Château de Chenonceau

( Schloss Chenonceau )

Schloss Chenonceau (französisch Château de Chenonceau) ist ein Wasserschloss im französischen Ort Chenonceaux im Département Indre-et-Loire in der Region Centre-Val de Loire. Sein Hauptgebäude steht – von Wasser umgeben – am nördlichen Ufer des Flusses Cher, während die später errichtete Galerie die Cher überbrückt. Etwa zwölf Kilometer südlich der Loire bei Amboise in der Mitte der Touraine gelegen, gehört Chenonceau zu den Schlössern der Loire. Neben Schloss Montsoreau in der Loire ist es das einzige , das direkt in einem Flussbett gebaut wurde.

Alljährlich besuchen rund 800.000 Touristen die Anlage und machen damit Chenonceau nach Versailles zum meistbesuchten Schloss Frankreichs. Das „eleganteste, feinste und originellste der Loire-Schlösser“ wird auch das Schloss der Damen (französisch Château des Dames) genannt, denn es waren fast immer Frauen, die seine GeschiWeiterlesen

Schloss Chenonceau (französisch Château de Chenonceau) ist ein Wasserschloss im französischen Ort Chenonceaux im Département Indre-et-Loire in der Region Centre-Val de Loire. Sein Hauptgebäude steht – von Wasser umgeben – am nördlichen Ufer des Flusses Cher, während die später errichtete Galerie die Cher überbrückt. Etwa zwölf Kilometer südlich der Loire bei Amboise in der Mitte der Touraine gelegen, gehört Chenonceau zu den Schlössern der Loire. Neben Schloss Montsoreau in der Loire ist es das einzige , das direkt in einem Flussbett gebaut wurde.

Alljährlich besuchen rund 800.000 Touristen die Anlage und machen damit Chenonceau nach Versailles zum meistbesuchten Schloss Frankreichs. Das „eleganteste, feinste und originellste der Loire-Schlösser“ wird auch das Schloss der Damen (französisch Château des Dames) genannt, denn es waren fast immer Frauen, die seine Geschichte bestimmten.

Seine Wurzeln liegen in einem befestigten Anwesen mit dazugehöriger Wassermühle, das über die Familie Bohier in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in den Besitz der französischen Krone kam. Diane de Poitiers prägte das Aussehen des Schlosses durch Erweiterungen ebenso, wie es ihre Nachfolgerin Katharina von Medici tat, der die Anlage ihre berühmte Galerie zu verdanken hat.

Nachdem die Gebäude seit Ende des 17. Jahrhunderts verlassen und nicht mehr bewohnt waren, wurde das Schloss 1733 von dem reichen Steuerpächter Claude Dupin gekauft. Seine Frau Louise erfüllte es danach wieder mit Leben. Die Tochter des reichen Bankiers Samuel Bernard und Enkelin eines Mitglieds der Comédie-Française unterhielt einen Salon auf Chenonceau und machte es so zum Treffpunkt von bekannten Literaten und geistig interessierten Mitgliedern der gesellschaftlichen Oberschicht. Die Nachfahren der Dupins veräußerten Chenonceau 1864 an den wohlhabenden Chemiker Théophile-Jules Pelouze, dessen Frau Marguerite das gesamte Familienvermögen einsetzte, um die Schlossgebäude zu restaurieren. Ihre Anstrengungen werden seit 1951 durch die neuen Inhaber fortgesetzt, die Familie des Schokoladenfabrikanten Menier.

Das Schloss besteht aus einem nahezu quadratischen Wohngebäude, dem sich südlich eine Galerie anschließt. Die beiden Gebäude stehen im Wasser des Cher. Nördlich davon steht der ehemalige Bergfried der Vorgängeranlage – Tour des Marques genannt – auf einer von Wassergräben umgebenen Insel, die im Osten und Westen von zwei Renaissancegärten flankiert wird. Außerdem gehören ein ehemaliges landwirtschaftliches Gut, eine Orangerie sowie ein Kanzleigebäude – die Chancellerie – und ein ehemaliger Wirtschaftstrakt zur Schlossanlage. Sie liegen alle nördlich des Hauptgebäudes. Dieses wurde bereits 1840 mitsamt der Galerie unter Denkmalschutz gestellt. Die Gärten und der Park folgten im November 1962.

Die beinahe 800 Jahre alte Geschichte Chenonceaus wurde fast immer von Frauen geprägt, auf deren Geheiß das Schloss zu seiner heutigen Erscheinung ausgebaut wurde. Frauen machten es zum Mittelpunkt ausschweifender Festivitäten des französischen Königshofs und zeitweilig zu einem Treffpunkt illustrer Gäste aus Kunst und Kultur.

Bewohner und Besitzer Burg und Schloss in Privatbesitz

Chenonceau wurde im 13. Jahrhundert erstmals schriftlich erwähnt. Ein dort existierender Mühlengrund war seit den 1230er Jahren im Besitz der Herren von Marques. Ende des 15. Jahrhunderts kam die Familie in finanzielle Schwierigkeiten, sodass ihr Oberhaupt, Pierre de Marques, ab 1496 gezwungen war, nach und nach Ländereien aus dem Familienbesitz zu veräußern. Käufer war jedes Mal der gleiche Mann: Thomas Bohier. Doch die Verkäufe konnten die Geldprobleme der Familie Marques nicht beheben. 1512 wurde der Restbesitz – bestehend aus einem befestigten Burghaus samt einer dazugehörigen Mühle im Cher sowie etwas Land – zur Versteigerung ausgeschrieben,[1] und wieder war es Thomas Bohier – mittlerweile Eigentümer aller sonstigen Chenonceau umgebenden Ländereien – der den Marqueser Besitz erwarb. Gegen eine letzte Zahlung von 12.500 Livres wurde er am 8. Februar 1513 auch Eigentümer der Burg und der dazugehörigen Mühle.

Bohier hatte unter Karl VIII. und Ludwig XII. Karriere am französischen Königshof gemacht und bekleidete während der Regierung von Franz I. zuerst das Amt des Generalsteuereinnehmers in der Normandie, anschließend das eines königlichen Finanzsekretärs. Vom König in den Adelsstand erhoben, begleitete Bohier ihn auf seinen Italienfeldzügen, sodass er in Chenonceaux während seiner Abwesenheit von seiner Frau Katherine Briçonnet vertreten wurde, die entscheidenden Einfluss auf die architektonische Gestaltung der Wasserburg und ihren Aufbau nahm. Sie war die Nichte des einflussreichen Finanziers Jacques de Beaune-Semblançay.

Eigentum der Königsfamilie

Franz I. veranlasste nach dem Tod Thomas Bohiers 1524 eine Finanzprüfung, um dessen Amtsführung nachträglich zu kontrollieren. Dabei traten Unregelmäßigkeiten zutage, die Bohier angelastet wurden. Laut dem Untersuchungsergebnis hatte er Geld veruntreut. Obwohl ihm dies nie zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte, machte der König gegenüber Thomas’ Sohn Antoine Forderungen in Höhe von 190.000 Livres tournois[2] geltend. Um diese Forderung begleichen zu können, überließ Antoine der Krone im Mai 1535 Chenonceau, das Franz I. anschließend als Jagdschloss nutzte. Der Connétable Anne de Montmorency bezog im Namen des Königs Quartier im Schloss. Als offizieller Grund für dessen Abtretung wurde jedoch angegeben, Antoine habe dem König gefällig sein wollen.

 Katharina von Medici ließ die heute so berühmte Galerie errichten. Das Bild zeigt die Kopie eines in den Uffizien befindlichen Originals von etwa 1548 im Schloss Chaumont.

Als Heinrich II. 1547 den französischen Thron bestieg, schenkte er das Schloss seiner Mätresse Diane de Poitiers, die er 1548 zur Herzogin von Valentinois erhob. Sie ließ zahlreiche Veränderungen am Schloss vornehmen und machte sich ihre guten Beziehungen zum Königshof zunutze, um Chenonceau nicht nur als Geschenk zu besitzen, sondern es auf offiziellem Weg zu erwerben. Dazu ließ Diane den Vertrag, mit dem Antoine Bohier das Schloss an die Krone abgetreten hatte, annullieren, sodass er wieder Eigentümer der Anlage wurde. Allerdings war er damit auch wieder Schuldner der Krone, sodass das Schloss beschlagnahmt und mittels Versteigerung zum Kauf angeboten wurde. Den Zuschlag bekam erwartungsgemäß Diane de Poitiers, die auf diesem Weg das Anwesen im Jahr 1555 offiziell mit eigenem Geld erwarb.

Nach dem Tod Heinrichs II. wurde seine Witwe Katharina von Medici Regentin für ihren gesundheitlich angeschlagenen Sohn Franz II. Schon lange wollte sie Chenonceau für sich besitzen und nutzte ihre neu gewonnene Macht, um die verhasste Konkurrentin aus dem Schloss zu vertreiben. Sie zwang Diane, es gegen Schloss Chaumont einzutauschen. Katharina gab in Chenonceau rauschende Feste zu Ehren ihrer Söhne und Schwiegertöchter, die oft mehrere Tage dauerten und nicht selten den Charakter ausschweifender Orgien besaßen. Anlässlich der Thronbesteigung von Franz II. fand auf Schloss Chenonceau unter der Regie Katharinas das erste königliche Feuerwerk Frankreichs statt.[3] Außerdem initiierte sie den Bau der großen Galerie und ließ – ebenso wie ihre Vorgängerin – einen Garten anlegen.

Katharina von Medici vermachte das von ihr so geliebte Schloss ihrer Schwiegertochter Louise de Lorraine-Vaudémont, der Frau Heinrichs III. von Frankreich. Nach dessen Ermordung im August 1589 trug diese gemäß der höfischen Sitte nur noch weiße Trauerkleidung, was ihr den Beinamen Die weiße Königin einbrachte. Acht Jahre lebte sie vollkommen zurückgezogen auf Chenonceau. Als Ausdruck ihrer Trauer ließ sie ihr Zimmer mit einer schwarzen Täfelung verkleiden, die Bezüge ihrer Möbel schwarz gestalten und verbrachte ihre Zeit mit Beten, Sticken und Lesen. Für ihr Seelenheil waren Kapuzinerinnen zuständig, die in einer klosterähnlichen Gemeinschaft im Dachgeschoss des Schlosses lebten. Finanzielle Schwierigkeiten zwangen Louise de Lorraine dazu, Chenonceau 1597 zu verlassen und in das Schloss von Moulins umzuziehen. Ein Vertrag vom 24. Dezember des gleichen Jahres setzte Gabrielle d’Estrées, die Mätresse Heinrichs IV., in alle Rechte und Pflichten als Louises Nachfolgerin ein. Gabrielle hatte das Schloss erstmals in jenem Jahr bei einem gemeinsamen Besuch mit ihrem König kennengelernt. Ihr Sohn César de Vendôme wurde schon im Kindesalter mit Louises Nichte Françoise de Lorraine-Mercœur verlobt, und die Königswitwe überließ Louise und deren zukünftigem Ehemann Schloss Chenonceau 1601 als Hochzeitsgeschenk.

Ungenutzt und vernachlässigt

Da die beiden Verlobten noch zu jung waren, um ihre Rechte selbst auszuüben, blieb Chenonceau weiterhin unter der Obhut von Césars Mutter Gabrielle d’Estrées. Doch weder sie noch ihr Sohn und seine spätere Frau nutzten es als Wohnsitz. César de Vendôme wurde 1624 durch seine Frau offiziell Eigentümer des Anwesens, doch er bevorzugte Schloss Anet als Aufenthaltsort und überließ die Verwaltung Chenonceaus samt der dazugehörigen Ländereien seiner Frau. Doch auch sie nutzte es nicht als Wohnsitz, es blieb jahrelang verlassen. Auf César folgte dessen Sohn Louis als Schlossherr, dessen Nachfolge ab 1669 Louis II. Joseph de Bourbon und sein Bruder Philippe antraten. Unter ihrer Ägide wurden viele Stücke der wertvollen Inneneinrichtung sowie Kunstgegenstände und Bücher, die Katharina von Medici und Louise de Lorraine-Vaudémont angesammelt hatten, entweder in andere, bevorzugte Residenzen gebracht (zum Beispiel Schloss Anet) oder an Ludwig XIV. verkauft und verschenkt. So kamen beispielsweise die Statuen aus den Nischen der Galerie nach Versailles.

Nach dem Tod Louis Josephs erbte seine Frau Marie-Anne de Bourbon-Condé den Besitz, die ihn bei ihrem Ableben 1718 ihrer Mutter Anna Henriette von Pfalz-Simmern, Fürstin von Condé, hinterließ. Diese verkaufte das Schloss 1720 an den Herzog von Bourbon, Louis IV. Henri.[4]

Eine zweite Blütezeit  Jean-Marc Nattier: Louise Dupin (Porträt im Schloss Chenonceau, vermutlich nach 1733)

1733 erwarb Claude Dupin, seines Zeichens Steuerpächter und später Verwalter der königlichen Krongüter, das recht heruntergekommene Schloss. Seine zweite Frau Louise belebte es anschließend neu, indem sie dort philosophische und literarische Salons veranstaltete und Chenonceau zum Treffpunkt der berühmtesten Literaten und Philosophen ihrer Zeit machte. Zu Gast waren dort zum Beispiel Voltaire, Montesquieu, Buffon und Madame de Deffand sowie Fontenelle, Marivaux und Madame de Tencin. Seit 1747[5], möglicherweise sogar schon ab 1740,[3] beschäftigte Madame Dupin einen jungen Mann als Sekretär und Erzieher für ihren Sohn, der später europaweit von sich reden machen sollte: Jean-Jacques Rousseau.

Louise Dupin starb 1799 und wurde im Park von Chenonceau am Südufer des Cher begraben. Ihrem Ansehen und ihrer Beliebtheit bei der Bevölkerung war es zu verdanken, dass das Schloss die Französische Revolution unbeschadet überstand und nicht von Revolutionären geplündert oder beschädigt wurde. Die unterschiedliche Schreibweise des Schlossnamens (Chenonceau) und des Ortes (Chenonceaux) geht angeblich auf sie zurück. Durch Weglassen des X – ein Zeichen königlichen Besitzes – beim Namen des Schlosses soll sie während der Französischen Revolution ihre Verbundenheit mit dem republikanischen Gedanken zum Ausdruck gebracht haben. Zwar ist dieser Zusammenhang nicht belegt, gleichwohl war es aber Louise Dupin, die als Erste in Schriftstücken den Schlossnamen ohne ein X am Ende schrieb. Das Schloss hinterließ sie ihrem Großneffen, einem Grafen von Villeneuve, nach dessen Tod 1863 seine Erben Chenonceau 1864 an Théophile Pelouze veräußerten.

 Über den Südausgang flohen viele Franzosen während der Besatzungszeit in die „freie Zone“19. und 20. Jahrhundert

Pelouzes Frau Marguerite machte es zu ihrer Lebensaufgabe, das Schloss unter hohem finanziellem Aufwand zu restaurieren, und knüpfte an die alte Tradition der pompösen Feste im Schloss an. So bot sie zum Beispiel dem französischen Präsidenten Jules Grévy, dem Schwiegervater ihres Bruders, ein venezianisches Fest mit Gondeln auf dem Cher, die sie eigens aus Venedig hatte kommen lassen. Der Erhalt und die Wiederherstellung der Anlage im Zustand des 16. Jahrhunderts verschlang Marguerite Pelouzes gesamtes Vermögen. 1888 war sie vollkommen überschuldet und musste Chenonceau an ihre Bank abtreten. Diese ließ es 1913 versteigern. Käufer war der Schokoladenfabrikant Henri Menier, dessen Familie heute noch Eigentümerin ist. Während des Ersten Weltkriegs diente die Galerie als Lazarett.

Von 1940 bis 1942 bestand im Schloss die kuriose Situation, dass die Demarkationslinie zwischen Vichy-Frankreich, der sogenannten „freien Zone“ (französisch „zone libre“), und dem von deutschen Truppen besetzten nördlichen Teil des Landes entlang des Cher und deshalb quer durch das Gebäude verlief. Während der Haupteingang also auf besetztem Gebiet stand, lag der Südausgang der Galerie im freien Teil, sodass das Schloss einen häufig genutzten Fluchtweg darstellte.

Das Absinken des Wasserstandes des Cher durch anhaltende Trockenheit auf 0,30 Meter im April 2019 (gegenüber von 1,20 Meter sonst um diese Jahreszeit) bedroht die Holzpfähle durch Sauerstoffzutritt. Mit einer Sondergenehmigung ordnete die Präfektur daher die Öffnung eines 1,5 Kilometer flussaufwärts gelegenen Nadelwehrs an, um den Wasserspiegel anzuheben.[6]

Baugeschichte Die Anfänge

Funde von behauenen Feuersteinen lassen darauf schließen, dass die Ufer des Cher schon in prähistorischer Zeit besiedelt waren,[1] aber erst für die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts liegen Erkenntnisses über das Aussehen des damaligen Chenonceau vor. Die mittelalterliche Burg der Familie Marques war eine rechteckige Anlage mit runden Ecktürmen am nördlichen Ufer des Cher, der die Burggräben mit Wasser speiste. Hinter dieser Anlage stand im Fluss eine befestigte Wassermühle. Weil sich Jean I. Marques an einer Rebellion gegen den König beteiligt hatte, ließ Karl VI. Jeans Anwesen 1411 zur Strafe vom Marschall Jean II. Le Maingre[1] schleifen. Jean II. Marques erhielt von Karl VIII. und Louis d’Amboise 1432[7] die Genehmigung, den Besitz seiner Familie wieder aufzubauen und zu befestigen.

Das Logis Thomas Bohiers  Südseite des Schlosses vor dem Bau der Brücke, Rekonstruktion von Félix Roguet

Nachdem Thomas Bohier 1513 sämtliche Ländereien der Familie Marques in seinen Besitz gebracht hatte, begann er noch im gleichen Jahr mit dem Abriss der Gebäude von Chenonceau. Lediglich den Bergfried ließ er stehen und gestaltete ihn in frühen Renaissanceformen um. 1515 begannen die Arbeiten für den Neubau eines Schlosses auf den Fundamenten der ehemaligen Wassermühle. Chenonceau wurde damit ungefähr zur gleichen Zeit wie Schloss Azay-le-Rideau und früher als die meisten anderen Loire-Schlösser erbaut. Es ist eines der ersten Renaissancegebäude in Frankreich. Welcher Architekt dafür die Pläne lieferte, ist bis heute unbekannt. Noch im Jahr des Baubeginns waren die Arbeiten zur Errichtung eines zentralen Vestibüls abgeschlossen. Aufgrund seiner beruflichen Verpflichtungen war Thomas Bohier bis 1521 in Italien unterwegs und konnte deshalb die Bauarbeiten nicht selbst überwachen. Seine Frau Catherine Briçonnet vertrat ihn in diesen Belangen, sodass ihr die für damalige Zeiten moderne Anordnung der Räume zugeschrieben wird. Der Neubau wurde 1522[8] beendet. 1521/22 war der Onkel des Schlossherrn, Kardinal Antoine Bohier, in Chenonceau anwesend, um die Schlosskapelle zu weihen. In älteren Darstellungen findet sich die Behauptung, dass schon in den Bauplänen Bohiers der Bauteil vorgesehen war, der Chenonceau später aufgrund seiner Einzigartigkeit so bekannt machen sollte: die Galerie. Dies ist aber mittlerweile widerlegt und resultierte aus der fehlerhaften Interpretation einer alten Urkunde.[9]

Zum Schloss gehörte zu jener Zeit ein 1 Morgen großer Obst- und Gemüsegarten zur Versorgung der Schlossbewohner. Über sein genaues Aussehen ist nichts bekannt. Es steht jedoch fest, dass zu Beginn des 16. Jahrhunderts bereits die lange Zufahrtsallee existierte, die seinerzeit noch von Ulmen und Eichen gesäumt war.

Chenonceau unter Diane de Poitiers

Diane de Poitiers prägte entscheidend das Aussehen Chenonceaus. Eine ihrer nachhaltigen Hinterlassenschaften war die Anlage eines zwei Hektar großen Gartens ab 1551. Als Vorbild dienten die durch den italienischen Landschaftsarchitekten Pacello da Mercogliano gestalteten Gartenanlagen von Blois und Amboise. Die ersten Arbeiten dazu beinhalteten das Erhöhen des Areals nordöstlich des Schlosses durch das Aufschütten von Erde und dessen Abstützen durch Pfähle an der zum Cher gelegenen Seite. An den übrigen drei Seiten war der Bereich von Gräben umgeben, die vom Cher gespeist wurden.

Der Garten war einer der spektakulärsten und modernsten seiner Zeit.[10] Für seine Beete und Parterres spendeten Besitzer der schönsten Gärten der Touraine Blumen und Gewächse, darunter so seltene Pflanzen wie Artischocken und Melonen. Unter den Spendern war zum Beispiel der Erzbischof von Tours, der zudem seinen eigenen Gärtner als Unterstützung an den Cher sandte, und dessen Generalvikar Jean de Selve. Letzterer war ein Freund und Förderer Bernard Palissys, der wenige Jahre später ebenfalls in Chenonceau tätig werden sollte.

Die Arbeiten am Garten Dianes de Poitiers dauerten rund fünf Jahre und verursachten Kosten in Höhe von mehr als 5000 Livres. Damit wurden unter anderem 7000 Bruchsteine, 1100 Fuhren Rasen, 13.000 Weißdorne und Haselnusssträucher für Hecken und Laubengänge sowie Johannisbeersträucher, Wildrosen, Lilien, Paradiesapfel- und Pfirsichbäume bezahlt. Aus den umliegenden Wäldern wurden sogar 9000 Veilchen und wilde Erdbeeren gesammelt, um sie im Garten anzupflanzen.

 Diese zeitgenössische Tuschezeichnung zeigt das Schloss nach der Errichtung der Brücke, aber noch vor dem Bau der Galerie

Die Herzogin von Valentinois ließ zudem am südlichen Cher-Ufer einen Park anlegen, der nur per Boot erreichbar war. Um ihn leichter zugänglich zu machen, wurde 1555[11] die Idee geboren, eine Brücke über den Fluss zu bauen. Diane de Poitiers beauftragte Philibert Delorme mit der Ausführung dieses Plans. Er entwarf eine Bogenbrücke mit einer niedrigen Galerie, um den neuen Bau nicht nur als Verbindung zum anderen Flussufer, sondern auch als Festsaal nutzen zu können, denn Feste mussten zu jener Zeit immer im Freien gefeiert werden, weil das Schloss keine ausreichend große Räumlichkeiten dafür bot. Ausgeführt wurde aber nur die Brücke, denn die Bauarbeiten wurden 1559 durch den Tod Heinrichs II. unterbrochen, als mit dem Bau der Galerie noch nicht begonnen worden war. Eine Federzeichnung gibt den Bauzustand zwischen 1559 und 1576 wieder. Sie zeigt die fertiggestellte Bogenbrücke, an deren Südende ein befestigter Torbau mit Zugbrücke steht.

Veränderungen unter Katharina von Medici  Die Nordfassade des Logis nach den Veränderungen unter Katharina von Medici

Es war Katharina von Medici, die – nachdem sie ihre langjährige Nebenbuhlerin aus dem Schloss vertrieben hatte – die von Delorme geplante Galerie zwischen 1570 und 1576[12] ausführen ließ. Bei einem Fest zu Ehren Heinrichs III. im Mai 1577 wurde der Neubau eingeweiht. Wer der Architekt war, kann bis heute nicht mit Sicherheit gesagt werden und ist unter Bauhistorikern umstritten. Sowohl Denis Courtin als auch Jean Bullant, der Delorme im Amt des ersten Architekten der Königin gefolgt war, kommen dafür in Frage. Während Jean-Pierre Babelon (siehe Literatur) Bullant als Architekten der Galerie angibt, verweist Jean Guillaume[13] auf das sehr unterschiedliche Dekor im Vergleich zu den Anlagen von Écouen und Fère-en-Tardenois. Zumindest wurde Bullant von Katharina mit Plänen für eine Vergrößerung der Schlossgebäude beauftragt.[14] Dabei kam ein riesiges Umbauprojekt heraus, das die bestehenden Bauten auf das Zehnfache vergrößert hätte und das der französische Architekt Jacques I. Androuet du Cerceau in mehreren Stichen festhielt. Von den Plänen kamen aber nur wenige Dinge zur Ausführung; darunter ein Flügel der Wirtschaftsgebäude in der Zeit von 1580 bis 1585. Dort baute Katharina eine Seidenraupenzucht auf und führte dieses Metier damit in Frankreich ein. Zudem ließ sie das Logis verändern. Auf der kleinen Terrasse zwischen der Kapelle und dem Kabinett-Anbau wurde ein Verbindungsbau errichtet, der für einen glatten Abschluss der Fassade nach Nordosten sorgte. Auch die repräsentative Nordfassade erfuhr eine Umgestaltung: Die Fensterflächen wurden verdoppelt und dazwischen Karyatiden sowie Atlanten angebracht. Schloss Chenonceau, und insbesondere seine durch Katharina von Medici umgestaltete Nordfassade, war Vorlage für das ab 1860 errichtete Château Régis.[15]

Außerdem tat Katharina es ihrer Rivalin Diane de Poitiers gleich und ließ den Garten Katharinas von Medici anlegen. Nach Plänen Bernard Palissys 1563 begonnen, besaß er neben einem von Blumen- und Strauchbeeten umgebenes großes Wasserbecken im heute Jardin Vert genannten Bereich außerdem eine Voliere, eine Menagerie, eine Schäferei und eine künstlich geschaffene Grotte. Außerdem ließ die Regentin Zitronen- und Orangenbäumchen für die Gärten importieren und über 1000 Maulbeerbäume für die geplante Seidenraupenzucht pflanzen.

Stillstand

Louise de Lorraine zog sich nach dem Tod ihres Mannes nach Chenonceau zurück und ließ ihr Schlafzimmer, das in dem von Katharina von Medici erbauten Mitteltrakt zwischen Kapelle und Kabinett lag, mit einer schwarzen Täfelung verkleiden. Anschließend wurden die Gebäude lange Zeit nicht mehr verändert.

Erst unter Louise Dupin wurden wieder Umgestaltungen vorgenommen. Sie ließ das Dachgeschoss der Galerie in kleine Appartements unterteilen und ein kleines Theater einrichten, in dem unter anderem Jean-Jacques Rousseaus Oper Le devin du village[16] und seine Komödie L’Engagement téméraire[17] uraufgeführt wurden. Louise Dupin bewahrte die Schlosskapelle zudem davor, während der Französischen Revolution zerstört zu werden, indem sie daraus ein Holzlager machte.

Erste Restaurierungen im 19. Jahrhundert  Alle Kamine im Schloss erhielten ihr heutiges Aussehen im 19. Jh.

Unter hohem finanziellem Aufwand ließ Marguerite Pelouze das Schloss von 1865 bis 1878 umfassend restaurieren. Verantwortlicher Architekt war dabei Félix Roguet, ein Schüler Eugène Viollet-le-Ducs. Anhand von Stichen Jacques I. Androuet du Cerceaus wurden sämtliche Gebäude der Schlossanlage in den Zustand des 16. Jahrhunderts zurückversetzt. So ließ die Schlossherrin den Zwischenbau mit dem Schlafzimmer Louises de Lorraine abreißen und deren Trauer-Vertäfelung anschließend an der Decke der Galerie anbringen. Außerdem ließ sie die Karyatiden und Atlanten von der Nordfassade entfernen und sie östlich der Allee im Park aufstellen. Bei den Arbeiten wurde auch die Innenausstattung des Logis erneuert – wenngleich nicht in einem authentischen Zustand –, ebenso wie die vollkommen verwilderten Gärten wiederhergestellt wurden.

Das 20. Jahrhundert

Der heutige Zustand der Schlossanlage von Chenonceau ist das Ergebnis weiterer umfassender Restaurierungsarbeiten, die seit mehr als 50 Jahren kontinuierlich durchgeführt werden. Im Sommer 1951 beschlossen Hubert Menier und seine Frau, das Anwesen wieder aufzubauen. Zu jener Zeit waren alle Dächer der Gebäude abgedeckt und der Garten Dianes de Poitiers durch ein Hochwasser am 7. Mai 1940 vollkommen zerstört. Für die Wiederaufbauarbeiten engagierte die Menier-Familie den Architekten Bernard Voisin. Erneute Wiederherstellungsarbeiten in den Innenräumen des Logis waren dabei ebenso notwendig wie die Befreiung des großen Parks von dichtem Unterholz. Eine der letzten Maßnahmen, die bisher durchgeführt wurden, war im Jahr 2000 die Renovierung der ehemaligen Pferdeställe in den Wirtschaftsgebäuden.

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