Streitereien und Unruhen hatte, erließ die Hohe Pforte einen Ferman, der die Kirche zwischen den Parteien aufteilte. Der letzte Ferman von 1852 (Status quo 1852) bestätigte das Arrangement und ließ es zu einer permanenten Regelung werden. Der Streit um die Schutzherrschaft über die Grabeskirche war 1853 vordergründig Auslöser des Krimkrieges um die Vorherrschaft im zerfallenden Osmanischen Reich, in dem sich Russland einerseits und das Osmanische Reich, Frankreich und Großbritannien andererseits gegenüberstanden.

↑ a b Grabungen unter Jerusalemer Grabeskirche bringen neue Details. In: katholisch.de. 16. Januar 2023, abgerufen am 16. Januar 2023. ↑ a b Klaus Bieberstein: Heiliges Grab I. Archäologisch. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 3, Mohr-Siebeck, Tübingen 2000, Sp. 1565–1567., Sp. 1565. Katharina Galor: Finding Jerusalem: Archaeology between Science and Ideology. University of California Press, Oakland 2017, S. 135. Max Küchler: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt. Göttingen 2007, S. 430f. Max Küchler: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt. Göttingen 2007, S. 431. Max Küchler: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt. Göttingen 2007, S. 470.
Uta Heil: Konstantin und Jerusalem. Theologische Architekturinterpretationen in neueren Veröffentlichungen. In: Uta Heil, Jörg Ulrich (Hrsg.): Kirche und Kaiser in Antike und Spätantike. Festschrift für Hanns Christof Brennecke zum 70. Geburtstag. De Gruyter, Berlin / Boston 2017, S. 225–248, hier S. 240.
Klaus Bieberstein: Theologie in Stein: Die Grabeskirche im Wandel der Zeiten. In: Welt und Umwelt der Bibel 1 (1996), S. 35-43, hier S. 36. Vgl. Kai Trampedach: Die Konstruktion des Heiligen Landes. Kaiser und Kirche in Jerusalem von Constantin bis Justinian. In: Michael Sommer (Hrsg.): Die Levante. Beiträge zur Historisierung des Nahostkonflikts (= Freiburger Beiträge zu Entwicklung und Politik. Band 27). Freiburg im Breisgau 2001. Uta Heil: Konstantin und Jerusalem. Theologische Architekturinterpretationen in neueren Veröffentlichungen. In: Uta Heil, Jörg Ulrich (Hrsg.): Kirche und Kaiser in Antike und Spätantike. Festschrift für Hanns Christof Brennecke zum 70. Geburtstag. De Gruyter, Berlin / Boston 2017, S. 225–248, hier S. 233. Uta Heil: Konstantin und Jerusalem. Theologische Architekturinterpretationen in neueren Veröffentlichungen. In: Uta Heil, Jörg Ulrich (Hrsg.): Kirche und Kaiser in Antike und Spätantike. Festschrift für Hanns Christof Brennecke zum 70. Geburtstag. De Gruyter, Berlin / Boston 2017, S. 225–248, hier S. 226. Hier zitiert nach: Uta Heil: Konstantin und Jerusalem. Theologische Architekturinterpretationen in neueren Veröffentlichungen. In: Uta Heil, Jörg Ulrich (Hrsg.): Kirche und Kaiser in Antike und Spätantike. Festschrift für Hanns Christof Brennecke zum 70. Geburtstag. De Gruyter, Berlin / Boston 2017, S. 225–248, hier S. 241. Uta Heil: Konstantin und Jerusalem. Theologische Architekturinterpretationen in neueren Veröffentlichungen. In: Uta Heil, Jörg Ulrich (Hrsg.): Kirche und Kaiser in Antike und Spätantike. Festschrift für Hanns Christof Brennecke zum 70. Geburtstag. De Gruyter, Berlin / Boston 2017, S. 225–248, hier S. 245–247, Zitat S. 246f. Über das Leben des seligen Kaisers Konstantin, III, 28, Bibliothek der Kirchenväter Max Küchler: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt, Göttingen 2007, S. 478. Achim Arbeiter: Die Jerusalemer Grabeskirche vor 1109. In: Thomas Pratsch (Hrsg.): Konflikt und Bewältigung. Die Zerstörung der Grabeskirche zu Jerusalem im Jahre 1009, Berlin 2011, S. 7–34, hier S. 26. Achim Arbeiter: Die Jerusalemer Grabeskirche vor 1109. In: Thomas Pratsch (Hrsg.): Konflikt und Bewältigung. Die Zerstörung der Grabeskirche zu Jerusalem im Jahre 1009, Berlin 2011, S. 7–34, hier S. 26–31. Max Küchler: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt, Göttingen 2007, S. 439. Achim Arbeiter: Die Jerusalemer Grabeskirche vor 1109. In: Thomas Pratsch (Hrsg.): Konflikt und Bewältigung. Die Zerstörung der Grabeskirche zu Jerusalem im Jahre 1009, Berlin 2011, S. 7–34, hier S. 16f. Max Küchler: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt, Göttingen 2007, S. 444. Max Küchler: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt, Göttingen 2007, S. 445–447. Max Küchler: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt, Göttingen 2007, S. 447f. Bettina Krönung: Al-Hākim und die Zerstörung der Grabeskirche. In: Thomas Pratsch (Hrsg.): Konflikt und Bewältigung. Die Zerstörung der Grabeskirche zu Jerusalem im Jahre 1009. De Gruyter, Berlin 2011, S. 140. Dorothea Weltecke: Die Zerstörung der Grabeskirche: Anfragen an orientchristliche Quellen. In: Thomas Pratsch (Hrsg.): Konflikt und Bewältigung. Die Zerstörung der Grabeskirche zu Jerusalem im Jahre 1009, Berlin 2011, S. 267. Kalenderrechner: Islamischer Kalender zu Gregorianischer Kalender Max Küchler: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt, Göttingen 2007, S. 448–450. Max Küchler: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt, Göttingen 2007, S. 448–451. Max Küchler: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt, Göttingen 2007, S. 455. Max Küchler: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt, Göttingen 2007, S. 456f. Max Küchler: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt, Göttingen 2007, S. 457. Max Küchler: Jerusalem. Ein Handbuch und Studienreiseführer zur Heiligen Stadt, Göttingen 2007, S. 457f.
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