Český Krumlov
Český Krumlov [ˈtʃɛskiː ˈkrumlɔf] (), deutsch Krumau, auch Böhmisch Krumau, Krumau an der Moldau oder Krummau, ist eine Stadt in Südböhmen (Tschechien). Die Flussschleife der Vltava/Moldau, in der die Stadt entstand, spiegelt sich auch in deren Namen – Chrumbenowe (krumben ouwe bedeutet krummer Lauf oder krumme Halbinsel) wider. Die historische Altstadt wird als Kulturdenkmal auf der Liste des UNESCO-Welterbes geführt. Die Stadt wurde 1963 zum städtischen Denkmalschutzgebiet erklärt.
Český Krumlov [ˈtʃɛskiː ˈkrumlɔf] (), deutsch Krumau, auch Böhmisch Krumau, Krumau an der Moldau oder Krummau, ist eine Stadt in Südböhmen (Tschechien). Die Flussschleife der Vltava/Moldau, in der die Stadt entstand, spiegelt sich auch in deren Namen – Chrumbenowe (krumben ouwe bedeutet krummer Lauf oder krumme Halbinsel) wider. Die historische Altstadt wird als Kulturdenkmal auf der Liste des UNESCO-Welterbes geführt. Die Stadt wurde 1963 zum städtischen Denkmalschutzgebiet erklärt.
2009
2011
2013 Wilhelm von Rosenberg (1535–1592) Blick vom Schlossturm auf Schloss, Moldau und Altstadt
Schon in prähistorischer Zeit führte ein von der Linzer Höhensiedlung Gründberg kommender Verkehrsweg hier vorbei zum Oppidum Třísov und die Moldau entlang weiter nach Norden. Spätestens seit 900 wurde am Linzer Steig das kostbare Salz von den Ladestätten an der Donau durch den Haselgraben ins salzlose Böhmen transportiert, wobei nach den Furten der späteren Orte Hohenfurth (Vyšší Brod) und Ottau (Zátoň) die Moldau bei Krumau zum dritten Mal gequert wurde.[1]
Über dieser Furt an der Moldau errichteten die Witigonen um 1240 eine Burg, die 1253 erstmals urkundlich erwähnt wurde und im Besitz des Witiko de Chrumbenowe war. Die Burg, deren tschechische Bezeichnung Crumlov für 1259 belegt ist, war Sitz des witigonischen Familienzweiges der Herren von Krumau, der 1302 mit Wok von Krumau erlosch. Dessen Besitzungen übertrug König Wenzel II. an die ebenfalls witigonische Linie der Herren von Rosenberg, deren Wappenrose noch heute Bestandteil der Stadtflagge ist. Heinrich I. von Rosenberg, der bis dahin auf der Burg Rosenberg residierte, übertrug seinen Sitz 1302 auf die Burg Krumau, die 300 Jahre lang als Residenz der Rosenberger diente. Heinrichs Sohn Peter I. von Rosenberg ließ im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts die Obere Burg errichten.
Schon seit Mitte des 13. Jahrhunderts ist eine Siedlung am rechten Moldauufer belegt. In ihr und bei der Alten Burg am linken Ufer ließen sich Kolonisten aus Bayern und Österreich nieder. Die auf dem linken Ufer der Moldau liegende Gemeinde ad latera castelli (Latrán) wurde erstmals 1274 erwähnt. Beide Siedlungen wurden 1347 durch eine Brücke verbunden und zu einer Stadt vereint. Bereits 1334 erhielten die Rosenberger vom König die Zustimmung zur Ansiedlung jüdischer Familien, die eine eigene Kolonie bildeten. Für das Jahr 1336 ist ein Stadtrat belegt. Um diese Zeit wurde die Stadt mit einer neuen Mauer befestigt und die bisherigen Tore mit Türmen bewehrt. Ursprünglich war Krumlov in drei eigenständige, mit Mauern befestigte Bereiche geteilt – die Burg mit der Vorburg, die Burgsiedlung Latrán/Latron mit der Neustadt sowie die eigentliche Stadt, die Innenstadt. Die Befestigungsanlagen von Krumlov wurden wahrscheinlich spätestens nach 1300 errichtet. Wohl um die Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden die Mauern der Neustadt, die auch den benachbarten Latrán/Latron einschlossen. Die Reste dieser Anlagen sind bis heute am südlichen Rand von Latrán in Richtung Brauerei (in deren Nähe eine Eckbastei erhalten blieb) oder im südlichen Teil der Innenstadt östlich des ehemaligen Gojauer Tors zu sehen. Die Mauerzüge der Fortifikationen der einzelnen Stadtteile waren durch neun Tore durchbrochen (Budweiser Tor, Äußeres und Inneres Latron-Tor, Äußeres und Inneres Tor in der Rathausgasse, Äußeres und Inneres Gojauer Tor, Obertor und das Tor am Ende der heutigen Breiten Gasse). Mit der Ausnahme des Budweiser Tors, das bis heute besteht, wurden alle übrigen Stadttore im 19. Jahrhundert niedergerissen.[2]
1375 gründeten die Rosenberger in der Nachbarschaft des Latrán die Neustadt. Durch den Ausbau von Handwerk und Handel, die Förderung von Silbererz und durch ihre Lage an der wichtigen Verbindung von Budweis nach Österreich erlangte die Stadt im 14. Jahrhundert eine wirtschaftliche Blüte, die vom Aufbau religiöser Institutionen begleitet war.
An Wirtschaftsbetrieben gab es Mühlen, Teiche zur Fischzucht und Walkmühlen; 1407 wurde eine Hütte angeführt, die Erwähnung einer Hammermühle stammt aus dem Jahre 1524.[3] Bereits um 1309 wurde die St.-Veit-Kirche und 1317 das Spital St. Jobst errichtet. 1357 ließen sich die Minoriten in Krumau nieder, deren St.-Franziskus-Kloster 1358 geweiht wurde. 1361 folgten die Klarissen, die das Kloster St. Klara errichteten.
Als Residenzstadt der Herren von Rosenberg war Krumlov bereits im 14. Jahrhundert ein Kultur- und Bildungszentrum. Ihre Träger waren neben dem rosenbergischen Hof u. a. das Minoriten- und Klarissinnenkloster und seit Mitte des 14. Jahrhunderts die Stadtschule, die im Stöcklgebäude nahe der Pfarrkirche ihren Sitz hatte, Bereits vor 1350 gab es in Krumlov karitative Einrichtungen. Der Spitalshof an der Kirche St. Jost wurde vor 1317 gegründet. Ein städtischer Spitalshof ist in der Stadt im Jahr 1400 nachgewiesen, als Ablässe für die Besucher der Spitalskapelle St. Elisabeth gewährt wurden.[3] 1347 wird in Krumlov ein Badhaus erwähnt. Seit dem 14. Jahrhundert gab es in der Stadt zwei Friedhöfe. Der eine erstreckte sich in der Nähe des Minoriten- und Klarissinnenklosters, der andere nahe der Kirche St. Veit.[3]
Während der Hussitenkriege wurde 1420 das Minoritenkloster beschädigt. In den religiösen Auseinandersetzungen standen Adel und Geistlichkeit mit den Herren von Rosenberg auf katholischer Seite. Obwohl der deutsche Bevölkerungsanteil deutlich zurückging, ist für das Jahr 1439 neben einem tschechischen auch ein deutscher Prediger belegt. Nachdem oberhalb des Schlosses Silber entdeckt worden war, kam es ab 1473 zu einem erneuten Zuzug deutscher Bergleute, so dass im 16. Jahrhundert wieder die deutsche Bevölkerung überwog. Bereits seit 1494 besaß die Stadt die Privilegien einer königlichen Stadt, und 1519 wurde die meißnische Bergordnung eingeführt. Unter dem Regenten Wilhelm von Rosenberg, der das Amt eines böhmischen Oberstkämmerers und Oberstburggrafen bekleidete und außenpolitischen Ehrgeiz entwickelte, wurde die Obere Burg von den Baumeistern Antonio Ericer und Baldassare Maggi zu einem repräsentativen Renaissance-Schloss umgebaut. 1584 berief Wilhelm von Rosenberg die Jesuiten nach Krumau und ließ ihnen 1586–1588 ein großes Kolleggebäude errichten.[4] Um diese Zeit lebten in Krumau fast 2000 Einwohner in 331 Häusern.
Nach Wilhelms Tod folgte 1592 als Krumauer Regent dessen jüngerer Bruder Peter Wok von Rosenberg. Er war der letzte Rosenberger im Mannesstamm und musste 1602 die Herrschaft Krumau wegen Überschuldung, die vermutlich durch die Erschöpfung der Silberminen zustande kam, an Kaiser Rudolf II. verkaufen und zugleich der Durchsetzung des Heimfallrechts seitens des Landesherrn auf das rosenbergische Vermögen nach seinem Tode zuvorkommen. Als Peter Wok im April 1602 mit seinem Hof nach Třeboň (Wittingau) übersiedelte, hörte Český Krumlov auf, die Residenzstadt der Herren von Rosenberg zu sein.[5]
Rudolf überließ Krumau seinem außerehelichen Sohn Julius d’Austria als Wohnsitz. Während des böhmischen Aufstands versuchte die Ständearmee erfolglos die Eroberung der Stadt. Nach der Schlacht am Weißen Berg schenkte Kaiser Ferdinand II. die Herrschaft Krumau 1622 seinem Hofkammerpräsidenten Hans Ulrich von Eggenberg für dessen Verdienste in der Katholischen Liga. Ein Jahr später stieg Eggenberg in den Reichsfürstenstand auf, wodurch Krumau ein Herzogtum wurde. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde die Stadt mehrmals geplündert. Nach Kriegsende wurden zahlreiche weltliche und kirchliche Gebäude im Barockstil umgebaut.
Nach dem Aussterben der Eggenberger 1719 fiel Krumau an die Fürsten Schwarzenberg. Nachfolgend veranlasste Adam Franz von Schwarzenberg in der Burggrafschaft zahlreiche Umbauten und Erweiterungen im Stil des Wiener Barock. Von der Herrschaft Krumau führte der Fürst Schwarzenberg den Titel Herzog von Krumau mit der Berechtigung, eine eigene Garde (40 Mann unter einem Hauptmann) zu halten.[6]
Marie-Ernestine von Schwarzenberg, Herzogin von Krumau (1649–1719)Nachdem die Fürsten Schwarzenberg ihre Residenz 1871 von Krumau auf das Schloss Fraunberg (Hluboká) verlegt hatten, diente das Schloss Krumau als Verwaltungszentrum der Herrschaft Krumau. Krumau bildete Mitte des 19. Jahrhunderts eine Gemeinde, die zum Gerichtsbezirk Krumau im späteren politischen Bezirk Krumau gehörte. Sie war Sitz des Bezirksgerichts und der Bezirkshauptmannschaft. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Krumau ein großes, auf steilem Felsen über der Moldau gelegenes Schloss mit schöner Kapelle, Archiv, Bibliothek (30.000 Bände), Gemäldegalerie und ausgedehntem Park, einen Minoritenkonvent, ein Gymnasium, ein Studentenkonvikt, eine Musikschule und war Industriestandort.[6]
1910 hatte die Stadt 8662 Einwohnern, davon waren 7367 deutsch- und 1295 tschechischsprachig. Nach Errichtung der Tschechoslowakei 1918 sollte Krumau im Rahmen der von Österreich geplanten Provinz Deutschböhmen ein Zentrum des vorgesehenen Böhmerwaldgaus werden. Nachdem die Provinz Deutschböhmen am 29. Oktober 1918, einen Tag nach Gründung der Tschechoslowakischen Republik, ausgerufen worden war, kam es zu politischen Spannungen zwischen dem deutschen und dem tschechischen Bevölkerungsteil, die am 28. November 1918 zur Besetzung Krumaus durch die tschechoslowakische Armee führten. Völkerrechtlich wurde Krumau erst am 28. Juni 1919 mit dem Vertrag von Saint-Germain der Tschechoslowakei zugesprochen. Der Vertrag ging auf Minderheitenrechte nicht ein.
Mit dem Münchner Abkommen gehörte die Stadt ab 1938 zum in Reichsgau Oberdonau umbenannten Gau Oberösterreich des Deutschen Reichs. 1945 wurde die Mehrheit der deutschböhmischen Bevölkerung vertrieben und fand in Österreich und Westdeutschland Aufnahme.[7][8]
Tschechische Neusiedler übernahmen Wohnungen, Geschäfte und Betriebe. 1948 wurden das Schloss und der Grundbesitz der Familie Schwarzenberg gemäß der eigens geschaffenen Lex Schwarzenberg verstaatlicht.
1963 wurde das Stadtzentrum zur Denkmalsreservation erklärt, wodurch die historische Bausubstanz und das einzigartige Ensemble erhalten blieben. Dadurch konnte es nach der politischen Wende von 1989 zum Kulturdenkmal erklärt und 1992 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen werden. Daraufhin erfolgte eine Restaurierung der historischen Gebäude und Plätze; die Stadt erlangte touristische Bedeutung, der ein wirtschaftlicher Aufschwung folgte. Bis 2002 war Český Krumlov Sitz der Verwaltung des Okres Český Krumlov.
↑ Vgl. Der Salzweg. In: encyklopedie.ckrumlov.cz. Město Český Krumlov (Stadtverwaltung Krummau) . ↑ Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen V.Buzlaw. ↑ a b c Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen V.Buzlaw-1236. ↑ Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen hor154. ↑ Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen V.Buzlaw-1239. ↑ a b Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 11, Leipzig und Wien 1907, S. 747–748. ↑ Konrad Badenheuer: Die Sudetendeutschen. Eine Volksgruppe in Europa. Sudetendeutscher Rat, München 2007, ISBN 978-3-00-021603-9. ↑ Detlef Brandes: Der Weg zur Vertreibung 1938–1945. Oldenbourg, München 2005, ISBN 3-486-56731-4
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