Karlovy Vary
( Karlsbad )Karlsbad (tschechisch Karlovy Vary ) ist ein Kurort im Westen Tschechiens mit rund 48.500 Einwohnern. Die Stadt liegt an der Mündung der Teplá (Tepl) in die Eger (Ohře). Karlsbad gehört zu den berühmtesten und traditionsreichsten Kurorten der Welt.
Seit 24. Juli 2021 zählt der Ort zum UNESCO-Welterbe der bedeutenden Kurstädte Europas (Great Spas of Europe) zusammen mit zehn anderen Kurstädten.
Karlsbad (tschechisch Karlovy Vary ) ist ein Kurort im Westen Tschechiens mit rund 48.500 Einwohnern. Die Stadt liegt an der Mündung der Teplá (Tepl) in die Eger (Ohře). Karlsbad gehört zu den berühmtesten und traditionsreichsten Kurorten der Welt.
Seit 24. Juli 2021 zählt der Ort zum UNESCO-Welterbe der bedeutenden Kurstädte Europas (Great Spas of Europe) zusammen mit zehn anderen Kurstädten.



Es wurden Siedlungsspuren aus der Urzeit, der späteren Bronzezeit sowie aus den Anfängen der slawischen Besiedlung gefunden. Wann die Gegend um Karlsbad besiedelt wurde, ist nicht genau bekannt. Im heutigen Ortsteil Sedlec befand sich spätestens seit dem 10. Jahrhundert eine Burg der Sedlitschanen, die bisher allerdings nicht gefunden werden konnte. Wahrscheinlich lag sie auf dem Gelände des Schlosses Sedlec. Bis 1226 war sie Mittelpunkt einer provincia Sedlensis der Přemysliden. Danach wurde Elbogen Mittelpunkt des Zettlitzer Ländchens.
Die Heilwirkung der Karlsbader Thermalquellen ist wohl schon im 14. Jahrhundert bekannt gewesen. Zur Entdeckung gibt es die Sage, wonach ein durstiger Hirsch mit seinen Hufen die erste warme Quelle freigelegt haben soll. Daran erinnert der Hirschensprung (Jelení skok) oberhalb des Tals der Teplá mit der Hauptpromenade.
Am 14. August 1370 verlieh in Nürnberg der böhmische König und römisch-deutsche Kaiser Karl IV. der Stadt Karlsbad dieselben Freiheiten und Rechte, welche die benachbarte Stadt Elbogen besaß.[1] Die Quellen wurden zunächst für Bäder genutzt, ab dem 16. Jahrhundert auch für Trinkkuren. 1522 erschien die erste schriftliche Abhandlung über die Heilkraft der Quellen.
Am 9. Mai 1582 wurde die Stadt von einem starken Hochwasser überschwemmt und am 13. August 1604 durch einen Brand fast völlig zerstört. Auch der Dreißigjährige Krieg hinterließ seine Spuren. Die Stadt erholte sich nur langsam. 1707 bestätigte ihr Kaiser Joseph I. jedoch alle Privilegien als freie Königsstadt. Der Kurbetrieb wurde vor allem 1711 und 1712 durch die Besuche des russischen Zaren Peters des Großen gefördert. 1711 wurde das erste Kurhaus der Stadt erbaut. 1759 vernichtete ein erneuter Brand wiederum einen großen Teil Karlsbads. Die Nutzung für Kuren wurde danach entscheidend durch den Arzt David Becher gefördert. Er hatte eine Schrift über die Kurbehandlung in Karlsbad veröffentlicht und die Förderung des Karlsbader Sprudelsalzes angeregt. 1795 wurde eine Kurgebühr eingeführt, mit deren Hilfe die Stadt wieder aufgebaut werden sollte.
1819 fand in der Stadt die Karlsbader Konferenz statt, auf der der österreichische Kanzler Fürst Metternich in den Karlsbader Beschlüssen alle Staaten des Deutschen Bundes auf eine strenge Pressezensur und andere Maßnahmen gegen die seit den Befreiungskriegen bestehenden Demokratiebestrebungen festlegte.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte der Badebetrieb einen wesentlichen Aufschwung. Der Balneologe und kaiserliche Leibarzt Josef von Löschner verhalf mit seinen Publikationen über die böhmischen Bäder und die Wirkung ihrer Heilwässer Karlsbad zu einer Blütezeit als Kurort von Weltruf. Entscheidend dafür war der Anschluss an das europäische Eisenbahnnetz im Jahr 1870. Zunächst wurde der Betrieb auf der Strecke Karlsbad–Eger aufgenommen und kurz darauf folgte die Strecke Prag–Karlsbad.
Am 24. November 1890 wurde die Stadt wieder von einem Hochwasser heimgesucht.


In Meyers Konversationslexikon von 1898 ist über die Kur in Karlsbad zu lesen: „Man trinkt des Morgens 3-6 Becher und gebraucht sowohl Mineralwasser- und Dampfbäder als auch mit vielem Erfolg Moorbäder, zu denen die Schlammerde dem Franzensbader Moorlager entnommen wird. Von Wichtigkeit sind auch die Quellenprodukte von Karlsbad und zwar das Sprudelsalz, welches durch Abdampfung der Sprudelquelle […] gewonnen wird. […] Die jährliche Versendung an Karlsbader Mineralwasser betrug über 1 Mill. Flaschen und Krüge, an Sprudelsalz und Sprudelseife über 23.000 kg.“ 1756 kamen in der Kursaison 134 Familien und Ende des 19. Jahrhunderts waren es im Mittel 26.000 Kurgäste, diese Anzahl stieg 1911 auf nahezu 71.000.

Im Jahr 1910 hatte die Stadt 17.446 Einwohner; davon waren 16.791 deutsch- und 95 tschechischsprachig. Der Erste Weltkrieg bedeutete eine Zäsur für den Kurbetrieb. Nach dem Zerfall der Doppelmonarchie am Kriegsende wurde aus den cisleithanischen Kronländern Böhmen, Mähren, Österreichisch-Schlesien und dem Norden Transleithaniens (Slowakei, Karpatenukraine) am 28. Oktober 1918 die Tschechoslowakei gebildet. Der Vertrag von Saint-Germain bestätigte 1919 die Zugehörigkeit Deutschböhmens zur Tschechoslowakei.
Eine Demonstration in Karlsbad am 4. März 1919 für das Selbstbestimmungsrecht (am gleichen Tag trat die Konstituierende Nationalversammlung Deutschösterreichs erstmals zusammen) und gegen die Zugehörigkeit zur Tschechoslowakei endete ohne Blutvergießen. Später wurden jedoch bei der Auflösung einer anderen Demonstration sechs Demonstranten von der Armee getötet.
Mit 1. Oktober 1938 wurde nach dem Münchner Abkommen Karlsbad in das Dritte Reich annektiert. Am 1. Mai 1939 wurde die Stadt aus dem gleichnamigen Landkreis herausgelöst und bildete fortan einen eigenen Stadtkreis. Gleichzeitig wurde dieser durch Eingemeindung der Stadt Fischern sowie der Dörfer Aich, Drahowitz, Espenthor, Kohlhau, Maierhöfen, Pirkenhammer und Weheditz vergrößert. Karlsbad wurde Verwaltungssitz des Regierungsbezirks Eger.
Der Zweite Weltkrieg brachte den Kurbetrieb zum Erliegen. Während des Krieges war Karlsbad Lazarettstadt und als solche international gemeldet und gekennzeichnet. Trotzdem wurde die Stadt im September 1944 und im April 1945 durch die USAAF bombardiert. Zerstört wurde der Bahnhof, in dem sich zum Zeitpunkt des Angriffs zwei ebenfalls mit dem Roten Kreuz gekennzeichnete Lazarettzüge befanden. Es wurden große Teile der Stadt zerstört, jedoch war das Kurviertel nicht betroffen. Karlsbad wurde im Mai 1945 von den Amerikanern eingenommen und am 11. Mai 1945 an die Rote Armee übergeben. Aufgrund des Potsdamer Abkommens und der nachfolgend erlassenen Beneš-Dekrete wurde 1945 die deutschböhmische Bevölkerung enteignet und vertrieben. Nach dem Krieg setzte eine verstärkte und staatlicherseits geförderte Zuwanderung hauptsächlich aus Zentralböhmen sowie Mähren und der Slowakei ein. Ferner zogen Repatrianten und Angehörige der ethnischen Minderheit der Roma nach Karlsbad.
Die Eingemeindungen von 1939 wurden, wie sämtliche während der Besetzung erfolgten Gemeindegebietsänderungen, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder aufgehoben. Die Kureinrichtungen wurden 1946 verstaatlicht. 1949 wurde die Gemeinden Karlovy Vary, Rybáře, Bohatice, Březová, Doubí, Drahovice, Dvory und Olšová Vrata zur neuen Gemeinde Karlovy Vary zusammengeschlossen.[2] Seit dem Ende des kommunistischen Regimes im Jahre 1989 ist der Kurbetrieb wieder auf ein internationales Publikum ausgerichtet und erfährt Fördermaßnahmen, um die Anzahl der Kurgäste zu erhöhen.
Karlsbad ist Sitz des Karlovarský kraj, bis 2002 war die Stadt auch Verwaltungssitz des Okres Karlovy Vary.
Zusammen mit zehn anderen Kurorten Europas, den Great Spas of Europe, wurde Karlsbad 2021 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Die positive Entscheidung über die Aufnahme erfolgte am 24. Juli 2021.[3]
Demographie Bevölkerungsentwicklung der Stadt Karlsbad bis 1945 Jahr Einwohner Anmerkungen 1742 972 [4]1785 k. A. 247 Häuser[5]1800 2.226 [4]1812 2.494 [4]1820 2.510 in 450 Häusern[6]1825 2.698 [4]1830 2.879 in 504 Häusern[7]1837 3.189 in 533 Häusern[8]1845 3.395 in 558 Häusern, darunter zwölf protestantische Familien[9]1852 3.381 [4]1857 4.384 am 31. Oktober[10]1858 4.805 davon 3.331 Einheimische und 1.474 Fremde[4]1869 7.276 am 31. Dezember, davon 3.497 Einheimische und 3.799 Fremde (6.633 Katholiken, 501 Israeliten und 92 Evangelische)[11]1900 14.637 deutsche Einwohner[12]1921 19.840 davon 17.173 deutsche Einwohner[13]1930 23.901 davon 20.856 Deutsche, 1.446 Tschechen und 1.309 Ausländer (als Stadtkreis 54.652 Einwohner)[14]1939 52.465 als Stadtkreis, davon 3.913 Evangelische, 46.733 Katholiken, 53 sonstige Christen und 28 Juden[14]Einwohnerzahlen des Stadtkreises Karlsbad Jahr 1869 1900 1930 1939 1947 1961 1991 2001 2008 2013 2014 2016 Bevölkerung[15][16] 14.185 42.653 54.652[14] 52.465[14] 31.322 50.034 56.291 53.857 53.708 53.737 49.864 49.326 ↑ Abschrift des 18. Jahrhunderts in Schwandners Codex dipl. regni Bohemiae, vgl. Regesta Imperii RI VIII Nr. 4868. ↑ Vyhláška č. 3/1950 Sb. - Vyhláška ministra vnitra o změnách úředních názvů míst v roce 1949 ↑ Neue Welterbestätten 2021 Mitteilung der UNESCO auf der Seite der Deutschen UNESCO-Kommission, abgerufen am 24. Juli 2021 ↑ a b c d e f Eduard Hlawáček: Abriss einer medicinischen Geschichte von Karlsbad. Prag und Carlsbad 1863, Seite 42. ↑ Jaroslaus Schaller: Topographie des Königreichs Böhmen. Band 2: Ellbogner Kreis, Prag 1785, S. 21–25. ↑ Die besuchtesten Badeörter und Gesundbrunnen des österreichischen Kaiserthums. Band 2, Brünn 1821, S. 6. ↑ Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 199. ↑ Leopold Fleckles: Karlsbad, seine Gesundbrunnen und Mineralbäder in geschichtlicher, topographischer, naturhistorischer und medicinischer Hinsicht. Scheible, Stuttgart 1838, Seite 22. ↑ Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 15: Elbogener Kreis, Prag 1847, S. 238. ↑ Statistische Übersichten über die Bevölkerung und den Viehstand in Österreich. Wien 1859, S. 40, linke Spalte. ↑ Ant. C. Loew: Kurzgefasste aber vollständige Chronik der weltberühmten Cur- und Badestadt Karlsbad seit deren Entstehung bis auf unsere Tage. Karlsbad 1874, Seite 202. ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 10, Leipzig und Wien 1907, S. 654–656. ↑ Genealogie-Netz Sudetenland ↑ a b c d Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Karlsbad. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org. ↑ Počet obyvatel Karlovarského kraje ↑ Historický lexikon obcí ČR 1869–2005
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