Kontext von Kosovo

Der oder das Kosovo (auch nur Kosovo, albanisch Kosovë/Kosova, serbisch-kyrillisch Косово, amtlich Republik Kosovo) ist eine Republik in Südosteuropa auf dem westlichen Teil der Balkanhalbinsel. Die Republik Kosovo hat etwa 1,9 Millionen Einwohner (genannt Kosovaren) und gilt als stabilisiertes De-facto-Regime. Die Hauptstadt und größte Stadt ist Pristina.

Kosovo war ehemals eine autonome Region innerhalb der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien, ab dem 26. April 1992 Bestandteil der neu konstituierten föderativen Bundesrepublik Jugoslawien und ab 2003 eine Teilregion der Republik Serbien. Die jüngere Geschichte ist durch den Kosovokrieg von 1999 und dessen Folgen geprägt. Der gegenwärtige völkerrechtliche Status des Landes ist umstritten. Am 17. Februar 2008 proklamierte das Parlament die Unabhängigkeit des Territoriums. 115 der 193 Mitgliedstaaten der VereintWeiterlesen

Der oder das Kosovo (auch nur Kosovo, albanisch Kosovë/Kosova, serbisch-kyrillisch Косово, amtlich Republik Kosovo) ist eine Republik in Südosteuropa auf dem westlichen Teil der Balkanhalbinsel. Die Republik Kosovo hat etwa 1,9 Millionen Einwohner (genannt Kosovaren) und gilt als stabilisiertes De-facto-Regime. Die Hauptstadt und größte Stadt ist Pristina.

Kosovo war ehemals eine autonome Region innerhalb der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien, ab dem 26. April 1992 Bestandteil der neu konstituierten föderativen Bundesrepublik Jugoslawien und ab 2003 eine Teilregion der Republik Serbien. Die jüngere Geschichte ist durch den Kosovokrieg von 1999 und dessen Folgen geprägt. Der gegenwärtige völkerrechtliche Status des Landes ist umstritten. Am 17. Februar 2008 proklamierte das Parlament die Unabhängigkeit des Territoriums. 115 der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen erkennen die Republik Kosovo als einen unabhängigen Staat an.

Bei formeller Wahrung der Zugehörigkeit zur Bundesrepublik Jugoslawien wurde Kosovo nach dem Krieg im Jahr 1999 unter die Verwaltungshoheit der Vereinten Nationen gestellt. Völkerrechtliche Grundlage war hierbei die Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrates, welche die Souveränität und territoriale Unversehrtheit der Bundesrepublik Jugoslawien garantiert, deren Rechtsnachfolger das heutige Serbien ist. Zudem wird die politische Entwicklung seit dem 9. Dezember 2008 durch die EULEX Kosovo überwacht. Dies gilt auch für die überwiegend von Serben bewohnte Region Nordkosovo, die von der Regierung in Pristina derzeit nur beschränkt kontrolliert wird.

Der Internationale Gerichtshof (IGH) gelangte am 22. Juli 2010 in einem rechtlich nicht bindenden, von der UN-Generalversammlung auf serbische Initiative angeforderten Gutachten zu dem Ergebnis, dass die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo nicht gegen das Völkerrecht verstoße. Gleichzeitig vermied der IGH, den Rechtsstatus des Kosovo zu bewerten, und erkannte die Gültigkeit der UN-Resolution 1244 an.

Die serbische Regierung betrachtet den Kosovo formal als seine Autonome Provinz Kosovo und Metochien (serbisch Аутономна покрајина Косово и Метохија Autonomna pokrajina Kosovo i Metohija, kurz Космет Kosmet; albanisch Krahina Autonome e Kosovës dhe Metohisë), räumt jedoch ein, dass eine „serbische Souveränität über den Kosovo praktisch nicht vorhanden ist“ und die „wahren Grenzen“ Serbiens in der Zukunft noch völkervertragsrechtlich festzulegen seien.

Das Land ist seit Juni 2009 Mitglied im Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbankgruppe. Seit November 2012 gehört es auch der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung an.

Mehr über Kosovo

Grundinformation
  • Währung Euro
  • Anrufcode +383
  • Mains voltage 230V/50Hz
Population, Area & Driving side
  • Bevölkerung 1883018
  • Fläche 10909
  • Fahrseite right
Verlauf
  • Altertum

    Das Gebiet des späteren Kosovo war in der Antike von den Illyrern besiedelt; so war das römische Theranda in der Nähe des heutigen Prizrens ursprünglich eine illyrische Siedlung. Die Illyrer im Kosovo standen im Osten auch in direkter Nachbarschaft mit den Thrakern. Nach der Zerschlagung des von Königin Teuta regierten Illyrischen Reichs der Labeaten im ersten Illyrischen Krieg 229/228 v. Chr. kam die Region unter römische Herrschaft. Erst nach weiteren Jahrzehnten militärischer Auseinandersetzungen zwischen Römern und Illyrern wurde das Gebiet 168 v. Chr. ein Protektorat des Römischen Reiches. Seit 59 v. Chr. als Illyrische Provinz bezeichnet, wurde diese erst nach den Kriegen Octavians in Illyrien von 35 bis 33 v. Chr. offiziell zur Römischen Provinz. Nach weiteren Eroberungen der Römer und der Einrichtung der Provinz Moesia verblieb das spätere Metochien bei Illyricum, während das Amselfeld Moesia superior zugeschlagen wurde. Neben Theranda war das bei Pristina gelegene Ulpiana die wichtigste römische Siedlung im Gebiet des Kosovo. Nach der Reichsteilung unter Theodosius I. geriet die Region schließlich unter byzantinische Herrschaft.

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    Altertum

    Das Gebiet des späteren Kosovo war in der Antike von den Illyrern besiedelt; so war das römische Theranda in der Nähe des heutigen Prizrens ursprünglich eine illyrische Siedlung. Die Illyrer im Kosovo standen im Osten auch in direkter Nachbarschaft mit den Thrakern. Nach der Zerschlagung des von Königin Teuta regierten Illyrischen Reichs der Labeaten im ersten Illyrischen Krieg 229/228 v. Chr. kam die Region unter römische Herrschaft. Erst nach weiteren Jahrzehnten militärischer Auseinandersetzungen zwischen Römern und Illyrern wurde das Gebiet 168 v. Chr. ein Protektorat des Römischen Reiches. Seit 59 v. Chr. als Illyrische Provinz bezeichnet, wurde diese erst nach den Kriegen Octavians in Illyrien von 35 bis 33 v. Chr. offiziell zur Römischen Provinz. Nach weiteren Eroberungen der Römer und der Einrichtung der Provinz Moesia verblieb das spätere Metochien bei Illyricum, während das Amselfeld Moesia superior zugeschlagen wurde. Neben Theranda war das bei Pristina gelegene Ulpiana die wichtigste römische Siedlung im Gebiet des Kosovo. Nach der Reichsteilung unter Theodosius I. geriet die Region schließlich unter byzantinische Herrschaft.

    Mittelalter
     
    Mittelalterliches Fresko im Kloster Visoki Dečani von etwa 1335. Dargestellt ist ein Stammbaum der Nemanjiden.

    Mit der Völkerwanderung der Awaren und der Plünderung und Einnahme der wichtigsten byzantinischen Städte in Mösien und Illyrien (siehe auch: Balkanfeldzüge des Maurikios) siedelten sich im 7. Jahrhundert Slawen an. Im 9. Jahrhundert gehörte der nordwestliche Kosovo um Peja zum serbischen Staat der Vlastimirović, der südöstliche Kosovo mit Prizren und Pristina dagegen zum Bulgarischen Reich. Die Region wurde erst wieder unter Basileios II. 1018 von den Byzantinern zurückerobert. Im 11. Jahrhundert dehnte sich das serbische Raszien unter der Oberhoheit Dioklitiens nach Süden aus, Konstantin Bodin ließ sich infolge eines slawischen Aufstandes gegen Byzanz 1072 in Prizren zum Kaiser der Bulgaren ausrufen. Der Aufstand hatte allerdings keinen Erfolg, der Süden des Kosovo kam erneut unter byzantinische Herrschaft, während der Norden bei Raszien, nun unter byzantinischer Oberhoheit, verblieb. Diese Herrschaft wurde mit der Schlacht bei Sirmium unter Manuel I. Komnenos auch gegenüber Ungarn gefestigt.

    Der Einbindung des raszischen Großžupans Stefan Nemanja als byzantinischem Vasall und der von Ostrom erfolgten Missionierung und kulturellen Prägung des serbischen Hofes folgte die Bildung des serbischen Nemanjidenreiches auch auf ehemals byzantinischen Gebieten im Kosovo. Im Nemanjidenreich wurde der Kosovo aufgrund seiner Bodenschätze und der Handelswege von der Küste ins Balkaninnere zum politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt des serbischen Staates. Diese Blüte wurde mit dem Vormarsch der Osmanen beendet. Nach mehreren militärischen Auseinandersetzungen, von denen die Schlacht auf dem Amselfeld am bekanntesten ist, eroberten die Osmanen um 1454 die Region des heutigen Kosovo. Die gegen Ende des 14. Jahrhunderts begonnene Eroberung des heutigen Serbiens sowie Bosnien und Herzegowinas konnte 1459/1461 unter Mehmet II. vollendet werden. Der Kosovo, Serbien und Bosnien wurden für die folgenden vier Jahrhunderte zu Provinzen des Osmanischen Reiches.

    Osmanische Zeit
     
    Osmanische Brücke bei Gjakova im Südwesten des Kosovo

    Der Mythos der Schlacht auf dem Amselfeld, sowie das historische Erbe im Kosovo begründete die emotionale Bindung der Serben an die heute mehrheitlich von Albanern bewohnte Region. Unter der Herrschaft der Osmanen rückten islamisierte Albaner nach dem „großen Exodus“ der Serben von 1690 in das fruchtbare Kosovo-Gebiet nach. Im 19. Jahrhundert war der westliche Kosovo, Metochien, schon mehrheitlich albanisch, hingegen der Osten, der „historische“ Kosovo, mehrheitlich noch serbisch. Mit der Unabhängigkeit des Fürstentums Serbien 1878 kam es zu einer neuerlichen Bevölkerungsverschiebung, als viele Serben den Kosovo verließen oder zur Aussiedlung genötigt wurden, während parallel ebenso Albaner frei oder unter Zwang aus dem Fürstentum auswanderten. In dieser Zeit bekam auch der östliche Kosovo eine albanische Mehrheit.

    20. und 21. Jahrhundert

    Nach dem Ersten Balkankrieg wurde der heutige Kosovo 1912 größtenteils Serbien, die Gegend um Peja Montenegro zugeschlagen. Ab 1918 war es dann Teil Jugoslawiens. Nach dem Balkanfeldzug gliederte Mussolini am 12. August 1941 dem seit April 1939 annektierten Albanien, das zu dieser Zeit ein italienischer Vasallenstaat war, das Kosovo sowie einige mazedonische Gebiete an. Diese Neuordnung der Grenzen wurde allerdings nur von den Achsenmächten anerkannt.

    Die albanische Miliz im Kosovo vertrieb in dieser Zeit zahlreiche Serben. Nach der deutschen Besetzung 1943 wurde am 1. Mai 1944 die 21. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Skanderbeg“ (albanische Nr. 1) vor allem aus Freiwilligen aus dem Kosovo aufgestellt, da das Besatzungsregime in Albanien bereits seinen Rückhalt verloren hatte. Diese Division sollte vor allem gegen jugoslawische Partisanen kämpfen. Die Angehörigen der Division, die jedoch nie an die Front gelangte und von der Wehrmacht nur für Wachdienste eingesetzt wurde, vertrieben etwa 10.000 serbische Familien und ermordeten zahlreiche Serben und Juden. Im Juni fiel die Division auch nach Montenegro ein. Am 1. November 1944 wurde sie aufgelöst. Anschließend kam es zu serbischen Racheakten an den Angehörigen.[1][2]

    Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Autonome Region „Kosovo und Metochien“ am 3. September 1945 ebenso wie die Autonome Region Vojvodina Bestandteil der Sozialistischen Republik Serbien innerhalb der Sozialistischen Bundesrepublik Jugoslawien.[3] Die volle rechtliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Gleichberechtigung der Geschlechter wurde erstmals in der jugoslawischen Verfassung von 1946 garantiert. Mit der Neugestaltung der Grenzziehungen innerhalb Jugoslawiens und der Zusammensetzung Serbiens mit zwei autonomen Provinzen verfolgte die neue politischen Führung unter Josip Broz Tito nach den Erfahrungen der Zwischenkriegszeit die Absicht, ein Gleichgewicht zwischen den Serben und den anderen Nationen des Landes herzustellen. Für die Serben bedeutete diese Staatskonzeption eine Schwächung im Vergleich zu ihrer Stellung in der Zwischenkriegszeit, da sie nun einerseits große Bevölkerungsgruppen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina stellten und andererseits in der Autonomen Region Kosovo eine mehrheitlich albanische Bevölkerung und in der Vojvodina eine starke ungarische und kroatische Minderheit hatten. Ein weiterer Grund für diese Anordnung bestand darin, dass Tito in den ersten Jahren nach dem Krieg eine Eingliederung Albaniens in eine von Jugoslawien dominierte Balkanföderation verfolgte, der auch Bulgarien hätte beitreten sollen.[4]

     
    Flagge der albanischen Minderheit im sozialistischen Jugoslawien

    Mit der jugoslawischen Verfassung von 1963 wurde die Autonome Region Kosovo in eine Autonome Provinz (Kosovo-Metohija, kurz ‚Kosmet‘[5]) umgewandelt, was formell eine Besserstellung bedeutete, faktisch jedoch zu einer stärkeren Abhängigkeit von der Republik Serbien führte, wodurch sich die Möglichkeiten der politischen Beteiligung auf Ebene der Bundesrepublik verringerten. Als Zugeständnis an Serbien erhielten die Republiken größere Befugnisse, insbesondere für ihre Politik gegenüber den Autonomen Provinzen.[6]

    Schrittweise seit 1967,[7] besonders aber mit der Änderung der jugoslawischen Verfassung 1974 wurden die zuvor eher formal schon bestehenden Autonomierechte ganz erheblich erweitert und das Mitbestimmungsrecht in der Föderation massiv ausgebaut.[8]

    In den 1980er Jahren wurden nationalistische Bestrebungen sowohl bei den Serben als auch bei den Albanern stärker. Beide Volksgruppen beklagten die gegenseitige Diskriminierung. Die Kosovo-Serben sahen sich durch die mehrheitlich albanische Provinzregierung und die Kosovo-Albaner wiederum durch die Republik Serbien benachteiligt. Parallel wurden Stimmen laut, die eine eigene Republik Kosovo innerhalb Jugoslawiens oder gar eine Sezession des Kosovo aus dem gesamtjugoslawischen Staatsverband forderten. Nationalistische Propaganda auf beiden Seiten heizte die Stimmung weiter an und begünstigte unter anderem die Machtergreifung von Slobodan Milošević, der grundlegende Reformen versprach.

    Der Autonomiestatus des Kosovo aus dem Jahr 1974 wurde im Rahmen der sogenannten Antibürokratischen Revolution von 1989 auf Betreiben von Slobodan Milošević durch einen Beschluss des serbischen Parlaments stark eingeschränkt und offiziell auf den Stand von 1963 zurückgesetzt. Daraufhin riefen die wichtigsten albanischen Politiker zum Boykott aller serbischen staatlichen Einrichtungen auf, dem so genannten gewaltfreien Widerstand. Schon während der Jugoslawienkriege flohen auch viele Kosovaren, obwohl es im Kosovo selbst nicht zu Kriegshandlungen gekommen war. Die Kosovo-Albaner baten in verschiedenen europäischen Ländern um Asyl und beklagten die Verletzung ihrer Menschen- und Bürgerrechte durch die Regierung Milošević. Es gab seit 1989 durch den Boykott vielerorts kein albanischsprachiges Schulwesen mehr, Albaner wurden oftmals willkürlich enteignet, ihre Vereine und politischen Parteien waren verboten, sofern sie der politischen Linie der Regierung Milošević nicht entsprachen. Die meisten im Staatsdienst beschäftigten Albaner sollen nach 1989 aufgrund ihrer Volkszugehörigkeit entlassen worden sein. Im September 1992 erklärten sich die Albaner im Kosovo durch ein Referendum erstmals für unabhängig. Jedoch einzig von Albanien wurde die Republik Kosova anerkannt.[9]

     
    Ibrahim Rugova (1944–2006), Gründer der Demokratischen Liga des Kosovo, Präsident des Kosovo (2002–2006) und international bekannt als Symbolfigur des gewaltfreien Unabhängigkeitskampfes der Kosovo-Albaner.

    Nachdem die internationale Gemeinschaft eine weitgehende und funktionierende Autonomie des Kosovo aus der Friedenskonferenz von Dayton im Jahr 1995 ausgeklammert hatte, verschärften sich die Konflikte zwischen den Volksgruppen und die Forderung nach staatlicher Unabhängigkeit weiter. Separatistische Gruppen, darunter die Demokratische Liga des Kosovo, errichteten mit der „Republik Kosova“ einen Schattenstaat, dessen Parallelinstitutionen unter anderem Schulbildung und medizinische Versorgung der Albaner sicherstellen sollten. Der lange Zeit gewaltfreie Widerstand ging ab etwa 1996 unter Führung der UÇK in kämpferische Auseinandersetzungen zwischen albanischen Freischärlern und den serbischen Streitkräften über. Bis zum Jahr 1999 vervielfachten sich die Zahlen albanischer Flüchtlinge aus dem jugoslawischen Staatsgebiet,[10] besonders in Richtung der Nachbarländer Albanien und Nordmazedonien sowie in die Europäische Union und die Schweiz.[11]

    Nach dem Scheitern der Konferenzen zum Vertrag von Rambouillet begann am 24. März 1999 der Kosovokrieg mit der Bombardierung strategischer Ziele in Jugoslawien durch NATO-Truppen. Begründet wurde das militärische Vorgehen mit dem Ziel eine "humanitäre Katastrophe" verhindern zu wollen. Der Vorwurf, die jugoslawische Regierung hätte im Rahmen des "Hufeisenplans" die strukturelle "ethnische Säuberung" der Kosovo-Albaner geplant, konnten jedoch bisher nicht bewiesen werden.[12] Nach den militärischen Angriffen stimmte die jugoslawische Regierung im Juni 1999 schließlich dem Vorschlag zu, im Kosovo eine Übergangsregierung unter der Leitung der Vereinten Nationen zu etablieren. Daraufhin verabschiedete der UN-Sicherheitsrat am 9. Juni 1999 die Resolution 1244, die eine "zivile und militärische Präsenz" mit umfangreichen politischen und militärischen Vollmachten vorsah.[13]

     
    KFOR-Sektoren, 2002

    Die militärischen Aufgaben zur Präventioin weiterer Gewalt und Herstellung öffentlicher Sicherheit übernahm eine internationale Mission unter Führung der NATO, die sogenannten KFOR (Kosovo Force). Im Zuge dessen wurde das Land in fünf militärische Verwaltungszonen der truppenstellenden Staaten gegliedert (vgl. Karte rechts). Die politischen Kompetenzen wurden der UN-Mission United Nations Interim Administration Mission in Kosovo (UNMIK) übertragen.

    Dem Krieg folgten Gewaltexzesse insbesondere gegen die serbische, aber auch gegen andere Minderheiten der Region.[14] Nach Angabe der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch stellte die KFOR keinen ausreichenden Schutz der Serben und Roma im Kosovo zur Verfügung, welche besonders Übergriffen von Seiten der UÇK ausgesetzt waren.[15] Im August 1999 waren nach UN-Angaben bereits 170.000 der 200.000 Serben aus der Provinz geflüchtet und nach Angabe der Serbisch-Orthodoxen Kirche über 40 Kirchen geplündert oder zerstört worden.[15] Während nahezu alle Kosovo-Albaner innerhalb von Wochen nach Ende der Kämpfe zurückgekehrt waren, war dies für die meisten der geflüchteten Serben nach mehr als vier Jahren noch nicht der Fall,[14][16] zumal dann 230.000 Serben und Nicht-Albaner gezwungen waren, zu fliehen.[17]

    Zu einem neuen Höhepunkt der Gewalttätigkeiten kam es mit den pogromartigen Ausschreitungen im März 2004, die überwiegend gegen Serben und ihre religiösen Stätten, aber auch gegen Roma und Aschkali gerichtet waren; etwa 50.000 Personen[18] nahmen an diesen Gewalttätigkeiten teil, bei denen 19 Menschen getötet, mehr als 1000 verletzt und über 4000 vertrieben wurden.[19][20] Die NATO verstärkte daraufhin ihre Präsenz.

    Unabhängigkeitserklärung 2008

    Am 17. Februar 2008 erklärte Kosovo seine Unabhängigkeit. International wurde die Gründung der Republik Kosovo von insgesamt 115 UN-Mitgliedsstaaten offiziell anerkannt. Serbien, Russland und China lehnen die Souveränität des Kosovo bisher ab.

    In den Wochen nach der Ausrufung der Republik ereigneten sich weitere Ausschreitungen – diesmal im mehrheitlich von Serben bewohnten Nordkosovo. Die Gewalt konnte erst durch ein Eingreifen der KFOR-Truppen beendet werden.[21]

    Seit Beginn der UN-Mission UNMIK stand der zukünftige politische Status des Kosovo regelmäßig auf der internationalen Tagesordnung. Das Thema ist nach dem Scheitern des Versuchs, mit Serbien zu einer einvernehmlichen Lösung zu gelangen, und der darauf folgenden einseitigen Unabhängigkeitserklärung des kosovarischen Parlaments weiterhin nicht vollständig geklärt.

    Am 16. Januar 2018 wurde Oliver Ivanović, ein Politiker der serbischen Minderheit im Kosovo, vor der Zentrale seiner Partei in Mitrovica von bisher Unbekannten erschossen.[22] Die für diesen Tag angesetzten Gespräche zwischen Vertretern des Kosovo und Serbiens in Brüssel wurden nach dem Mord zunächst abgesagt.[23]

    Fischer, Bernd Jürgen: Albania at War: 1939–1945. West Lafayette, Indiana: Purdue Research Foundation 1999, ISBN 978-1-55753-141-4, S. 185 ff. Kane, Robert B.: Skanderbeg SS Division, in: Hall, Richard C.: War in the Balkans: An Encyclopedic History from the Fall of the Ottoman Empire to the Breakup of Yugoslavia. ABC-CLIO, Santa Barbara 2014, ISBN 978-1-61069-031-7. Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler: Kosovo: Mythen, Daten, Fakten (= Kosova), 2. Auflage, Wieser, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85129-304-5, S. 135. Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler, Kosovo: Mythen, Daten, Fakten, 2. Aufl., Klagenfurt 1999, S. 136. Vgl. z. B. das Statement Carried by Serb Television der BRJ vom 6. April 1999, abgedruckt bei Heike Krieger, The Kosovo Conflict and International Law: An Analytical Documentation 1974–1999 (= Cambridge International Documents Series, Bd. 11), Cambridge 2001, Dok. 177, S. 306. Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler, Kosovo: Mythen, Daten, Fakten, 2. Aufl., Klagenfurt 1999, S. 137. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004, Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8305-1724-5, S. 110. Wolfgang Petritsch, Karl Kaser, Robert Pichler, Kosovo: Mythen, Daten, Fakten, 2. Aufl., Klagenfurt 1999, S. 139. Heike Krieger: The Kosovo Conflict and International Law: An Analytical Documentation 1974–1999. Hrsg.: Cambridge University Press. 2001, ISBN 978-0-521-80071-6 (englisch, The Kosovo Conflict and International Law: An Analytical Documentation 1974–1999). Bis zur Gründung der Republik Kosovo Anfang 2008 wurden kosovarische Flüchtlinge in Statistiken gemäß ihrer Staatsangehörigkeit als Jugoslawen, bzw. Serben gewertet. Da die Migrationsströme der Jugoslawienkriege Ende der 1990er Jahre jedoch als weitestgehend abgeschlossen betrachtet werden können, ist davon auszugehen, dass es sich bei den sprunghaft ansteigenden Flüchtlingszahlen aus dem serbischen Staatsgebiet um Albaner gehandelt hat. Details werden erst nach einer Überarbeitung der Daten und Neuzuweisung der betroffenen Nationalitäten möglich sein (siehe PDF (Memento vom 20. September 2009 im Internet Archive)). Asylstatistik (Memento vom 5. Juli 2009 im Internet Archive), Jahresstatistiken Calic Marie-Janine: Kosovo: der jüngste Staat in Europa. Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 5. Mai 2023. United Nations Resolution 1244. Abgerufen am 5. Mai 2023 (englisch). ↑ a b Wolfgang Petritsch, Robert Pichler: Kosovo – Kosova – Der lange Weg zum Frieden. Wieser, Klagenfurt [u. a.] 2004, ISBN 3-85129-430-0, S. 285. ↑ a b Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, S. 431. Carl Polónyi: Heil und Zerstörung: Nationale Mythen und Krieg am Beispiel Jugoslawiens 1980–2004. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2010, S. 432. BBC – History – World Wars: Yugoslavia: 1918–2003. Abgerufen am 24. April 2013. Kosovo: Das Strafrechtssystem lässt die Opfer im Stich. In: Human Rights Watch. 29. Mai 2006, abgerufen am 17. Juni 2022. Kristine Höglund: Managing Violent Crises: Swedish Peacekeeping and the 2004 Ethnic Violence in Kosovo. In: International Peacekeeping. Band 14, Nr. 3, 2007, S. 403–417, hier S. 406 (online [abgerufen am 16. Mai 2008]). Kosovo: UNHCR-Position zur Schutzbedürftigkeit von Personen im Lichte der jüngsten ethnisch motivierten Auseinandersetzungen. (PDF) In: UNHCR. 9. April 2004, abgerufen am 17. Juni 2022. Der Spiegel: Unruhen im Kosovo: Uno-Polizei stürmt Gerichtsgebäude – Serben greifen Konvoi an, 17. März 2008. Wichtiger serbischer Politiker im Kosovo erschossen. Die Welt vom 16. Januar 2018 Adelheid Wölfl: Kosovo-Politiker Oliver Ivanović: Exekution eines Friedfertigen, derStandard.at, abgerufen am 16. Januar 2018.
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Stay safe
  • Sicherheit

    Die internationale Schutztruppe KFOR sowie die internationale Polizei gewährleisten die Sicherheit. Die Bundeswehr ist vor allem im Süden, in der Stadt Prizren stationiert. Die Lage ist im größten Teil Kosovos sehr friedlich. Bei Fahrten in abgelegene Gebiete sowie nachts ist aber grundsätzlich eine gesunde Vorsicht geboten. Ebenfalls zu Vorsicht geraten wird im Grenzgebiet zu Serbien und vor allem im serbischen (nördlichen) Teil der Stadt Mitrovica. Entlang zahlreicher Hauptverkehrswege wurden Minen verlegt und später Streubomben abgeworfen. Die Räumarbeiten dauern an. Abseits befestigter Wege besteht ein nicht unerhebliches Risiko.

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