United States

Vereinigte Staaten
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Kontext von Vereinigte Staaten

Die Vereinigten Staaten von Amerika (englisch United States of America; abgekürzt USA), auch Vereinigte Staaten (englisch United States, abgekürzt U.S., US) oder umgangssprachlich einfach Amerika (engl. America) genannt, sind eine demokratische, föderal aufgebaute Republik in Nordamerika und mit einigen Inseln auch in Ozeanien. Sie besteht aus 50 Bundesstaaten, der Hauptstadt Washington, D.C., die einen eigenen Bundesdistrikt darstellt, sowie aus fünf größeren unionsabhängigen Territorien und neun Inselterritorien. Die 48 zusammenhängenden Contiguous United States, die so genannten Lower 48, bilden zusammen mit Alaska, von dem sie durch kanadisches Gebiet getrennt sind, die Continental United States. Der Bundesstaat Hawaii und einige kleinere Außengebiete liegen im Pazifik und in der Karibik. Das Land weist geographisch und klimatisch eine sehr hohe Diversität mit eiWeiterlesen

Die Vereinigten Staaten von Amerika (englisch United States of America; abgekürzt USA), auch Vereinigte Staaten (englisch United States, abgekürzt U.S., US) oder umgangssprachlich einfach Amerika (engl. America) genannt, sind eine demokratische, föderal aufgebaute Republik in Nordamerika und mit einigen Inseln auch in Ozeanien. Sie besteht aus 50 Bundesstaaten, der Hauptstadt Washington, D.C., die einen eigenen Bundesdistrikt darstellt, sowie aus fünf größeren unionsabhängigen Territorien und neun Inselterritorien. Die 48 zusammenhängenden Contiguous United States, die so genannten Lower 48, bilden zusammen mit Alaska, von dem sie durch kanadisches Gebiet getrennt sind, die Continental United States. Der Bundesstaat Hawaii und einige kleinere Außengebiete liegen im Pazifik und in der Karibik. Das Land weist geographisch und klimatisch eine sehr hohe Diversität mit einer großen Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten auf.

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind sowohl flächenmäßig als auch nach der Einwohnerzahl der drittgrößte Staat der Erde. Ihre Ausdehnung von 9,83 Millionen Quadratkilometern wird nur von Russland und Kanada und ihre Bevölkerung von 331,4 Millionen Einwohnern nur von China und Indien übertroffen. Die einwohnerstärkste Stadt der USA ist New York City, bedeutende Metropolregionen sind Los Angeles, Chicago, Dallas, Houston, Philadelphia, Washington, Miami, Atlanta, Boston und San Francisco, mit jeweils über 5 Millionen Einwohnern. Der Grad der Urbanisierung liegt bei 83 Prozent (Stand: 2021).

Ein beliebter Nationalmythos der Vereinigten Staaten besagt, die USA seien eines der multikulturellsten Länder der Welt; empirische Studien zeigen jedoch, dass die USA im weltweiten Vergleich der ethnischen und kulturellen Vielfalt nur durchschnittlich abschneiden.

Auf der Bundesebene gibt es, anders als in 32 Bundesstaaten der USA, keine gesetzlich vorgeschriebene Amtssprache, doch herrscht Englisch als Amtssprache vor. Im Südwesten sowie in Miami ist zusätzlich Spanisch weit verbreitet. Insgesamt waren 2015 mehr als 350 Sprachen in der US-Bevölkerung in Gebrauch, davon 150 indigene Sprachen. Die indigenen Sprachen mit der größten Sprecherzahl sind nach der Zahl ihrer Sprecher sortiert die Sprache der Yupik in Alaska (als größte indigene Sprache) und der Dakota (aus der Sioux-Sprachfamilie) (als zweitgrößte), gefolgt von verschiedenen Apache-Sprachen sowie Keres, der Sprache der Pueblo-Indianer, und Cherokee.

Paläoindianer wanderten vor mehr als 13.000 Jahren aus Asien in das nordamerikanische Festland der heutigen Vereinigten Staaten ein (Buttermilk Creek Complex), nachdem sie mehrere Jahrtausende zuvor Alaska besiedelt hatten. Die europäische Kolonisierung begann etwa um 1600 vorwiegend aus England und in langwieriger Auseinandersetzung mit Frankreich. Die Vereinigten Staaten gingen aus 13 Kolonien an der Atlantikküste hervor. Streit zwischen Großbritannien und den amerikanischen Kolonien führte zur Amerikanischen Revolution. Am 4. Juli 1776 verabschiedeten Delegierte der 13 Kolonien die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten und somit die Gründung der USA. Der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg, der mit der Anerkennung der Unabhängigkeit im Frieden von Paris (1783) endete, war der erste erfolgreiche Unabhängigkeitskrieg gegen eine europäische Kolonialmacht. Die heutige Verfassung wurde am 17. September 1787 verabschiedet. Bisher wurden 27 Zusatzartikel ergänzt. Die ersten zehn Zusatzartikel, die gemeinsam als Bill of Rights bezeichnet werden, wurden 1791 ratifiziert und garantieren eine Vielzahl von unveräußerlichen Rechten.

Angetrieben von der Doktrin des Manifest Destiny dehnten die Vereinigten Staaten ihr Gebiet im Laufe des 19. Jahrhunderts vom Atlantik bis zum Pazifik aus. Dies schloss die gewaltsame Vertreibung indigener indianischer Stämme, den Erwerb neuer Territorien u. a. im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg und die Gründung neuer Bundesstaaten ein. Der Amerikanische Bürgerkrieg führte 1865 zum Ende der Sklaverei in den Vereinigten Staaten und dazu, dass sie endgültig den Weg zum Industriestaat einschlugen. Am Ende des 19. Jahrhunderts waren die USA die bedeutendste Macht auf dem amerikanischen Kontinent, und ihre Wirtschaft war zur größten der Welt geworden. Im Spanisch-Amerikanischen Krieg und vollends im Ersten Weltkrieg stiegen sie zur Weltmacht auf, deren militärische Stärke ihren globalen Einfluss scherte. Aus dem Zweiten Weltkrieg gingen die USA zusammen mit der Sowjetunion als eine von zwei Supermächten hervor. Sie verfügten als erstes Land über Atomwaffen und wurden eines von fünf ständigen Mitgliedern im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Nach Ende des Kalten Krieges und dem Zerfall der Sowjetunion gelten die USA als einzige verbliebene Supermacht. Sie sind Gründungsmitglied der Vereinten Nationen, der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) und vieler weiterer internationaler Organisationen. Ihr außenpolitischer und kultureller Einfluss kommt weltweit zur Geltung.

Die Vereinigten Staaten sind ein hochentwickelter Staat und ihre Wirtschaft ist die größte Volkswirtschaft der Welt mit einem Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 23,0 Billionen US-Dollar im Jahr 2021, was 24 % der nominellen bzw. 16 % der kaufkraftbereinigten globalen Wirtschaftsleistung entsprach. Das Land hatte 2020 das achthöchste Pro-Kopf-Einkommen. Die Wirtschaftsleistung des Landes wird begünstigt durch den Reichtum an natürlichen Ressourcen, eine gut entwickelte Infrastruktur und eine hohe durchschnittliche Produktivität. Obwohl die Wirtschaftsstruktur gemeinhin als postindustriell angesehen wird, ist das Land nach wie vor einer der weltgrößten Güterproduzenten. Die USA waren 2016 für 36 % der weltweiten Militärausgaben verantwortlich und lagen damit auf Platz 1, gefolgt von China mit 13 % und Russland mit 4,1 %. Der in Folge der Terroranschläge am 11. September 2001 ausgerufene Ausnahmezustand ist seit 2001 in Kraft.

Mehr über Vereinigte Staaten

Grundinformation
  • Währung US-Dollar
  • Ursprünglicher Name United States
  • Anrufcode +1
  • Internet Domäne .us
  • Mains voltage 120V/60Hz
  • Democracy index 7.92
Population, Area & Driving side
  • Bevölkerung 331449281
  • Fläche 9826675
  • Fahrseite right
Verlauf
  • Frühgeschichte
     
    Der Cliff Palace, eine Ansammlung von Felsbehausungen im Mesa Verde National Park in Colorado, wurde von den Angehörigen der Anasazi-Stämme 1190 n. Chr. erbaut.

    In Alaska reichen die ältesten gesicherten menschlichen Spuren 12.000 bis 14.000 Jahre zurück. Als älteste Kultur galt lange die Clovis-Kultur, doch die Funde in den Paisley-Höhlen, die rund ein Jahrtausend vor den Clovis-Funden liegen, zeigten, dass Nordamerika schon früher bewohnt war.Weiterlesen

    Frühgeschichte
     
    Der Cliff Palace, eine Ansammlung von Felsbehausungen im Mesa Verde National Park in Colorado, wurde von den Angehörigen der Anasazi-Stämme 1190 n. Chr. erbaut.

    In Alaska reichen die ältesten gesicherten menschlichen Spuren 12.000 bis 14.000 Jahre zurück. Als älteste Kultur galt lange die Clovis-Kultur, doch die Funde in den Paisley-Höhlen, die rund ein Jahrtausend vor den Clovis-Funden liegen, zeigten, dass Nordamerika schon früher bewohnt war. Als älteste menschliche Überreste gelten die Relikte der über 10.500 Jahre alten Buhl-Frau aus Idaho. An diese frühe Phase schloss sich die Archaische Periode an.

    Zwischen 4000 und 1000 v. Chr. entwickelten sich der Gebrauch von Keramik, Ackerbau und verschiedene Formen abgestufter Sesshaftigkeit. Die Jagdtechniken wurden durch Atlatl und später durch Pfeil und Bogen wesentlich verbessert. Bevölkerungsverdichtungen traten in Nordamerika um die Großen Seen, an der pazifischen Küste um Vancouver Island (Kanada), am Mississippi und an vielen Stellen der Atlantikküste sowie im Südwesten auf.

    Im Einzugsgebiet der Adena- und der Mississippi-Kultur entstanden komplexe Gemeinwesen, die jedoch kurz vor Ankunft der ersten Europäer untergegangen sind. Sie strahlten bis weit in den Norden und Westen aus. Im Südwesten entstanden Lehmbausiedlungen mit bis zu 500 Räumen. Diese Pueblo-Kultur ging auf die Basketmaker zurück, die bereits Mais anbauten. Um die Großen Seen entwickelten sich befestigte Großdörfer und dauerhafte Konföderationen. Diese Gruppen betrieben, ähnlich wie im Westen, Mais- und Kürbisanbau sowie einen ausgedehnten Fernhandel – etwa mit Kupfer und bestimmten Gesteinsarten, die für Jagdwaffen und Schmuck von Bedeutung waren –, der sich in British Columbia (Kanada) ab 8000 v. Chr. nachweisen lässt.

    Auswirkungen der Kolonisierung auf die Ureinwohner
     
    Indianer leisten Abgaben an Franzosen in Florida (Kupferstich, um 1600).

    Eingeschleppte Krankheiten dezimierten die Bevölkerung in einem schwer zu bemessenden Ausmaß. Viele Gruppen verschwanden durch eingeschleppte Seuchen, ohne dass ein Europäer sie überhaupt zu Gesicht bekommen hatte. Nach dem Anthropologen Alfred Kroeber schätzte man die Bevölkerung nördlich des Rio Grande auf nur eine Million Menschen. Diese Schätzungen wurden bereitwillig aufgegriffen, da sie den Mythos aufrechterhielt, die Weißen hätten einen weitgehend menschenleeren Kontinent erobert. Das als eher vorsichtig bekannte Smithsonian Institute hat seine Schätzung für Nordamerika auf drei Millionen Menschen verdreifacht. Wie stark die Diskussion in Bewegung geraten ist, zeigt die These, die riesigen Büffelherden seien Weidetiere der Indianer gewesen, die Größe der Herden stellte demzufolge kein natürliches Gleichgewicht dar, sondern beruhte auf Übervermehrung nach dem starken Rückgang der menschlichen Population.

    Trotz der nicht zu überschätzenden Wirkung der Epidemien – schon Hernando de Soto schleppte verheerende Krankheiten in das Gebiet zwischen Mississippi und Florida ein, 1775 verheerte eine Pockenepidemie die Pazifikküste – sollten die Auswirkungen der Kriege nicht unterschätzt werden. Die verlustreichsten Kriege im Osten dürften der Tarrantiner-Krieg (1607–1615), die beiden Powhatankriege (1608–1614 und 1644–1646), der Pequot- (1637), der König-Philips-Krieg (1675–1676), die Franzosen- und Indianerkriege (1689–1697, 1702–1713, 1744–1748, 1754–1763) sowie die drei Seminolenkriege (1817–1818, 1835–1842 und 1855–1858) gewesen sein. Dazu kamen die stammesübergreifenden Aufstände, die von den Häuptlingen Pontiac (1763–1766) und des Tecumseh (ca. 1810–1813) geführt wurden. Die Franzosen standen von etwa 1640 bis 1701 in den Biberkriegen, dann in vier Kriegen mit den Natchez (1716–1729), die Niederländer im Wappinger-Krieg und in den Esopuskriegen (1659–1660 und 1663–1664), die Spanier 1680 gegen die Pueblos im Südwesten und in zahlreichen weiteren Kämpfen. Im Westen der Vereinigten Staaten waren es vor allem die Kämpfe unter Cochise (1861–1874), der Sioux- (1862) und der Lakotakrieg (1866–1867), oder der der Apachen unter Geronimo (bis 1886), die bekannt wurden. Ebenso bekannt wurden einzelne Schlachten, wie die am Little Bighorn oder das Massaker von Wounded Knee (1890).

    Ganz andere Fernveränderungen löste der Pelzhandel aus. Dieser Handel wirkte einerseits auf die Stämme, die als Jäger und Anbieter auftraten, aber auch auf deren nahe und ferneren Nachbarn, sei es durch den Erwerb von Waffen und damit zusammenhängende Machtverschiebungen, sei es durch die Entwicklung von Handelsmonopolen der in der Nähe der Handelsstützpunkte (Forts) lagernden Stämme, sei es durch Auslösung von umfassenden Völkerwanderungen, wie durch die Irokesen. Auch wurde die Stellung der Führungsgruppen vom Pelzhandel abhängig.

    Von der ersten Kolonisierungsphase bis zur Unabhängigkeit
     
    Die Mayflower brachte 1620 englische Pilgerväter nach Neuengland.
     
    George Washington war der erste Präsident der Vereinigten Staaten.

    Die erste europäische Siedlung auf dem heutigen US-Gebiet wurde im Jahr 1565 von den Spaniern in St. Augustine in Florida gegründet. Die erste dauerhafte englische Kolonie war Jamestown in Virginia, das 1607 entstand, kurz nachdem Franzosen eine erste Kolonie im späteren Kanada gegründet hatten. Die Ankunft des Auswandererschiffs „Mayflower“ in Plymouth Colony (später mit Massachusetts Bay Colony zu Massachusetts zusammengefügt) im Jahr 1620 gilt als wichtiges symbolisches Datum. Schwedische Kolonien am Delaware und niederländische Siedlungen um New York (Nieuw Amsterdam) wurden von England übernommen.

    Außer den Briten konnten nur Franzosen und Spanier dauerhafte politische Bedeutung erringen. Für Spanien hatte seine Kolonie Florida nur eine sekundäre Funktion im Vergleich zu seinen großen Besitzungen in Mittel- und Südamerika. Frankreich wiederum beschränkte sich bei der Besiedlung auf sein koloniales Kerngebiet am Sankt-Lorenz-Strom (Neufrankreich), wobei es dennoch ein starkes wirtschaftliches Interesse an seinen übrigen Territorien zwischen dem Mississippi und den dreizehn Kolonien der Briten behielt. Um die Pelzhandelswege zu decken, wurden diese ansonsten nicht von Europäern besiedelten Gebiete durch ein System von Forts und Bündnissen geschützt. Die britischen Kolonien hingegen standen unter einem hohen Einwanderungsdruck, was zu einer beständigen Verschiebung der Siedlungsgrenze nach Westen führte. Das geschah teils nach staatlichem Plan (durch eine einzelne Kolonie) und teils in wilder Kolonisation gegen britischen und indianischen Widerstand.

    Im Franzosen- und Indianerkrieg von 1754 bis 1763 prallten die gegensätzlichen Interessen aufeinander. Der Krieg war ein Nebenschauplatz in der globalen Auseinandersetzung zwischen Großbritannien und Frankreich, dem Siebenjährigen Krieg. Die meisten Indianerstämme kämpften auf Seiten der Franzosen.

    Der britischen Seite fielen im Friedensschluss von 1763 die gesamten französischen Territorien östlich des Mississippi (außer New Orleans) sowie die von Franzosen besiedelten Gebiete um Québec und Montreal zu. Spanien hatte sich im Verlauf des Krieges auf die Seite seiner französischen Verwandten geschlagen. Nach dem Krieg musste es Florida an die Briten abtreten und erhielt als Ausgleich das bisher französische Gebiet westlich des Mississippi.

     
    Eine der Flaggen der Unabhängigkeitsbewegung von 1775

    Die Regierung in London forderte, die Kolonisten sollten einen höheren Anteil an den Kosten der Nachkriegsordnung tragen. Zugleich versuchte sie, die wilde Siedlung nach Westen zu verhindern, um Konflikte zu vermeiden. Die Kolonien wehrten sich gegen die Besteuerung und argumentierten, dass diese gegen englisches Recht verstoße, wonach es „keine Besteuerung ohne politische Repräsentation“ („no taxation without representation“) geben dürfe. Damit erklärten die Siedler faktisch das britische Parlament für nicht weisungsberechtigt (nicht aber die Krone). Zudem verlangte das Mutterland zwar eine höhere Besteuerung, blockierte aber das Herausgeben einer eigenen Währung, was zu einer finanziellen Stärkung der Kolonien notwendig gewesen wäre. Das Parlament handelte so, weil es einer amerikanischen Staatsbildung nicht Vorschub leisten wollte, schuf damit jedoch einen Widerspruch. Mehrere als ungerecht empfundene Steuern wie der Stamp Act (auf Briefmarken), der Sugar Act (auf Zucker) und eine Teesteuer ärgerten die Kolonisten. Es kam zu Boykotten und Widerstandsaktionen, wie der Boston Tea Party, die einen ersten Höhepunkt im Massaker von Boston fanden. London stationierte schließlich mehr Soldaten, was die Sezessionstendenzen in den dreizehn Kolonien weiter anfachte.

     
    Die Unabhängigkeitserklärung wird dem Kontinentalkongress vorgelegt. Gemälde von John Trumbull, 1819.

    1775 lösten britische Soldaten den Unabhängigkeitskrieg aus, als sie ein koloniales Waffenlager aushoben. Ein Kontinentalkongress trat zusammen, der das militärische Oberkommando George Washington übertrug. Am 4. Juli 1776 verkündeten die dreizehn Kolonien die Unabhängigkeitserklärung. Frankreich unterstützte die Aufständischen heimlich mit Waffen.

    Dies trug zu militärischen Erfolgen der USA bei. 1783 anerkannte das britische Empire im Frieden von Paris die staatliche Souveränität der USA.

    Das Gebiet der nun unabhängigen Kolonien umfasste das Gebiet folgender 16 der heute 50 Bundesstaaten der Vereinigten Staaten: New Hampshire, Massachusetts, Maine, Rhode Island, Connecticut, New York, Vermont, New Jersey, Pennsylvania, Delaware, Maryland, Virginia, West Virginia, North Carolina, South Carolina und Georgia.

    Von der Unabhängigkeit bis zum Bürgerkrieg
     
    Abraham Lincoln, 16. Präsident der Vereinigten Staaten

    Die 1777 verabschiedeten und 1781 ratifizierten Konföderationsartikel hatten sich als unzureichend erwiesen, um das Überleben des jungen Staatenbundes zu gewährleisten. Daher wurde 1787 in Philadelphia die zweite Verfassung der Vereinigten Staaten unterzeichnet. Sie ist die zweitälteste noch gültige republikanische Staatsverfassung – nur die Verfassung der Republik San Marino aus dem Jahr 1600 ist älter. Erster Präsident der Vereinigten Staaten wurde 1789 der in großem Konsens einstimmig gewählte George Washington, der General des Unabhängigkeitskrieges.

     
    Die seit 1783 unabhängigen dreizehn Kolonien und die weitere territoriale Ausbreitung der Vereinigten Staaten in Richtung Westen

    Die Entwicklung des neuen Staats wurde in den ersten Jahrzehnten wesentlich von zwei Faktoren bestimmt: einerseits von einem raschen territorialen Wachstum und der weiteren Landnahme zu Lasten der Indianer, andererseits von der Auseinandersetzung um die Sklaverei,[1] die später den Kampf um die Bürgerrechte der Nachkommen der ehemaligen Sklaven bestimmte. Zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges lebten etwa zwei Millionen Weiße und 500.000 versklavte Schwarze in den dreizehn Kolonien.

    Während der europäischen Koalitionskriege war das Louisiana-Territorium (nicht zu verwechseln mit dem heutigen Staat Louisiana) von Spanien zurück an Frankreich gefallen. Napoléon sah aber aus finanziellen Gründen davon ab, das französische Überseeimperium wiederzuerrichten. Stattdessen verkaufte er 1803 das gesamte Gebiet zwischen Mississippi und Rocky Mountains für 15 Millionen Dollar an die USA, die damit ihr Staatsgebiet auf einen Schlag verdoppelten. Im selben Jahr traten die ersten Staaten aus dem zwischen dem Ohio River und den Großen Seen gelegenen Northwest Territory der Union bei, ab 1813 folgten Teile des Louisiana-Gebiets.

    Die Vereinigten Staaten verfolgten gegenüber Frankreich und Großbritannien zunächst einen Neutralitätskurs. Im Jahr 1812 kam es jedoch zum Britisch-Amerikanischen Krieg um das weiterhin britische Kanada. Der Konflikt endete mit einem Kompromiss, so dass die Grenzziehung zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada von da an im Osten abgeschlossen war. Die frühe amerikanische Außenpolitik wurde ansonsten von der 1823 verkündeten Monroe-Doktrin des Präsidenten James Monroe geprägt. Diese sagte aus, dass sich die europäischen Mächte vom amerikanischen Kontinent fernhalten sollten, bei gleichzeitiger Nicht-Einmischung der Vereinigten Staaten in die Angelegenheiten anderer Staaten.

    Die Indianerpolitik wurde ab 1820 aggressiver: Mit dem Indian Removal Act und dem darauf folgenden Pfad der Tränen begann eine Jahrzehnte dauernde gewaltsame Landnahme und Besiedlung, was zu erneuten Kämpfen führte. Die Indianer wurden in Reservate (reservations) abgeschoben. Einer der wenigen Siege für die Indianer war die Schlacht am Little Bighorn 1876, die jedoch politisch bedeutungslos blieb. Die Indianerkriege endeten 1890 mit dem Massaker von Wounded Knee. Im Jahr 1900 lebten weniger als eine Viertelmillion Indianer, wozu nicht nur Krieg, sondern auch Epidemien beigetragen hatten. Erst 1924 erhielten die Indianer volle Bürgerrechte.

     
    Die Schlacht von Gettysburg 1863 während des Sezessionskrieges

    Das zweite zentrale Thema der amerikanischen Politik bis 1865 war die Sklavenfrage. Die Einfuhr von weiteren Sklaven aus Übersee wurde 1808 gesetzlich verboten. Durch das weitläufige Umgehen dieses Verbotes durch die Sklavenhändler[2] und natürliches Bevölkerungswachstum hatte sich die Zahl der Sklaven bis 1860 jedoch trotzdem auf etwa vier Millionen erhöht. Die Sklavenfrage entzweite zunehmend die Süd- von den Nordstaaten, da in den Nordstaaten die Industrialisierung einsetzte und die Anzahl der Sklaven langsam abnahm,[3] während die Besitzer der riesigen Reis- und Baumwollplantagen in den Südstaaten weiterhin Sklaverei in wachsendem Ausmaß betrieben. Neue Staaten aus den erworbenen Territorien wurden nur paarweise aufgenommen, um das labile Gleichgewicht nicht zu gefährden. Die Sklaverei stand im Widerspruch zur Unabhängigkeitserklärung, nach der „alle Menschen gleich geschaffen“ sind. Daher gewannen im Norden Bewegungen wie der Abolitionismus, der die Abschaffung der Sklaverei forderte, starken Zulauf. Der Krieg gegen Mexiko (1846–1848) brachte den Vereinigten Staaten einen weiteren Flächengewinn, der den heutigen Südwesten ausmacht. Er verstärkte aber auch die innenpolitischen Spannungen, da die Nordstaaten ihn teilweise als Landnahme zugunsten der Ausbreitung der Sklavenstaaten sahen.

    Nachdem 1860 Abraham Lincoln für die neu gegründete Partei der Republikaner zum US-Präsidenten gewählt worden war, traten elf Südstaaten aus der Union aus. Das bedeutete den Beginn des Sezessionskrieges (1861–1865). Dabei stand zunächst die Verfassungsfrage im Vordergrund, ob die Bundesregierung überhaupt das Recht habe, über elementare Sachfragen in den Bundesstaaten zu entscheiden. Die Nordstaaten gingen als Sieger aus dem Bürgerkrieg hervor und die Sklaverei wurde gesetzlich abgeschafft. Die Schwarzen erhielten mit dem Civil Rights Act von 1866 und dem 14th Amendment von 1868 formal die vollen Bürgerrechte. Die Niederlage des überwiegend agrarisch strukturierten Südens, der bis dahin die meisten Präsidenten gestellt hatte, bedeutete auch, dass sich die USA nach dem Krieg zunehmend zum modernen Industriestaat wandelten.

    Vom Bürgerkrieg bis zur Weltwirtschaftskrise
    Menschenauflauf vor der Wall Street am Schwarzen Donnerstag 
    Menschenauflauf vor der Wall Street am Schwarzen Donnerstag
    Ein liegengebliebenes Auto einer Familie aus Missouri, welche vor der Dust Bowl und wegen der Weltwirtschaftskrise gen Kalifornien flieht 
    Ein liegengebliebenes Auto einer Familie aus Missouri, welche vor der Dust Bowl und wegen der Weltwirtschaftskrise gen Kalifornien flieht

    1890 wurde die Frontier für geschlossen erklärt. Damit endete die Ära des „Wilden Westens“. Die Einwanderung ließ nicht nach, so dass zwischen 1880 und 1910 insgesamt 18 Millionen Menschen aufgenommen wurden. Die Industrialisierung seit dem Sezessionskrieg führte zur Bildung großer Trusts, die durch ihre wirtschaftliche Macht die Politik beeinflussen konnten. Daher wurde 1890 der Antitrust Act verabschiedet, in dessen Folge ab 1911 mehrere Großkonzerne wie Standard Oil und die American Tobacco Company entflochten wurden.

    Infolge des Spanisch-Amerikanischen Krieges von 1898 dehnten die Vereinigten Staaten ihren Einflussbereich auf die Philippinen, Puerto Rico, Hawaii und Kuba aus. Eine interventionistische Politik betrieb Präsident Theodore Roosevelt (1901–1909), der eine hegemoniale Machtstellung über die lateinamerikanischen Staaten beanspruchte (Big Stick). So lösten die Vereinigten Staaten 1903 Panama aus Kolumbien heraus, um sich von dem neu gebildeten Staat die Souveränität über den Panamakanal abtreten zu lassen.

    Während des Ersten Weltkriegs blieben die Vereinigten Staaten bis 1917 formal neutral, unterstützten aber die Entente vor allem durch Nachschublieferungen. Am 1. Februar 1917 erklärte Deutschland als Gegenmaßnahme den uneingeschränkten U-Boot-Krieg, woraufhin die Vereinigten Staaten am 6. April Deutschland den Krieg erklärten und am 5. Juni die Wehrpflicht einführten. Das Deutsche Reich sandte nach seinem Sieg über Russland die freigewordenen Truppen an die Westfront und organisierte im Frühjahr 1918 eine letzte vergebliche Offensive. Die in Frankreich eintreffenden amerikanischen Truppen verschoben die Kräfteverhältnisse endgültig zugunsten der Alliierten. Nach dem militärischen Sieg versuchte Präsident Woodrow Wilson (1913–1921) in Europa eine stabile Nachkriegsordnung zu etablieren, indem er auf der Grundlage seines 14-Punkte-Programms das Selbstbestimmungsrecht der Völker und die Bildung eines Völkerbundes zur Maxime machte. Dieser Plan schlug fehl: Zum einen verweigerten Engländer und Franzosen die Umsetzung von Wilsons Plan zugunsten eines Siegfriedens gegenüber dem Deutschen Reich, zum anderen lehnte der US-Senat den Beitritt zum Völkerbund ab, so dass die mittlerweile größte politische Macht der Welt in diesem Gremium fehlte und zum Isolationismus zurückkehrte.

    Durch den kostspieligen Krieg und den anschließenden Wiederaufbau waren die Europäer zu Schuldnern der Vereinigten Staaten geworden. Die herausragende wirtschaftliche Rolle der Vereinigten Staaten zeigte sich besonders, als auf den Börsenkrach im Oktober 1929 (Schwarzer Donnerstag mit Kursverlusten am Dow Jones von bis zu 12,8 % an einem Tag) die Weltwirtschaftskrise folgte. Das führte in den Vereinigten Staaten zu einer jahrelangen inneren Krise (Great Depression) mit etwa 15 Millionen Arbeitslosen bei ca. 125 Millionen Einwohnern im Jahr 1932. Unter Präsident Franklin D. Roosevelt wurden mit dem New Deal tiefgreifende Wirtschafts- und Sozialreformen umgesetzt. Unter anderem wurden die Finanzmärkte reguliert (Glass-Steagall Act) und mit dem Social Security Act von 1935 Grundlagen eines amerikanischen Sozialstaats geschaffen. Zudem wurden zahlreiche öffentliche Bauprojekte wie Straßen, Brücken, Flughäfen und Staudämme realisiert.

    Vom Zweiten Weltkrieg bis zum Ende des „Kalten Kriegs“
     
    Berliner beobachten die Landung eines Rosinenbombers auf dem Flughafen Tempelhof (1948). Fotografie von Henry Ries.

    Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs blieben die Vereinigten Staaten zunächst neutral, unterstützten jedoch im Rahmen des Leih- und Pachtgesetzes zunächst Großbritannien und seit 1941, nach dem Bruch des Hitler-Stalin-Pakts, auch die Sowjetunion massiv mit Kapital- und Waffenlieferungen. Im Anschluss an den Angriff auf Pearl Harbor durch japanische Streitkräfte am 7. Dezember 1941 erklärten sie Japan den Krieg und erhielten kurze Zeit später Kriegserklärungen von Deutschland und Italien. Wie schon im Ersten Weltkrieg war das industrielle Potenzial der Vereinigten Staaten entscheidend für den Sieg der Alliierten. Die Kapitulation des Deutschen Reichs im Mai und die Kapitulation Japans im August 1945 beendeten den Zweiten Weltkrieg.

    Die USA hatten im Zweiten Weltkrieg mit geringen Opfern hohe Gewinne erzielt. Ihre Gesamtverluste lagen bei 300.000 Gefallenen und 670.000 Verwundeten, weniger als 0,5 % der Bevölkerung. Das Land ging als einziges wirtschaftlich gestärkt aus dem Krieg hervor und verfügte am Ende des Krieges allein über eine nukleare Massenvernichtungswaffe. Die USA waren zu einer Supermacht mit weltweiter Präsenz angestiegen.[4]

    Das bereits 1944 gegründete Bretton-Woods-System etablierte den Dollar als internationale Leit- und Reservewährung mit Goldstandard. Es entsprach den amerikanischen Ideen von freiem Welthandel und offenen Märkten.[5]

    Die Vereinigten Staaten waren maßgeblich an der Gründung der Vereinten Nationen am 26. Juni 1945 in San Francisco beteiligt, die im Einvernehmen mit der Sowjetunion stattfand. Bald jedoch zeichnete sich eine Konfrontation mit dem einstigen Kriegsverbündeten Stalin ab, die in den Kalten Krieg mündete. Präsident Harry S. Truman verfolgte eine antikommunistische Containment-Politik, die in der Truman-Doktrin ihren Ausdruck fand. Diese gewährte, in Abkehr von der isolationistischen Monroe-Doktrin, allen Ländern zur Wahrung ihrer Unabhängigkeit Militär- und Wirtschaftshilfe. Die Vereinigten Staaten unterstützten Griechenland und die Türkei und legten den Marshall-Plan auf, der Westeuropa wirtschaftlich stabilisieren sollte. Der Kalte Krieg erreichte einen ersten Höhepunkt mit der Berlin-Blockade 1948/49, auf welche die Vereinigten Staaten mit der Berliner Luftbrücke reagierten. 1949 wurde die NATO als Militärbündnis zwischen den Vereinigten Staaten, Kanada und Westeuropa gegründet.

     
    Senator Joseph McCarthy

    Das nun einsetzende atomare Wettrüsten zwischen der NATO und dem Warschauer Pakt, das beiden Seiten ab den 1960er Jahren eine mehrfache „Overkill-Kapazität“ verschaffte, und das man zugleich als Wettlauf der gesellschaftlichen Systeme betrachtete, führte zu Konfrontationen und Stellvertreterkriegen, wie dem Koreakrieg (1950–1953), der Kubakrise (1962), bei der die Welt nur knapp einem Dritten Weltkrieg entging, oder dem Vietnamkrieg. Durch den Atomwaffensperrvertrag und die SALT-Verhandlungen (1968 und 1969) wurde versucht, die gefährliche Situation zu entschärfen.

    Der Kalte Krieg, der nur in den Industriestaaten nicht offen ausgefochten wurde, führte dazu, dass viele Amerikaner den Kommunismus als Feindbild betrachteten. Innenpolitisch führte das zu einem Klima der Verdächtigungen und der Kontrolle, die als „McCarthy-Ära“ bezeichnet wird. Der republikanische Senator Joseph McCarthy profilierte sich im Senatsausschuss für unamerikanische Umtriebe (HUAC) dadurch, dass er besonders Filmschaffende, Politiker und Militärs als Kommunisten verdächtigte und Denunziationen erwartete. Wer die Aussage verweigerte, musste mit Berufsverbot rechnen. Die Anhörungen wurden oft im Fernsehen übertragen. Als McCarthy schließlich Präsident Eisenhower verdächtigte, wurde er 1954 vom Senat entmachtet.

     
    Brennendes Vietcong-Camp in My Tho, Vietnam

    Der Vietnamkrieg, in den die Vereinigten Staaten 1964 nach dem Tonkin-Zwischenfall eingriffen, nachdem sie zuvor schon Militärberater entsandt hatten, entwickelte sich zu einem militärischen und moralischen Fiasko, das mit dem Abzug der US-Truppen 1973 endete. Die Glaubwürdigkeit als Verbreiter demokratischer Werte litt hier und auch bei anderen Konfliktherden mit der Unterstützung zahlreicher Militärdiktatoren oder der Unterstützung von Militärputschen, wie jene Mobutus im seinerzeit „Zaire“ genannten Kongo oder den Militärputschen gegen die demokratisch gewählten Regierungen Guatemalas (1954)[6], Brasiliens (1964)[7] und Chiles (1973).[8]

    Neben sozialen und politischen Bewegungen erschütterten in den 1960er Jahren vor allem drei Mordanschläge die Nation und mit ihr die Welt: die Ermordung des Präsidenten John F. Kennedy (1963), die Ermordung des Predigers und Bürgerrechtlers Martin Luther King, der die Galionsfigur des gewaltlosen Kampfes für die Rechte der Schwarzen war (1968) – sowie im gleichen Jahr die Ermordung des demokratischen Präsidentschaftsbewerbers Robert F. Kennedy, einem jüngeren Bruder des ermordeten Präsidenten.

    Die Schwarzen waren zwar formell 1865 von der Sklaverei befreit worden, doch schon im Laufe des Wiederaufbaus (Reconstruction) des im Krieg zerstörten Südens hatten die Südstaaten Gesetze erlassen, die ihre Bürgerrechte wieder einschränkten (Jim-Crow-Gesetze). Sie betonten zwar die gleichen Rechte, sahen jedoch zugleich die Rassentrennung vor. Erst die Bürgerrechtsbewegung (Civil Rights Movement) konnte die letzten formalen Ungleichbehandlungen beseitigen. Ein sehr wesentlicher Schritt war die Aufhebung der Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen durch den Obersten Gerichtshof im Jahr 1954. Der Schulbesuch von Schwarzen musste jedoch teilweise mithilfe der Nationalgarde durchgesetzt werden, da die Gouverneure der Südstaaten (vor allem George Wallace aus Alabama) bis Ende der 1960er Jahre auf ihren state rights beharrten, zu denen sie auch die Rassentrennung (segregation) zählten.

     
    Präsident Johnson bei der Unterzeichnung des Civil Rights Act von 1964

    Im Jahr 1964 wurde unter Präsident Lyndon B. Johnson, der Kennedy nach seiner Ermordung 1963 im Amt nachfolgte, selbst 1964 gewählt wurde und bis 1969 im Amt blieb, der Civil Rights Act von 1964 verabschiedet, der die Rassentrennung in den Vereinigten Staaten für illegal erklärte. 1965 erließ Johnson ein weiteres Gesetz, den Voting Rights Act, der jegliche Benachteiligung von Afroamerikanern bei Wahlen verboten hatte. Schließlich wurde vom Kongress der Civil Rights Act von 1968 verabschiedet, der Diskriminierung jeglicher Art gesetzlich verbot. Auch wenn Präsident Johnson durch den Krieg in Vietnam einen Rückgang seiner Zustimmung erfahren hatte, konnte er im Rahmen seines Programms der Great Society weitere wichtige Reformen veranlassen, die insbesondere die Bekämpfung der Armut, die Intensivierung des Bildungssystems und den Verbraucherschutz betrafen. In der Tat sank die Zahl der in Armut lebenden US-Bürger um rund die Hälfte. Überdies wurde 1965 ein neues Einwanderungsgesetz verabschiedet, das die 1924 eingeführten Beschränkungen erheblich lockerte und zu einer verstärkten Immigration aus Lateinamerika und Asien führte, die langfristig einen signifikanten demographischen Wandel einleitete.[9]

    Von großem Einfluss waren neben der Bewegung gegen den Vietnamkrieg solche, die sich gegen die Benachteiligung innerhalb der Gesellschaft richteten. Das war zunächst die Frauenrechtsbewegung, dann die Schwulenbewegung, die sich allerdings mit den Gesetzgebungen der jeweiligen Bundesstaaten konfrontiert sahen. Sogenannte „Sodomiegesetze“, die bis 1962 die Praxis der männlichen Homosexualität sowie „abweichende sexuelle Praktiken“ heterosexueller Paare in vielen Bundesstaaten verboten hatten, wurden teilweise aufgehoben. Als der Supreme Court 1987 diese Gesetze bestätigte, existierten sie noch in der Mehrheit der Bundesstaaten und wurden erst mit der Entscheidung Lawrence vs. Texas vom 26. Juni 2003 vom Obersten Gerichtshof aufgehoben.

    Die Watergate-Affäre um einen Einbruch und einen Lauschangriff in Büros der Demokratischen Partei im Watergate-Gebäudekomplex, von dem Präsident Richard Nixon wahrscheinlich wusste und bei dem dieser die FBI-Ermittlungen zu behindern versuchte, entwickelte sich zum größten Skandal der amerikanischen Nachkriegsgeschichte. Um der drohenden Amtsenthebung zu entgehen, trat Nixon 1974 zurück.

    Die Ölkrise 1974 und die iranische Geiselkrise 1979 sowie die Folgen des Vietnamkriegs verursachten eine außenpolitische Orientierungslosigkeit. Eine Wirtschaftskrise traf vor allem das Schwerindustrierevier in den Staaten Pennsylvania, Ohio, West Virginia, Indiana und Michigan, den sogenannten Rust Belt. Das führte zu ethnisch motivierten Unruhen in den Südstaaten, was den Wahlerfolg des Republikaners Ronald Reagan begünstigte.

     
    Ronald Reagan hält 1987 eine Rede in Berlin mit einem an Michail Gorbatschow gerichteten Appell: „Tear down this wall!“; vier Jahre vor Ende des Kalten Krieges.

    So bezeichnete der Amtsantritt der Regierung Reagan einen Paradigmenwechsel der amerikanischen Politik, sowohl im Innern als auch in der Außenpolitik. Die Gesellschaft wurde ökonomisch stark polarisiert. Seine acht Regierungsjahre bis 1989 waren durch eine liberale Wirtschaftspolitik (Reaganomics), die Verminderung staatlicher Subventionen und Sozialleistungen, Einsparungen in der öffentlichen Verwaltung und Steuersenkungen in den oberen Einkommensgruppen gekennzeichnet. Christlicher Glaube und strikter Antikommunismus machten ihn für die konservativen Kreise zum Vorbild. Seine Gegner sahen in ihm einen Lobbyisten der Konzerne und Rüstungsunternehmen.

    Die widersprüchliche Innen- und Außenpolitik gegenüber Staaten, welche die Menschenrechte nicht achteten, das mangelnde Verständnis für andere Kulturkreise und daraus folgende Fehleinschätzungen zeigten sich in der Außenpolitik bis zum Irakkrieg. Hatte man schon nach dem Ausbruch des Ersten Golfkriegs zwischen Iran und Irak (1980–1988) aus Furcht vor den fundamentalistischen Kreisen in Teheran den Diktator Saddam Hussein unterstützt, so häuften sich Fehler wie in der Iran-Contra-Affäre, in der die Vereinigten Staaten 1986 auf Vermittlung durch Sicherheitsberater Robert McFarlane und Oberst Oliver North Waffen an den Iran geliefert hatten, um aus diesen Erlösen die Gegner der Sandinisten in Nicaragua zu unterstützen. Die Geld- und Waffenlieferungen an die Mudschaheddin in Afghanistan erwiesen sich ebenfalls als zweischneidig: Die Sowjetunion musste zwar nach zehn Jahren ihre Truppen abziehen, doch wurden gleichzeitig radikal-islamische Gruppen gestärkt.

    Reagan bezeichnete die Sowjetunion wiederholt in Anlehnung an religiöse Terminologie als „Reich des Bösen“ (evil empire). Die Rüstungsausgaben wurden erhöht und ein sogenanntes „Star-Wars-Programm“ (SDI-Projekt, „Krieg der Sterne“) aufgelegt. Bei der Genfer Gipfelkonferenz (1985) und 1986 traf er sich mit seinem sowjetischen Amtskollegen Michail Gorbatschow zu Abrüstungsverhandlungen unter der Bezeichnung START (Strategic Arms Reduction Talks). 1991 endete der „Kalte Krieg“ mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

    Nach dem Ende des Kalten Kriegs
     
    Bill Clinton (dritter von links) zusammen mit internationalen Staatschefs bei der Unterzeichnung des Dayton-Vertrags

    Unter dem demokratischen Präsidenten Bill Clinton (1993–2001) kam es zu einem länger anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung. Das Ende des Kalten Krieges und die „New Economy“, welche in den USA ihren Ausgangspunkt hatte, begünstigten eine ökonomische Konsolidierung. Die Verwahrlosung der Städte wurde aufgehalten – kriminalitätsbelastete Stadtteile in den Metropolen wie New York, Miami und Los Angeles erholten sich.

    1996 wurde dennoch der Bezug von Sozialhilfe auf zwei Jahre in Folge und insgesamt fünf Jahre verkürzt, was die Zahl der Empfänger reduzierte.

    Präsident Clintons Außenpolitik führten die Außenminister Warren Christopher während seiner ersten Amtszeit und Madeleine Albright während seiner zweiten. Sie war die erste Frau in diesem Amt.

    Das erfolglose Engagement in Somalia, unter George Bush sen. begonnen, hatte die Entmachtung der „War Lords“, besonders Mohammed Aidids zum Ziel. Nach der verheerenden Schlacht von Mogadischu, zogen die Sondereinsatztruppen aus dem Land ab. Auch die Invasion Haitis von 1994 brachte zwar den demokratisch gewählten Jean-Bertrand Aristide an die Macht zurück und der Militärdiktator Raoul Cédras wurde abgesetzt, löste jedoch die sozialen Probleme des Staates nicht.

    Nachdem es den europäischen Staaten nicht gelungen war nach dem Zerfall Jugoslawiens die Region zu befrieden, griffen US-Truppen 1995 (Operation Deliberate Force) und 1999 (Operation Allied Force) im Rahmen der NATO im Bosnienkrieg und Kosovokrieg gegen serbische Einheiten des Autokraten Slobodan Milošević ein. Versuche, in Vorderasien einen Frieden zwischen Israel und Palästina zu erreichen, erlitten mit dem Attentat auf Jitzchak Rabin einen schweren Rückschlag.

    Clinton reagierte auf Provokationen des irakischen Diktators Saddam Hussein mit sporadischen Luftangriffen, ebenso wie im Sudan und Afghanistan nach Terroranschlägen auf die US-Botschaft in Nairobi und ein US-Kriegsschiff im Jemen. Diese Anschläge wurden bereits dem Al-Qaida-Netzwerk des Osama bin Laden zur Last gelegt.

    Seit der Jahrtausendwende
     
    Das am 11. September 2001 brennende World Trade Center

    Nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York sowie das Pentagon in Washington verkündete Präsident George W. Bush einen weltweiten Krieg gegen den Terrorismus, was zunächst in weiten Teilen der Bevölkerung Zustimmung fand. Bush identifizierte, ähnlich wie bereits Reagan, eine „Achse des Bösen“ (axis of evil), der er sogenannte Schurkenstaaten (rogue states) zurechnete. Zu diesen zählte er den Iran, den Irak, Kuba und Nordkorea.

    Im Oktober 2001 wurde durch einen Feldzug in Afghanistan das radikal-islamische Taliban-Regime gestürzt, das Osama bin Laden beherbergt hatte. Ebenfalls im Namen des Krieges gegen den Terrorismus begann im März 2003 der Dritte Golfkrieg gegen den Irak mit dem Ziel, den Diktator Saddam Hussein zu stürzen. Unter dem Vorwand, er besitze Massenvernichtungswaffen und habe Kontakte zu Bin Laden, griffen die Vereinigten Staaten ohne UN-Mandat an.

    Trotz eines schnellen Sieges konnte der Irak nicht befriedet werden. Einige Staaten der „Koalition der Willigen“ zogen bereits im Frühling 2004 ihre vergleichsweise kleinen Kontingente wieder ab. Im Juni 2004 wurde die Regierungsgewalt an eine irakische Übergangsregierung übergeben.

    George W. Bushs Hinwendung zu einem strategischen Konzept der Präemption wurde als Abkehr von der zuvor verfolgten amerikanischen Außen- und Sicherheitspolitik gewertet, die auf Abschreckung, Eindämmung sowie der Einwirkung von „Soft power“ (dt. „Sanfte bzw. weiche Stärke“) basierte, was die Attraktivität ökonomischer und kultureller gegenüber militärischer Einflussnahme meint.

    Ab 2007 zeichnete sich eine Finanzkrise ab, hauptsächlich beruhend auf einer Kredit- und Immobilienblase, welche die größten wirtschaftlichen Probleme hervorrief, die es seit der Großen Depression gegeben hatte. Barack Obama, ein demokratischer Senator aus Illinois und der erste afroamerikanische und multiethnische Präsident, wurde während der Krise im November 2008 gewählt und ordnete Maßnahmen und Reformen an, um die Wirtschaft zu stimulieren und die negativen Folgen der Krise abzuschwächen. Es wurde unter anderem der American Recovery and Reinvestment Act erlassen, welcher Steuersenkungen sowie Investitionen und Ausgaben u. a. für das Gesundheitswesen, die Infrastruktur oder die Arbeitslosenversicherung vorsah. Die Arbeitslosenzahl war nach dem Höhepunkt der Krise wieder rückläufig. Auch wurde der Dodd–Frank Act, die größte Finanzmarktreform der letzten Jahrzehnte, beschlossen.[10] Ein größerer Fokus wurde während Obamas Amtszeit auch auf die Umweltpolitik gelegt. Obgleich Obama beabsichtigte, den Anstieg der Schulden unter dem Niveau der Vorgängerregierung zu halten,[11] stiegen auch in den folgenden Jahren die Staatsschulden deutlich an.[12]

    2010 wurde der Affordable Care Act („Obamacare“) verabschiedet, um das Gesundheitssystem zu reformieren. Die Zahl der Bürger ohne Krankenversicherung sank in den darauffolgenden Jahren signifikant; die Reform blieb mit Hinblick auf Effektivität und Finanzierbarkeit kontrovers.[13]

    Ende 2011 wurde der US-amerikanische Truppenabzug im Irak abgeschlossen und die Besetzung des Iraks offiziell beendet.[14] Am 31. Dezember 2014 wurde der Kampfeinsatz der ISAF-Mission in Afghanistan unter NATO-Führung beendet und die US-Truppen, bis auf eine kleine Einheit, die in der Folgemission Resolute Support verbleibt, abgezogen.[15] Ende 2014 kündigte Obama überraschend die Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und Kuba an. 2015 beteiligte sich die Regierung unter Obama an einem Atomabkommen mit dem Iran.

    Der rechtspopulistische Republikaner Donald Trump, der erste Präsident ohne vorherige militärische oder politische Erfahrung vor Amtsübernahme, wurde im November 2016 gewählt.

     
    Verlauf der COVID-19 Infektionen in den USA

    Von der COVID-19-Pandemie waren die USA weltweit am stärksten betroffen. Bis Ende Mai 2020 waren über 1.000.000 Amerikaner infiziert und mehr als 100.000 verstorben, bis Februar 2021 starben über 500.000 Menschen mit dem Virus. Durch die wirtschaftlichen Folgen der Maßnahmen zur Reduktion der Virusausbreitung verloren über 30 Millionen Amerikaner ihren Job.

    Der Tod des Afroamerikaners George Floyd während eines Polizeieinsatzes am 25. Mai 2020 löste Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt durch die Black-Lives-Matter-Bewegung aus. Es kam zu Ausschreitungen in zahlreichen Städten der USA – in mehr als 40 Städten wurden nächtliche Ausgangssperren verhängt.[16] In vielen Städten wurde zudem die Nationalgarde als Unterstützung der Polizei eingesetzt.

    In der Präsidentschaftswahl 2020 besiegte der demokratische Herausforderer Joe Biden den Amtsinhaber Donald Trump. Als erster Präsident in der Geschichte der USA erkannte dieser seine Niederlage jedoch nicht an. Er behauptete, das Opfer von Wahlbetrug geworden zu sein und verleitete gewalttätige Anhänger am 6. Januar 2021 zu einem Angriff auf das Kapitol, bei dem 5 Mensche starben. Am 20. Januar trat Biden das Amt des Präsidenten an. Danach hatte auch das zweiten Amtsenthebungsverfahren vom 9.-13. Februar keinen Erfolg. Ein Untersuchungsausschuss des Kongresses trug jedoch Beweismaterial zusammen, das noch zu einer Anklage gegen ihn führen kann. Seinem Nachfolger Joe Biden ist es bisher nicht gelungen, die tiefen Gräben zu überwinden, die die Gesellschaft der USA spalten.

    Joachim Meißner, Ulrich Mücke, Klaus Weber: Schwarzes Amerika. Eine Geschichte der Sklaverei, C.H. Beck, München 2008. Nach einer Schätzung vom Historiker John Hope Franklin wurden rund 250.000 weitere Sklaven nach dem Verbot transportiert; vgl. Howard Zinn: A People’s History of the United States, Harper Perennial, 2005, ISBN 0-06-083865-5, S. 172. So war 1810 noch immer ein Viertel (30.000) der schwarzen Bevölkerung im Norden Sklaven, 1840 gab es hier noch rund 1.000 Sklaven; vgl. Howard Zinn: A People’s History of the United States, Harper Perennial, 2005, ISBN 0-06-083865-5, S. 88. Jürgen Heideking, Christof Mauch. Geschichte der USA. 6. Aufl. A. Francke. UTB. ISBN 978-3-8252-1938-3. S. 283 Jürgen Heideking, Christof Mauch. Geschichte der USA. 6. Aufl. A. Francke. UTB. ISBN 978-3-8252-1938-3. S. 283 Historische Dokumente (Memento des Originals vom 3. Juli 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.foia.cia.gov, von der CIA gemäß dem Freedom of Information Act freigegeben. Historische Dokumente, gemäß dem Freedom of Information Act veröffentlicht und von Peter Kornbluh ediert. CNN : CIA acknowledges involvement in Allende's overthrow, Pinochet's rise (Memento vom 9. Oktober 2006 im Internet Archive) Three Decades of Mass Immigration: The Legacy of the 1965 Immigration Act. Center for Immigration Studies, 30. September 1995, abgerufen am 26. August 2016 (englisch): „This bill we sign today is not a revolutionary bill. It does not affect the lives of millions. It will not restructure the shape of our daily lives. – President Lyndon Johnson, on Oct. 3, 1965“ „$20 trillion man: National debt nearly doubles during Obama presidency“, abgerufen am 31. Januar 2017. „Obama Delivers Speech on Economy“, abgerufen am 31. Januar 2017. Here’s How Much Barack Obama Added to the National Debt. Abgerufen am 31. Januar 2017. Obamacare ist schwer krank. Abgerufen am 31. Januar 2017. „Die letzten Kampftruppen haben den Irak verlassen“, abgerufen am 28. März 2015. "Briten und Amerikaner beenden Kampfeinsätze in Afghanistan ", abgerufen am 28. März 2015. USA kommen nicht zur Ruhe - 40 Städte verhängen Ausgangssperren Abgerufen am 1. Juni 2020.
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