Stora alvaret
( Stora Alvaret )Etwa aus dem Zeitraum um 6000 bis 4000 Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung stammen die ältesten Zeugnisse von menschlichen Siedlungen im südlichen Öland, die noch heute sichtbar sind. Nur zwei- bis dreitausend Jahre zuvor hatte das Eis der letzten Eiszeit das Gebiet freigegeben. Die Insel stieg, befreit von den schweren Eismassen, aus dem Meer auf. Während auf den Uferwällen und in Bereichen tieferer Böden Büsche und Bäume wuchsen, war das Stora Alvaret schon bei der Erstbesiedlung der Region wohl weitgehend waldfrei. Nur an einigen Stellen dürften sich Kiefer- und Birkenhaine befunden haben.[1]
Für die jüngere Steinzeit im Zeitraum zwischen 4000 und 1800 Jahren vor Beginn der Zeitrechnung lassen sich Bemühungen nachweisen, einige Böden des Alvars landwirtschaftlich zu nutzen. Rodungen und Brandrodungen sollten in Bereichen, wo Böden in nennenswerter Tiefe vorhanden waren, den Anbau von Getreide ermöglichen. In der Bronzezeit nahm die Beanspruchung der kargen Alvarböden deutlich zu. Vor allem die Viehhaltung und der Holzbedarf zehrten an den Böden. In der Eisenzeit erreichte diese Situation ihren Höhepunkt. Die Reste einer besonders großen Siedlung finden sich noch heute östlich des Dorfes Gårdstorp. Über mehrere Kilometer erstrecken sich hier Steinreihen, die die Reste von Gehegen darstellen. Es finden sich auch die Grundmauern von mehr als 30 Häusern sowie Grabhügel. Es wird vermutet, dass eine Übernutzung der Böden dazu führte, dass die Menschen etwa um das Jahr 500 n. Chr. ihre Siedlungen aufgaben.[2]
Erst etwa 500 Jahre später setzte wieder eine verstärkte Nutzung des Alvars ein. Die Zahl der Weidetiere und der Bevölkerung nahm wieder zu, ging jedoch nach einiger Zeit erneut zurück.
Björnflisan (Öl 25) ist der einzige bekannte Runenstein in der Stora Alvaret. Dem Namen nach ist er nach einem Bären benannt. Der Stein aus hellrotem Kalkstein ist 120 cm hoch, 80 cm breit und 20 cm dick. Die Runen sind stark verwittert und mit Salzflechten bewachsen. Die senkrechten Runenreihen in der Mitte des Steins weisen Spuren roter Farbe auf. Eine wird von unten nach oben, die andere von oben nach unten gelesen. Die Runenhöhe beträgt 12 bis 13 cm.
1741 besuchte Carl von Linné (1707–1778) während seiner Ölandreise auch das Stora Alvaret und beschrieb die ungewöhnliche Flora und Fauna. Im 18. und 19. Jahrhundert kam es auf Öland zu einem deutlichen Anstieg der Bevölkerung. Es lebten fast doppelt so viele Menschen auf der Insel wie zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Wiederum erfolgte eine stärkere Nutzung des Alvars durch stärkere Beweidung und Rodung der Waldhaine. Das Alvar war im 19. Jahrhundert dadurch fast völlig baum- und buschlos. Neben der starken Beweidung war auch der Bedarf an Brennholz und Reisig gerade der ärmeren Bevölkerungsteile hierfür ursächlich.
Exemplarisch für die zeitweiligen Nutzungen auch schwierigster Böden steht das am Ende des 19. Jahrhunderts wieder wüst gewordene Dorf Dröstorp im nördlichen Teil des Stora Alvaret. Weitere Wüstungen sind Penåsa, östlich und Parteby südlich von Kastlösa. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts diente das gesamte Alvar als gemeinsame Weidefläche für die umliegenden Dörfer. Man führte dann jedoch eine Aufteilung des Bodens durch. Jedes Alvargebiet wurde nach Landvermessungen einem Dorf zugeteilt. Entlang dieser Grenzen entstanden die Steinmauern, die noch heute das Gesicht des Stora Alvaret prägen. Der Bau der Mauern zog sich bis in die 1940er Jahre hin. Besonders lang ist die sogenannte Mittelmauer, die das Stora Alvaret in nord-südlicher Richtung durchzieht.
Aus den verschiedenen Siedlungsepochen sind bis heute gut sichtbare Zeugnisse zurückgeblieben. So befinden sich die Reste mehrerer vorgeschichtlicher Burgen wie Burg Eketorp, Träby borg und Triberga borg im Stora Alvaret oder an dessen Rand. Aus der Wikingerzeit stammt der im nördlich Teil des Alvars stehende Runenstein Björnflisan. Weitere Steine mit historischer Bedeutung auf dem Alvar sind Tingstad flisor sowie der in die Mittelmauer integrierte Tingstenen, südlich der Straße von Södra Möckleby nach Solberga. Auch prähistorische Grabanlagen wie Röser finden sich im Alvar.
Durch die technischen Umwälzungen in der Landwirtschaft im 20. Jahrhundert ging die Nutzung des Alvars stark zurück. Der Versuch, mit neuen landwirtschaftlichen Methoden Alvarflächen urbar zu machen, fand nur in Randbereichen statt. Die ursprünglich in der Landwirtschaft gehaltenen und im Stora Alvaret weidenden Pferde wurden durch Traktoren ersetzt. Öl und Gas ersetzten das zuvor vor Ort gewonnene Holz als Energieträger zum Heizen. In mehreren Auswanderungswellen verließ auch ein großer Teil der öländischen Bevölkerung die Insel, um Arbeit in der Industrie auf dem Festland oder im Ausland zu finden. Die Bereiche des Stora Alvaret, die über eine ausreichende Bodenschicht verfügen, begannen mit immer dichter werdenden Büschen, vor allem dem Wacholder und zum Teil letztlich mit Bäumen zuzuwachsen. Die im Alvar bestehenden Feuchtgebiete fingen an, schneller zu verlanden. Das Stora Alvaret in seinem Erscheinungsbild als über Jahrtausende hinweg genutzte Weidelandschaft begann zu verschwinden. Um diese Kulturlandschaft und die speziell an die örtlichen Bedingungen angepassten Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, wurde begonnen, die Nutzung wieder zu intensivieren. Aus Gründen des Naturschutzes wurde die Beweidung des Stora Alvaret wieder verstärkt. Bauern erhalten Prämien wenn sie ihr Weidevieh auf dem Alvar halten. 1994 wurden 60 %, 1999 bereits wieder 90 % des Alvars beweidet. Auch fanden Rodungen statt. Im Jahr 2000 erfolgte dann die Erklärung zum Welterbe der UNESCO als Teil der Agrarlandschaft Südölands. Das Alvar Ölands ist auf einer schwedischen Briefmarke abgebildet, die am 20. März 2003 herausgekommen ist.[3]
Pflanzen im Biotop ↑ Jansson, Willkommen auf Stora Alvaret, Seite 5 ↑ Jansson, Willkommen auf Stora Alvaret, Seite 8 ↑ Briefmarkenkatalog : Briefmarke Stone circle, Stora Alvar
Neuen Kommentar hinzufügen