Kontext von Jamaika

Jamaika [jaˈmaɪ̯ka]/[dʒ-] (englisch Jamaica [ʤəˈmeɪkə]) ist ein Inselstaat in der Karibik. Die Hauptstadt Kingston ist auch die größte Stadt des Landes. Die ehemalige britische Kolonie ist Mitglied des Commonwealth of Nations.

Der Name leitet sich vom arawakischen Xaymaca oder Chaymakas ab, was so viel wie „Quellenland“ oder „Holz- und Wasserland“ bedeutet. Die Musikstile Ska und Reggae entstanden auf der Insel. Ferner hat die Glaubensrichtung Rastafari ihren Ursprung auf Jamaika.

Mehr über Jamaika

Grundinformation
  • Währung Jamaika-Dollar
  • Anrufcode +1876
  • Internet Domäne .jm
  • Mains voltage 116V/50Hz
  • Democracy index 6.96
Population, Area & Driving side
  • Bevölkerung 2734093
  • Fläche 10991
  • Fahrseite left
Verlauf
  • Vorkolonialzeit

    Im 7. Jahrhundert nach Christus erreichten die ersten aus Südamerika stammenden Taíno (ein zu den Arawak gehörendes Volk) die Insel. Sie lebten in Stammesgemeinschaften und betrieben Ackerbau und Fischfang. Ihre Häuser bauten sie aus Schilf und Stroh. Im Laufe des 15. Jahrhunderts kamen kleine Gruppen der Kariben nach Jamaika. Im Gegensatz zur Praxis auf vielen anderen Inseln vertrieben sie die Taíno nicht, sondern lebten mit ihnen zusammen. Als Christoph Kolumbus 1494 während seiner zweiten Reise als erster Europäer auf Jamaika landete, lebten dort etwa 100.000 Menschen. Bei Pedro Bluff in Saint Elizabeth wurden Höhlen mit Malereien gefunden, die denen auf anderen Karibikinseln gleichen.

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    Vorkolonialzeit

    Im 7. Jahrhundert nach Christus erreichten die ersten aus Südamerika stammenden Taíno (ein zu den Arawak gehörendes Volk) die Insel. Sie lebten in Stammesgemeinschaften und betrieben Ackerbau und Fischfang. Ihre Häuser bauten sie aus Schilf und Stroh. Im Laufe des 15. Jahrhunderts kamen kleine Gruppen der Kariben nach Jamaika. Im Gegensatz zur Praxis auf vielen anderen Inseln vertrieben sie die Taíno nicht, sondern lebten mit ihnen zusammen. Als Christoph Kolumbus 1494 während seiner zweiten Reise als erster Europäer auf Jamaika landete, lebten dort etwa 100.000 Menschen. Bei Pedro Bluff in Saint Elizabeth wurden Höhlen mit Malereien gefunden, die denen auf anderen Karibikinseln gleichen.

    Spanische Kolonie (1509–1655)
     
    Eine der ersten Karten Jamaikas, um 1528 von Benedetto Bordone gezeichnet.

    Nach einem jahrelangen Streit zwischen Diego Kolumbus, dem Sohn von Christoph Kolumbus, und der spanischen Krone über den Besitz einiger Karibikinseln wurde er schließlich Vizekönig aller von seinem Vater entdeckten Inseln. Er erhielt das Recht, einen Anteil des dort gefundenen Goldes für sich zu behalten und Steuern zu erheben. 1509 ließ er Jamaika durch Juan Ponce de León einnehmen und nannte es Santiago. Dieser Name bürgerte sich nie ein. Auch die Spanier gebrauchten die ursprünglichen indigenen Namen Chaymakas oder Xaymaca, die sie in Jamaica verdrehten. In weniger als zehn Jahren zerfiel die Kultur der indigenen Bevölkerung; sie wurde durch eingeschleppte Krankheiten und die brutale Behandlung durch die Siedler dezimiert. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gelten sie als ausgestorben. Um den Mangel an Arbeitskräften zu kompensieren, brachten die Spanier ab 1517 die ersten afrikanischen Sklaven auf die Insel, vorwiegend von der Gold- und Sklavenküste. 1611 wurden erstmals mehr schwarzafrikanische als europäische Einwohner gezählt. Hauptstadt wurde Nueva Sevilla, das heutige Spanish Town. Zunächst wurde in der Landwirtschaft das Verwaltungssystem Encomienda eingeführt. Spanier erhielten große Ländereien, zusammen mit den darauf lebenden Indigenen, die sie zur Arbeit einsetzen konnten und die sie missionierten. Das System trug entscheidend zum Aussterben der indigenen Kultur bei. Kurz vor der Eroberung durch England wurde auf das humanere Repartimiento umgestellt, bei dem indigene Dorfgemeinschaften zwei bis vier Prozent ihrer Arbeitskraft den Kolonialherren zur Verfügung stellen mussten.

    Da keine Edelmetalle auf der Insel gefunden wurden, verlagerte sich das Interesse der spanischen Krone schnell nach Mexiko. Viele Siedler verließen die Insel wieder, zurück blieb eine schwache Garnison.

    Britische Kolonie (1655–1962) Inbesitznahme

    Schon aufgrund der gewaltigen Größe und der schwierigen geographischen Bedingungen konnte Spanien seine Besitzungen in Amerika – insbesondere auch in der Karibik – nie wirklich schützen. In den Jahrzehnten nach der Niederlage der spanischen Armada 1588, vor allem aber seit dem endgültigen Verfall der spanischen Vormachtstellung in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, drangen Engländer, Franzosen und Niederländer immer stärker in den spanischen Machtbereich vor.

    Am 10. Mai 1655 landeten englische Truppen unter Robert Venables und Admiral William Penn sen. an der Stelle des heutigen Kingston. Sie waren von Oliver Cromwell geschickt worden, um im Rahmen des Western Designs Stützpunkte in der Karibik zu erobern. Die Verwaltung in Spanish Town ergab sich am nächsten Tag, ein Teil der verbliebenen Spanier floh kampflos nach Kuba. In der Hoffnung auf einen Aufstand hatten sie zuvor ihre Sklaven befreit und mit Waffen ausgestattet. Es kam aber zunächst nicht zu Kämpfen, da die ehemaligen Sklaven sich ins unzugängliche Landesinnere zurückzogen, wo sie unter der Bezeichnung Maroons lebten. Trotz der Kapitulation sammelte der letzte spanische Gouverneur Cristobal Arnaldo de Ysassi Guerillatruppen an der Nordküste und im Landesinneren. Zweimal erhielt er Unterstützung aus Kuba, musste aber nach zwei Niederlagen gegen die englische Armee 1657 und 1658 endgültig aufgeben. 1664 wurde eine gewählte Versammlung eingerichtet, die lokale Verwaltungsaufgaben wahrnahm. Jamaika ging 1670 durch den Vertrag von Madrid formal in den Besitz Großbritanniens über.

    Wirtschaftlicher Aufschwung

    Die in der Plantagenwirtschaft Jamaikas erzeugten Güter (Zucker und Melasse, ab 1730 Kaffee, Bananen) machten die Insel schließlich über 150 Jahre lang zu einem wertvollen Besitztum der englischen Krone. In den ersten beiden Jahrzehnten nach der britischen Inbesitznahme waren die Insel und ihre neu gegründete Hauptstadt Port Royal jedoch vor allem Anlaufstelle und Stützpunkt für Freibeuter aus aller Herren Länder. Diese wurden vom britischen Gouverneur nicht nur geduldet, sondern auch als wertvolle militärische Stütze bei der Verteidigung der Insel gegen eventuelle spanische Rückeroberungsversuche angesehen. Dank der Protektion des Inselgouverneurs konnten Freibeuter wie Henry Morgan von hier aus ungehindert ihre Angriffe auf das spanische Kolonialreich starten. Das wiederum kam der Wirtschaft Jamaikas zugute, da die Piraten nach ihrer Rückkehr hier einen großen Teil ihrer Beute verkauften und verprassten und somit dem Wirtschaftskreislauf zuführten. Das Piratenzeitalter auf der Insel endete mit der Zerstörung der Stadt durch ein Erdbeben am 7. Juni 1692. Spanish Town wurde wieder Hauptstadt, bis sie 1755 durch Kingston abgelöst wurde. Die Hafenstadt wurde einer der wichtigsten Umschlagplätze für den britischen Sklavenhandel in der Karibik.

    1694 landete der Franzose Du Casse mit 1500 Soldaten im Norden und Osten Jamaikas. Sein Versuch, die Insel zu erobern, scheiterte am Widerstand der Siedler. Nach zehntägigen Kämpfen mussten die Franzosen sich auf ihre Schiffe zurückziehen. Du Casse zerstörte mehrere Plantagen und entführte etwa 1300 Sklaven. Der letzte Versuch der Eroberung der Insel scheiterte 1782, als die für die Invasion vorgesehene französische Flotte in der Schlacht von Les Saintes von den Briten geschlagen wurde.

    Unruhen und Aufstände
     
    Harbour Street, Kingston, 1820

    Ab den 1730er Jahren kam es immer öfter zu Konflikten mit den Maroons.[1] Diese weigerten sich, entflohene Sklaven an die Briten auszuliefern, und unternahmen ihrerseits Versuche, weitere Sklaven zu befreien. Der Erste Maroonkrieg erreichte seinen Höhepunkt 1734, als Nanny Town, eine der Maroon-Siedlungen in den Blue Mountains, zerstört wurde. Der Konflikt dauerte bis zum Friedensschluss 1739.[2] Der von Granny Nanny ausgehandelte Vertrag sicherte den Maroon eine eigenständige Kolonie unter der Bedingung zu, dass sie entflohene Sklaven zurückführten und bei der Verteidigung der Insel halfen.

    Der Zweite Maroonkrieg brach 1795 aus, nachdem die Maroons sich geweigert hatten, weiterhin Menschen auszuliefern. Der Auslöser für die Kämpfe war die Folterung zweier Sklaven. 5000 Soldaten sowie auf Menschenjagd abgerichtete Bluthunde schlugen den Aufstand nieder. Die Maroon-Anführer wurden gefangen genommen und nach Nova Scotia in Kanada deportiert, von wo aus sie später nach Sierra Leone gebracht wurden.

     
    Statue von Samuel Sharpe in Montego Bay

    1807 wurde der lukrative Überseehandel mit Sklaven untersagt, das Arbeitssystem an sich blieb aber unverändert. Es kam zu mehreren kleineren Unruhen, bis 1831 unter der Führung von Samuel Sharpe der Weihnachtsaufstand in der Umgebung von Montego Bay ausbrach. Obwohl schnell und blutig niedergeschlagen, war er Teil einer Entwicklung, die 1833 zum Slavery Abolition Act, also zur Abschaffung der Sklaverei, führte. Bis zur Durchsetzung des neuen Gesetzes auf Jamaika dauerte es noch vier weitere Jahre. In den folgenden Jahren kamen immer mehr Einwanderer freiwillig auf die Insel, darunter eine Gruppe von Arbeitern aus Indien. Sie wurden auf den Plantagen eingesetzt, konnten aber den beginnenden Niedergang der Zuckerindustrie nicht aufhalten. Billiger Zucker aus Kuba überflutete den Markt.

    Die Lebensbedingungen der befreiten Sklaven blieben katastrophal. Sie hatten zwar die Freiheit erlangt, waren aber meist besitzlos und konnten sich aufgrund einer Wahlsteuer nicht an der Verwaltung der Insel beteiligen. Die Wut und Verzweiflung der Bevölkerung entlud sich 1865 im Aufstand von Morant Bay unter Führung von Paul Bogle und George William Gordon. Der Aufstand wurde von den Briten im Auftrag des Gouverneurs mit massiver Gewalt niedergeschlagen, die lokale Verwaltung aufgelöst und Jamaika zur Kronkolonie erklärt. Mehr als 1000 Menschen, darunter Bogle und Gordon, kamen ums Leben. Die ausgeübte Gewalt löste in Großbritannien Entsetzen aus und führte zu einer genaueren Überwachung der Gouverneure.

    Kronkolonie

    Mit dem neuen Gouverneur John Peter Grant begannen ab 1866 zahlreiche Reformen. Das Bildungssystem wurde größeren Bevölkerungsteilen zugänglich gemacht, die Arbeitsgesetze wurden verbessert. Außerdem wurde die Infrastruktur ausgebaut. Das Eisenbahnnetz erreichte seine größte Ausdehnung, und ein Unterwasserkabel nach Europa wurde verlegt. 1914 wurde auf der Insel das Kriegsrecht verhängt, rund 10.000 jamaikanische Soldaten nahmen am Ersten Weltkrieg auf Seiten der Alliierten teil.

    Ab den 1930er Jahren gab es, teilweise durch die Arbeit Marcus Garveys motiviert, Unruhen und Aufstände gegen die britische Herrschaft. Die Bewohner verlangten mehr Unabhängigkeit und eine gerechtere Besteuerung. 1938 wurde die People’s National Party (PNP), die erste der beiden großen Parteien, von Norman Washington Manley gegründet. 1944 trat eine neue Verfassung in Kraft, die dem Land wieder eine gewisse Selbstverwaltung zugestand. Jamaika ist eines der wenigen Länder, in denen das Frauenwahlrecht während des Zweiten Weltkriegs Gesetz wurde.[3] Für die erste Wahl am 20. November 1944 galt bereits das allgemeine aktive und passive Wahlrecht.[4][5] Bei der Unabhängigkeit am 6. August 1962 wurde das allgemeine Wahlrecht bestätigt.[4] Im selben Jahr fanden die ersten freien, allgemeinen und gleichen Wahlen statt.

    Während des Zweiten Weltkriegs wurde Jamaika von Großbritannien und den USA als Marinestützpunkt benutzt. Das Land selbst unterstützte die Alliierten mit Truppen und Geld. Nach dem Weltkrieg gab es Versuche, die westindischen Kolonien unter eine gemeinsame Verwaltung zu stellen. 1947 fanden in Montego Bay erste Verhandlungen zur Gründung der Westindischen Föderation statt. Ein Jahr später wurde die University of the West Indies, eine gemeinsame Hochschule für 16 Karibikstaaten, in Mona bei Kingston gegründet. 1958 schlossen sich Jamaika und neun weitere britische Gebiete in der Karibik der Westindischen Föderation an, schieden aber bereits 1961 nach einem Referendum wieder aus.

    Souveräner Staat Erste Jahre (1962–1972)

    Die Unabhängigkeit von Großbritannien wurde am 6. August 1962 erlangt, am 18. September folgte die Mitgliedschaft bei den Vereinten Nationen. Jamaika ist seitdem freies Mitglied des Commonwealth of Nations. Der erste Premierminister war Alexander Bustamante von der Jamaica Labour Party (JLP), die bis 1972 an der Macht blieb. Die erste Sitzung des Parlaments wurde von Princess Margaret eröffnet. Jamaika trat in den folgenden Jahren mehreren internationalen Organisationen bei, darunter dem UN-Menschenrechtsausschuss.

    1966 besuchten sowohl Elisabeth II. als auch der für die Rastafari wichtige Haile Selassie unter großem Jubel die Insel; im gleichen Jahr fanden die British Empire and Commonwealth Games statt, das größte sportliche Ereignis der Geschichte des Landes. Im Oktober führten Bandenkriege in Kingston zur Verhängung des Notstands. Polizei und Militär brauchten einen Monat, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Nach Ende seiner Amtszeit, im Februar 1967, zog sich Bustamante aus der Führung seiner Partei zurück. Sein Nachfolger Donald Sangster gewann die Parlamentswahl am 21. Februar 1967 mit 33 von 53 Sitzen. Wenige Wochen später erlitt er einen Schlaganfall, wurde zur Behandlung nach Kanada geflogen und starb dort am 11. April 1972. Hugh Shearer regierte bis zum Ende der Legislaturperiode. In seine Amtszeit fielen die Umstellung auf das metrische System 1968 und die Einführung des Jamaika-Dollars 1971, eine Dürre in den Jahren 1967–1968 und ein landesweiter Streik der Polizei für höhere Löhne.

    Demokratischer Sozialismus (1972–1980)

    Missglückte Maßnahmen zur Bekämpfung der Dürrefolgen und der Streik ließen die Bevölkerung an den Führungsqualitäten Shearers zweifeln. Die People’s National Party (PNP) unter Michael Manley erhielt bei der Parlamentswahl am 29. Februar 1972 37 der 53 Sitze. In den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit hatte Jamaika eine pro-westliche Außenpolitik verfolgt. Manley hingegen erklärte den Demokratischen Sozialismus zur Staatsform und nahm Beziehungen zu sozialistischen Staaten auf. Es kam zu Verstaatlichungen und Käufen zahlreicher Unternehmen, besonders im Bergbau. Die neue Politik war nicht direkt kommunistisch – die demokratischen Strukturen blieben bestehen und große Teile des Marktes waren weiterhin in Privatbesitz – wurde aber wegen der engen Freundschaft Manleys zu Fidel Castro und wegen einer Handelsmission in die Sowjetunion häufig so interpretiert. Trotz intensiver Verhandlungen brachen 1979 die Beziehungen zum Internationalen Währungsfonds ab; die Wirtschaft stagnierte. Im Juni 1980,[6] vier Monate vor der Parlamentswahl am 30. Oktober 1980, deckte die Polizei Vorbereitungen der Jamaica Defence Force zu einem Putsch auf. 24 Soldaten und drei Zivilisten wurden verhaftet und zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt.

    Dennoch brachen die internationalen Beziehungen nicht ganz ab. Durch das Lomé-Abkommen von 1975 trat Jamaika den AKP-Staaten bei. Das Abkommen und sein Nachfolger, das Cotonou-Abkommen von 2002, sicherten dem Land Entwicklungshilfe und Zollpräferenzen, unter anderem auf dem europäischen Markt, zwangen es aber auch, einen Teil seiner Märkte für ausländische Produkte zu öffnen. Viele der Vergünstigungen, vor allem auf dem Bananenmarkt, sind 2006 ausgelaufen.

    Rückkehr zur pro-westlichen Politik

    Die verstärkte Armut infolge der internationalen Isolation verschaffte der JLP mit 51 zu neun Sitzen 1980 einen deutlichen Wahlsieg, ein Erfolg, der sich bei den Kommunalwahlen ein Jahr später wiederholte. Der neue Premierminister Edward Seaga kehrte zu einer pro-westlichen Außenpolitik zurück. Manleys im Inland getroffenen Maßnahmen, zu denen neben den Verstaatlichungen auch der Ausbau sozialer Einrichtungen gehörte, blieben weitestgehend bestehen. Die Beziehungen zum Internationalen Währungsfonds wurden wieder aufgenommen und die zu Kuba abgebrochen. Jamaika erhielt noch im selben Jahr von den UN die Zusicherung, dass das Hauptquartier der neu zu gründenden Internationalen Meeresbodenbehörde in Kingston errichtet werde. Besonders die USA und die EU gewährten nun Kredite und Wirtschaftshilfen zur Stärkung der Wirtschaft und Verbesserung der maroden Infrastruktur. Dennoch verlor der Jamaika-Dollar bis 1983 gegenüber dem US-Dollar so stark an Wert, dass die Regierung sich gezwungen sah, Neuwahlen anzuordnen. Die PNP lehnte die Teilnahme ab, da sie sich durch die Einteilung der Wahlkreise benachteiligt fühlte. Die JLP gewann alle 60 Sitze und konnte so bis 1987 ohne Opposition regieren.

    Im Oktober 1983 begann die eine Woche dauernde US-Invasion in Grenada. Nach offizieller Darstellung der USA hatte unter anderem Jamaika in der Organisation Ostkaribischer Staaten den Wunsch geäußert, die dortige kommunistische Regierung zu stürzen. In Wirklichkeit ging die Initiative jedoch von den USA aus. Das erste und einzige Mal seit der Unabhängigkeit stellte die Insel Soldaten für einen Auslandseinsatz zur Verfügung. Zusammen mit Antigua und Barbuda, Barbados, Dominica, St. Lucia und St. Vincent entsandte sie 300 Mann, die aber nicht zu Kampfhandlungen eingesetzt wurden.

     
    Weg des Hurrikanes Gilbert 1988

    Am 12. September 1988 erreichte Hurrikan Gilbert Jamaika. Das Auge des Sturms überquerte die Insel auf der vollen Länge und richtete große Schäden an. Es entstand ein Schaden von vier Milliarden US-Dollar, 40 % der Anbauflächen wurden zerstört. Kingston und Saint Andrew Parish sowie Hanover Parish waren am Schlimmsten betroffen, hier brach die Versorgung mit Wasser und Elektrizität für mehrere Tage zusammen.[7] In den folgenden Monaten gab es umfangreiche internationale Hilfen, die zwar aufgrund von Korruption und Unterschlagungen nur zum Teil bei den Menschen ankamen, die Wirtschaft aber wieder ankurbelten.

    Verzögerungen beim Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur, besonders in den kleinen Gemeinden entlang der Küste, beeinträchtigten das Vertrauen der Bevölkerung in die Fähigkeiten der Regierung. Bei den Parlamentswahlen im Jahr 1989 gewann sie nur 15 der 60 Mandate. Michael Manley wurde erneut Premierminister, musste 1992 aber aus Gesundheitsgründen zurücktreten. Percival J. Patterson wurde sein Nachfolger und blieb bis 2006 im Amt. Dank internationaler Hilfen war die Wirtschaftslage 1990 wieder relativ günstig und förderte die Gründung vieler Banken und Versicherungen, die große finanzielle Risiken eingingen. 1996 führten unerwartet stark steigende Zinsen zu einem Zusammenbruch des gesamten Finanzsektors.

    Jamaika bemüht sich seit einigen Jahren, sich an internationalen Organisationen zu beteiligen, um auf seine Probleme aufmerksam zu machen. So übernahm es 2001 für ein Jahr den Vorsitz des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen.

    Werner Zips: Eine afrikanische Gegenmacht in der Karibik. In: Zeitschrift für Lateinamerika Wien, Bd. 40/41 (1991), S. 85–106. Werner Zips: „Sister Nanny a one a we, Brother Kojo a one a we, Brother Bob Marley a one a we.“ The continuity of Black resistance in Jamaica. In: Thomas Bremer, Ulrich Fleischmann (Hrsg.): Alternative Cultures in the Caribbean (= Bibliotheca Ibero-Americana, Bd. 46). Vervuert, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-89354-546-8, S. 69–76, hier S. 71. June Hannam, Mitzi Auchterlonie, Katherine Holden: International Encyclopedia of Women’s Suffrage. ABC-CLIO Inc., Santa Barbara, Denver, Oxford 2000, ISBN 1-57607-064-6, S. 168. ↑ a b – New Parline: the IPU’s Open Data Platform (beta). In: data.ipu.org. 20. November 1944, abgerufen am 3. Oktober 2018 (englisch). Mart Martin: The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 200. www.nd-archiv.de Bericht über die Auswirkungen des Hurricanes Gilbert (Memento vom 22. Februar 2012 im Internet Archive; PDF; 616 kB)
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  • Sicherheit

    Die Restriktionen gegenüber Homosexuellen sind auf Jamaika groß. Einerseits vonseiten des Staats, der Analverkehr mit bis zu 10 Jahren und „grob unsittliches Verhalten“ zwischen Männern (wozu schon Händchenhalten genügen kann) mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft. Homosexuelles Verhalten zwischen Frauen ist hingegen legal. Auch in der Bevölkerung sind schwulenfeindliche Ansichten sehr verbreitet – Jamaika gilt als eines der homophobsten Länder der Welt. Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Übergriffen bis hin zu Morden an Homosexuellen. Auch Fälle von sogenannten „korrektiven Vergewaltigungen“ von lesbischen Frauen werden berichtet, d. h. die Täter versuchen, die Frau so von ihrer Homosexualität zu „heilen“. Einige populäre Dancehall- und Ragga-Musiker glorifizieren oder verharmlosen solche Verbrechen in ihren Songs. Auch von der Polizei ist kein Schutz zu erwarten. Im Gegenteil: Auch und gerade von Polizisten gehen Belästigungen und Misshandlungen von Homosexuellen aus. Daher ist es keine gute Idee, seine Homosexualität offen an den Tag zu legen.

    Marihuana – in Jamaika heißt das Ganja – auch wenn es billig ist und prima wirkt, ist auf der Insel illegal. Touristen, die mit Ganja erwischt werden, können ins Gefängnis kommen, müssen eine Geldstrafe bezahlen und werden ausgewiesen.

    Gewaltkriminalität ist hoch. Für bewaffnete Räuber gibt es spezielle gun courts ohne Geschworene. Das Tragen von Tarnkleidung ist verboten, damit Kriminelle nicht mit Sichereheitskräften verwechselt werden.

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