Lago di Resia

( Reschensee )

Der Reschensee (italienisch Lago di Resia) ist ein Stausee in der Gemeinde Graun im westlichen Südtirol, der dem Speicherkraftwerk Glurns als Oberbecken dient. Der See befindet sich knapp südlich des Reschenpasses im Vinschgau bzw. Vinschger Oberland, dem höchstgelegenen Abschnitt des Etschtals.

Der Reschensee (italienisch Lago di Resia) ist ein Stausee in der Gemeinde Graun im westlichen Südtirol, der dem Speicherkraftwerk Glurns als Oberbecken dient. Der See befindet sich knapp südlich des Reschenpasses im Vinschgau bzw. Vinschger Oberland, dem höchstgelegenen Abschnitt des Etschtals.

 Tony Grubhofer: Reschen (1899) Die noch immer bestehenden Keller des alten Dorfes Graun bei niedrigem Wasserstand 2021

Ursprünglich gab es drei Seen (siehe oben), die 1373 als drei Seen auf der Malserhaide erstmals genannt sind. Der Reschensee als solcher ist erstmals 1770 als Rescher See verschriftlicht. Der Name geht laut Finsterwalder auf einen großen Einzelhof in Dorf Reschen zurück, der 1393 als der Resche erstgenannt ist und nach einem deutschen Übernamen für einen seiner frühen Inhaber benannt ist (resch = lebhaft, munter, hurtig).

Ab 1911 gab es erste Studien zur Nutzung der Wasserkraft im oberen Vinschgau. Unmittelbar nach der Annexion Südtirols durch Italien 1920 wurden diese Pläne auf italienischer Seite wieder aufgegriffen. Reschen- und Mittersee sollten um jeweils fünf Meter Höhe zusätzlich aufgestaut werden. Mehrfach wurden Projektanträge geprüft und verworfen, zu konkreten Maßnahmen kam es zunächst nicht. Ab 1937 forcierte die faschistische Regierung das Vorhaben erneut und forderte die Wirtschaft nochmals zu Projekteingaben auf. Schließlich wurde 1939 der Projektvorschlag einer Tochtergesellschaft des Montecatini-Konzerns (Societá Elettrica Alto Adige, SEAA) nach Änderungen genehmigt, jedoch noch keine Konzession erteilt. Es kam zu ersten Enteignungen im „nationalen Interesse zur Stärkung der nationalen Industrie“, die Bauarbeiten an Stollen/Rohrleitungen und Kraftwerk begannen. In der Öffentlichkeit blieben die Änderungen gegenüber der ursprünglichen Planung der SEAA (Stauziel 1485 m) zunächst unbekannt, ein pro forma in italienischer Sprache vorgenommener unauffälliger Aushang am Gemeindehaus blieb wie beabsichtigt unbeachtet: Mit einem großen Staudamm sollten beide Seen auf 1497 m gestaut werden, gegenüber dem Reschensee bedeutete dies eine Erhöhung des Wasserspiegels um 22, gegenüber dem Mittersee um 27 Meter. Damit hätten die Orte Graun vollständig und Reschen zum Teil aufgegeben werden müssen. Außerdem war eine zweite Stufe mit dem Kraftwerk Kastelbell Teil des Projekts. Im Februar 1943 wurde schließlich die ab Mai geltende Konzession erteilt. Mit dem Einmarsch der Wehrmacht und der Errichtung der Operationszone Alpenvorland in Südtirol im September 1943 kamen die Arbeiten zum Stillstand.

Nach Kriegsende stockte der Weiterbau zunächst wegen finanzieller Schwierigkeiten. Die Schweizer Elektrizitätsgesellschaften brauchten jedoch dringend „Winterstrom“, nachdem das Projekt des Speicherkraftwerkes Rheinwald bei Splügen 1946 gescheitert war. Sie boten der Montecatini eine Finanzierung von 30 Mio. SFR gegen Lieferung von 120 Gigawattstunden elektrischer Energie pro Niedrigwasserperiode (Winter, Frühjahr), beginnend ab November 1949 für zehn Jahre. Im März 1947 wurden die Einwohner von Vertretern der Montecatini über Größe des Stausees und den nun sehr kurzen Zeitplan informiert. Unmittelbar danach begann der Bau des Dammes. Es kamen für beide Kraftwerksprojekte 7000 überwiegend in Süditalien angeworbene Arbeiter zum Einsatz.

Die Enteignungen hatten bereits 1940/41 unter der faschistischen Regierung stattgefunden und die extrem niedrigen Entschädigungen waren bei der Depositenkasse in Bozen hinterlegt worden. Der nun einsetzende Protest der Bevölkerung vermochte das Projekt nicht mehr zu stoppen, jedoch wurden auf Intervention des damaligen Landwirtschafts- und späteren Premierministers und Staatspräsidenten Antonio Segni die Entschädigungen durch eine paritätische Kommission 1948/49 neu festgesetzt. Ein Recht auf Realersatz gab es ohnehin nicht. Noch bevor die Kommission mit Verspätung im Oktober 1949 zum Abschluss kam, wurde ab 1. August eine Probestauung auf 1485 m durchgeführt, auch um den Vertrag mit der Schweizer Energiewirtschaft ab November desselben Jahres erfüllen zu können. Die Bevölkerung empfand die Überflutung als Provokation, die Polizei musste zum Schutz der Montecatini-Mitarbeiter vor Ort eingreifen. Da nun klar war, dass ab Spätsommer 1950 der erste Vollstau stattfinden würde und die Entschädigungen feststanden, mussten sich die ca. 100 betroffenen Familien aus Graun und Reschen entscheiden, ob sie vor Ort bleiben und an höherer Stelle neue Häuser bauen oder woanders hin umsiedeln wollten. Letztlich gab die verringerte landwirtschaftliche Nutzfläche, die die Lebensgrundlage für die bis dahin überwiegend betriebene Braunviehzucht darstellte, den Ausschlag dafür, dass nur ca. 35 dieser Familien dablieben. Im Sommer 1950 wurden außer dem denkmalgeschützten Kirchturm von Graun aus dem 14. Jh. alle Gebäude in Graun und den Weilern von Arlund, Piz, Gorf und Stockerhöfe (St. Valentin) abgetragen und überflutet, genauso wie im betroffenen Teil von Reschen. Der Reschensee und der Grauner See wurden vereint und es entstand ein Stausee mit 677 ha Fläche.

In den Jahren nach 1973 beschloss die Südtiroler Landesregierung umfangreiche Sanierungsmaßnahmen. Zirka 35 ha Kulturfläche sind mit Material aus dem Stausee zurückgewonnen worden.

Die Folgen der Aufstauung:

70 % der Bevölkerung ist aus- oder abgewandert 163 Wohnhäuser bzw. landwirtschaftliche Gebäude wurden gesprengt[1] 514 ha Kulturfläche vernichtet 70 % weniger Nutztiere[2] vinschgau-direkt.com: Der Reschensee in Graun im Vinschgau. Abgerufen am 18. September 2018. Infotafel vor Ort am Modell des Reschensee-Areals vor der Überflutung
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