Kontext von Kasachstan

Kasachstan (kasachisch Қазақстан Qazaqstan [qɑzɑqˈstɑn], russisch Казахстан, amtlich Republik Kasachstan, kasachisch Қазақстан Республикасы Qazaqstan Respublikasy, russisch Республика Казахстан Respublika Kasachstan) ist ein Staat in Zentralasien und Osteuropa. Die Grenze zu Russland ist die einzige Nordgrenze des Landes und über 7600 Kilometer lang. Im Süden grenzt Kasachstan an Turkmenistan, Usbekistan und Kirgisistan und im Südosten, auf einer Länge von knapp 1800 Kilometer, an die Volksrepublik CWeiterlesen

Kasachstan (kasachisch Қазақстан Qazaqstan [qɑzɑqˈstɑn], russisch Казахстан, amtlich Republik Kasachstan, kasachisch Қазақстан Республикасы Qazaqstan Respublikasy, russisch Республика Казахстан Respublika Kasachstan) ist ein Staat in Zentralasien und Osteuropa. Die Grenze zu Russland ist die einzige Nordgrenze des Landes und über 7600 Kilometer lang. Im Süden grenzt Kasachstan an Turkmenistan, Usbekistan und Kirgisistan und im Südosten, auf einer Länge von knapp 1800 Kilometer, an die Volksrepublik China. Mit mehr als 2,7 Millionen km² Landesfläche ist Kasachstan der größte Binnenstaat und der neuntgrößte Staat der Welt. Das Land ist landschaftlich vor allem von der Kasachensteppe geprägt und verfügt über große Ölressourcen.

Kasachstan hat knapp 19 Millionen Einwohner, die Mehrheit davon muslimische Kasachen. Hauptstadt ist Astana mit 1,1 Millionen Einwohnern, größte Stadt ist Almaty mit 1,9 Millionen Einwohnern. Weitere wichtige Städte des Landes sind Schymkent und Qaraghandy.

Bereits im Altertum bestanden auf dem Gebiet des heutigen Kasachstans verschiedene Reiche. Zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert entstand der westliche Teil des Ersten Türk-Kaganats. Im 13. Jahrhundert fielen die Mongolen unter Dschingis Khan ein. Nach der Eroberung durch den Usbeken Timur im 15. Jahrhundert konnten sich die Kasachen wieder vom Usbeken-Khanat trennen und unter einer einheimischen Dschingiskhaniden-Dynastie das Kasachen-Khanat errichten – damit wehrten sich die Kasachen gegen die Einführung des Islam und konnten den überlieferten Traditionen verbunden bleiben. Im 17. und 18. Jahrhundert breitete sich das Dsungarische Khanat aus, bis sich die Kasachen dem russischen Zaren unterstellten. 1925 wurde die Kasachische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik gegründet, die ab 1936 als Kasachische SSR eine Unionsrepublik innerhalb der Sowjetunion bildete.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion erklärte sich das Land am 16. Dezember 1991 als Republik Kasachstan unabhängig. Kasachstan ist Vollmitglied in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. Die Präsidialrepublik wurde von 1991 bis 2019 von Nursultan Nasarbajew regiert. Das zu den Turksprachen zählende Kasachisch und das den slawischen Sprachen zugehörige Russisch wurden mit der Unabhängigkeit zu Amtssprachen erklärt und die bisherige Hauptstadt Alma-Ata in Almaty umbenannt. 1997 wurde der Regierungs- und Parlamentssitz nach Aqmola verlegt. Die Stadt wurde als offizielle Hauptstadt proklamiert und ein Jahr später in Astana („Hauptstadt“) umbenannt; dieser Name wurde 2019 in Nur-Sultan und am 17. September 2022 wieder in Astana geändert.

Kasachstan wird autoritär regiert, Korruption ist weit verbreitet. Die Menschenrechtslage gilt als kritisch, so ist zum Beispiel die Meinungsfreiheit stark eingeschränkt. 2022 kam es erstmals zu größeren Protesten gegen die Regierung, die gewaltsam niedergeschlagen wurden.

Mehr über Kasachstan

Grundinformation
  • Währung Tenge
  • Anrufcode +7
  • Internet Domäne .kz
  • Mains voltage 220V/50Hz
  • Democracy index 3.14
Population, Area & Driving side
  • Bevölkerung 19002586
  • Fläche 2724900
  • Fahrseite right
Verlauf
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    Siedlungsgebiet, Einflusszone und Machtbereich der Kiptschaken um 1200
    Altertum und Frühmittelalter

    Im Altertum entstanden auf dem Gebiet des späteren Kasachstan verschiedene Reiche. Am bekanntesten sind die Reiche der turkstämmigen Kangly, Scha-t’o, Kirgisen, Kimek und Naimanen, die vor allem das nördliche, südliche und östliche Kasachstan beherrschten. Der Süden wurde vor allem durch das iranische Reich des Choresm-Schah gebildet, dem auch formal die Gebiete der turkstämmigen Karachaniden und der Türgesch untertan waren.Weiterlesen

     
    Siedlungsgebiet, Einflusszone und Machtbereich der Kiptschaken um 1200
    Altertum und Frühmittelalter

    Im Altertum entstanden auf dem Gebiet des späteren Kasachstan verschiedene Reiche. Am bekanntesten sind die Reiche der turkstämmigen Kangly, Scha-t’o, Kirgisen, Kimek und Naimanen, die vor allem das nördliche, südliche und östliche Kasachstan beherrschten. Der Süden wurde vor allem durch das iranische Reich des Choresm-Schah gebildet, dem auch formal die Gebiete der turkstämmigen Karachaniden und der Türgesch untertan waren. Das spätere Westkasachstan unterstand den Reichen der Kyptschaken und der Oghusen.

     
    Kuppel des Mausoleum von Hodscha Ahmad Yasawi in Türkistan
    Vom Mittelalter zur Neuzeit

    Im 13. Jahrhundert wurde Kasachstan von den Mongolen Dschingis Khans überrannt und seinem Reiche einverleibt: Große Teile des heutigen Kasachstans zählten zu der Orda-Horde. Im Westen des Landes befand sich das Gebiet der Goldenen Horde, während der Süden de jure durch das Khanat Tschagatai kontrolliert wurde. Im südwestlichen Kasachstan, in den Gebieten zwischen dem Kaspischen Meer und dem Aralsee, herrschten de facto seit dem 15. Jahrhundert die Khane der Nogaier-Horde.

     
    Das kasachische Khanat mit Gebietder Kleinen Hordeder Mittleren Hordeder Großen Horde

    Im 14./15. Jahrhundert von Timurs Eroberungen betroffen, bildeten sich nun das Usbekische und Kasachische Khanat heraus. In der Folgezeit entstanden auf Basis des Letzteren drei Nachfolge-Khanate („Älterer/Großer Schus“ im Siebenstromland (kas. ұлы жүз), „Mittlerer Schus“ in Zentralkasachstan (kas. Орта жүз) und „Jüngerer/Kleiner Schus“ (kas. Кіші жүз)). Später gingen sie im Russischen Zarenreich auf. Diese staatsähnlichen Gebilde spielen auch in der Gegenwart eine Rolle.

    Ab 1640 bildeten in der östlichen Nachbarschaft von Kasachstan die mongolischen Oiraten das Dsungarische Khanat und fielen ab dem frühen 18. Jahrhundert immer wieder in Kasachstan ein. 1718 besiegten die Dsungaren die Kasachen am Fluss Ajagus (am Balchaschsee), damit begann die Zeit des „Großen Unglücks“ für die Kasachen. Es folgten wiederholte Übergriffe der Dsungaren auf kasachisches Gebiet, bis 1755 die Chinesen das Dsungarische Khanat besiegten.

    Russische Herrschaft

    Um dem Einverleiben durch China zu entgehen, unterstellte sich das spätere Kasachstan Mitte des 18. Jahrhunderts nach und nach dem russischen Kaiserreich. Es kam nun dort zur Bildung der drei kasak-kirgisischen Horden. Im 19. Jahrhundert begann der kasachische Widerstand gegen die russische Herrschaft: Auf dem Gebiet der einstigen Nogaier-Horde wurde 1812 die kasachische Bökey-Horde begründet, die das Khanat unter ihrer Führung wiederherstellen wollte. Ihr Fürst Bökey war ein Dschingiskhanide und Ende des 18. Jahrhunderts Anwärter auf den Khantitel der Kleinen Horde gewesen. Nachdem er gescheitert war, bat er den russischen Zaren um Aufnahme. Er ließ sich mit seinen Anhängern im Gebiet zwischen Wolga und Ural nieder und Bökey Khan wurde ein treuer Vasall des Zaren. Dieser setzte ihn 1812 als zweiten Khan in der Mittleren Horde ein. Doch wenig später wurden alle Horden aufgelöst und das nachmalige Kasachstan durch General Kaufmann († 1882) unterworfen und dadurch dem Generalgouvernement Turkestan unterstellt.

    Die meisten Städte Kasachstans sind während dieser Periode von Russen gegründet worden. Dazu gehören unter anderem Astana, Almaty, Semipalatinsk, Ust-Kamenogorsk, Petropawl und andere.

    Sowjetische Herrschaft

    Nach der Februarrevolution 1917 in Petrograd und dem Sturz des autokratischen Zaren Nikolaus II. wurden auch in Kasachstan die neuen Ideen der Revolution verbreitet. Noch im selben Jahr proklamierte die kasachische Nationalbewegung Alasch die Autonomie Kasachstans innerhalb eines föderativen Russland. Da die Alasch Orda die Anerkennung der Machtübernahme der Bolschewiki verweigerte, geriet sie in Konflikt mit der neuen russischen Sowjetregierung. Im Laufe des russischen Bürgerkrieges war das Gebiet des heutigen Kasachstan zwischen den Bolschewiki, der Alasch Orda sowie russischen antikommunistischen Gruppierungen umkämpft, wobei die Allianzen und Machtverhältnisse mehrmals wechselten. 1919 wurde das Gebiet schließlich von den Sowjets unterworfen.

     
    Flagge der Kasachischen SSR

    Am 26. August 1920 wurde aus dem nördlichen und zentralen Teil des heutigen Kasachstan die Kirgisische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik innerhalb der RSFSR gebildet. Deren erste Hauptstadt wurde das heute zu Russland gehörende Orenburg. Das Frauenwahlrecht wurde mit der ersten Verfassung der UdSSR am 31. Januar 1924 anerkannt.[1][2] Nach der Auflösung der ASSR Turkestan wurden der Kirgisischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik 1924/1925 auch das heutige südliche Kasachstan sowie das heutige Karakalpakistan angegliedert. Im April 1925 wurde sie in Kasachische Autonome Sowjetrepublik umbenannt. Orenburg wurde von der Kasachischen ASSR getrennt und unmittelbar Teil der RSFSR, neue Hauptstadt wurde 1925 zunächst Qysylorda, 1929 dann Alma-Ata (heute Almaty).

    Die Bevölkerung Kasachstans litt in den Jahren von 1928 bis 1933 unter einer beispiellosen Agrarkrise, Folge der gewaltsamen und in der gesamten Sowjetunion durchgeführten Zwangskollektivierung und Entkulakisierung und nicht zuletzt der damit einhergehenden administrativen Sesshaftmachung der Nomaden Kasachstans.[3] Die soziale und ökonomische Lage war gekennzeichnet durch massenhafte Enteignungen, Massendeportationen, Massenflucht und weit verbreitete Unruhen. Hungerkatastrophen kosteten zirka 1,3 bis 1,5 Millionen Menschenleben.[4] Andere Stellen sprechen von 1,5 bis 1,7 Millionen Todesopfern sowie bis zu 42 % der Bevölkerung, die dem Hunger zum Opfer fielen.[5]

     
    Dinmuchamed Kunajew

    Am 5. Dezember 1936 wurde Kasachstan als Kasachische SSR zu einer von der RSFSR getrennten eigenständigen Unionsrepublik der Sowjetunion erklärt, während Karakalpakistan als autonome Republik dem benachbarten Usbekistan zugeschlagen wurde.

    Während der Sowjetzeit kam es zu einem massiven Entwicklungsschub für Kasachstan. Das bis dahin eher nomadisch geprägte Land wurde mit neuen Eisenbahnlinien erschlossen. In den Städten wurden Industriebetriebe angesiedelt, und dank der Einwanderungswelle der Fachkräfte aus Russland kam es zu starkem Bevölkerungswachstum. Im Zweiten Weltkrieg diente Kasachstan sowohl als Evakuierungsort für zahlreiche Menschen aus dem europäischen Teil der Sowjetunion, als auch als Deportationsziel für Völker, die der Kollaboration mit dem nationalsozialistischen Deutschland bezichtigt wurden (Krimtataren, Tschetschenen, Inguschen, Koreaner, aber auch Russlanddeutsche).

    Nikita Chruschtschow betrieb ein umfangreiches und kostspieliges Agrarprogramm zur landwirtschaftlichen Erschließung der nordkasachischen Steppen.[6] Es entstanden riesige Bewässerungsanlagen, im Gespräch war sogar ein Projekt der Umleitung der sibirischen Flüsse nach Süden, der sogenannte Dawydow-Plan. Unter Chruschtschow wurde in Kasachstan auch der Weltraumbahnhof Baikonur errichtet.

    Nach der Unabhängigkeit

    1990 erklärte Kasachstan seine Souveränität innerhalb der UdSSR. Nursultan Nasarbajew wurde Staatsoberhaupt.

    Am 16. Dezember 1991 erklärte die Republik Kasachstan ihre Unabhängigkeit. Kasachisch wurde Amtssprache, die Hauptstadt Alma-Ata wurde in Almaty umbenannt, der 16. Dezember wurde Nationalfeiertag. Nursultan Nasarbajew war bereits am 1. Dezember 1991 in den ersten direkten Wahlen zum Präsidenten gewählt worden. Nach dem Zerfall der Sowjetunion erhob Kasachstan territoriale Ansprüche gegenüber den Nachbarstaaten. So beanspruchte es beispielsweise von Usbekistan alle von Südkasachen bewohnten Gebietsteile einschließlich der von den Karakalpaken bewohnten Autonomen Republik. Zu dieser Zeit favorisierte auch die Mehrheit dieser ethnischen Minderheit den Anschluss ihrer Gebietsteile an das sprachverwandte Kasachstan.[7]

    1992 gründete Kasachstan zusammen mit Usbekistan, Kirgisistan, Turkmenistan, Aserbaidschan und der Türkei den Zentralasiatisch-Türkischen Gipfel.

    Am 28. Januar 1993 wurde mit der Verfassung des unabhängigen Kasachstan das aktive und passive Frauenwahlrecht anerkannt.[1][2]

    1997 zogen Regierung und Parlament von Almaty nach Aqmola um. Aqmola wurde als offizielle Hauptstadt proklamiert und 1998 in Astana (Hauptstadt) umbenannt. Als Gründe hierfür führte man die besseren langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten Astanas gegenüber dem in einem erdbebengefährdeten Talkessel gelegenen Almaty an. Eine weitere Rolle dürfte die zentralere Lage Astanas gegenüber dem in der Nähe der kirgisischen Grenze gelegenen Almaty gespielt haben. Möglicherweise wollte man separatistischen Tendenzen des von vielen ethnischen Minderheiten (vor allem Russen) bevölkerten Nordens des Landes entgegenwirken, indem man eine näher an diesen Gebieten gelegene Stadt zur Hauptstadt machte.

    Nach über 30 Jahren an der Macht als autoritärer Herrscher trat Nasarbajew im März 2019 zurück und übergab die Macht an den von ihm als Nachfolger ausgesuchten Qassym-Schomart Toqajew. Unter dessen Regie wurde die Hauptstadt Astana zu Ehren Nasarbajews in „Nursultan“ umbenannt. Im Januar 2022 kam es zu schweren Unruhen bei gegen die Regierung gerichteten Protesten, bei denen mehr als 200 Menschen ums Leben kamen.[8] Die Proteste wurden auch mit Hilfe russischer Truppen niedergeschlagen.[8] Kurz nach den Ereignissen wurde die Hauptstadt des Landes in einer Abwendung vom herrschenden Personenkult wieder in „Astana“ rückbenannt. Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 folgte eine vorsichtige Distanzierung Kasachstans vom langjährigen Partner Russland.[9] Außerdem wurden politische Reformen eingeleitet wie eine Begrenzung der Amtszeit des Präsidenten.[10]

    Ethnischer Wandel seit der Unabhängigkeit, Politik der „Kasachisierung“ Massenhafte Emigration und Immigration Wandel der ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung Kasachstans 1991–2021[11][12] Ethnische Gruppen 1991 1999 2009 2016 2019 2021 Kasachen 43,1 % 55,3 % 63,1 % 66,5 % 67,9 % 70,4 % Russen 37,3 % 29,9 % 23,7 % 20,6 % 19,3 % 15,5 % Usbeken 2,1 % 2,5 % 2,8 % 3,1 % 3,2 % 3,2 % Ukrainer 5,3 % 3,6 % 2,1 % 1,6 % 1,5 % 2,0 % Uighuren 1,1 % 1,4 % 1,4 % 1,4 % 1,3 % 1,5 % Deutsche 5,1 % 2,4 % 1,1 % 1,0 % 1,0 % 1,2 % Tataren 2,0 % 1,7 % 1,3 % 1,1 % 1,1 % 1,1 %

    Seit dem Zerfall der Sowjetunion und der Unabhängigkeit vollzog sich ein massiver Wandel in der ethnischen Zusammensetzung Kasachstans. Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit 1990 war Kasachstan die ethnisch und linguistisch am weitgehendsten russifizierte der zentralasiatischen Republiken. Bei der Volkszählung von 1989 machten die Kasachen nur 39,7 % der Bevölkerung der damaligen Kasachischen Sowjetrepublik aus. 37,7 % der Bevölkerung waren ethnische Russen. Der Anteil turksprachiger Völker (Kasachen, Usbeken, Kirgisen, Uiguren, Karakalpaken und Tataren) lag im Jahr 1989 zusammengenommen bei 48 %. Damit war Kasachstan die einzige Sowjetrepublik, in der das nominelle Staatsvolk keine Mehrheit bildete.[13] Schon zehn Jahre später zeigte sich bei der Volkszählung 1999 ein deutlich anderes Bild. Die Kasachen machten mit 55,3 % eine knappe Mehrheit der Bevölkerung aus, während der Anteil der russischen Bevölkerung auf 29,9 % abgesunken war. Die oben aufgezählten Turkvölker bildeten zusammen 61 % der Bevölkerung. Ursache für diesen deutlichen ethnischen Wandel war hauptsächlich eine massenhafte Emigration insbesondere der slawischen Bevölkerungsteile größtenteils nach Russland und der zahlenmäßig starken deutschen Minderheit nach Deutschland. In der Dekade zwischen 1989 und 1999 verlor Kasachstan trotz Geburtenüberschuss fast 9 % seiner Bevölkerung. Zur Zunahme der turksprachigen Bevölkerung trug auch die höhere Geburtenrate derselben (mit Ausnahme der Tataren) bei.[13] Nach Berechnungen aus den amtlichen Statistiken wanderten in den Jahren 1991 bis 1999 etwa 3,36 Millionen in Kasachstan Geborene aus. Außerdem forderte die kasachische Regierung Auslandskasachen auf, bzw. ermutigte sie, wieder ihren Wohnsitz in Kasachstan zu nehmen. In den Jahren 1991 bis 1999 wanderten 759.000 Personen nach Kasachstan ein. Die Immigranten kamen vor allem aus den GUS-Staaten (Usbekistan, Turkmenistan, Russland und Tadschikistan) und zu einem kleineren Teil aus anderen Staaten (hauptsächlich Mongolei, China, Iran und Türkei). Zwischen 1991 und 2010 emigrierten mehr als 1,9 Millionen ethnische Russen nach Russland. Zwischen 1992 und 2010 wanderten fast 800.000 Kasachstandeutsche ganz überwiegend nach Deutschland aus.[14] Auf der anderen Seite wurde beispielhaft geschätzt, dass in den ersten drei Jahrzehnten der Unabhängigkeit mehr als 150.000 ethnische Kasachen aus China nach Kasachstan einwanderten. In den Jahren nach der Jahrtausendwende nahm die Dynamik der Migration und die negative Wanderungsbilanz stark ab und im Jahr 2004 verzeichnete Kasachstan zum ersten Mal seit 1968 eine positive Wanderungsbilanz (68.300 Immigranten, 65.500 Emigranten). In den Jahren zwischen 2001 und 2010 machten Immigranten aus Usbekistan und Russland 85,9 % der Gesamt-Immigration aus und die Emigration ging vorwiegend in Richtung Russland (72,2 %). Der Anteil der Migranten nach Deutschland nahm stark ab (1999–2006: 24,7 %, 2006–2010: 4,6 %).[15] Die Volkszählung von 1999 zeigte außerdem eine deutliche Zunahme der Kenntnisse der kasachischen Sprache. Während 1989 weniger als 1 % der „europäischen“ Bevölkerung Kenntnisse des Kasachischen hatten, waren dies im Jahr 1999 schon 15 %.[13]

    Politik der „Kasachisierung“

    Der Wille der staatstragenden kasachischen Eliten, die kasachischen Sprache im ganzen Staat zu fördern, kam symbolhaft in der Verlegung der Staatshauptstadt vom südlichen Almaty in das im nördlichen, russisch beeinflussten Kernland gelegene Astana zum Ausdruck. Auch durch entsprechende Verwaltungsreformen wurde versucht, mehrheitlich kasachische Verwaltungseinheiten zu schaffen. Die Oblaste Semipalatinsk und Schesqasghan mit 54 bzw. 49 % ethnisch kasachischer Bevölkerung wurden mit den Oblasten Ostkasachstan (67 % slawische Bevölkerung) und Karaganda (63 % slawische Bevölkerung) zusammengelegt. Teile von Kökschetau wurden an Akmola und Nordkasachstan angeschlossen. Die Oblast Kostanai wurde durch Teile von Torgai vergrößert.[13]

    ↑ a b – New Parline: the IPU’s Open Data Platform (beta). In: data.ipu.org. 31. Januar 1924, abgerufen am 3. Oktober 2018 (englisch). ↑ a b Mart Martin: The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 208. Robert Kindler: Rezension zu: Shayakhmetov, Mukhamet: The Silent Steppe. The Story of a Kazakh Nomad under Stalin. London 2006, in: H-Soz-u-Kult, 22. Dezember 2006, hsozkult.geschichte.hu-berlin.de und Forschungen von Robert Kindler zu dieser „Modernisierungspolitik“ der Bolschewiki geschichte.hu-berlin.de Simon Ertz: The Kazakh Catastrophe and Stalin’s Order of Priorities, 1929–1933: Evidence from the Soviet Secret Archives (Memento vom 3. September 2006 im Internet Archive), in: Stanford’s Student Journal of Russian, East European, and Eurasian Studies. Band 1, Spring 2005, S. 1. Siehe Boris Barth: Genozid. Völkermord im 20. Jahrhundert. Geschichte, Theorien, Kontroversen. (= Beck’sche Reihe. Band 1672). Beck, München 2006, ISBN 3-406-52865-1, S. 143 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). Martin Petrick: Sechzig Jahre Neulanderschließung in Kasachstan – später Erfolg eines zentralstaatlichen Entwicklungsmodells? In: Zentralasien-Analysen. 77/2014, laender-analysen.de (PDF; 1,2 MB) Roland Götz, Uwe Halbach: Politisches Lexikon GUS. S. 295/296. ↑ a b tagesschau.de: Unruhen in Kasachstan: Zahl der Todesopfer steigt auf 225. Abgerufen am 21. November 2022. Jens Strube: Putins wichtigster Partner: Warum sich Kasachstan zunehmend von Russland distanziert. In: Redaktionsnetzwerk Deutschland. Abgerufen am 21. November 2022. Old politics in the “new Kazakhstan”. In: The Economist. ISSN 0013-0613 (economist.com [abgerufen am 21. November 2022]). Daminov, I.: Reassessing classification of Kazakhstan’s ethnic management model: A comparative approach. In: Journal of Eurasian Studies. Band 11, Nr. 2, 2020, S. 133–143, doi:10.1177/1879366520925337 (englisch). Ұлттық статистика бюросы (Hrsg.): 2021 жылғы Қазақстан Республикасы халқының ұлттық санағының қорытындылары. 3.1 Жекелеген ұлттар бойынша халық саны Численность населения по отдельным национальностям, S. 11 (kasachisch, PDF – Ergebnisse der Volkszählung 2021 der Republik Kasachstan, herausgegeben vom Nationalen Statistikamt, Tabelle 3.1: Bevölkerung nach einzelnen Nationalitäten). ↑ a b c d Bhavna Dave, Peter Sinnott: Demographic and language politics in the 1999 Kazakhstan census. Hrsg.: The National Council for Eurasian and East European Research, Watson Institute, Brown University. 30. Januar 2002, S. 3–5, 22 (englisch, PDF). Ainur Saparbekova, Jiřina Kocourková, Tomáš Kučera: Sweeping ethno-demographic changes In Kazakhstan during the 20th century: a dramatic story of mass migration waves. Part II: International migration In Kazakhstan since 1991. In: AUC Geographica. Band 50, Nr. 1, 2015, S. 75–90, doi:10.14712/23361980.2015.88 (englisch, PDF). Zhe Zhang, Sansar Tsakhirmaa: Ethnonationalism and the changing pattern of ethnic Kazakhs’ emigration from China to Kazakhstan. In: China Information. Band 36, Nr. 3, 2022, S. 318–343, doi:10.1177/0920203X221092686 (englisch).
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Stay safe
  • Sicherheit

    Auch in Kasachstan herrscht das Gerücht vor, dass Ausländer aus dem Westen grundsätzlich sehr reich sind und viel Geld mit sich führen. Deshalb sollte man keine inoffiziellen Taxis benutzen (offizielle Taxis haben ein Taxizeichen auf dem Dach und kosten genauso wenig wie inoffizielle Taxis), keine Fremden ins Taxi steigen lassen, nachts nicht herumlaufen, Fremdkontakten gegenüber sehr skeptisch sein und sich auf keinen Fall irgendwohin führen lassen. Auch auf den Märkten und auf unbelebten Straßen sollte man Vorsicht walten lassen. Keine teuren Gegenstände offen zeigen. Diskotheken und Bars sollte man zur eigenen Sicherheit nur in Begleitung von einheimischen Vertrauenspersonen besuchen.
    Eine andere Einschätzung besagt, es komme aber auch darauf an, ob man sich in Russisch verständigen kann. Ist man der russischen Sprache mächtig und kann man mit der Umwelt kommunizieren, gerät man kaum in gefährliche Situationen. Kasachen sind ein sehr gastfreundliches Volk und je ärmer und je dörflicher die Gegend ist, desto mehr geben die Leute. Es herrscht dort eher die Einstellung: "Für was brauche ich Dein Geld?". Wogegen in Stadtgegenden mit hoher sozialer Ungleichheit, wie in Almaty, Nursultan oder Karaganda, es schon zu dem oben genannten Phänomen kommen kann. Aber auch nur in gewissen Gegenden und vor allem nachts.

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