Der Neumarkt in Dresden ist ein Platz in der Inneren Altstadt zwischen Altmarkt und Elbe. Er gehört wie der Theaterplatz, der Schloßplatz und der Altmarkt zu den bedeutendsten Plätzen der Dresdner Altstadt.

Der Neumarkt entstand im 16. Jahrhundert nach der Verlegung der alten Stadtmauer unter Einbeziehung des Jüdenhofs als zweiter Marktplatz und fand nach der Säkularisation des Frauenkirchhofs im 18. Jahrhundert eine Vergrößerung. Die überwiegend erhaltene barocke Bebauung des Neumarkts wurde durch die Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945 zu großen Teilen zerstört. Nach der Trümmerberäumung waren seine Grenzen aufgehoben und er erschien als weitläufige Freifläche um die Ruine der Frauenkirche, begrenzt durch das Johanneum, den Kulturpalast und die Ruine des Kurländer Palais. Bei der Enttrümmerung wurden auch standfeste und wiederaufbaufähige Bauensembles abgerissen, wie an der Rampischen Straße.

Durch die rege Bautätigkeit nach der deutschen WiedervereinigunWeiterlesen

Der Neumarkt in Dresden ist ein Platz in der Inneren Altstadt zwischen Altmarkt und Elbe. Er gehört wie der Theaterplatz, der Schloßplatz und der Altmarkt zu den bedeutendsten Plätzen der Dresdner Altstadt.

Der Neumarkt entstand im 16. Jahrhundert nach der Verlegung der alten Stadtmauer unter Einbeziehung des Jüdenhofs als zweiter Marktplatz und fand nach der Säkularisation des Frauenkirchhofs im 18. Jahrhundert eine Vergrößerung. Die überwiegend erhaltene barocke Bebauung des Neumarkts wurde durch die Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945 zu großen Teilen zerstört. Nach der Trümmerberäumung waren seine Grenzen aufgehoben und er erschien als weitläufige Freifläche um die Ruine der Frauenkirche, begrenzt durch das Johanneum, den Kulturpalast und die Ruine des Kurländer Palais. Bei der Enttrümmerung wurden auch standfeste und wiederaufbaufähige Bauensembles abgerissen, wie an der Rampischen Straße.

Durch die rege Bautätigkeit nach der deutschen Wiedervereinigung, ausgelöst durch den Wiederaufbau der Frauenkirche, veränderte insbesondere ab 2001 der heutige Platz seine Gestalt fortlaufend. Die Neubebauung zielte nach langen und kontroversen Debatten auf eine weitgehende Rekonstruktion vieler historischer Gebäude und Gebäudegrundrisse im Stil des Dresdner Barock, die den Neumarkt in der Vergangenheit kennzeichneten und durch Krieg und nachfolgendem Abriss vernichtet wurden. Gleichwohl hat starkes bürgerschaftliches Engagement, etwa der Bürgerinitiative Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden, erheblich Einfluss auf diese Wiederherstellung genommen, auch anders geplante Bauten (etwa das „Neue Gewandhaus“) verhindert.

Als Neumarktareal oder Neumarktquartiere wird eine Reihe von Parzellen rund um Neumarkt und Frauenkirche beziehungsweise zwischen Kulturpalast, Schloss, Sekundogenitur, Kunstakademie, Albertinum und Landhaus bezeichnet, die zwischenzeitlich bebaut sind. Sie werden als „Quartier I“ bis „Quartier VIII“ bezeichnet. Im Frühjahr 2019 war die unmittelbare Platzbebauung am Neumarkt und damit dessen Raumeindruck, am 31. Dezember 2021 schließlich das gesamte Neumarktareal fertiggestellt, beides mit Ausnahme der südlichen abschließenden Platzkante mit dem Hotel Stadt Rom (für das nach Abschluss des Bauleitverfahrens etwa 2027 Baustart sein könnte), letzteres mit Ausnahme des Quartiers um das Palais Hoym, das sich im Rohbauzustand befand.

Spätmittelalter  Ansicht der Stadt Dresden um 1634; Der Neumarkt ist der untere der beiden Plätze

Der Neumarkt liegt auf einer leichten Erhebung und gehört deswegen wohl zu den ältesten Siedlungsorten im Stadtkern Dresdens. Die Elbe war zu der Zeit nicht so eingefasst wie in der Gegenwart, sondern war im gesamten Elbtalkessel verzweigt und schloss so wohl das Fischerdorf auf dem Gebiet des Neumarkts ein. Auf der anderen Seite des Hauptstroms lag die Siedlung, die später Altendresden und seit der Neuerrichtung Neustadt genannt wird. Zwischen diesen Siedlungen bestand eine Fährverbindung etwa auf Höhe der Großen Fischergasse (seit 1849 Münzgasse). Durch die steinerne Elbbrücke wurde die Überquerung der Elbe später westlich des Neumarktgebietes einfacher.

Weiter südwestlich entstand ein weiterer Ortskern um die Kreuzkirche. Mit Vergabe des Stadtrechts Anfang des 13. Jahrhunderts entstand dort auf Basis des Stapelrechts ein Marktplatz und später eine Stadtmauer um die Siedlung. Obgleich die Siedlung Dresdene und das Dorf um die Kirche Zu Unsrer Lieben Frauen sehr nah aneinander lagen, wurden sie durch die Stadtmauer getrennt. Warum die Siedlungen nicht gemeinsam umfasst wurden, ist nach wie vor nicht geklärt. Die These, auf dem Gebiet des Neumarkts hätten vorwiegend Slawen gewohnt, wurde durch archäologische Erkenntnisse widerlegt.

Noch bis ins 16. Jahrhundert gehörte der Platz um die Kirche Zu Unsrer Lieben Frauen nicht zur ummauerten Stadt Dresden. Vielmehr änderte die Wehranlage die Siedlung so, dass sie sich wie eine Vorstadt an das Frauentor vorlagerte. Später wurde die Fläche der Neumarktquartiere – gleichzeitig mit dem Ausbau Dresdens zur kurfürstlichen Residenz um 1530 – eingemeindet, vor allem um die Stadtbefestigung ausbauen zu können. Dresden hatte von da an zwei Marktplätze: Der Markt an der Kreuzkirche wurde von diesem Zeitpunkt an Altmarkt und der hinzugewonnene Platz Neumarkt genannt. Die Kirchgemeinde der Frauenkirche erstreckte sich aber weiterhin weit in das östliche Umland, das erst später nach Dresden eingegliedert wurde.

Durch die Verlagerung der Stadtfestung änderte sich die Aufteilung der Gebäude am Neumarkt. Die nunmehr innere Stadtmauer konnte geschleift werden und ließ Platz für neue Gebäude. So entstand das alte Gewandhaus; der Jüdenhof (einst ein kleiner Platz in der Stadt an der Stadtmauer) wurde eine Teilfläche des Neumarkts. Über den Neumarkt verlief eine der Hauptstraßen durch die Stadt, die das Pirnaische Tor mit der Elbbrücke verband. Schon 1591 wurde das Johanneum als Wagenremise des Schlosses erbaut und war, wie die gesamte Bebauung mit Ausnahme der Kirche, von der Renaissance geprägt. Die sonstige Bebauung war vorrangig bürgerlich und bestand aus für die Renaissance typischen Giebelhäusern.

Barock  Dresden um 1750: Der Neumarkt befindet sich zwischen dem östlichen Stadttor und der Elbbrücke. (Die Karte ist zur Einnordung um 90° gegen den Uhrzeigersinn zu drehen.)

Im Zeitalter Augusts des Starken wandelte sich der Platz unter dem Einfluss des Dresdner Barock. Der Bebauung am Neumarkt ging die völlige Neugestaltung Altendresdens zur Neuen Königlichen Stadt am anderen Elbufer voraus. Durch einen verheerenden Stadtbrand konnte diese mit symmetrischen Straßenzügen und stilreinen Gebäuden bebaut werden. Sowohl in den kurfürstlichen Bauwerken, als auch an den bürgerlichen Häusern, bildete sich der Dresdner Barock heraus. Am Neumarkt wurden im Frühbarock einzelne Wohnhäuser umgestaltet, andere verblieben im Stil der Renaissance. Der Grundriss des Platzes verblieb in seiner ursprünglichen Form: Um die gotische Frauenkirche befand sich ein ausgedehnter Friedhof. Friedrich August und die Bürgerschaft ergriffen erste Regulierungen der Bebauung, die vor allem die Traufhöhen betrafen.

Trotz Aufgliederung der Gemeinde auf neue Kirchen im Umland Dresdens war das gotische Bauwerk mittlerweile zu klein geworden. Von 1726 bis 1743 entstand deshalb die barocke Frauenkirche mit ihrer markanten Sandsteinkuppel anstelle der gotischen Kirche. Mit Fertigstellung der Kirche wurden erstmals Eingriffe in die Platzbebauung erwogen, um die Wirkung der Kirche zu verstärken. So wurde der Abriss der Altstädter Wache, die den Platz mittig teilte, geplant, aber noch nicht vollzogen.

Im Siebenjährigen Krieg, während einer Belagerung im Juli 1760, wurde die Kuppel der Frauenkirche Ziel eines preußischen Artilleriebeschusses. Die Kirchkuppel wurde stark beschädigt, blieb aber erhalten. Die umliegende Wohnbebauung sowie die Altstädter Wache und das Gewandhaus fielen dem Beschuss zum Opfer. Die schon vorher als störend angesehenen Gebäude wurden abgerissen und die umschließende Bebauung vollständig im Stil des Rokokos bzw. Spätbarocks wiederhergestellt.

19. Jahrhundert

Später kam es nur zu vereinzelten Änderungen an Gebäuden. Das Johanneum wurde fortlaufend weiter verändert und erhielt erst 1872 seine endgültige Form. Mit der Auflösung der Stadtmauer schloss sich an das Neumarktareal in unmittelbarer Nähe die Pirnaische Vorstadt an. Am Anfang des 19. Jahrhunderts wuchs Dresden vor allem durch die Anlage der Dresdner Vorstädte. Die Innenstadt nahm immer mehr den Charakter eines historischen Stadtkerns an.

 Der Neumarkt (im Hintergrund das Hotel Stadt Rom) war Mittelpunkt des Dresdner Maiaufstands 1849

Als eine der letzten Auseinandersetzungen der Märzrevolution kam es 1849 zum Dresdner Maiaufstand, der darauf abzielte, den sächsischen König zu stürzen. Während des Aufstands war der Neumarkt durch die Nähe zum Zeughaus der Dresdner Garnison, das von den Revolutionären eingenommen wurde, das Zentrum der Barrikadenkämpfe.

Erst preußische Truppen ermöglichten es dem sächsischen König Friedrich August II. nach Dresden zurückzukehren. Bei der Rückeroberung der Stadt kam es auf dem Neumarkt zu Gefechten zwischen Revolutionären und den preußischen und sächsischen Armeen. Die Fassaden der Neumarktbebauung wurden dabei beschädigt.

König Albert veränderte die Bebauung im Neumarktgebiet am Ende des 19. Jahrhunderts noch einmal durch den neoklassizistischen Bau der Kunstakademie und der Umgestaltung des Zeughauses zum Albertinum. Im Gegensatz zum südlich angrenzenden Innenstadtgebiet um die neu entstandene König-Johann-Straße blieb die bürgerliche Architektur des Platzes weitestgehend vom damals vorherrschenden Eklektizismus verschont, sieht man vom Abriss des (nunmehr rekonstruierten) Hôtel de Saxe und dessen Ersetzung durch das pompöse Postamt ab.

20. Jahrhundert  Zerstörtes Neumarktgebiet 1945. In der Bildmitte die Frauenkirchruine, links der Neumarkt. Im Hintergrund ist der Turm der Dreikönigskirche auf der anderen Elbseite erkennbar. Farbfoto vom fast leeren Neumarkt mit Johanneum und Ruine der Frauenkirche (rechts), 1972 (Blick vom Rathausturm) Der Neumarkt mit dem Polizeipräsidium, 1986

Durch die Luftangriffe auf Dresden am 13., 14. und 15. Februar 1945 wurde die Bebauung des Neumarkts weitestgehend zerstört. Nach der Beseitigung der Trümmer blieben nur Teile eines der vier Treppentürme und der Choranbau der Frauenkirche sowie die Umfassungsmauern des Johanneums von der historischen Bebauung bestehen. Die Trümmer wurden aus der Innenstadt geräumt und die weitestgehend erhaltenen Keller verfüllt. Durch den Wiederaufbau der südlichen Innenstadt änderte sich vor allem der Straßengrundriss. Die Ernst-Thälmann-Straße (heute: Wilsdruffer Straße) wurde als drastische Verbreiterung der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bestehenden Verbindung (Wilsdruffer Straße/Altmarkt/König-Johann-Straße) zwischen Pirnaischem Platz und Postplatz quasi neu angelegt. Der Trümmerberg der Frauenkirche sollte beräumt werden, dieses Vorhaben wurde jedoch nach Protesten aus der Bevölkerung und wegen fehlender Finanzen fallen gelassen. Wenig später wurde die Ruine offiziell zum Mahnmal gegen den Krieg erklärt.

Während die Rekonstruktion der Gebäude des sächsischen Hofstaats wie Zwinger oder Katholische Hofkirche schon kurz nach dem Krieg initiiert wurden, blieb der Neumarkt für viele Jahre frei von Bebauung. Erst 1969 wurde der Kulturpalast als Abtrennung zwischen Alt- und Neumarkt eröffnet. Etwa zur selben Zeit wurde der Wiederaufbau des Johanneums abgeschlossen. Dem historistischen Polizeipräsidium wurde 1979 ein stufenförmiger Plattenbau angefügt. Ab 1980 wurde noch zu Zeiten der DDR eine historisierende Wiederherstellung der Umgebung des Neumarktes mit dem Fernziel des Neubaus der Frauenkirche diskutiert, zum Teil geplant und in Ansätzen realisiert: An der Töpferstraße begann Ende der 1980er Jahre der Bau des postmodernen Hotels Dresdner Hof (Hilton Dresden), daneben entstanden postmoderne Plattenbauten mit Wohnungen. Die Umsetzung der ehrgeizigen Ziele wurde durch die Wirtschaftskrise in der kollabierenden DDR verhindert. Siehe Gliederung, siehe Planungen 1977 bis 1994

Durch die deutsche Wiedervereinigung und den Ruf aus Dresden nach einem Wiederaufbau der Frauenkirche wurde eine Neubebauung des Neumarktes möglich.

Ab 1999 betrieb „Tempo-Fritz“ († 2016) auf dem im Wiederaufbau befindlichen Neumarktareal vor dem Verkehrsmuseum einen Imbiss in einem roten Tempo-Mobil; durch seine Art avancierte er dabei zum Stadtoriginal.

Ausgrabungen und Archäologie

Die Großflächenenttrümmerung erfolgte in der Regel nur bis maximal 20 Zentimeter unter Geländeoberfläche, Keller wurden anschließend beräumt und verfüllt. Im Zuge der Baufeldberäumungen konnten nunmehr diese Keller im Untergrund des Neumarkts untersucht werden. Weitere Objekte von Interesse waren die alte Stadtfestung und das Frauentor sowie der Friedhof der alten Frauenkirche.

Eine Besiedlung des Gebiets um die Frauenkirche ist bereits um 700 vor Christus über Siedlungsspuren nachweisbar. Nach längerer Pause entstand im 12. Jahrhundert eine städtische Siedlung, die dann in einer ins Jahr 1206 datierten erhaltenen Urkunde als „Dresdene“ erwähnt wurde. Anfangs bildeten die Stadträume um Altmarkt und Frauenkirche wohl noch eine geschlossene Siedlungsfläche.

Quer durch das Neumarktviertel verlief spätestens Ende des 13. Jahrhunderts die älteste Stadtmauer; erst als einfache Mauer, dann als Zwingerbauwerk angelegt. Ihr vorgelagert war ein Wassergraben, über den am Frauentor eine Holzbrücke führte. Überraschend fanden sich bei den Ausgrabungen Reste der Stadtmauer mit dem erhaltenen Frauentor, der vorgelagerten Brücke und daneben eine weitgehend erhaltene Barbakane, eine halbkreisförmige Bastion. Sämtliche dieser Strukturen wurden nach der Erforschung abgerissen, um einer Tiefgarage Platz zu machen.

Ebenfalls gefunden wurden Überreste eines angestauten Sees. Archäologen schließen daraus, dass in der Siedlung vor der Stadtmauer vor allem Mühlenhandwerk angesiedelt war. Funde im Schlick des verlandeten Sees deuten zudem auf Metallverarbeitung hin. Schon bei der Eingliederung der Flächen nach Dresden war der See verlandet und die Abführungsgräben verfüllt. An Stelle des Sees wurden einfache Holzhäuser in Fachwerkbauweise gebaut, die im Falle der Stadtverteidigung abgerissen werden konnten, um dem Belagerer keine Deckung zu bieten.[1]

Um die romanische Frauenkirche befand sich ein Friedhof, der ebenfalls untersucht wurde. Unterschiede zeigten sich vor allem im Aufwand für die Bestattungen zwischen Spätmittelalter und Barock. Zwar konnten vereinzelt Särge des Spätmittelalters gefunden werden, die meisten Toten wurden aber nur im Leichentuch und mit aufgelegtem Holzkreuz begraben. Aus der Lage der Toten und der wenigen Grabbeigaben wird geschlossen, dass es sich bei diesen um slawische Christen handelt. Gräber des Barock unterscheiden sich durch ihre aufwendigeren Grabbeigaben wie Goldringe oder Totenkronen. Der Friedhof war bis zu seiner Schließung 1715 eng belegt.[1]

↑ a b Landesamt für Archäologie: Ausgrabungen am Neumarkt (PDF; 736 kB)
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