Софійський собор (Київ)

( Sophienkathedrale (Kiew) )

Die Sophienkathedrale (ukrainisch Софійський собор Sofijskyj sobor) in Kiew, Ukraine gilt als eines der herausragendsten Bauwerke europäisch-christlicher Kultur. Sie wurde Anfang des 11. Jahrhunderts begonnen, im Laufe der Jahrhunderte mehrfach zerstört, umgebaut und erweitert und gehört seit 1990 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Die Sophienkathedrale (ukrainisch Софійський собор Sofijskyj sobor) in Kiew, Ukraine gilt als eines der herausragendsten Bauwerke europäisch-christlicher Kultur. Sie wurde Anfang des 11. Jahrhunderts begonnen, im Laufe der Jahrhunderte mehrfach zerstört, umgebaut und erweitert und gehört seit 1990 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Erstbau und spätere Zerstörungen  Modell des ursprünglichen Aussehens im 11. Jahrhundert

In der älteren Überlieferung und älteren wissenschaftlichen Literatur wurde der Baubeginn mit dem Jahr 1037 angegeben, nachdem der Kiewer Fürst Jaroslaw der Weise (Ярослав Мудрий) 1036 die Petschenegen besiegen konnte. Seit etwa 2000 liegen neue wissenschaftliche Erkenntnisse über einen früheren Baubeginn vor. Laut Nadia Nikitenko, einer Historikerin, die die Kathedrale seit 30 Jahren erforscht, wurde die Kathedrale im Jahr 1011 unter der Herrschaft des Großfürsten der Kiewer Rus, Wladimir I., begonnen. Dies wurde sowohl von der UNESCO als auch von der Ukraine anerkannt, die im Jahr 2011 offiziell das 1000-jährige Bestehen der Kathedrale feierte.[1] Geweiht wurde die Kathedrale wahrscheinlich im Jahr 1018, unter Wladimirs Sohn Jaroslaw.

Die Kathedrale wurde als siebenkuppelige fünfschiffige Kreuzkirche mit offener Galerie nach byzantinischem Vorbild – speziell nach dem der Hagia Sophia in Konstantinopel – errichtet. Als Hauptkathedrale der Kiewer Rus war sie ihrer christlichen und kulturellen Bedeutung nach dazu berufen, von der Weisheit des Christentums und der Festigung der politischen Macht der Rus zu künden. Die Kathedrale war Mittelpunkt des kulturellen und politischen Lebens des altrussischen Volkes. Hier fanden unter anderem die Thronbesteigungen der Kiewer Fürsten statt, tagte die Kiewer Volksversammlung (Wetsche), wurden Staatsgäste empfangen und Hofzeremonielle durchgeführt. Als Namenspatronin diente Sophia als Sinnbild der Weisheit.[2]

Die Ausmaße der Kathedrale – 37 Meter lang, 55 Meter breit und bis zur Zentralkuppel 29 Meter hoch – waren für die damalige Zeit beeindruckend. Die Kathedrale diente auch als Bestattungsort der Kiewer Fürsten. Als wichtiges Grabmal hat sich der Sarg von Jaroslaw dem Weisen bis heute erhalten, der hier 1054 beigesetzt wurde.

Nach dem Einfall der Mongolen in die Rus in der Mitte des 13. Jahrhunderts büßte nicht nur die Stadt Kiew ihre zentrale politische und kulturelle Funktion ein, auch die Sophienkathedrale verlor ihre kirchliche Bedeutung. Der Kirchenbau wurde teilweise zerstört, der Sitz des Metropoliten nach Weliki Nowgorod (und später nach Moskau) verlegt. In den folgenden zwei Jahrhunderten wurde die Kathedrale durch weitere Einfälle der Krimtataren in Kiew immer stärker zerstört.

Erster Wiederaufbau

Nach der Union von Brest 1596 gehörte die Sophienkathedrale zur unierten griechisch-katholischen Kirche in Polen-Litauen, die umfangreiche Reparaturarbeiten in Auftrag gab. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts veranlasste der Metropolit Petro Mohyla den Wiederaufbau. Dazu wurde der italienische Baumeister Octaviano Mancini eingeladen, unter dessen Leitung die Arbeiten um 1630 erfolgten. Hierbei wurde die wandfeste Ausstattung aus dem 11. Jahrhundert kaum verändert, sodass sich der großartige byzantinische Eindruck bis heute erhalten hat. Dagegen wurde der äußere Kirchenbau durch Schließung der Außengalerien vergrößert, jedoch blieben etliche Holzkonstruktionen erhalten.[2]

Zweiter Wiederaufbau und Stilllegung  Hauptgebäude der Sophienkathedrale, 18. Jahrhundert

Nachdem im Jahr 1697 ein großer Brand die Kathedrale schwer beschädigt hatte, ließ Zar Peter I. die Kirche im ukrainischen Barockstil aus Stein tiefgreifend umbauen. Das Gebäude wurde um ein Stockwerk erhöht und zusätzlich sechs Kuppeln in typischer Birnenform hinzugefügt. Das Gelände der Sophienkathedrale erhielt eine Umfassungsmauer, und es wurden weitere Gebäude, wie der Metropolitenpalast, das Südtor, das Refektorium (als beheizbare Kirche auch „Warme Sophie“ genannt) und das Geistliche Seminar, gebaut. Besonders dominant ist der neue Glockenturm, der über dem Hauptzugang am Sophienplatz 1699–1707 errichtet wurde. Nach einer Erhöhung um eine vierte Etage im Jahr 1851 ist er jetzt 76 Meter hoch.

1934, in der Zeit der Zugehörigkeit der Ukraine zur Sowjetunion, wurde der Gebäudekomplex als kirchliche Einrichtung geschlossen und als „Staatliches Reservat Sophien-Museum“ betrieben.

Versuch der Wiederbelebung einer kirchlichen Nutzung

Erst mit der Trennung der Ukraine von der zerfallenden Sowjetunion im Jahr 1991 wurde die Sophienkathedrale wieder der orthodoxen Kirche übergeben. Aber in den folgenden Jahren gab es erhebliche Streitigkeiten innerhalb der orthodoxen Kirche über die Zugehörigkeit der Kathedrale zur orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats oder zum Moskauer Patriarchat. Auch die ukrainisch-katholische Kirche meldete Ansprüche an. Da diese Streitigkeiten nicht gelöst werden konnten, schloss der ukrainische Staat die Sophienkathedrale erneut für kirchliche und liturgische Zwecke. Sie ist seitdem wieder ein Museumskomplex, der zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört.

Aktuelle Situation

Im Dezember 2018 fand in der Sophienkathedrale die Synode statt, bei der die Gründung der neuen Orthodoxen Kirche der Ukraine beschlossen wurde.[3] Am 7. Januar 2019 wurde in Anwesenheit des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko die Weihnachtsliturgie gefeiert, im Rahmen derer der Tomos über die Verleihung der kirchlichen Eigenständigkeit präsentiert wurde.[4]

Nadia Nikitenko: The Millenary of St. Sophia of Kyiv. Kyiv 2011. ↑ a b Die Ukraine. Historische Orte… Orthodoxe Nationalkirche in der Ukraine gegründet In: faz.net. 15. Dezember 2018, abgerufen am 13. Januar 2019 Weihnachtsliturgie in Sophienkathedrale in Kyjiw In: ukrinform.de. 8. Januar 2019, abgerufen am 13. Januar 2019
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