Principality of Sealand

( Sealand )

Sealand [ˈsiːlænd] (amtlich Principality of Sealand, deutsch Fürstentum Sealand) ist eine Mikronation auf der ehemaligen britischen Seefestung HM Fort Roughs, knapp zehn Kilometer vor der Küste von Suffolk innerhalb der Seegrenze des Vereinigten Königreichs.

Die Seefestung wurde am 2. September 1967 durch Patrick Roy Bates, einen ehemaligen Major der British Army, als neuer und eigenständiger Staat proklamiert, nachdem er unmittelbar zuvor die von der Royal Navy verlassene Plattform besetzt hatte. Seine ursprünglichen Pläne, dort außerhalb des Zugriffs britischer Behörden einen Piratensender zu betreiben, verwirklichte er nicht mehr. Dennoch verteidigte er bis zu seinem Tod 2012 mit Hilfe von Angehörigen und Freunden der Familie die Plattform sowohl juristisch als auch mit Waffengewalt und forderte die Staatengemeinschaft auf, Sealand völkerrechWeiterlesen

Sealand [ˈsiːlænd] (amtlich Principality of Sealand, deutsch Fürstentum Sealand) ist eine Mikronation auf der ehemaligen britischen Seefestung HM Fort Roughs, knapp zehn Kilometer vor der Küste von Suffolk innerhalb der Seegrenze des Vereinigten Königreichs.

Die Seefestung wurde am 2. September 1967 durch Patrick Roy Bates, einen ehemaligen Major der British Army, als neuer und eigenständiger Staat proklamiert, nachdem er unmittelbar zuvor die von der Royal Navy verlassene Plattform besetzt hatte. Seine ursprünglichen Pläne, dort außerhalb des Zugriffs britischer Behörden einen Piratensender zu betreiben, verwirklichte er nicht mehr. Dennoch verteidigte er bis zu seinem Tod 2012 mit Hilfe von Angehörigen und Freunden der Familie die Plattform sowohl juristisch als auch mit Waffengewalt und forderte die Staatengemeinschaft auf, Sealand völkerrechtlich als legitimen und souveränen Staat anzuerkennen.

Trotz einer hohen Bekanntheit, vor allem als häufig gewähltes Fallbeispiel in völkerrechtlichen Diskussionen, wird die Anerkennung Sealands als Staat international verweigert. Aus Deutschland und den Vereinigten Staaten liegen Gerichtsentscheidungen vor, denen zufolge Sealand nicht die Voraussetzungen für einen Staat erfüllt und daher als Völkerrechtssubjekt nicht existiert. Kritiker verweisen außerdem darauf, dass die Plattform inmitten britischer Hoheitsgewässer liegt, seit diese 1987 auf eine Zwölfmeilenzone ausgedehnt worden sind.

Vorgeschichte

Die ehemalige Seefestung zählt zu den sogenannten Maunsell Forts, die das britische Militär im Zweiten Weltkrieg zur Abwehr von See- und Luftangriffen in der Mündung der Themse errichtete. Sie wurde im Spätjahr 1941 im Trockendock auf einem schwimmfähigen Ponton erbaut, ins Meer hinausgeschleppt und ihr Sockel plangemäß am 11. Februar 1942 auf die Sandbank Rough Sands versenkt. Als HM Fort Roughs, auch Roughs Tower genannt, stand sie anschließend im Dienst der Royal Navy. Nach Kriegsende verlor diese Art von Festungen jedoch ihre Bedeutung, sodass sie in den 1950er Jahren eine nach der anderen aufgegeben wurden. 1956 zog die Besatzung von Roughs Tower vollständig ab und überließ die Station sich selbst.

In den 1960er Jahren betrachteten die Betreiber britischer Piratensender die verwaisten Festungen als idealen Standort für ihre Stationen. In der Annahme, dort fernab der Strafverfolgungsbehörden das geltende Rundfunkmonopol der staatlichen BBC umgehen zu können, waren die Seefestungen teilweise sogar hart umkämpft. Paddy Roy Bates konnte 1965 seinen Piratensender Radio Essex auf der Festung Knock John Tower erst einrichten, nachdem er die Betreiber des Konkurrenzsenders Radio City von dort vertrieben hatte. Bald erwies sich Knock John Tower jedoch als nicht abgelegen genug. Kurz vor Weihnachten 1966 wurde der Sender, der sich kurz zuvor in Britain’s Better Music Station (BBMS) umbenannt hatte, abgeschaltet und Bates wegen Verstoßes gegen das britische Rundfunkgesetz angeklagt.

Gründung

Am 2. September 1967 besetzte er mit Hilfe einiger Gefolgsleute die Plattform Roughs Tower. Diese liegt wesentlich weiter vor der Küste als Knock John Tower und befand sich außerhalb der damaligen britischen Hoheitsgewässer – drei nautische Meilen vor der Küste – in internationalen Gewässern. Bates proklamierte sie zum unabhängigen Fürstentum Sealand und ernannte sich selbst und seine Frau Joan Bates geborene Collins, eine ehemalige „Southend Carnival Queen“ und Model, zu uneingeschränkten Herrschern mit den Titeln Fürst Roy und Fürstin Joan von Sealand.

Zuvor hielten Jack Moore und seine Tochter die Station für den irischen Musikmanager Ronan O’Rahilly besetzt, der Roughs Tower für seinen Piratensender Radio Caroline nutzen wollte. Als er von Bates Übernahme erfuhr, sandte O’Rahilly sogleich ein paar Männer aus, die die Station zurückerobern sollten. Deren Boot wurde aber von Bates und seinen Leuten mit Benzinbomben und angeblich auch mehreren Gewehrschüssen vertrieben.

In Großbritannien war jedoch bereits am 14. August 1967 der Marine Broadcasting Offences Act in Kraft getreten. Damit stand die Ausstrahlung unlizenzierter Rundfunkübertragungen von Schiffen, Flugzeugen oder Marinebasen auch von außerhalb der Hoheitsgewässer unter Strafe. Die meisten Piratensender stellten daraufhin ihren Sendebetrieb ein. Nahezu gleichzeitig startete die staatliche BBC mit BBC Radio 1 einen eigenen Popkanal und erweiterte in den frühen 1970er Jahren durch Gründung zahlreicher Lokalstationen ganz erheblich ihr Programm. Damit verlor Roy Bates das Interesse und verzichtete auf die Errichtung des geplanten Piratensenders.

Von 1967 bis 1968 unternahm die Royal Navy mehrere Versuche, die Besetzer von Roughs Tower wieder loszuwerden. Auch hierbei soll der selbsternannte Fürst mehrere Schüsse in Richtung der Landungsboote abgefeuert haben. Daraufhin brach das Militär die Operation ab. Offenbar wollte man nicht das Risiko eingehen, dass dabei Soldaten ums Leben kämen, vor allem auch im Hinblick auf das Bild in der Öffentlichkeit. Stattdessen erhob man wegen der Schüsse Anklage gegen Roy Bates vor einem englischen Gericht. Das örtliche Gericht in Chelmsford erklärte sich jedoch in einem Urteil aus dem Jahr 1968 für nicht zuständig, da sich der Vorfall in internationalen Gewässern, also außerhalb des britischen Territoriums, ereignet habe.[1]

In den folgenden 15 Jahren forderten die britischen Behörden die Besetzer von Sealand immer wieder dazu auf, Sozialversicherungsbeiträge, Rundfunkgebühren und weitere Abgaben zu zahlen. Roy Bates verweigerte dies jedoch regelmäßig und berief sich dabei auf die richterliche Entscheidung, dass Sealand kein Teil des Vereinigten Königreichs sei.

Putsch

1975 nahm der Deutsche Alexander Gottfried Achenbach Kontakt zu Sealand auf. Er hatte den Plan, zusammen mit mehreren niederländischen Freunden die Seefestung in ein Luxushotel mit Spielkasino zu verwandeln. Bald gewann er das Vertrauen von Roy Bates und wurde nicht nur Staatsbürger von Sealand, sondern auch zum Premierminister und Regierungschef auf Lebenszeit ernannt. Im September erließ Fürst Roy dann eine Verfassung für das Fürstentum, in der Sealand unter anderem auch ausdrücklich auf Beschränkungen des Glücksspiels verzichtet.

Als sich Roy und Joan Bates im August 1978 für einige Tage in Salzburg aufhielten, um sich mit geschäftlichen Interessenten zu treffen, übernahm Achenbach mit Hilfe seiner niederländischen Freunde das Kommando auf der Station und hielt kurzzeitig sogar Fürst Roys Sohn Michael in seiner Gewalt. Er erklärte den Fürsten für abgesetzt, weil dieser in Salzburg angeblich Verhandlungen über den Verkauf des Staatsgebietes an ein Wirtschaftskonsortium geführt und damit gegen die Verfassung verstoßen habe.

Bates engagierte daraufhin kurzerhand mehrere gut bewaffnete Männer, eroberte die Festung mit einem Hubschrauber zurück und setzte die Putschisten als Kriegsgefangene auf Roughs Tower fest. Infolgedessen intervenierten Deutschland und die Niederlande bei der britischen Regierung. Sie sollte die sofortige Freilassung der Gefangenen bewirken. Diese verweigerte ihre Unterstützung jedoch mit dem Hinweis, sie sei in internationalen Gewässern nicht zuständig, und verwies auf die Gerichtsentscheidung von 1968.

Die niederländischen Kriegsgefangenen ließ der Fürst unter Hinweis auf die Genfer Konventionen schnell wieder frei. Der Anführer Alexander Achenbach sowie der deutsche Anwalt Gernot Pütz besaßen jedoch beide einen Sealand-Pass. Daher wurden sie als Staatsbürger des Landesverrats für schuldig befunden. Achenbach sollte auf Roughs Tower eine lebenslange Freiheitsstrafe absitzen. Der deutsche Anwalt wurde zur Zahlung von 75.000 DM verurteilt. Die Bundesrepublik Deutschland wusste sich keinen anderen Rat, als einen Konsularbeamten der deutschen Botschaft in London zu Verhandlungen nach Sealand zu schicken. Roy Bates betrachtete die Aufnahme diplomatischen Kontakts als De-facto-Anerkennung Sealands durch die Bundesrepublik und beschloss, Gnade walten zu lassen. Im Hinblick auf den unblutigen Verlauf der Revolte und die mittlerweile auch schon einige Wochen andauernde Gefangenschaft gestattete er den beiden Gefangenen schließlich, nach Deutschland zurückzukehren.

Achenbach wirft dem Fürsten auch weiterhin Verfassungsbruch vor und betrachtet ihn seit 1978 als gewaltsamen Besatzer von Sealand. In der Bundesrepublik errichtete er deshalb eine Exilregierung und ernannte den Niederländer Adrien Oomen als Syndikus zum neuen Staatsoberhaupt.

Reaktionen

Kurz nach der Gründung Sealands wurde Sunk Head, eine weitere Seefestung in damals internationalen Gewässern, vom britischen Militär abgerissen. Die noch verbliebenen Plattformen lagen alle innerhalb der damaligen Dreimeilenzone.

Bei der dritten internationalen Konferenz zum Seerecht (1973–1982) wurden legale Staatsgründungen nach dem Beispiel Sealands für die Zukunft ausgeschlossen. Der nächste benachbarte Staat muss die Verantwortung für künstliche Konstruktionen im Meer übernehmen.[2] Nach der neu verabschiedeten Konvention sind darüber hinaus künftig alle nicht mehr benötigten Konstruktionen unmittelbar nach Außergebrauchstellung zu entfernen.

Im Oktober 1987 dehnte Großbritannien seine Hoheitsgewässer auf eine Zwölfmeilenzone aus. Seitdem befindet sich die Plattform Roughs Tower wieder innerhalb britischer Hoheitsgewässer. Allerdings hat auch Sealand einen Anspruch auf eine Zwölfmeilenzone erhoben und diesen angeblich 1990 durch Warnschüsse gegen das britische Hilfsschiff RMAS Golden Eye verteidigt, als sich dieses der Plattform zu weit genähert hatte.

Brand und Renovierung  Sealand, etwa zwei Monate nach dem Brand (2006)

Gegen Mittag des 23. Juni 2006 brach ein Feuer auf Sealand aus. Ursache war ein elektrischer Defekt im Generatorraum. Von einem Fischer alarmierte britische Feuerwehreinheiten brachten den Brand jedoch bis kurz nach 15 Uhr unter Kontrolle. Es befand sich lediglich ein Wachmann auf der Station, der durch einen Hubschrauber der Royal Air Force direkt von der Plattform nach Ipswich in ein Krankenhaus überführt werden konnte. Abgesehen von der nur leichten Rauchvergiftung des Wachmannes richtete das Feuer vor allem erheblichen Sachschaden an. Neben den ausgebrannten Bereichen, insbesondere dem Generatorraum, wurde nahezu die gesamte Einrichtung der Aufbauten und der Nordturm durch Rauch oder das eingedrungene Löschwasser beschädigt.

Gleich am darauffolgenden Tag kündigte die Familie Bates den baldigen Beginn von Reparaturarbeiten an und startete eine Spendenaktion auf der Sealand-Website. Die Kosten sollten sich nach ersten Schätzungen auf etwa eine Million Dollar belaufen. Nach Aufräumarbeiten durch die Bewohner der Plattform erteilte die Regierung von Sealand dem englischen Bauunternehmen Church and East Ltd. den Auftrag zum Wiederaufbau ihres Landes. Begleitet von einer Filmcrew der BBC begannen die Reparaturen bereits am 29. Juni und konnten im November 2006 abgeschlossen werden.

Church and East richtete sich danach längerfristig auf der Station ein. Nach Beseitigung der Brandschäden nahm man eine umfangreiche Renovierung und Modernisierung der Station in Angriff. So wurde ein System aus 3-kW-Windgeneratoren installiert, um Sealand so weit wie möglich durch Windenergie mit Strom zu versorgen.[3] Die erzielten Fortschritte wurden durch regelmäßige Berichte und Fotos auf einer eigens dafür eingerichteten Webseite der Baufirma im Internet festgehalten.[4] Seit 2008 gibt es keine Hinweise mehr auf Tätigkeiten von Church and East. Die Webseiten sind gelöscht.

Regina v. Paddy Roy Bates and Michael Roy Bates, The Shire Hall, Chelmsford, 25. Oktober 1968: Auszug aus dem Urteilstext (Memento vom 10. März 2009 im Internet Archive) (engl.) Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen: Art.60 Künstliche Inseln, Anlagen und Bauwerke in der ausschliesslichen Wirtschaftszone. In: www.admin.ch, (Das Portal der Schweizer Regierung), abgerufen am 6. Juni 2020. Green Power Update. (Memento vom 7. März 2009 im Internet Archive) Sealand-Sonderseite der Church and East Ltd. Sealand Renovation Updates. (Memento vom 8. März 2009 im Internet Archive) Church and East Ltd.
Fotografien von:
Ryan Lackey from San Francisco, CA, US - CC BY 2.0
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