Троице-Сергиева лавра

( Dreifaltigkeitskloster von Sergijew Possad )

Das Kloster der Dreifaltigkeit und des Heiligen Sergius, auch Troice-Sergiev- bzw. Troize-Sergijew-Kloster (russisch Свято-Троицкая Сергиева лавра oder Троице-Сергиева лавра) genannt, ist ein russisch-orthodoxes Männerkloster in der rund 70 km nordöstlich von Moskau gelegenen Stadt Sergijew Possad (von 1930 bis 1991 Sagorsk). Es wurde um 1340 vom Heiligen Sergius von Radonesch gegründet und gilt seit Jahrhunderten als eines der bedeutendsten religiösen Zentren der Russisch-Orthodoxen Kirche. Das vom 15. bis 18. Jahrhundert entstandene architektonische Ensemble des Klosters gehört seit 1993 zum UNESCO-Welterbe.

Das Kloster der Dreifaltigkeit und des Heiligen Sergius, auch Troice-Sergiev- bzw. Troize-Sergijew-Kloster (russisch Свято-Троицкая Сергиева лавра oder Троице-Сергиева лавра) genannt, ist ein russisch-orthodoxes Männerkloster in der rund 70 km nordöstlich von Moskau gelegenen Stadt Sergijew Possad (von 1930 bis 1991 Sagorsk). Es wurde um 1340 vom Heiligen Sergius von Radonesch gegründet und gilt seit Jahrhunderten als eines der bedeutendsten religiösen Zentren der Russisch-Orthodoxen Kirche. Das vom 15. bis 18. Jahrhundert entstandene architektonische Ensemble des Klosters gehört seit 1993 zum UNESCO-Welterbe.

Die Anfänge

Der volle Name des Klosters – „Lawra (= Kloster des ersten Ranges) der (Heiligen) Dreifaltigkeit und des Heiligen Sergius“ – geht zurück auf den Gründer des Stiftes, den in der Russisch-Orthodoxen Kirche vielfach verehrten Heiligen Sergius von Radonesch, der mit bürgerlichem Namen Bartholomäus hieß. Er war der jüngere Sohn eines Rostower Bojaren, der mit seiner Familie nach Radonesch gezogen war, eine etwa 15 km von der heutigen Stadt Sergijew Possad entfernte Ortschaft, die Sergius später seinen geistlichen Namen gab. Wie aus der Lebensbeschreibung (Schitije) des Sergius von Radonesch hervorgeht,[1] die von seinem späteren Schüler Epiphanius dem Weisen verfasst wurde, war Sergius nahezu von Kindheit an ein frommer Gläubiger, der ein Einsiedlerleben anstrebte. Nach dem Tod seiner Eltern setzte er diesen Wunsch nun in die Tat um: Zusammen mit seinem älteren Bruder Stefan ging er in die Wälder, die Radonesch umgaben, und begann an einem damals abgelegenen und von dem Flüsschen Kontschura umspülten Hügel ein Stift aufzubauen – zunächst nur aus einer schlichten Holzkirche und einer Klause bestehend. Die Kirche ließ Sergius auf die Heilige Dreifaltigkeit weihen, was später auch dem Kloster seinen Namen gab.

 Der Heilige Sergius von Radonesch, Ikone von Wiktor Wasnezow (1882)

Das genaue Datum, wann die Gründung des Stiftes durch Sergius erfolgte, ist nicht mehr überliefert, es muss jedoch ungefähr zwischen 1340 und 1345 geschehen sein.[2]

Während Sergius im kargen und entbehrungsreichen Einsiedlerleben eine Erfüllung fand, hielt Stefan dem nicht länger stand und zog in das (heute nicht mehr existente) Moskauer Epiphanien-Kloster fort. Nach einigen Monaten kamen jedoch weitere Mönche, die ebenfalls Abgeschiedenheit suchten, im Sergius’ Stift an. Allmählich bildete sich aus der kleinen Einsiedelei ein Kloster, dessen Vorsteher Sergius wurde. Als charismatische Persönlichkeit, die mit ihrem Fleiß, ihrer Enthaltsamkeit und Frömmigkeit den anderen Einsiedlern ein großes Vorbild war, erlangte Sergius von Radonesch bald eine weitläufige Bekanntheit, die immer mehr Mönche ins Dreifaltigkeitskloster zog und dem Stift auch die ersten Spenden brachte. Hinzu kam – wie die Lebensgeschichte des Ehrwürdigen Sergius von Radonesch schildert – eine Reihe von Wundern und Prophezeiungen, die den Einsiedlern die künftige Verwandlung ihres Stiftes zu einem der angesehensten und reichsten Klöster Russlands verhießen. So hatte demnach Sergius eine Lichtgestalt gesehen, die ihm verkündet haben soll: „Genauso wie die Zahl der Vögel, die jetzt zu dir gekommen sind, sich vermehrt, genauso wird sich die Zahl deiner Lehrlinge vermehren, und auch nach dir werden sie deinen Spuren folgen.“

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts, also noch zu Lebzeiten des Ehrwürdigen Sergius, hatte dieser im geistlichen und auch im weltlichen Leben Russlands bereits einen beträchtlichen Einfluss gehabt. Unter anderem setzte er sich vielfach für die Aussöhnung der bislang verfeindeten russischen Fürstentümer und ihren Anschluss an das Moskauer Großfürstentum ein. Im Jahr 1380 erteilte Sergius dem Großfürsten Dmitri Donskoi seinen Segen für die bevorstehende Schlacht gegen die Mongolen am Kulikowo Pole und prophezeite ihm den Sieg, der dann auch tatsächlich erlangt wurde. Das überaus hohe Ansehen Sergius’ in russischen Landen verhalf auch seinem Stift, vor allem durch zahlreiche Spenden aus verschiedenen Bevölkerungsschichten, zu Wohlstand und Ruhm. Nach Sergius’ Tod und besonders nach seiner 1422 erfolgten Heiligsprechung wandelte sich das Stift zunehmend zu einer Pilgerstätte. Diese wurde von Gläubigen, welche die Befreiung Russlands von der jahrhundertelangen mongolisch-tatarischen Invasion vielfach als vom Ehrwürdigen Sergius vollzogenes Wunder sahen, als ein Symbol für den Patriotismus und den russischen Seelenreichtum in einer besonderen Weise verehrt.

Das Kloster im 15. und 16. Jahrhundert  Das Dreifaltigkeitskloster Ende des 14. Jahrhunderts. Ein Gemälde (1907) von Ernst Lissner

Trotz des Wohlstandes des Dreifaltigkeitsklosters – oder auch gerade deswegen – sollte es noch bis ins 17. Jahrhundert hinein schwierige Zeiten erleben. Da sämtliche Klosterbauten ursprünglich aus Holz errichtet worden waren, wie es im damaligen Russland üblich war, und die Anlage anfangs kaum befestigt war, wurde sie nicht nur mehrfach von Bränden heimgesucht, sondern stellte auch ein leichtes Angriffsziel dar. So wurde das Kloster 1408 bei einem tatarischen Überfall vollständig verwüstet. Dank der unvermindert fließenden Spenden, die neben Geld auch zahlreiche Landübereignungen sowie Schenkungen wertvoller Kunstwerke beinhalteten, konnte die Anlage jedoch bald wiederaufgebaut werden, wobei dort ab jener Zeit auch die ersten steinernen Bauwerke entstanden. Dazu ist vor allem das älteste bis heute erhaltene Gebäude des Klosters zu zählen – die 1422 eingeweihte Dreifaltigkeitskathedrale, die über dem Grabmal des Ehrwürdigen Sergius erbaut wurde.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts genoss das Kloster in Russland bereits einen so hohen Stellenwert, dass auch Zaren und deren Angehörige dorthin pilgerten und oft auch Rat bei den Vorstehern des Klosters suchten. Bekannt ist beispielsweise, dass Iwan IV. „der Schreckliche“, der seinerzeit in der Dreifaltigkeitskathedrale getauft wurde, in der 1476 erbauten Kirche der Ausgießung des Heiligen Geistes den von ihm in einem Wutanfall verübten Totschlag an seinem Sohn abbetete – ein Geheimnis, das er dem Klostervorsteher denn auch als einer der wenigen Personen überhaupt beichtete. Klosterabt war zeitweise Artjomi. Ebenfalls Iwan IV. war es, der die 1585 fertiggestellte Mariä-Entschlafens-Kathedrale (auch Uspenski-Kathedrale) des Dreifaltigkeitsklosters stiftete. Anlass für deren Bau war, wie vielfach vermutet wird, der Sieg des Zaren über das tatarische Khanat Kasan im Jahre 1552 – das gleiche Ereignis also, dem auch die Moskauer Basilius-Kathedrale ihre Entstehung zu verdanken hat.

Ein weiteres bekanntes Bauwerk, das im 16. Jahrhundert innerhalb der Klostermauern erbaut wurde, ist die 1548 errichtete und 1623 umgebaute Nikon-Kirche, die über der Grabstätte des Klostervorstehers Nikon, des unmittelbaren Nachfolgers des Ehrwürdigen Sergius, aufgestellt wurde. Ebenfalls wurde in den 1550er-Jahren die Befestigungsanlage des Klosters rundum erneuert und eine neue, 1284 Meter lange steinerne Schutzmauer mit 11 Wehrtürmen rund um das Gelände an Stelle des bisherigen Holzzauns errichtet. Dies sollte sechs Jahrzehnte später eine entscheidende Rolle bei der Verteidigung des Klosters während des folgenschwersten Überfalls in seiner Geschichte spielen.

Die Belagerung 1608–1610

Noch Mitte des 16. Jahrhunderts stellte das Dreifaltigkeitskloster aufgrund seiner Lage nahe den damaligen nordöstlichen Grenzen Moskowiens einen der Vorposten Moskaus im Falle von Angriffen aus östlicher Richtung. Die in den 1550er-Jahren durchgeführte Befestigung war daher ebenfalls durch den im Moskauer Kreml residierenden Iwan den Schrecklichen veranlasst worden, der für diesen Zweck denn auch großzügig gespendet hatte. Zu einem ernsthaften Verteidigungsfall kam es jedoch erst während der Zeit der sogenannten Smuta Anfang des 17. Jahrhunderts, als große Teile der russischen Gebiete, so auch nordöstlich von Moskau gelegene Städte wie Jaroslawl oder Susdal, von polnisch-litauischen Interventen eingenommen wurden. Bei der alsbald erfolgten Erstürmung des Dreifaltigkeitsklosters gingen diese besonders ausdauernd vor, da sie im wohlhabenden Kloster große Mengen an Schätzen vermuteten.

Mit dem Heranrücken der Invasoren steckten die Bewohner der benachbarten Dörfer ihre Häuser in Brand und fanden größtenteils Zuflucht hinter den Klostermauern. Zusammen mit ihnen sowie einer aus Moskau hergeschickten Truppe zählte die Verteidigung des Klosters etwa 3000 Mann, wohingegen die Invasoren über ein rund zehnmal so großes Aufgebot verfügten – ein Ungleichgewicht, das die Angreifer zunächst an einen raschen Sieg glauben ließ. Jedoch scheiterten die Erstürmungsversuche einer nach dem anderen, da die bis zu sechs Meter hohen und drei Meter dicken Klostermauern auch Artilleriebeschüssen standhielten. Daraufhin versuchten die Angreifer, einen geheimen Minengang unter einen der Wehrtürme zu graben, um ihn dann zur Explosion zu bringen und so die Mauer einzureißen. Aber auch das misslang, nachdem eine Gruppe von Verteidigern um den Preis ihres Lebens einen Ausfall unternahm und die Schießpulvervorräte des Angreifers zur Explosion brachte.

Im Endeffekt dauerte die polnisch-litauische Belagerung des Klosters rund 16 Monate, wobei insbesondere die Wintermonate den Klosterinsassen extreme Nöte brachten – so sollen der Hunger, die Kälte und die Seuchen mehr Leben gefordert haben als sämtliche Angriffe der polnisch-litauischen Truppen zusammengenommen. Insgesamt sollen laut Aufzeichnung eines Zeitzeugen 2125 Menschen im Kloster während der Belagerung ihr Leben verloren haben, Frauen und Kinder nicht mitgerechnet.[3] Immer wieder versuchten die Angreifer, die Festung aufs Neue zu erstürmen, jedoch misslang das jedes Mal. Die Erlösung für die Klosterinsassen kam erst im Januar 1610, als die belagernden Truppen von einer aus Moskau herangerückten Abteilung geschlagen wurden und das Kloster endgültig aufgaben.

Die Blütezeit (17. bis 19. Jahrhundert)

Galt das Dreifaltigkeitskloster dank seinem Begründer schon lange vor der besagten Belagerung als einer der Inbegriffe für den heldenhaften Patriotismus des russischen Volkes, festigte sich dieser Ruf nach der mühevoll überstandenen Belagerung noch viel weiter. Zahlreiche Spenden flossen schon bald nach Kriegsende, was dazu führte, dass die während der Belagerung beschädigten Bauwerke rasch wiederhergestellt werden konnten. Darüber hinaus wurden die Befestigungsanlagen samt Klostermauer im frühen 17. Jahrhundert noch besser ausgebaut, als sie vor der Belagerung gewesen waren, wenngleich seit 1610 kein Verteidigungsfall mehr eingetreten ist. Von den Spendengeldern wurden aber nicht nur alte Bauwerke wiederaufgebaut, sondern auch neue errichtet, von denen die meisten bis heute stehen. Zu dem im 17. Jahrhundert entstandenen Teil des heutigen Klosterensembles gehören unter anderem die Krankenhausgemächer (1635–1638), das Refektoriumsgebäude (1686–1692), die Kapelle über dem Mariä-Himmelfahrts-Brunnen (Mitte des 17. Jahrhunderts) und die Kirche Johannes des Täufers (1692–1699).

 Zar Boris Godunow gehörte während seiner Herrschaftszeit zu den großzügigsten Spendern für das Dreifaltigkeitskloster. Auf dessen Gelände fand er später auch seine letzte Ruhestätte.

Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts waren für das Dreifaltigkeitskloster die Zeit, in der das Klostervermögen durch immer weitere Spenden und Schenkungen seinen absoluten Höhepunkt erreichte: Nahezu im ganzen Zarentum Russland besaß das Kloster eigene Grundstücke und Dörfer, außerdem Klosterhöfe, Läden, Gasthöfe und sogar Industriebetriebe. Die gesamten Besitztümer des Dreifaltigkeitsklosters, die in einem seit den 1640er-Jahren extra geführten Klostervermögensverzeichnis dokumentiert sind, sollen von ihren Ausmaßen her mit den Besitztümern des Zaren vergleichbar gewesen sein. Im Laufe der Jahrhunderte hat das Kloster auch Kunstschätze gesammelt, darunter kostbare Ikonen, Gemälde aus verschiedenen Zeitepochen, Juweliererzeugnisse, Gegenstände der angewandten Kunst, einzigartige Handwerkserzeugnisse. In dem vom Kloster seinerzeit geführten Schenkungsbuch wurden die Namen der Spender verzeichnet. Oft war es so, dass sich der Wert der Gaben nach der Schwere der Sünde richtete, da sich reiche Personen durch Spenden an das Kloster der Heiligen Dreifaltigkeit einen Platz im Paradies erkaufen wollten. Neben Schenkungen wurde aber auch vieles, was von alten zerstörten Kirchen übrig blieb, dem Dreifaltigkeitskloster übergeben.

Der damalige enorme Reichtum des Stiftes und die Pilgerströme trugen auch maßgebend zur Entstehung der heutigen Stadt Sergijew Possad bei: Neben den umliegenden Dörfern entstanden vor den Klostermauern mehrere Handwerkeransiedlungen, in denen Ikonenmaler, Holzschnitzer und Spielzeugmacher besonders zahlreich vertreten waren. Diese Handwerke waren zur Blütezeit des Dreifaltigkeitsklosters in dessen Gegend besonders lukrativ, da es für jeden Pilger als ein Muss galt, nach dem Besuch des Klosters eine Ikone oder ein Holzspielzeug als Mitbringsel zu kaufen – die Ikonenmalerei und die Holzschnitzerei gehören noch heute zu den traditionellen Gewerben in Sergijew Possad und näherer Umgebung. Bis 1782 verschmolzen die Handwerkersiedlungen dann zu einem Possad, wie eine vorwiegend von Handwerkern und Kaufleuten bewohnte Ortschaft damals in Russland hieß.

Neben dem materiellen Reichtum erreichte auch das gesellschaftliche Ansehen des Dreifaltigkeitsklosters im 17. Jahrhundert seinen Höhepunkt, was insbesondere dazu führte, dass die Verbindung zwischen dem Kloster und dem Zarenhof immer enger wurde. So wohnten die Klostervorsteher üblicherweise auch Zarenkrönungsfeiern und anderen staatlichen Feierlichkeiten bei, und bei jedem Krieg pflegten es die Herrscher, vor dem Beginn der Feldzüge sowie danach zum Kloster zu pilgern. 1682 bot das Dreifaltigkeitskloster dem künftigen Zaren Peter I. „dem Großen“ mit dessen Halbbruder Iwan und Schwester Sofia Zuflucht vor den aufständischen Strelizen, und sieben Jahre später rettete sich Peter vor dem erneuten Strelizenaufstand, welcher diesmal von Sofia unterstützt wurde, ein weiteres Mal hinter die sicheren Klostermauern und kehrte nach dessen Niederschlagung bereits als Zar nach Moskau zurück. In dieser Zeit entstand nach dem Vorbild der Slawisch-Griechisch-Lateinischen Akademie das Priesterseminar.

1744 wurde das Dreifaltigkeitskloster per Dekret der Zarin Elisabeth mit dem Ehrentitel einer Lawra ausgezeichnet, der in der Russisch-Orthodoxen Kirche das Kloster des ersten Ranges bedeutet und den nur die wenigsten Stifte tragen dürfen. Seitdem hat es seine heutige vollständige Bezeichnung inne: „Lawra der Dreifaltigkeit und des Heiligen Sergius“.

 Das Kloster Anfang des 20. Jahrhunderts

Das spätere 18. sowie das 19. Jahrhundert brachten dem Kloster zwiespältige Veränderungen: In der Herrschaftszeit Katharina II. „der Großen“ wurde ein Großteil der Landbesitztümer des Klosters per Zarendekret des Jahres 1764, der alle russischen Klöster betraf, verstaatlicht, und dem Kloster stattdessen für seine Unterhaltung ein fester jährlicher Betrag aus der Staatskasse zugesprochen. Diese Reform schmälerte zwar den Reichtum der Lawra, tat jedoch ihrem gesellschaftlichen Ansehen und den Beziehungen zur Staatsmacht keinen Abbruch: Nach wie vor diente sie als Pilgerstätte auch für die Zaren, und unter Katharina der Großen war deren Beichtvater, der Moskauer Metropolit Platon, zugleich Vorsteher des Dreifaltigkeitsklosters. In dieser Periode wurde das heutige architektonische Ensemble des Klosters auch weitgehend vollendet: Zu der Dreifaltigkeitskathedrale, die nach wie vor den Mittelpunkt der Anlage bildete, und den Bauten aus den beiden vergangenen Jahrhunderten kamen monumentale Bauwerke, die auch für die damals in Russland vorherrschenden Architekturstile repräsentativ sind: Zu nennen sind unter anderem die Smolensker Kirche (1748), die komplett umgebauten Metropolitengemächer (1778) sowie das höchste Gebäude des Klosterensembles, der Glockenturm (1741–1770).

Zum Ende des 19. Jahrhunderts stellte die Lawra den Mittelpunkt der um sie herum inzwischen entwickelten Stadt Sergijew Possad dar und gehörte ungeachtet der großen Enteignung von 1764 nicht nur zu den vermögendsten kirchlichen Institutionen im Russischen Kaiserreich, sondern hatte auch einen überragenden Einfluss sowohl im wirtschaftlichen als auch im politischen Leben Sergijew Possads: Faktisch keine wichtige Entscheidung der Stadtverwaltung war ohne Mitwirkung des Klostervorstandes möglich. Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten dem Kloster, das damals rund 400 Mönche beherbergte, unter anderem eine Druckerei, zwei Hotels sowie etliche Mietshäuser, Läden und Manufakturen in Sergijew Possad. Seit 1814 diente das Kloster zudem als Standort für die älteste Hochschule Russlands, die Moskauer Geistliche Akademie.

Das Kloster im 20. Jahrhundert  Mariä-Entschlafens-Kathedrale mit Brunnenkapelle (Juli 1968)

Der politische und gesellschaftliche Umbruch in Russland infolge der Oktoberrevolution im Jahr 1917 setzte, wie es auch in anderen Kirchen und Klöstern des russischen Staates der Fall war, dem geistlichen Leben der Lawra vorläufig ein Ende: Im Januar 1918 trat ein Dekret der Regierung Sowjetrusslands in Kraft, der alle Klöster des Landes nunmehr zum staatlichen Eigentum machte. Die Mönche und andere Belegschaft des Klosters wurden in der Nacht vom 2. auf den 3. November 1919 ausgewiesen, nicht wenige von ihnen mussten fliehen und sich verstecken. Ein Teil der Sergijew Possader Mönche fand Unterschlupf in den alten Mauern des nahen Klosters Tschernigowski Skit, das einst ebenfalls zum Besitztum der Lawra zählte. Auch die Geistliche Akademie wurde mit der Verstaatlichung des Klosters geschlossen.

Ein Großteil der Klosterbauten wurde indes von den neuen Machthabern als Wohn- oder Wirtschaftsgebäude zweckentfremdet, einige besonders markante Bauwerke – darunter die Dreifaltigkeitskathedrale – wurden offiziell zu einem Museum erklärt, wodurch die einstigen Schätze des Klosters nun erstmals durch die breite Öffentlichkeit besichtigt werden konnten. Dies konnte jedoch nicht verhindern, dass viele historische Gebäude des Ensembles vom Sowjetstaat vernachlässigt wurden und gegen Ende der 1930er-Jahre in einem bedrohlichen Zustand verweilten. Erst nachdem die Lawra 1940 den Status eines „staatlichen Museumsreservats“ erhielt – den in Russland höchsten Denkmalschutzstatus, den in ähnlicher Form beispielsweise der Moskauer Kreml oder die ehemalige Zarenresidenz in Kolomenskoje zu Moskau genießen – konnten die Bauten durch umfassende Erneuerungsmaßnahmen, die im Laufe der 1940er-Jahre durchgeführt wurden, vor dem Verfall bewahrt werden.

Darüber hinaus konnte im Jahr 1946 wieder eingeschränkt das religiöse Leben in der Lawra der Heiligen Dreifaltigkeit aufgenommen werden, nachdem Teile der Klosteranlagen der Russisch-Orthodoxen Kirche zurückgegeben wurden. 1948 nahm die Geistliche Akademie auf dem Klostergelände wieder den Lehrbetrieb auf. Heute zählt die Bruderschaft des Dreifaltigkeitsklosters etwa 170 Mönche (Stand 2020).[4]

Im Jahre 1993 wurde das Dreifaltigkeitskloster von Sergijew Possad als eines der ersten Denkmäler Russlands von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Dies wurde nicht zuletzt durch aufwändige Restaurierungsarbeiten ermöglicht, die in den 1940er- und 1960er-Jahren durchgeführt wurden und einer Reihe architektonisch wertvoller Klosterbauten, die in der Zwischenzeit in die Jahre gekommen oder durch ungeschickte Neuerungen entstellt waren, ihr ursprüngliches Aussehen verliehen haben.

Vollständiger Text des Schitije (russisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.stsl.ru (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2024. Suche in Webarchiven) Die offizielle Website der Stadt Sergijew Possad nennt 1342 als Gründungsjahr.@1@2Vorlage:Toter Link/www.sergievposad.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2024. Suche in Webarchiven) Awraami Palizyns Sage über die Belagerung, Kapitel 35. Kerstin Holm: Ist Gott der Chefarzt? In: FAZ.net. 12. Mai 2020, abgerufen am 24. Februar 2024.
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