Казань

( Kasan )

Kasan (russisch Каза́нь; tatarisch Казан) ist die Hauptstadt der Republik Tatarstan in Russland. Mit 1,24 Millionen Einwohnern (Stand 2018) ist Kasan die sechstgrößte Stadt Russlands. Die Stadt an der Wolga liegt etwa 720 km Luftlinie östlich von Moskau, ist ein bedeutender Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort, Verkehrsknotenpunkt sowie ein wichtiges Zentrum des Islams in Russland.

Kasan (russisch Каза́нь; tatarisch Казан) ist die Hauptstadt der Republik Tatarstan in Russland. Mit 1,24 Millionen Einwohnern (Stand 2018) ist Kasan die sechstgrößte Stadt Russlands. Die Stadt an der Wolga liegt etwa 720 km Luftlinie östlich von Moskau, ist ein bedeutender Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort, Verkehrsknotenpunkt sowie ein wichtiges Zentrum des Islams in Russland.

Die Stadt Kasan wurde von den Wolgabulgaren um das Jahr 1005 gegründet. Mit dem Einfall der Goldenen Horde verloren die Wolgabulgaren im 13. Jahrhundert ihre Unabhängigkeit. Der Niedergang der mongolischen Herrschaft führte 1393 zur Bildung des Khanats von Kasan (ca. 1437–1552). Als Hauptstadt des islamischen Khanats entwickelte sich Kasan zur Mitte des 15. Jahrhunderts zu einem wichtigen Handels- und Handwerkszentrum. Die an Handelsrouten gelegene Stadt war bekannt für ihre prächtigen Paläste und Moscheen, durch Lederwaren und Goldschmiedearbeiten.

Die jahrzehntelangen Moskau-Kasan-Kriege endeten im Jahre 1552 mit der Einnahme der Stadt durch die russischen Truppen von Iwan IV. Kasan wurde zur ersten nichtrussischen Stadt, die in das Russische Zarenreich eingegliedert wurde. Damit gilt Kasan als Ausgangspunkt des russischen Vielvölkerstaates. Kasan brannte infolge der Kampfhandlungen vollständig ab, wurde aber wieder aufgebaut und entwickelte sich zu einem wirtschaftlichen Zentrum. Iwan IV. ließ den Kasaner Kreml erbauen und baute die Stadt zur Festung gegen Angriffe aus dem Osten aus. Die Stadt zählte etwa 15.000 Einwohner, die Garnison mit eingeschlossen. Die tatarische Bevölkerung betrug nur 6000 Einwohner, von denen nicht alle völlig sesshaft waren.

Ab dem 17. Jahrhundert  Adam Olearius: Moskowitische und Persianische Reise (1647), Vierter Teil, 6. Kapitel, Beschreibung des Aufenthalts der schleswig-holsteinischen Gesandtschaft in Kasan

Bezogen auf die 1630er Jahre gibt es über Kasan schriftliche Zeugnisse aus einer Reisebeschreibung in deutscher Sprache, die auch Abbildungen enthält.[1] 1672 und 1684 entvölkerten Feuersbrünste ganze Straßenzüge von Kasan. Der Wiederaufbau der Stadt wurde bis zum Ende des Jahrhunderts abgeschlossen. 1708 erklärte Peter I. Kasan zur Hauptstadt des Gouvernements Kasan.

In den 1770er Jahren wurde Kasan zu einem Zentrum des Pugatschow-Aufstands (1773–75). Eine Feuersbrunst zerstörte zum dritten Mal große Teile der mehrheitlich aus Holz erbauten Stadt. Der Wiederaufbau Kasans erfolgte nach einem von Katharina II. autorisierten Generalplan. In einer Mischung aus östlicher und westlicher Architektur wurde das Stadtzentrum in Stein neu aufgebaut und die Straßen begradigt. Kasan entwickelte sich schnell wieder zu einem Handelszentrum für Porzellan, Keramik, Gewürze, Stoffe, Lederwaren, Wein und Früchte. Der Handel brachte Wohlstand in die Stadt. 1791 eröffnete das erste ständige Theater.

 Nezāmi: Sieben Schönheiten (um 1200). Iran, Aquarell, 19. Jahrhundert

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte sich Kasan zum industriellen, Handels- und Kulturzentrum der Wolgaregion entwickelt. Öffentliche und geistliche islamische Schulen wurden gebaut. Tatarische Verlage in Kasan, die ihre Publikationen in großer Zahl an Muslime in den verschiedenen Teilen Russlands verkauften, erleichterten die Verbreitung islamischer Literatur.[2]

 Hauptgebäude der Universität Kasan im Jahr 1832

Die Universität Kasan gehört zu den ältesten Russlands. Nennenswert ist, dass Kasan zwischen 1807 und 1854 ein Zentrum für Orientalistik war. Hier konnte man Türkisch, Persisch und Arabisch sowie seit 1844 Mongolisch studieren. Es gab deutsche Dozenten, die kein Russisch sprachen und in lateinischer Sprache unterrichteten. An der Universität Kasan wirkte seit 1826 der junge Gelehrte Mirza Kazem-Bek, der persische Wurzeln hatte.[3] 1843 wurde hier erstmals eine zweisprachige Ausgabe mit klassischer persischer Literatur publiziert (Persisch-Deutsch), und zwar eine Teilausgabe von Nezāmis Sieben Schönheiten (um 1200).[4] Ab 1844 studierte Tolstoi in Kasan Orientalistik. 1870 erschien in Kasan die erste gedruckte Version des heute in viele Sprachen übersetzten Buches Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers, eines Klassikers der ostkirchlichen Spiritualität, durch das das Jesusgebet weltweit bekannt wurde. Der Jurastudent Wladimir Iljitsch Uljanow, später bekannt als Lenin, beteiligte sich hier 1887 aufgrund des Einflusses seines Bruders in Kasan an Studentenprotesten.

Nach der Oktoberrevolution von 1917 begann der Russische Bürgerkrieg, in dessen Verlauf Kasan am 6. August 1918 von Truppen der auf der Seite der Komutsch (Komitee der Mitglieder der konstituierenden Versammlung) stehenden Tschechoslowakischen Legionen eingenommen wurde. Am 10. September 1918 eroberte die Rote Armee die Stadt zurück. (→Kasaner Operation)

 Kasan Anfang des 20. Jahrhunderts

Am 27. Mai 1920 wurde Kasan mit Gründung der Tatarischen ASSR deren Hauptstadt.

Im Rahmen der deutsch-sowjetischen Militärkooperation gemäß dem Vertrag von Rapallo erprobte die deutsche Reichswehr (Inspektion 6 Kraftfahrwesen) zusammen mit der Roten Armee von 1926 bis 1933 im Geheimen in der nahegelegenen Panzerschule Kama Panzer, bildete an ihnen aus und entwickelte neue Panzertaktiken. Unter anderem wurde dort der Großtraktor umfangreichen Tests unterzogen. Die Übungen bildeten den Grundstein für das später erfolgreich angewandte Blitzkrieg-Konzept. Mit der Machtübernahme der nationalsozialistischen Regierung endete die Zusammenarbeit. Zahlenmäßig wurden insgesamt lediglich 30 Panzerfachleute ausgebildet.[5]

 Rathaus von Kasan

In der Stadt bestand das Kriegsgefangenenlager 119 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[6]

Seit dem Zerfall der Sowjetunion ist Kasan Hauptstadt der Autonomen Republik Tatarstan innerhalb Russlands.

Am 11. Mai 2021 wurden bei einem Angriff auf eine Schule in Kasan acht Menschen getötet. Weitere Menschen wurden verletzt, sechs davon schwebten in Lebensgefahr.[7] Der 19-jährige Schütze wurde durch die Sicherheitsbehörden verhaftet.[8]

Adam Olearius (1656): Vermehrte Newe Beschreibung Der Muscowitischen und Persischen Reyse : So durch gelegenheit einer Holsteinischen Gesandschafft an den Russischen Zaar und König in Persien geschehen ; Worinnen die gelegenheit derer Orter und Länder/ durch welche die Reyse gangen/ als Liffland/ Rußland/ Tartarien/ Meden und Persien/ sampt dero Einwohner Natur/ Leben/ Sitten/ Hauß, Welt uns geistlichen Stand/ mit fleiss auffgezeichnet/ und mit vielen meist nach dem Leben gestelleten Figuren gezieret/ zu befinden. Welche Zum andern mahl heraus gibt Adam Olearius Ascanius/ der Fürstlichen Regierenden Herrschafft zu Schleßwig Holstein Bibliothecarius und Hoff Mathematicus. (bzw. urn:nbn:de:gbv:23-drucke/263-2-hist-2f1). Katalogeintrag Wolfenbütteler Digitale Bibliothek (WDB) Vgl. Michael Kemper, Raoul Motika, Stefan Reichmuth (Hrsg.): Islamic Education in the Soviet Union and Its Successor States. Routledge, London 2010, S. 4. David Schimmelpenninck van der Oye: Mirza Kazem-Bek and the Kazan School of Russian Orientology. In: Comparative Studies of South Asia, Africa and the Middle East. Band 28, Nr. 3, 2008, ISSN 1089-201X, S. 443–458 (muse.jhu.edu [abgerufen am 15. September 2018]). Renate Würsch: Niẓāmīs Schatzkammer der Geheimnisse. Eine Untersuchung zu ‹Maẖzan ul-asrār›. Reichert, Wiesbaden 2005, ISBN 3-89500-462-6, S. 25 f. Walter Görlitz: Kleine Geschichte des deutschen Generalstabes. Haude und Spener, Berlin 1967, DNB 456771204, S. 251. Erich Maschke (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges. Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977, DNB 540491969. Kasan in Russland: Mindestens 8 Tote bei Angriff auf Schule mit Schusswaffen. Abgerufen am 11. Mai 2021. Mehrere Tote bei Schusswaffenangriff auf eine Schule in Russland. 11. Mai 2021, abgerufen am 11. Mai 2021.
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