Frauenkirche (Dresden)

Die Frauenkirche in Dresden (ursprünglich Kirche Unserer Lieben Frau  – der Name bezieht sich auf die Heilige Maria) ist eine evangelisch-lutherische Kirche des Barock und der prägende Monumentalbau des Dresdner Neumarkts. Sie gilt als prachtvolles Zeugnis des protestantischen Sakralbaus, besitzt eine der größten steinernen Kirchenkuppeln nördlich der Alpen und gilt als einer der größten Sandsteinbauten der Welt.

Die Dresdner Frauenkirche wurde von 1726 bis 1743 nach einem Entwurf von George Bähr erbaut und wurde zu einem Emblem sowohl des Dresdner Barocks wie auch der berühmten Stadtsilhouette. Von Anfang an war sie aber auch mit gravierenden statischen Mängeln behaftet, welche nie richtig behoben werden konnten. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurden ihre wichtigsten tragenden Teile während der Luftangriffe auf Dresden in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 durch die Hitze des in Dresden wütenden Feuersturms so geschwächt, dass sie am Vormittag des 15. FebruWeiterlesen

Die Frauenkirche in Dresden (ursprünglich Kirche Unserer Lieben Frau  – der Name bezieht sich auf die Heilige Maria) ist eine evangelisch-lutherische Kirche des Barock und der prägende Monumentalbau des Dresdner Neumarkts. Sie gilt als prachtvolles Zeugnis des protestantischen Sakralbaus, besitzt eine der größten steinernen Kirchenkuppeln nördlich der Alpen und gilt als einer der größten Sandsteinbauten der Welt.

Die Dresdner Frauenkirche wurde von 1726 bis 1743 nach einem Entwurf von George Bähr erbaut und wurde zu einem Emblem sowohl des Dresdner Barocks wie auch der berühmten Stadtsilhouette. Von Anfang an war sie aber auch mit gravierenden statischen Mängeln behaftet, welche nie richtig behoben werden konnten. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurden ihre wichtigsten tragenden Teile während der Luftangriffe auf Dresden in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 durch die Hitze des in Dresden wütenden Feuersturms so geschwächt, dass sie am Vormittag des 15. Februar ausgebrannt in sich zusammenbrach. In der DDR blieb die Ruine erhalten und wurde als Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung belassen.

Nach der Friedlichen Revolution in der DDR begannen Anfang 1993 die Enttrümmerung und ab 1994 der Wiederaufbau des Kirchbaus. Die 2005 abgeschlossenen Arbeiten wurden überwiegend von Fördervereinen und Spendern aus aller Welt finanziert, darunter den US-amerikanischen „Friends of Dresden“. Am 30. Oktober 2005 fand in der Frauenkirche ein Weihegottesdienst und Festakt statt. Aus dem Mahnmal gegen Krieg und Gewalt wurde nun ein Symbol der Versöhnung.

Im Umfeld der Frauenkirche entsteht seitdem auf Initiative der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND) der Neumarkt wieder, mit mehreren Rekonstruktionen von Bürgerhäusern. Erst dadurch ist wieder ein barockes Bauensemble von hohem Rang entstanden. Der Platz An der Frauenkirche, in dessen Zentrum die Kirche steht, ist als Nebenplatz des Neumarkts wieder räumlich erfahrbar.

Vorgängerbauten  Vorgängerbau der Frauenkirche 1714 auf dem Kupferstich von Moritz Bodenehr

Es wird vermutet, dass der früheste Frauenkirche-Bau eine Missionskirche aus Holz war und kurz nach dem Jahr 1000 errichtet wurde. Chronisten des 17. und 18. Jahrhunderts gaben eine Gründung um das Jahr 1020 an. Nach einer slawischen Überlieferung wurde die Frauenkirche durch Přibislav (wahrscheinlich der Hofkaplan des böhmischen Herzogs Oldřich) am 8. September, dem Festtag Mariä Geburt, geweiht. Von diesem Bau liegen jedoch keine archäologischen Zeugnisse vor. Im späten 12. Jahrhundert wurde an der Stelle der heutigen Frauenkirche eine kleine romanische Steinkirche erbaut, die ebenfalls der Mutter Gottes geweiht war und folglich auf Mittelhochdeutsch Kirche zu unser liuben Vrouwen hieß. Von dieser Kirche wurden bei Grabungen Wandreste gefunden, deren Datierung aber nicht zweifelsfrei festgestellt werden konnte.

Im 14. Jahrhundert wurde die romanische Kirche mit einem neuen Sakralbau im Stil der Gotik umbaut. Er erhielt 1477 eine Choranlage im Stil der Spätgotik und 1497 seinen bis zum Abbruch 1727 letzten Dachreiter.

In der Reformation fiel das Kirchengebäude aus dem Mittelalter an die nun lutherische Gemeinde der Stadt. Bis dahin war sie die einzige Stadtkirche mit Sitz des Erzpriesters des Archidiakonats des Bistums Meißen. Unter anderem wurde in ihrer Vorhalle Heinrich Schütz bestattet. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde das Gebäude baufällig und reichte für die wachsende Zahl der Gottesdienstbesucher nicht mehr aus. Da der Bau der Bährschen Frauenkirche neben der gotischen Frauenkirche begann, konnte der Gottesdienst während der Bauarbeiten am Neubau aufrechterhalten werden. Erst als die alte Frauenkirche den Weiterbau des Bährschen Baus behinderte, wurde sie 1727 abgetragen. Auch der die Kirche umgebende Frauenkirchhof wurde bis 1727 säkularisiert.

Barocker Kuppelbau George Bährs  Entwurfszeichnung von George Bähr Medaille auf die Grundsteinlegung der Frauenkirche 1726. Der Dresdner Medailleur J. W. Höckner verwendete den zweiten Entwurf Bährs. (Replik)

Der Rat der Stadt Dresden beschloss 1722, eine neue Kirche zu bauen. Er beauftragte den Architekten und Ratszimmermeister George Bähr mit der Planung. Diese, aus der mehrere Entwürfe hervorgingen, dauerte vier Jahre, bis die Stadt am 26. Juni 1726 seinen Entwurf genehmigte. Aufgrund der Enge am Neumarkt betrachtete man einen hohen Zentralbau als die geeignetste Lösung. Die Wallfahrtskirche Maria Hilf von Giovanni Antonio Viscardi bei Neumarkt in der Oberpfalz diente für die Pläne der Kirche als ein Vorbild. Am 26. August 1726 wurde der Grundstein gelegt, wobei Superintendent Valentin Ernst Löscher predigte,[1] und bis 1743 entstand ein barocker Neubau. Er kostete 288.570 Taler, 13 Groschen und 64,4 Pfennige, die vorwiegend aus Spenden der Dresdner Bürger stammten. Diese waren eigentlich für die Ansiedlung der Salzburger Protestanten in Sachsen bestimmt, die wegen ihres Glaubens vertrieben worden waren. Inzwischen waren jene der Einladung des Königs von Preußen gefolgt und zogen durch Sachsen. Die Spendengelder wurden ihnen aber nicht ausgehändigt, sondern zum Bau der Frauenkirche zweckentfremdet. Am Sonntag Sexagesimae, 28. Februar 1734, wurde der Innenraum der noch unvollendeten Kirche mit einer Festpredigt von Superintendent Löscher und Musik von Theodor Christlieb Reinhold feierlich in Gebrauch genommen.[2]

Die Außenkuppel sollte nach Bährs ursprünglichen Plänen aus Holz bestehen und mit Kupfer verkleidet werden. Bähr schlug gegenüber dieser kostspieligen Variante später eine Steinkuppel vor, von der er sich eine großartigere Wirkung versprach, und setzte diese mit Unterstützung Augusts des Starken durch. August schwärmte von Venedigs Kuppelkirche Santa Maria della Salute, die an der Einmündung des Canal Grande in die Lagune steht und das Stadtbild dominiert. Bähr war allerdings nie im Ausland, wo er Kuppelbauten hätte studieren können, z. B. in Italien.

 Neumarkt mit Frauenkirche und Altstädter Wache auf einem Gemälde von Canaletto Umsicht auf der Kuppel der Frauenkirche in Dresden, kolorierte Radierung von Carl August Richter, 1824

Longuelune kritisierte zusammen mit seinem Schüler Knöffel den barocken Entwurf von George Bähr für die Frauenkirche. Ab 1726 konnte sich George Bähr den barock-klassizistischen Einwänden von Longuelune und Knöffel an der Dresdner Akademie nicht mehr widersetzen. Diese forderten von der Frauenkirche, die als „Schwester der Santa Maria della Salute“ Venedigs konzipiert wurde, dass deren Kuppel im Stil des klassizistischen Barock Frankreichs „mehr oval und dadurch besser in die Höhe gebracht werden“ solle.[3] Bähr legte 1728/1729 aber nochmals einen Plan vor, der einen steinernen Kuppelanlauf und eine hölzerne Kuppel beinhaltete.[4] Selbst der Grundriss und Innenausbau stammte von Knöffel. George Bähr starb 1738. Als sein Nachfolger galt lange sein Schüler Johann George Schmidt. Durch neuere Forschungen weiß man jedoch, dass im Gegensatz zu der in der Literatur verbreiteten Ansicht George Friedrich Winckler in das Amt Bährs berufen wurde und den Bau zu Ende führte.[5] Der einzige Teil der Frauenkirche, der von klassizistischen Einflüssen freiblieb, war der Altarraum, der von den Bildhauern Benjamin Thomae und Johann Christian Feige mit Bildhauerarbeiten versehen wurde.[6]

1733 wurde der Bau der Steinkuppel vertraglich vereinbart. Schon 1738 stellte das Oberbauamt Risse in der Kuppel, in den Hauptbögen sowie in den Gewölben fest. Hingegen befand man die Fundamente als in Ordnung.[7] Erst 1741 konnte mit dem Bau der Laterne begonnen werden. Am 27. Mai 1743, knapp fünf Jahre nach dem Tod George Bährs, vollendete das Aufsetzen eines Kuppelkreuzes schließlich den Monumentalbau. Löscher hatte das Kreuz gegen die Pläne Bährs, der einen Obelisken (Pyramide) als Bekrönung vorgesehen hatte, und die Forderung Brühls, mit einem A-ähnlichen Obelisken die Herrschaft Augusts des Starken zu symbolisieren, durchgesetzt. Gaetano Chiaveri, der Architekt unter anderem der Katholischen Hofkirche in Dresden und ein versierter Statiker war, begutachtete zuvor die Standfestigkeit der Kuppel des Petersdoms in Rom und plädierte infolge seiner Erkenntnisse vehement für den Abriss der Bähr’schen Steinkuppel.[4] Er argumentierte, das Tragwerk sei für das Gewicht einer Holzkuppel dimensioniert und die Steinkuppel für dieses zu schwer.

Die Dresdner Frauenkirche gehörte zu den bedeutendsten protestantischen Sakralbauten des deutschen Barocks. Der Zentralbau von Bähr trug eine ganz aus sächsischem Sandstein gefertigte Kuppel. Die Dresdner Kuppel faszinierte vor allem auch durch ihre konkave (nach innen gewölbte) Form im unteren Teil, die an eine Glocke erinnerte. Diese war einzigartig auf der Welt und brachte dem Gebäude den Namen „die Steinerne Glocke“ ein. Ihre enorme Last ruhte, was von Bähr nicht in dem Maße beabsichtigt war, hauptsächlich auf acht Pfeilern im Innenraum, die zur Lenkung des Drucks des Kuppelgewölbes gegen die Ecktürme etwas enger zu den Diagonalen als zu den Hauptachsen standen und so eine Kreuzform andeuteten.

Die Außenmauern bildeten einen annähernd quadratischen Grundriss, der vom halbrunden Chor durchbrochen wurde. Die – in Bährs ersten Entwürfen für eine Kirche mit Holzkuppel noch nicht vorhandenen – Treppentürme in den Ecken dienten als Widerlager für die Steinkuppel und führten zu Emporen zwischen den Pfeilern. Auf den Treppentürmen ist eine Treppenturmbekrönung[8] mit ihren Flammenvasen zu sehen. Die den Treppentürmen aufgesetzten Glockentürme sollten mit ihrem Gewicht das Standmoment erhöhen. In Erwartung einer hohen Beanspruchung der Pfeiler ließ Bähr diese aus doppelt so hohen Steinen, wie sie in den Außenwänden genutzt wurden, errichten, um die Anzahl der Fugen zu reduzieren. Jeder Pfeiler setzte sich nach außen hin in je zwei, in etwa radial angeordneten Wandscheiben fort. Diese bildeten zusammen mit dem Pfeiler in der Draufsicht ein „Y“. Bähr nannte diese Anordnung „Spieramen“. Im Sinne seines statischen Grundkonzepts, dass der Kraftfluss im Groben der Form einer Pyramide folgt, wollte er weiterhin auch die Außenmauern an der Lastaufnahme beteiligen.[9] Vor dem Chor lag eine doppelte geschwungene Treppe mit einem Lesepult in der Mitte, dahinter ein monumentaler Barockaltar, der vom Orgelprospekt gekrönt wurde. Aufgrund akustischer Probleme wurde 1738 eine zweite Kanzel am linken Pfeiler des Chorraums über der Treppe aufgestellt.[10] Die Bänke innerhalb des Kuppelraums waren konzentrisch auf einen Punkt zwischen Lesepult und Altar ausgerichtet, die sie zwischen und hinter den Pfeilern umschließenden Bänke auf die Raummitte. Das betonte den schon in der Architektur angelegten doppelten Schwerpunkt von Raumzentrum und Chor zusätzlich. Die Proportionen, die sehr hohen Pfeiler und hohen, schmalen Fenster erinnerten an gotische Kathedralen.

Die Frauenkirche hatte eine Gesamthöhe von 91,23 Metern. Sie war 41,96 Meter breit und 50,02 Meter lang. Die Außenkuppel begann in einer Höhe von etwa 40 Metern, und die Laterne – der Kuppelaufsatz – öffnete sich in luftiger Höhe von 62 Metern über dem Neumarkt von Dresden. Die gemauerte und mit 24 stehenden Rippen verstärkte Steinkuppel hatte unten einen Außendurchmesser von 26,15 Metern, oben von etwa 10 Metern, eine Wandstärke von 2,30 Metern (unten) bis zu 1,30 Metern (oben) und wog, je nach Quellenangabe, etwa 9000[11] bis 12.000 Tonnen. Sie umhüllte eine weitere, dünnschalige Kuppel. Eine Laufbahn („Eselsgang“[12]) mit zweieinhalb Windungen führte zwischen beiden Kuppeln mit einer Steigung von 14 % zur Laterne hinauf, sie diente beim Bau dem Steintransport mit Hilfe von Fuhrwerken.

Frauenkirche bis 1945  Die Frauenkirche um 1897 Altar bis zur Zerstörung 1945

Mängel bei der Konstruktion und Ausführung des Kirchbaus verursachten immer wiederkehrende Reparaturen, die vor allem mit dem Gewicht der massiven Steinkuppel zusammenhingen. Diese für sich allein war von Bähr – eher intuitiv – prinzipiell richtig konstruiert worden.[11] Jedoch mussten die acht Innenpfeiler im Kirchenschiff entgegen der Meinung George Bährs, der auch von einer Lastverteilung über die Außenmauern ausging, ihre Hauptlast aufnehmen.

Matthias Lugenheim gibt in seiner Promotion folgende Massen an: Kuppel inkl. Laterne 7770 t, Tambour (der zylindrische Teil zwischen dem gekrümmten Bereich der Kuppel und dem Kuppelanlauf) 3290 t, Kuppelanlauf 3480 t. Im Falle einer gelungenen Lastverteilung im Sinne George Bährs wären davon lediglich 23 % auf den acht Innenpfeilern liegengeblieben. Trügen diese die Hauptlast und würden lediglich Teile des Kuppelanlaufs auf Spieramen und Außenwänden lasten, müssten die Pfeiler hingegen 76 % der über ihnen befindlichen Baumasse aufnehmen. In dem Fall wäre jeder Pfeiler mit etwa 1382 t belastet.[9]

Für die Innenpfeiler war zudem zu weicher Sandstein und schlechtes Fugenmaterial benutzt worden. Man wählte diesen weicheren Cottaer Sandstein (Druckfestigkeit nach heutiger Norm DIN EN 192 gut 11 % niedriger als die des härteren Postaer Sandsteins[13]) zur leichten Bearbeitbarkeit für die Steinmetzarbeiten an den Kapitellen, was aber für die Belastbarkeit der Pfeiler fatal war. Des Weiteren waren, von Bähr beabsichtigt, die Fugen in der Pfeilermitte dicker als in den Außenbereichen. Gerade die Außenpartien, die dadurch den größeren Lastanteil trugen, wurden dann durch die Hitze des Brandes von 1945 am meisten geschwächt. Beim Abbruch der Reste eines eingestürzten Pfeilers stieß man in seinem Innerem auf bis zu 8 cm starke Fugen und minderwertiges Steinmaterial – eine Folge des Kostendrucks, dem Bähr ausgesetzt war. Hinzu kam, dass die Pfeiler nicht mittig auf ihren Fundamenten standen. Der dadurch entstandene einseitige Druck verformte den dort ohnehin hoch belasteten Baugrund zusätzlich.[14] Der Druck des Kuppelhalses führte zu Stauchungen der Pfeiler und somit zu einem verminderten Zusammenwirken der einzelnen Tragglieder der Kirche. Der entstandene Schub auf die Hauptgesimszone ließ Risse in den Kapitellzonen der Pfeiler und in den Spieramen entstehen. Zudem kam die Kuppellast außermittig, etwa 90 cm neben der Pfeilermitte in Richtung Kircheninneres, auf den Pfeilern an. (D. h. wäre der Durchmesser der Kuppel ca. 1,8 m größer, würde sie mittig auf den Pfeilern ruhen.) So aber entstanden asymmetrische Belastungen der Pfeilerköpfe und infolgedessen Kantenpressungen von bis zu 13 N/mm², denen der weiche Sandstein nicht gewachsen war.[15] 1735, nur ein Jahr nach der Weihe der Frauenkirche, mussten die Pfeiler mit Eisenklammern und Verputz instand gesetzt werden. Beim Bau der Kuppel bis 1736 wurden vier Ringanker aus einfachem Schmiedeeisen (das etwa dem heutigen St 33 entspricht) mit einem Querschnitt von 4 cm × 4 cm bis 5 cm × 9 cm[11] eingezogen, um deren Stabilität zu erhöhen. Diese waren von Bähr intuitiv an den richtigen Stellen platziert worden, konnten jedoch mit den damaligen Mitteln nicht nennenswert vorgespannt werden, so dass sie erst nach einem erheblichen Auseinandertreiben der Kuppel gestrafft wären, was sie ja verhindern sollten. Allenfalls konnten solche Anker damals durch Einbau in erwärmtem Zustand etwas vorgespannt werden. Die formschlüssige Verbindung der Enden der Ankerteile (siehe Bild) lediglich durch eingeschlagene Eisenkeile verursachte zudem Schlupf. Die in den 1990er Jahren geborgenen Kuppel-Ringanker waren gedehnt. Das heißt, sie waren unterdimensioniert. Bähr erwog, auch noch in Höhe des Hauptgesimses einen Ringanker einzuziehen – es kam jedoch nicht mehr dazu.[16]

Eine weitere Schwachstelle der Konstruktion der alten Kirche war die horizontale Anordnung der Mauerwerksfugen in den Spieramenköpfen. Dadurch wurden die Fugen in diesem Bereich des Altbaus nicht nur auf Druck, sondern auch auf Scherung beansprucht. Beim Wieder-/Neuaufbau wurden die Fugen schräg angeordnet, von unten innen nach oben außen verlaufend.[17]

Während des Siebenjährigen Krieges beschoss die Artillerie der preußischen Armee die Kuppel. Diese hielt dem Beschuss ohne strukturelle Schäden stand, so dass Bährs angezweifelte Konstruktion an Vertrauen gewann. Die Kriegshandlungen ließen erst 1765 eine Reparatur zu. Wieder wurden die Pfeilerschäfte durch Klammern und Bandagen gesichert, um eine weitere Senkung der Kuppel zu verhindern. 1820/21 wurde die erste Außensanierung durchgeführt, bei der Pflanzen entfernt, das Mauerwerk neu verfugt und teilweise lose Steine gesichert wurden.

Durch die – ohnehin schwer abzudichtenden – Fugen der Sandsteinplatten des Schleppdachs (Kuppelanlauf) drang immer wieder Wasser in die Bausubstanz ein. Durch das Absinken und Auseinandertreiben der Kuppel sowie das Ausweichen der Wände nach außen wurde die Rissbildung begünstigt. Man versuchte, das Problem durch das nachträgliche Anbringen von Blechen zur Wasserableitung zu entschärfen. Dieses Eindringen von Feuchtigkeit und die mangelnde Beheizung der Frauenkirche schadeten auch dem Holzbestand, der 1844 zum Teil erneuert werden musste. Weitere Sanierungen folgten unter anderem 1861, jedoch wurde das Grundproblem der ständig auseinandertreibenden und absinkenden Kuppel nicht gelöst.

 Teile der schmiedeeisernen Ringanker der historischen Kuppel

Die Innenpfeiler, eigentlich aus reinem Sandstein bestehend, mussten, vor allem an den Kapitellen, immer mehr durch den Einbau von fremdem, härterem Material unterstützt werden. Dazu kamen häufige Reparaturen an den Pfeilerschäften, weil diese aus dem Lot gerieten.

Im Mai 1902 platzte bei einem Blitzeinschlag in einen Eckturm Putz von einem Pfeiler ab. Es kam mürber Sandstein zum Vorschein. Dieser wurde durch hartgebrannte Ziegel ersetzt und die beiden den Altarraum flankierenden Innenpfeiler mit Eisenbandagen umgürtet.[18]

1924 waren Steine aus der Kuppel gefallen. Die Bauaufsicht sperrte die Kirche.[7] Aus einem Kapitell waren zig Zentimeter große Steinteile herausgeplatzt. Morsches Holztragwerk einiger Emporen wurde 1929 durch Stahlkonstruktionen ersetzt. Besonders ab 1930 wurden die Pfeiler, die zu bersten drohten, mit weiteren Stahlbändern stabilisiert. Solche Bänder wurden bei der Trümmerberäumung wiedergefunden; bei Pfeiler G war teilweise jede Steinlage mit einem Band umgürtet. Des Weiteren setzte man vielfach Stahlanker ein, deren Wirkung jedoch gering war, und eröffnete die Kirche 1932 wieder.[7]

Am 27. August 1933 wurde mit einem schlichten schwarzen Kreuz im Fußboden der Frauenkirche ein Denkmal des Architekten Oskar Menzel für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten eingeweiht. Dieses Mahnmal wurde beim Wiederaufbau der Kirche nicht wiederhergestellt.[19]

1937 drang nach starken Regenfällen Wasser durch die Außenkuppel. Im Tragwerk unter ihr und in der innenliegenden, dünnwandigen Kuppelschale entdeckte man gefährliche Risse. So sperrte die Baupolizei die Kirche 1938 erneut. Nun versuchte man das Problem, das ständige Reparaturen notwendig machte, grundsätzlich anzugehen. Der Dresdner Statik-Professor Georg Rüth erstellte ein Schadensgutachten. Er meinte, die Auflagefläche der Pfeilerfundamente sei zu klein, sie würden deshalb zu sehr in den Baugrund absinken. Deshalb setzte man geneigte und nach unten gewölbte Gurtbögen aus Stahlbeton zwischen den acht Pfeilerfundamenten ein und spannte diese mit horizontal wirkenden Pressen vor. Der damit erzielte, resultierende Anpressdruck auf den Baugrund war aber relativ gering. Die zusätzlichen Auflageflächen wären erst bei einem geringfügigen, weiteren Absinken der Fundamente wirksam geworden. Die Außenkuppel wurde durch drei innenliegende Stahlbetonringanker vor dem weiteren Auseinandertreiben geschützt. Die einzelnen Glieder wurden fest miteinander verbunden und vor dem Auseinandertreiben bewahrt. Diese Arbeiten waren die letzte Instandsetzung der Frauenkirche vor ihrer Zerstörung. Das änderte jedoch wenig an der Überbeanspruchung der Pfeiler selbst, vor allem im Bereich der Kapitelle. Denn die Außenwände und äußeren Spieramenteile, die einen erheblichen Anteil des Kuppelgewichts aufnehmen sollten, waren durch die unterschätzten, horizontal und schräg wirkenden Kräfte des Kuppelgewölbes schon lange zuvor nach außen gedrückt und durch etliche Risse, die Georg Rüth in seinem Rissbild dokumentierte, von den Innenpfeilern abgetrennt worden. Die Außenwände konnten dadurch nur noch stark vermindert zu einer Entlastung der Pfeiler beitragen. Die Risse wurden mit Zementinjektionen verfüllt. Auch Rüths Maßnahmen konnten keine Verlagerung der Lasten von den Pfeilern nach außen bewirken; jedoch galt die Kirche nun nicht mehr als einsturzgefährdet und konnte am 1. Advent 1942 wiederum eingeweiht werden. Die Innenraumrenovierung zog sich dann noch bis 1943 hin.[18]

Beim Wiederaufbau vorgenommene Messungen ergaben allerdings, dass die Pfeilerfundamente der eingestürzten Kirche – im Gegensatz zur Annahme von Georg Rüth – nur unwesentlich abgesackt waren. Vielmehr führten Stauchungen in den überbeanspruchten Pfeilern zum Absinken der Kuppel und zu den Rissen im Traggefüge.

In der Zeit des Nationalsozialismus erlangte die Frauenkirche zusätzliche Bedeutung durch die Bestrebungen der „Deutschen Christen“, sie zu einem Zentrum des deutschen Protestantismus nationalsozialistischer Prägung zu erklären. Zu diesem Zweck wurde sie von ihnen als Dom bezeichnet,[20] ein Begriff, dessen Gebrauch sich auch noch 1945 nachweisen lässt.[21]

Zerstörung im Zweiten Weltkrieg  Blick auf die zerstörte Frauenkirche nach 1945 Denkmal Martin Luthers vor der Ruine der Frauenkirche, 1958 Ruine der Frauenkirche, um 1965

Nach den drei Luftangriffen auf Dresden durch Bomber der britischen RAF und der US-amerikanischen USAAF am 13. und 14. Februar 1945 brannte die Frauenkirche vollständig aus. Einige Fenster waren zugemauert worden, die anderen wurden durch am Neumarkt einschlagende Sprengbomben beschädigt oder barsten durch die extreme Hitze. Die Frauenkirche war dem Feuersturm, der im Stadtzentrum mit einer Brandhitze von bis zu 1200 Grad Celsius am stärksten wütete, schutzlos ausgesetzt. Dieser griff vom Coselpalais aus auf die Kirche über.[11]

In den Kellern der Kirche war ein Filmarchiv der Luftwaffe untergebracht. Die Filme bestanden damals aus Zelluloid, das leicht brennbar ist und dabei enorme Hitze erzeugt. Da einige der Filme jedoch bei der archäologischen Trümmerberäumung im Vorfeld des Wiederaufbaus fast unversehrt geborgen werden konnten, geht man nach sorgfältiger Untersuchung heute davon aus, dass diese Filme nicht zur Entwicklung der Brandhitze und damit zum Einsturz des Gebäudes beigetragen haben.

Der Hauptgrund dafür war zum einen der mit viel Holz ausgestattete Innenraum, der dem Feuer nach dem Schmelzen der Fenster reichlich Nahrung bot. Auch kann Sandstein nicht so große Hitze aushalten wie Hartstein, wie er beispielsweise in der Kreuz- und der Hofkirche eingesetzt ist. Er dehnte sich aus, bis er schließlich Risse bekam und platzte, womit seine Stabilität verloren ging. Diese Schädigung seiner Struktur ist durch die Umwandlung des im Sandstein enthaltenen Tons an einer Rotfärbung erkennbar. Spätere Hitzetests mit Ruinenteilen ergaben, dass die Brandhitze in schädigender Weise bis etwa 10 cm tief ins Mauerwerk eingedrungen war.

Nach dem Großangriff auf die Stadt stand am Neumarkt kein Haus mehr. Das Martin-Luther-Denkmal vor der Kirche wurde schwer beschädigt. Lange nach dem Angriff brannte die Frauenkirche immer noch, während die Kuppel über den Ruinen thronte. Am 15. Februar um 10 Uhr vormittags konnten die ausgeglühten, schon vor dem Brand bis an die Grenze ihrer Tragfähigkeit beanspruchten Innenpfeiler die Last der gewaltigen Gewölbekonstruktion mit der steinernen Kuppel schließlich nicht mehr tragen. Aufgrund der Position der nach dem Einsturz noch stehenden Teile, der Umfassungsmauern des Chors bis zum Hauptgesims und der hoch aufragenden Ruine des nordwestlichen Eckturms, ist davon auszugehen, dass einer der Pfeiler der Südostecke infolge Materialermüdung und Überlastung als Erster kollabierte. Eine Augenzeugin berichtete von einem leisen Knistern, das sie kurz vor dem Einsturz hörte. Die Kuppel neigte sich daraufhin in Richtung des zuerst gebrochenen Pfeilers. Ihr nun ungleichmäßig verteiltes, in Bewegung geratenes Gewicht führte binnen Sekundenbruchteilen zur Überlastung und zum Bersten aller anderen Pfeiler. Unter dem gewaltigen Druck der zunächst noch als nahezu Ganzes herabstürzenden, sich dabei etwas um ihre eigene Achse drehenden und dabei immer weiter zerberstenden Kuppel wurden die massiven Außenmauern auseinandergesprengt, das Gebäude fiel mit einem dumpfen Knall in sich zusammen. Eine riesige, schwarze Staubwolke stieg über der Stadt auf. Dieses Ereignis übertraf in seiner Symbolkraft für viele Dresdner die vorangegangenen Zerstörungen noch; für sie war die letzte Hoffnung, wenigstens etwas vom alten Dresden erhalten zu können, zerstört. Ein riesiger Trümmerberg lag da, wo einmal die Kirche war. Der von Johann Christian Feige geschaffene Altar wurde vor der völligen Zerstörung bewahrt, da herabtropfendes Zinn der schmelzenden Orgel, die völlig zertrümmert wurde, ihn konservierte und herabstürzende Holzteile der Orgel die Wucht der fallenden Kuppeltrümmer abmilderten. In der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 fanden noch 300 Menschen in den Kellern der Kirche Schutz. Nachdem sie zu brennen begonnen hatte, konnten sie die Räume nur mit Mühe verlassen, da das Feuer sich rasend schnell ausbreitete.[22]

Umgang mit der Kirchruine nach dem Krieg  Luftbild vom fast leeren Neumarkt mit Johanneum und Ruine der Frauenkirche (rechts), 1972 (Blick vom Rathausturm) 1973: Mahnmal ohne Gestaltung Ruine der Frauenkirche Oktober 1985

Nach dem Krieg wurden auf Initiative des damaligen Landeskurators Hans Nadler erste Untersuchungen zum Wiederaufbau durchgeführt. Da das Landesamt für Denkmalpflege in dieser Zeit noch nicht über Beihilfemittel verfügte, übernahm das Evangelisch-Lutherische Landeskirchenamt, veranlasst durch den Baureferenten Walther Hultsch, die Kosten.[23] Zudem wurden 850 Steine inventarisiert, zur Salzgasse transportiert und eingelagert. Auf Drängen der Stadtverordneten wurden diese Steine 1959 zur Pflasterung der Brühlschen Terrasse benutzt, wobei die Hälfte gerettet und zum Trümmerberg zurückgebracht werden konnte. Die großflächige Trümmerberäumung in der Dresdner Innenstadt im Sinne neuen sozialistischen Städtebaus zerschlug die Hoffnungen auf einen Wiederaufbau schnell. Die Dresdner Denkmalpflege organisierte ein Abdecken der Oberseiten der Ruinenstümpfe mit Blechen. Der Versuch der Behörden, den Trümmerberg 1962 zugunsten einer Parkfläche zu beseitigen, scheiterte. Es kam zu Protesten aus der Bevölkerung, außerdem fehlte das dazu nötige Geld. Der Trümmerberg wurde, um eine Entfernung zu verhindern, auf Initiative von Hans Nadler mit Rosen bepflanzt.

So blieb der Trümmerberg im Stadtzentrum von Dresden zu Zeiten der DDR über 40 Jahre lang als Mahnmal erhalten, ähnlich der Ruine der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Viele überlebende Dresdner gedachten hier ihrer bei den Bombenangriffen ums Leben gekommenen Angehörigen, für die es oft keine Gräber gab.

Die DDR erklärte die Kirchenruine 1966 offiziell zum Mahnmal gegen den Krieg. Es erfolgte jedoch keine Gestaltung, sodass die zunehmend baufällige Ruine inmitten einer Stadtbrache lag. Der Tag der Zerstörung Dresdens wurde aber fortan zu staatlich gelenkten Gedenkdemonstrationen an der Ruine genutzt. Zum 13. Februar 1982, auf dem Höhepunkt der Bewegung „Schwerter zu Pflugscharen“, riefen Dresdner Christen an den Trümmern der Frauenkirche erstmals zum stillen Gedenken gegen den Krieg auf.[24] Dieser Aufruf führte in den 1980er Jahren zu Zusammenkünften von Gruppen der DDR-Bürgerrechts- und Friedensbewegung an jedem 13. Februar an der Ruine, um stumm des Krieges zu gedenken. Versuche staatlicher Stellen, diese Treffen zu verhindern, hatten kaum Erfolg.

Die Sächsische Landeskirche plante in dieser Zeit eine Konservierung der Ruine, die als Versöhnungsdenkmal erhalten bleiben sollte. Die Unterkirche sollte eine Ausstellung über die Geschichte der Frauenkirche aufnehmen und gleichzeitig als „Raum der Stille“ dienen. Die staatliche Forderung von Anfang der 1980er-Jahre, die Kirche mit Westgeldern wieder aufzubauen, lehnte die Landessynode der Sächsischen Landeskirche ab. Sie wurde darin auch von Teilen der Friedensbewegung unterstützt.

Im Rat der Stadt Dresden wurde 1985 eine Langzeitplanung für die nächsten Projekte nach dem Abschluss der Rekonstruktion der Semperoper erarbeitet, die auch den Wiederaufbau der Frauenkirche nach Beendigung der Arbeiten am Stadtschloss beinhaltete. Als Gründe dafür wurden unter anderem die fortschreitende Verwitterung der Sandsteinüberreste und der damit eintretende Verlust des Mahnmalcharakters angeführt. Durch die Wende wurden diese Planungen jedoch hinfällig.

Wiederaufbau Erste Pläne zum Wiederaufbau  Die Ruine der Frauenkirche 1991

Im Herbst des Wendejahres 1989 setzte am Reformationstag ein „Offener Brief“ von Günter Voigt an den Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens Johannes Hempel mit dem Gedanken, den Wiederaufbau neu zu bedenken, ein wichtiges Zeichen. Aus einem Kreis gleichgesinnter Dresdner Bürger heraus, der sich im November 1989 traf, entstand der „Ruf aus Dresden“, den der Pfarrer Karl-Ludwig Hoch formulierte. Der Aufruf ging am 12. Februar 1990 in die Welt.

Die Idee eines Wiederaufbaus des Gotteshauses nahm nun immer konkretere Formen an. Aus der Folgewirkung des Aufrufes wurde die „Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche in Deutschland e. V.“ gegründet, deren Kommission unter Beteiligung einiger prominenter Dresdner wie Ludwig Güttler das Konzept für einen archäologischen Wiederaufbau entwickelte, fortan entscheidende Überzeugungsarbeit für den Wiederaufbau leistete (anfangs gab es nur zehn Prozent Befürworter) und Spenden sammelte. 1991 wurde die „Stiftung für den Wiederaufbau Frauenkirche“ gegründet, die den gesamten Wiederaufbau leitete. Am 18. März 1991 beschloss die sächsische Landessynode den Wiederaufbau der Frauenkirche.

Reaktionen auf den geplanten Wiederaufbau und Finanzierung  Katalogisierte Steine (1999)

Von Anfang an gab es auch Kritik am Vorhaben durch Architekten und Historiker: Mit der Ruine sei auch ein Mahnmal des Krieges verlorengegangen. Das Projekt ist aufgrund der massiven Kriegsschäden ein historisierender Neubau. Die Konstruktion sowie die technische Ausstattung entsprechen moderner Technik. So etwa verlaufen nun in der Kirche 85 Kilometer Elektroleitungen und 7,7 Kilometer Heizleitungen; die Klimaanlage kann 40.000 Kubikmeter Luft pro Stunde umwälzen. Hydraulisch spannbare Ankersysteme aus hochwertigem Stahl stützen die Kirche. Um auf die Aussichtsplattform über der Kuppel zu gelangen, legen Besucher einen Teil ihres Weges mittels eines Aufzuges zurück. Die „Neue Frauenkirche“ ist eine Replik des verlorenen ursprünglichen Baus, vergleichbar zum Beispiel mit der „Alten Berliner Kommandantur“ bzw. der Neuen Frankfurter Altstadt zwischen Kaiserdom St. Bartholomäus und Römerberg. Geltende Normen untersagten einen originalen Wiederaufbau mit den konstruktiven Mängeln und dem teilweise unzureichenden Material der alten Kirche. Bei originalgetreuem Wiederaufbau wären die zu erwartenden Drücke im Mauerwerk selbst bei einer Umverteilung der Kuppellast (die Bähr nicht so recht gelang) deutlich über allen in den DIN für Mauerwerk festgelegten Werten gelegen.[25] Befürworter betonten den Symbolwert des Wiederaufbaus und dessen Finanzierung aus überwiegend privaten Spenden.

Die Gesamtkosten des Wiederaufbaus beliefen sich auf 180 Millionen Euro. Davon kamen ca. 115 Millionen Euro durch Spenden aus aller Welt zusammen. Den restlichen Anteil von 65 Millionen Euro stellten die Stadt Dresden, der Freistaat Sachsen und der Bund in etwa gleichen Teilen zur Verfügung.

Trotz zeitweise auftretender Geldknappheit konnte der Wiederaufbau insgesamt ohne Unterbrechungen ausgeführt werden. Neben den Spendensammlungen der „Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche e. V.“ und der „Stiftung Frauenkirche Dresden“ brachte der von der Dresdner Bank initiierte sogenannte Stifterbrief in Werten zwischen 250 und 10.000 Euro mit einem Spendenvolumen von etwa 75 Millionen Euro den Durchbruch für die finanzielle Absicherung des Wiederaufbaus. Die „Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche in Deutschland“ steuerte 31 Millionen Euro bei. Insgesamt 16 Förderkreise engagierten sich regional innerhalb und außerhalb Deutschlands für den Wiederaufbau. Als Zeichen der Versöhnung sammelte der britische „Dresden Trust“ als einer der bedeutendsten unter diesen Kreisen und unter Vorsitz von Allan Russell in Großbritannien mehr als eine Million Euro an Spenden, zu denen auch das britische Königshaus aus der Privatschatulle beitrug.

Der Dresdner Trompeter Ludwig Güttler sammelte mit Konzerten Spendengelder und spendete das Preisgeld für den Nationalpreis, den er in der DDR erhalten hatte, als ein „Startkapital“. Die Dresdner Bank spendete als Körperschaft bis zum Wiederaufbau insgesamt sieben Millionen Euro. Der in Freiberg aufgewachsene US-Amerikaner Günter Blobel stellte rund 820.000 Euro seines Medizinnobelpreises für die von ihm gegründete Fördergesellschaft Friends of Dresden[26] zur Verfügung. Im Zuge des Orgelstreites gab es allerdings auch Spendenabsagen; so zog die Dussmann-Stiftung ihre Spendenzusage zurück.[27]

Wiederaufbau von 1996 bis 2005

Für den Wiederaufbau wurde der Trümmerhaufen, der, vom Boden der großflächig eingestürzten Kellerräume aus gemessen, 17 m hoch war, ab dem 4. Januar 1993 Stein für Stein abgetragen und ein millimetergenaues, dreidimensionales und steingerechtes Aufmaß aller Ruinenteile erstellt. Bereits während der Enttrümmerung wurden die Katakomben unter dem Trümmerberg vermessen.[28] Alle noch brauchbaren Trümmersteine wurden katalogisiert und eingelagert. Aus der Lage im Trümmerberg und mit teilweise extra für diese Aufgabe erstellten Geo-Computerprogrammen konnte bei vielen Steinen der ursprüngliche Platz im Gemäuer ermittelt werden. Vorhandene alte Unterlagen, z. B. von den Stabilisierungsmaßnahmen in den Jahren 1938 bis 1942, halfen dabei. Aus den Trümmern konnten über 8.000 Stücke geborgen und davon 3.539 Stücke in die Außenfassade eingebaut werden.

Unter den Trümmern waren 84 Großteile mit einem Gewicht zwischen 5 und 139 Tonnen. 16 konnten als Ganzes aus dem Schuttberg herausgehievt werden. Das schwerste hierbei war das 95 t wiegende, kopfüber im Schutt liegende, deshalb „Schmetterling“ genannte Dachteil des nordöstlichen Glockenturmes. Andere Großteile wurden gleich am Fundort zerkleinert, da man sie aufgrund ihres Zustandes für einen erneuten Einbau in die Kirche als ungeeignet einschätzte. Weitere, für den Wiedereinbau ebenfalls untaugliche, große Stücke setzte man nach der Bergung gezielt über mehrere Jahre lang der Witterung aus, um deren Einfluss zu erforschen.[29] Infolge der Enttrümmerung hob sich der Baugrund in der Mitte des ehemaligen Schuttberges um 11 mm.

Vor und während der Räumung des Trümmerhaufens erfolgten umfangreiche Untersuchungen des Baugrundes und der Fundamente. Es zeigte sich, dass die Kirche auf einer etwa 10 m starken, tragfähigen Kiesschicht gegründet war. Diese lag auf einer vor Grundbruch schützenden Schicht harten Kalksteins (Pläner). Ablagerungen aus Ton und anderen weichen Materialien, wie sie in der Nähe von Flüssen vorkommen, wurden unter der Kirche nicht gefunden. Der für die Fundamente genutzte Sandstein erwies sich als ausreichend fest, ebenso war die Qualität der untersten Mauerwerksschichten noch recht gut.[15] Die Kirche konnte also auf den alten Fundamenten und Grundmauern wiedererrichtet werden.[14] Die Zusatzfundamente von Rüth ließ man liegen.

Der Grundstein der neuen Frauenkirche wurde am 27. Mai 1994 gelegt. Der Wiederaufbau begann 1996 unter dem Baumeister Eberhard Burger. Um einen möglichst schnellen und reibungslosen Wiederaufbau zu ermöglichen, entschied man sich für den Einsatz eines Wetterschutzdachs, das mit dem Bau in die Höhe wachsen konnte, und eine seitliche Einhausung jeweils für die kalte Jahreszeit. Das Wetterschutzdach musste nach dem Erreichen einer bestimmten Bauphase mehrmals um einige Meter hydraulisch angehoben sowie für die neue Position angepasst werden. Dieses Verfahren wurde speziell für den Bau der Frauenkirche entwickelt. Es ermöglichte, bei jedem Wetter und auch im Winter mit dem Bau fortzufahren. Dadurch konnten ganzjährig für das Arbeiten mit Sandstein, Mörtel und Beton geeignete Temperaturen gewährleistet werden.

In diesem Zusammenhang gründeten die Ev.-Luth. Landeskirche Sachsen, der Freistaat Sachsen und die Stadt Dresden – jeweils zu einem Drittel Anteil – die Stiftung Frauenkirche Dresden, in die die Landeskirche den Kirchenbau als Sachvermögen einbrachte. Diese Stiftung ist auf Dauer Eigentümerin des Kirchbaus.

Der Wiederaufbau der Frauenkirche wurde schon im Herbst 2005 abgeschlossen, viel rascher als ursprünglich erwartet, da das Spendenaufkommen die Erwartungen übertraf. So wurde die äußere Form der Frauenkirche schon im August 2004 und nicht erst wie geplant 2005 wiederhergestellt. Am 13. April 2004 wurde der letzte Stein der Hauptkuppel der Frauenkirche eingesetzt. Am 22. Juni 2004 wurde die mit Kupfer beschlagene Holzkonstruktion der Turmhaube mit dem vergoldeten Kreuz auf die Laterne über der Steinkuppel aufgesetzt und das frühere äußere Aussehen wiederhergestellt. Die Frauenkirche hat nun die endgültige Höhe von 91,24 Metern.

Tatsächlich gelang es, etwa zwei Drittel der Kuppelmasse außerhalb der Pfeiler abzuleiten. Messungen ergaben, dass die Fundamente der Pfeiler während der Errichtung des Rohbaus nur unkritisch (wenige Millimeter) gegenüber denen der Außenwände abgesunken waren.

Beim Innenausbau wurden anschließend die Bemalung und der Einbau des Gestühls abgeschlossen. Im Frühsommer 2005 wurde die von dem Straßburger Orgelbauer Daniel Kern gefertigte Orgel mit insgesamt 4873 Orgelpfeifen installiert. Die Aussichtsplattform in 67 m Höhe, von der aus man einen Ausblick auf das Elbpanorama und auf die Innenstadt hat, konnte am Dienstag, dem 1. Februar 2005 für Besucher geöffnet werden. Anlässlich des 60. Jahrestags der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 2005 wurde der Innenraum zum stillen Gedenken geöffnet.

Am 30. Oktober 2005 wurde die Frauenkirche vom sächsischen Landesbischof Jochen Bohl wieder geweiht und damit ihrer künftigen Bestimmung als Gotteshaus übergeben. Im Rahmen der Zeremonie wurden auch die liturgischen Gegenstände wieder in die Kirche gebracht. Landesbischof Jochen Bohl dankte in seiner Predigt während des Gottesdienstes bereits vorher den Verantwortlichen für den Wiederaufbau und den daran Mitwirkenden.

Der Weihegottesdienst fand mit 1700 geladenen Gästen in der Kirche und mindestens 60.000 weiteren Personen auf dem Kirchplatz statt, die ihn auf einer Leinwand verfolgten.[30] Nach dem gottesdienstlichen Teil hielt Bundespräsident Horst Köhler die Festansprache, in der er auf die Frauenkirche als Symbol für bürgerliche Freiheit und die deutsche Einheit hinwies.

Erste Sicherungsarbeiten 
Erste Sicherungsarbeiten
Kräne helfen beim Beräumen der Ruine, ca. 1993 
Kräne helfen beim Beräumen der Ruine, ca. 1993
Mit Baugerüst im Jahr 1999 
Mit Baugerüst im Jahr 1999
Mit Baugerüst im Jahr 2000 
Mit Baugerüst im Jahr 2000
Mit Baugerüst am 17. Mai 2003 
Mit Baugerüst am 17. Mai 2003
Am 22. Juni 2004 mit frisch aufgesetzter Turmhaube 
Am 22. Juni 2004 mit frisch aufgesetzter Turmhaube
Erstmals ohne Gerüste am 18. August 2004, rechts der später abgerissene Anbau des Polizeipräsidiums 
Erstmals ohne Gerüste am 18. August 2004, rechts der später abgerissene Anbau des Polizeipräsidiums
Blick vom Altmarkt zur wiederaufgebauten Frauenkirche, 2009 
Blick vom Altmarkt zur wiederaufgebauten Frauenkirche, 2009
Beleuchtete Frauenkirche zur blauen Stunde, 2009 
Beleuchtete Frauenkirche zur blauen Stunde, 2009
Altarraum 
Altarraum
Aussicht auf die Stadt von der Laterne der Frauenkirche (Mai 2015)
 
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ausführliche Beschreibung des 360-Grad-Panoramas
Digitalisat der Grundsteinlegungspredigt Löschers Digitalisat der Einweihungspredigt Löschers Fritz Löffler: Das alte Dresden. 1981, S. 196. ↑ a b Dresden und Sachsen – Dresden – Dresdner Frauenkirche – Geschichte. Abgerufen am 12. Februar 2019. Siegfried Gerlach: George Bähr – Der Erbauer der Dresdner Frauenkirche. Ein Zeitbild. Böhlau Verlag, Köln 2005, ISBN 978-3-412-22805-7, S. 201. Fritz Löffler: Das alte Dresden. 1981, S. 197. ↑ a b c Thomas Wedegärtner: Statik. Abgerufen am 3. April 2019. Frauenkirche Dresden. In: VOGEL Steinmetz- & Bilhauerwerkstätten Vogel GbR. Abgerufen am 11. Januar 2024. ↑ a b Matthias Lugenheim: Die Korrelation von Architekturform und Strukturform im Kuppelbau und deren Einfluß auf die Ingenieurbaukunst – dargestellt am Beispiel der Frauenkirche zu Dresden. Dissertation. Technische Universität Dresden, 2002 (online). Architektur. In: frauenkirche-dresden.de. Stiftung Frauenkirche Dresden, abgerufen am 4. Juli 2019. ↑ a b c d Siegfried Dornacher, Ernst Schäffer: Spanntechnik beim Wiederaufbau der Frauenkirche Dresden. auf docplayer.org, abgerufen am 3. April 2019. Kuppelaufstieg zur Aussichtsplattform. In: frauenkirche-dresden.de. Stiftung Frauenkirche Dresden, abgerufen am 4. Juli 2019. Sandsteinarten. Abgerufen am 16. August 2019. ↑ a b Eckart Schulz, Peter-Andreas von Wolffersdorff: Gründungstechnische Aspekte beim Wiederaufbau der Frauenkirche. (Sonderdruck). In: Bautechnik – Zeitschrift für den gesamten Ingenieurbau. 82. Jahrgang, Heft 11, November 2005, S. 764–770, ISSN 0932-8351. ↑ a b Fritz Wenzel, Wolfram Jäger: Bauform, Kraftfluss, Material – damals und heute. In: Fritz Wenzel (Hrsg.): Berichte vom Wiederaufbau der Frauenkirche zu Dresden: Konstruktion des Steinbaus und Integration der Ruine. Universitätsverlag, Karlsruhe 2007, ISBN 978-3-86644-090-6, S. 29 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). Annette Galinski: Lernen aus der Baugeschichte, Interview mit Wolfram Jäger vom 28. April 2013. In: Springer Professional. Springer Fachmedien, Wiesbaden, 28. April 2013 (online, abgerufen am 29. März 2019). Fritz Wenzel, Wolfram Jäger: Bauform, Kraftfluss, Material – damals und heute. In: Fritz Wenzel (Hrsg.): Berichte vom Wiederaufbau der Frauenkirche zu Dresden: Konstruktion des Steinbaus und Integration der Ruine. Universitätsverlag, Karlsruhe 2007, ISBN 978-3-86644-090-6, S. 59 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche; PDF-Download bei baufachinformation.de). ↑ a b Geschichte. In: Frauenkirche.de. Christian Angermann, abgerufen am 7. April 2019. Dietrich Lohse: Oskar Menzel, ein Dresdner Architekt in Radebeul. Teil 1. In: Vorschau & Rückblick; Monatsheft für Radebeul und Umgebung. Radebeuler Monatshefte e. V., April 2013, abgerufen am 7. April 2013. Die Ausstrahlung der Dresdner Frauenkirche auf das Glaubensleben in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. (PDF) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. August 2014; abgerufen am 10. Dezember 2015 (Vortrag von Landesbischof Jochen Bohl am 27. August 2009 in der Frauenkirche Dresden, Kapitel 1.2). Hermann Weinert: Bericht über die Totalvernichtung des Doms zu Dresden. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. August 2014; abgerufen am 25. September 2014. Von den Anfängen bis zur Ruine: Barockes Meisterwerk zerstört. In: mdr.de. Mitteldeutscher Rundfunk, abgerufen am 29. März 2019. Wolfgang Hultsch: Ein Leben in Dresden. tredition, Dresden 2015 (Online-Exzerpt), abgerufen am 30. März 2019. Annett Ebischbach (alias Johanna), Oliver Kloss, Torsten Schenk: Aufruf zum 13. Februar 1982 zur illegalen Versammlung an der Frauenkirche in Dresden. Fritz Wenzel (Hrsg.): Berichte vom Wiederaufbau der Frauenkirche zu Dresden. Universitätsverlag Karlsruhe, 2007, ISBN 978-3-86644-090-6, S. 33. Friends of Dresden Deutschland e. V. Abgerufen am 28. Mai 2017. Chronologie: Die Dresdner Frauenkirche und ihr Wiederaufbau nach 1945 (Memento vom 11. Februar 2013 im Webarchiv archive.today), Nachrichten der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens Messbildstelle, Dresden: Denkmalvermessung der Frauenkirche Dresden. Messbildstelle, Dresden, 1. November 2013, abgerufen am 14. November 2013. Fritz Wenzel (Hrsg.): Berichte vom Wiederaufbau der Frauenkirche zu Dresden. Universitätsverlag Karlsruhe, 2007, ISBN 978-3-86644-090-6, S. 88 bis 93 Weihe der Frauenkirche Dresden (Memento vom 17. September 2016 im Internet Archive), Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens
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