Sark ([sɑːk], französisch Sercq [sɛʀ]) ist mit 5,5 km² Fläche die viertgrößte der Kanalinseln. Die von etwa 500 Personen (Stand 2015) bewohnte Insel gehört zur Vogtei Guernsey (Bailiwick Guernsey). Die Kanalinseln sind weder Teil des Vereinigten Königreichs noch Kronkolonien, sondern als Kronbesitzungen, den crown dependencies Vogtei Guernsey und Vogtei Jersey, direkt der britischen Krone unterstellt. Westlich, in unmittelbarer Nachbarschaft, liegt die politisch zu Sark gehörende kleinere Insel Brecqhou, deren Eigentümer die Unabhängigkeit von Sark anstreben. Auf Sark sind keine Autos erlaubt, auch asphaltierte Straßen gibt es nicht.

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Sark ([sɑːk], französisch Sercq [sɛʀ]) ist mit 5,5 km² Fläche die viertgrößte der Kanalinseln. Die von etwa 500 Personen (Stand 2015) bewohnte Insel gehört zur Vogtei Guernsey (Bailiwick Guernsey). Die Kanalinseln sind weder Teil des Vereinigten Königreichs noch Kronkolonien, sondern als Kronbesitzungen, den crown dependencies Vogtei Guernsey und Vogtei Jersey, direkt der britischen Krone unterstellt. Westlich, in unmittelbarer Nachbarschaft, liegt die politisch zu Sark gehörende kleinere Insel Brecqhou, deren Eigentümer die Unabhängigkeit von Sark anstreben. Auf Sark sind keine Autos erlaubt, auch asphaltierte Straßen gibt es nicht.

Sark wird bisweilen als „letztes Bollwerk des Feudalismus“ charakterisiert, das in den 2000er Jahren aber zur „Demokratie“ gereift sei. „Bis 2008 […] wurden die Sarkees […] vom letzten Feudalstaat Europas regiert.“ Tatsächlich ist das Lehen bis heute die einzige Form des Landbesitzes, „echtes Grundeigentum gibt es nicht“. Die praktische Relevanz des Lehnswesens ist jedoch Gegenstand von Reformen; insbesondere ist es seit den ersten demokratischen Wahlen (2008) nicht mehr bestimmend für die Zusammensetzung des Inselparlaments.

Vor 1565

Man weiß recht wenig über das Leben auf der Insel vor dem 16. Jahrhundert, kann jedoch eine jungsteinzeitliche Besiedlung nachweisen, von der zahlreiche Großsteingräber zeugen.[1] Auch die Römer waren vermutlich mindestens zwei Jahrhunderte auf der Insel.

565 begannen der Heilige Magloire und 62 Mönche die Insel zu kultivieren. Das Kloster überstand Plünderungen der Wikinger im neunten Jahrhundert. 933 wurde der normannische Jarl Wilhelm I. mit der Insel belehnt. Die Jarle (später Herzöge) gaben der Insel im Laufe der Jahrhunderte verschiedenen Herren, so gehörte sie bis 1042 zur Abtei Mont-Saint-Michel. Das Kloster von St. Magloire wurde zwar ca. 1160 nominell wiederhergestellt, umfasste aber nur einen einzigen aus Montebourg stammenden Mönch, der den Titel des Priors von St. Magloire trug und für die Seelen der jeweiligen Besitzer Sarks beten sollte.[2]

1274 hatte Sark etwa 400 Einwohner; bis Ende des 14. Jahrhunderts bezog der englische König ein beachtliches Einkommen aus der Insel. Vermutlich durch den Schwarzen Tod (Pest) entvölkert, wurde die nun menschenleere verwilderte Insel im 16. Jahrhundert in Kriegszeiten von Marineeinheiten benutzt und diente in Friedenszeiten Piraten als Unterschlupf. 1549 baute die französische Marine hier Festungen, deren hundertköpfige Besatzung bereits 1553 von einem flämischen Korsaren vertrieben wurde.

1565–1643  Windmühle auf Sark, erbaut 1571
(Bild ca. 1905; heute ohne Flügel) Le Manoir: das Herrenhaus der ersten Jahrhunderte. Le Manoir, Anbauten. Diese Häuserreihe, von der hier nur der Anfang sichtbar ist, beherbergte unter anderem Kirche und Schule der Insel. In einem der Häuser wohnte auch der Seigneur vor Fertigstellung des Hauptgebäudes.

1563 pachtete Hélier de Carteret, Seigneur von St. Ouen auf Jersey, die Insel und begann die Wiederbebauung. Nach dem Vorbild eines französischen Adeligen, der sich 1560 für seinen König auf Sark an einem ähnlichen Projekt versucht hatte, glaubte er, die Insel durch eine permanente nicht rein militärische Besiedlung preisgünstig verteidigen zu können, um so englische Handelsschiffe ebens wie St. Ouen vor Piratenangriffen zu schützen. Durch einen Patentbrief (Letters patent) von Elisabeth I. aus dem Jahr 1565 wurde die Übergabe der Insel bestätigt, mit der Bedingung verbunden, dass es ihm gelänge, die Insel innerhalb einer Frist von zwei Jahren dauerhaft mit 40 Untertanen der Königin zu bevölkern und gegen Angriffe zu verteidigen.[3] Die meisten seiner Siedler waren Presbyterianer von der Insel Jersey sowie einige exilierte französische Hugenotten. Diese Einwohner versuchten eine unabhängige Regierung nach Vorbild Jerseys, was zu Konflikten mit Guernsey führte. Der Handel verstärkte in der Folgezeit die Beziehung zu Guernsey.

Verfassungsgeschichte

Als Belohnung für die Besiedlung der Insel wurde Sark, bisher zu dem ererbten Lehen St. Ouen auf Jersey gehörig, 1572 ein selbständiges, direkt von der Krone verliehenes Lehen (Fief Haubert), das mit St. Ouen in Personalunion verbunden war. Den Status eines Fief Haubert hatte St. Ouen selbst inne – er brachte die Privilegien der Steuerhoheit und Zollfreiheit[4] sowie eines eigenen Gerichts mit sich. Schon nach dem Patentbrief Elizabeths I. von 1565 sollte das Siegel des Seigneurs dieselbe Gültigkeit haben wie die Siegel von Guernsey und Jersey. Obgleich die traditionelle Zugehörigkeit zu Guernsey in den Dokumenten von 1565 und 1572 implizit bestätigt wurde, versuchte Seigneur Hélier de Carteret die Erhebung zum Fief Haubert zu seinen Gunsten auszulegen, sprach auf Sark persönlich nach den Sitten Jerseys Recht und ignorierte Anordnungen aus Guernsey. Auf seinen Rat hin stimmte sein Sohn Philippe, nachdem er die Regierung Sarks übernommen hatte, einer Petition der Einwohner zu, die um ihre Unabhängigkeit fürchteten und sich ein unabhängiges Regierungssystem nach dem Vorbild ihrer Heimat Jersey wünschten. Philippe berief 1579 eine Versammlung der Inselbewohner ein, die die Einführung eines eigenen Gerichts beschloss sowie zwölf (ursprünglich zehn) Geschworene (Jurats), einen vorsitzenden Richter (Bailiff) und neun zusätzliche Amtsträger wählte. Damit trat erstmals ein Chief Pleas zusammen.

Nach Konflikten mit dem Gericht und der Regierung Guernseys, die mit der Existenz eines neuen Gerichts in ihrem Einflussbereich nicht einverstanden waren, und einer Musterung der Inselbevölkerung, bei der die erforderliche Zahl von 40 Männern nicht festgestellt werden konnte, wurden in Abwesenheit des Seigneurs 1582 zwei Jurats und der Bailiff verhaftet und nach Guernsey verbracht. Beigelegt wurde dieser Konflikt erst durch den britischen Kronrat (Privy Council), nach dessen Beschluss von 1583 das Gericht auf Sark, in Anbetracht der kleinen Bevölkerungszahl, auf vier Jurats, einen vorsitzenden Richter (Juge) und vier zusätzliche Amtsträger verringert werden sollte. Die Autorität dieses Gerichts war begrenzt, entschieden werden sollte nach den Gebräuchen Guernseys.[5] Es wird angeordnet, dass sich die „besagten Jurats und Amtsträger […] dreimal jährlich versammeln […], um ihren Chief Pleas abzuhalten und mit Einverständnis des Seigneurs und der Allgemeinheit […]“ die öffentliche Ordnung zu regeln. Die Versammlungstermine sind heute noch die gleichen. Vor allem aber wird hier das Verhältnis zu Guernsey erstmals verbindlich geregelt.

Im Laufe der Zeit wuchs die Bevölkerungszahl; es wurden neben den bestehenden Tenements neue Anwesen errichtet, teils ohne Wissen des meist abwesenden Seigneurs. Das hatte zwei für das politische System der folgenden Jahrhunderte prägende Auswirkungen: Erstens beschloss der Chief Pleas im Jahr 1604, dass nur die Tenants der Quarantaine Tenements als Familienoberhäupter mit Stimmrecht im Chief Pleas repräsentiert sein sollten. Zweitens ordnete auf Bitten des Seigneurs 1611 eine königliche Urkunde an, dass jedes der Tenements unter denselben lehnsrechtlichen Bedingungen wie die Seigneurie stehen und damit unteilbar sein sollte – so sollte die ökonomische Überlebensfähigkeit gesichert werden.[6] Letzteres wurde nicht immer beachtet, doch galten beide Regeln prinzipiell mehrere Jahrhunderte.

1643–1789  John Carteret, letzter Seigneur aus der Gründerfamilie bis 1720

Während des Englischen Bürgerkriegs gingen die Rechte des Seigneur teilweise auf einen Richter über. Dieser ließ es zu, dass Lehen nicht mehr vollständig vererbt, sondern verbotenerweise aufgeteilt wurden. Die hierbei teilweise zersplitterten Parzellen wurden nach der Restauration rasch wiedervereinigt. Wesentlich nachhaltiger war das gestärkte Selbstbewusstsein der presbyterianischen Beamten, die sich nun weigerten, den Treueeid nach anglikanischer Art abzulegen.

Verfassungsgeschichte

In Reaktion darauf entstand das heutige Amtsträger-System, nach dem anstelle der gewählten Jurats ein einzelner Seneschall Gericht hält, der – wie auch andere ehemals gewählte Amtsträger – vom Seigneur ernannt wird. 1675 wies der Kronrat das Gericht in Guernsey an, die Jurats auf Sark zu entlassen und statt ihrer einen Seneschall zu vereidigen, den der Seigneur ernennen solle, „in ähnlicher Weise, wie es der besagte Sir Philippe [Seigneur von Sark] in St. Ouen auf Jersey tut und wie andere Lords der Insel Jersey und Guernsey auf ihren jeweiligen Gütern und Lehen welche ernennen“.[7]

1720 verkaufte Seigneur John Carteret, wie seine Vorfahren außerdem Seigneur von St. Ouen und überdies aktiver Politiker und Diplomat in Großbritannien und darüber hinaus, die Insel. Nach einem Jahrzehnt unter unterschiedlichen englischen Besitzern gelangte sie an die Familie Le Pelley, die schon zuvor auf Sark ansässig war und für die Verlegung der Seigneurie an ihren heutigen Standort – das Anwesen, wo die Familie auch bisher gelebt hatte – verantwortlich ist.

19. und 20. Jahrhundert  Verlassene Silbermine auf Little Sark (19. Jh.) Zeitungsanzeige für einen touristischen Ausflug nach Sark, 1888

Die Französische Revolution erzeugte auch auf Sark in den 1790er Jahren eine starke antifeudale Stimmung. Die Mühle des Seigneurs wurde angezündet, um dessen Mühlmonopol zu brechen.

Ein vergeblicher Versuch, auf Little Sark Kupfer und Silber abzubauen, endete später in der Verschuldung des Seigneurs und dem Verkauf seines Amtes 1852 an die Familie Collings, englischen Ursprungs, aber seit über einem Jahrhundert in Guernsey ansässig, deren direkter Erbe der gegenwärtige Seigneur ist.

Schon in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts begann die Bedeutung des Tourismus, was durch die Einführung der heute noch üblichen Landegebühr im Hafen 1859 augenfällig wird. Die Bedeutung der englischen Sprache in der Bevölkerung stieg. Viele von auswärts Kommende kauften oder pachteten außerdem Land; dass man durch Letzteres nicht im Chief Pleas vertreten war, war einer der Gründe für die Einführung der heutigen zwölf gewählten Abgeordneten 1920.

Im Zweiten Weltkrieg war Sark, wie die anderen Kanalinseln auch, von der deutschen Wehrmacht besetzt. Im Gegensatz zu den Einwohnern vieler Inseln, die sich vorher nach England evakuieren ließen (in Alderney etwa gab es während der Besetzung noch ganze zwei Haushalte), blieben die Einwohner Sarks auf ihrer Insel. Sibyl Hathaway, die damals als Dame de Sercq die Stelle des Seigneurs einnahm, behandelte die Besatzer freundlich, aber autoritär („Ihr Wort war Gesetz. Sogar für uns […]“, meinte ein deutscher Soldat dazu). Hathaway war neben dem Guernseyer Jurat (Laienrichter, ähnlich einem Schiedsmann) Lainé die einzige politisch einflussreiche Person, die sich weigerte, deutsche Befehle zu unterschreiben. Im September 1942 sollten nach einem Befehl alle Personen von den Kanalinseln nach Deutschland deportiert werden, die „ihren festen Wohnsitz“ nicht dort hatten, sowie nicht auf den Inseln geborene „Männer zwischen 16 und 70 Jahren […] englischer Volkszugehörigkeit“ samt Familie.[8] Auf Sark betraf dies zunächst neun Personen. Nach einem militärisch nahezu wertlosen britischen Kommandoüberfall auf Sark zwei Wochen später wurden im Februar 1943 weitere 63 Menschen aus Sark deportiert, darunter angeblich alle ehemaligen Offiziere, aber auch Frauen und Kinder. Darunter fiel auch Sibyl Hathaways Ehemann, der im Ersten Weltkrieg britischer Fliegeroffizier gewesen war. Ein weiteres britisches Kommando scheiterte vollends, da die Klippen inzwischen durch Minenfelder befestigt waren.[9] Nach der Landung der Alliierten in der Normandie 1944 hungerten die Kanalinseln bis zu ihrer Befreiung durch britische Truppen, die erst zwei Tage nach der Kapitulation der Wehrmacht stattfand. Man hatte zwar auch auf Sark „Schlimmes erlebt“, so das Urteil des Jerseyer Journalisten Roy McLoughlin, aber „die Erinnerungen an die Besatzungszeit waren nicht so bitter wie auf den größeren Inseln.“ Die „enge Gemeinschaft“ der Menschen dort habe die gegenseitige Hilfe und den während der Belagerungszeit notwendigen Tauschhandel einfacher gemacht.[8] Auch die Website der Regierung vertritt diese Auffassung.

Verfassungsgeschichte

Anfang des 20. Jahrhunderts waren 80 % der Bewohner Sarks nicht im Chief Pleas vertreten; dagegen hatten einige Tenants mehrere Tenements und damit auch mehr Stimmen (die Spitze bildete Familie Baker mit 9 Tenements). Indem er auf unbegrenzte Zeit ernannt war, nicht abgesetzt werden konnte und zugleich Richter und Vorsitzender des Chief Pleas war, hatte der Seneschall eine große Machtfülle inne. Auf Initiative der Bevölkerung ging man eine Reform an; unter Druck des Bailiffs von Guernsey wurde schließlich 1922 eine geschriebene Verfassung durchgesetzt, die vor allem die bisherige Praxis festschrieb, diese aber dahingehend änderte, dass

zu den Tenants 12 von den Einwohnern wählbare Deputies hinzukamen (aktives Wahlrecht: Männer ab 20 Jahren, Frauen, sofern nicht steuerpflichtig, ab 30 Jahren, passives Wahlrecht seit 1925 für männliche Steuerzahler ab 20 Jahren), jedem Mitglied des Chief Pleas nur noch eine Stimme zustand, unabhängig von der Zahl der Tenements und der Seneschall nur noch für drei Jahre ernannt wurde (mehrere Amtszeiten möglich und auch üblich)[10].

Zusammen mit allen Kanalinseln reformierte auch Sark 1951 erneut seine Verfassung; Resultat dieses Prozesses war das mit Änderungen das ganze restliche Jahrhundert hindurch gültige Reform Law. Hier wurden erneut ältere Bräuche festgeschrieben sowie praktische Probleme geregelt, die in den Vorjahren zu Tage getreten waren. Zudem wurde dem Seigneur nur noch ein aufschiebendes Veto zugesprochen, dauerhaft blockieren konnte er Beschlüsse des Chief Pleas nicht mehr. 1952 bewarben sich zwei Frauen für einen Sitz als Deputy; eine davon wurde gewählt.

Deputy Lanyon und Tenant Head kritisierten in den 50er Jahren die Politik der Insel. Sie wünschten sich mehr Demokratie und Transparenz, forderten die Überprüfung der Regierung durch eine Kommission der britischen Regierung und bemängelten die geringe Zweckmäßigkeit des Chief Pleas, in dem die Tenants teilweise kaum zur Mitarbeit in der Politik bereit waren. Es kam zu Angriffen auf sie in Worten und auch Taten: Lanyons Scheune wurde in Brand gesetzt und sein Geschäft boykottiert. Beide zogen sich aus der Politik zurück.[11]

Verfassungsreform im 21. Jahrhundert

Zu einer Reform drängte im ersten Jahrzehnt die Sorge um das Fortbestehen der Autonomie der Insel und weil die Tenements und damit bisher auch politischer Einfluss auch von reichen Fremden erworben werden können. Ein wichtiger Faktor war der Druck der Brüder David und Frederick Barclay, die die Nachbarinsel Brecqhou als Tenement erworben haben und die Unabhängigkeit dieser Insel anstreben. Auch die Zulassung weiblicher Erbfolge geschah auf ihre Veranlassung hin.[12][13]

Die Diskussionen um die Verfassungsänderung dauerten mehrere Jahre an und haben 2006 und 2007 unter anderem zu mehreren außerplanmäßigen Sitzungen des Chief Pleas und zu unterschiedlichen Beschlüssen geführt:

Nach einem Beschluss vom 8. März 2006 müssten 14 von 28 Abgeordneten Tenants sein. Diese Variante war von der Öffentlichkeit schon vorher in einer allerdings nur von gut 35 Prozent der volljährigen Einwohner Sarks besuchten Umfrage abgelehnt worden.[14] Manche Stimmen traten dagegen schon nach dieser umstrittenen Änderung für eine vollständige Beibehaltung des feudalistischen Systems ein.[15] Nach einem Beschluss vom 4. Oktober 2006 sollte es künftig 28 völlig frei gewählte Abgeordnete geben.[16] Für dieselbe Option hatten zuvor auch die Einwohner Sarks in einer Meinungsumfrage mehrheitlich (56 % der gültigen Stimmen) gestimmt.[17] Im Chief Pleas war vereinbart worden, das Ergebnis dieser Umfrage zu berücksichtigen, wenn eine Option eine Mehrheit von mindestens 20 % erhalte. Unstimmigkeiten über die Berechnung dieser Mehrheit führten am 17. Januar 2007 zur einstweiligen Aufhebung des Beschlusses von Oktober 2006: Die Mehrheit, die im Chief Pleas als 27 % vorgestellt worden war und damit zur Annahme der befürworteten Option führte, betrug nach der üblichen Berechnungsvariante nur 12 %.[18] Ein Gesetzesentwurf von Juli 2007,[19] der auf einen nicht endgültigen Beschluss vom April desselben Jahres folgte, sah ab Dezember 2008 für eine vierjährige Übergangszeit 28 Sitze im Chief Pleas vor, 12 davon für Tenants reserviert. Danach sollte die Bevölkerung durch ein verbindliches Referendum entscheiden, ob die Übergangsregelung beibehalten würde oder ob alle 28 Sitze „offen“ sein sollten.[20] Der Britische Kronrat, der Gesetze auf den Kanalinseln absegnen muss, hätte am 14. November über die endgültige Zustimmung entschieden; der Entwurf wurde aber nach einer Petition der Barclay-Brüder (s. u.) zurückgezogen.[21] In der folgenden Sitzung des Chief Pleas kam es schließlich zu einem endgültigen Beschluss, der, was die Wahl des Chief Pleas angeht, die gegenwärtigen Regelungen traf.

Der ersten Wahlen nach dem neuen System haben am 10. Dezember 2008 stattgefunden. In der Zeit vor der Wahl hatten die Barclays zahlreiche Investitionen auf Sark getätigt. Fünf der sieben Hotels sowie ein Gasthaus und einige Läden gehörten ihnen, fünf Millionen jährlich investierten sie nach eigenen Angaben in die Insel. Auch eine Zeitung der Insel hatten sie aufgekauft, die teilweise polemisch zu den Kandidaten der Wahl Stellung nahm. Das Resultat der Wahl entsprach dennoch nicht ihren Vorstellungen: Nur fünf der 28 gewählten Kandidaten waren pro-reform eingestellt, berichtete BBC News; Kevin Delaney, ein leitender Angestellter der Barclay-Unternehmen auf Sark und als Tenant bisher Mitglied des Chief Pleas, war nicht unter den Gewählten. In Reaktion darauf schlossen die Barclays am folgenden Tag ihre Unternehmen auf der Insel, was einen Verlust von ca. einhundert Arbeitsplätzen bedeutete. Die Barclays hätten der Insel viel gegeben, „um nicht nur keinen Dank zu bekommen, sondern auch direkt beleidigt und zurückgewiesen zu werden“, meinte ihr Rechtsanwalt Gordon Dawes.[22][23][24]

David und Frederick Barclay planten, gegen die jetzige Verfassungsänderung zu klagen, da mit dem Vetorecht des Seigneurs und der Doppelrolle des Seneschalls als einziges Organ der Judikative und Vorsitzender der Legislative noch immer zwei Elemente der feudalen Verfassung bleiben.[25] Der letztere Kritikpunkt wurde 2010 mit der Einführung eines gewählten Präsidenten des Chief Pleas – der Seneschal leitet nun nur noch die Sitzungen, in denen ein neuer Präsident gewählt wird – beseitigt.[26] 2014 ging die Klage verloren.[27] 2014 wurden von den Barclay-Brüdern vier Hotels mangels Kundennachfrage geschlossen, wovon eines 2019 wieder eröffnet wurde.[28]

Heather Sebire, The Archaeology & Early History of the Channel Islands (Tempus 2005, ISBN 0-7524-3449-7) Ewen / de Carteret, S. 20–25. Ewen / de Carteret, S. 30–34. Lars Karbe, S. 140. Karbe, S. 63–67. Ewen / de Carteret, S. 45–53 u. 58. Ewen / de Carteret, S. 153/154. ↑ a b Roy McLoughlin, Britische Inseln unterm Hakenkreuz. Die deutsche Besetzung der Channel Islands, Ch. Links, Berlin 2003, ISBN 3-86153-305-7.
(Ursprünglich Simon Watkins, Living with the enemy − what really happened, St. John, Jersey 1995, S. 18, 31–40, 50, 51f, 90 ff., 120.)
Sibyl Hathaway: Dame of Sark. An Autobiography. Heinemann, London/Melbourne/Toronto 1961, S. 140–159. Nach Liste der Seneschalls (siehe Ewen / de Carteret, S. 159) amtierten drei von vier zwischen 1922 und 1968 ernannten Seneschalls länger als drei Jahre. Die durchschnittliche Amtszeit sank von 13,72 Jahren (1675–1922) auf 11,75 Jahre (1922–1969) Karbe, S. 87–103. BBC News: Zu der Verfassungsänderung siehe news.bbc.co.uk und news.bbc.co.uk, zu der weiblichen Erbfolge siehe news.bbc.co.uk Demokratie in Europa: Die bösen Zwillinge von Sark, stern.de, 12. Dezember 2008 Siehe Protokoll zur außerplanmäßigen Sitzung des Chief Pleas am 8. März 2006 (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive) Sark bids a reluctant farewell to more than 400 years of feudalism (Memento vom 25. März 2014 im Internet Archive) (siehe den Wikipedia-Artikel dazu) Siehe Archivlink (Memento vom 21. April 2013 im Internet Archive), abgerufen am 25. März 2014. Zu den genauen Ergebnissen siehe hier (Memento vom 14. April 2008 im Internet Archive) Siehe dazu The Guernsey Press and Star (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive) und die sark.info (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt Protokoll der Chief-Pleas-Sitzung am 4. und 5. Juli 2007 (Memento vom 21. April 2013 im Internet Archive), S. 5–7, abgerufen am 25. März 2014. Siehe Protokoll zur Oster-Sitzung am 11. und 12. April 2007 (Memento vom 21. April 2013 im Internet Archive), S. 7, 14, abgerufen am 25. März 2014. Agenda zur Weihnachtssitzung des Chief Pleas am 16. Januar 2008, S. 15. „Barclays shut down Sark interests“, BBC News, 11. Dezember 2008, abgerufen am 25. März 2014. "Barclay brothers shut down Sark hotels and shops" (Memento vom 31. Mai 2010 im Internet Archive), The Times, 12. Dezember 2008, abgerufen am 25. März 2014. „Souveräner Tritt in den Hintern“ (Memento vom 14. Dezember 2008 im Internet Archive), Süddeutsche Zeitung, 14. Dezember 2008, abgerufen am 25. März 2014. BBC News (Stand: 9. April 2008, abgerufen am 25. März 2014) The Reform (Sark) (Amendment) Law, 2010. Abgerufen am 25. März 2014. Vorlage:Cite web: Der Parameter language wurde bei wahrscheinlich fremdsprachiger Quelle nicht angegeben. Barclay Brothers lose legal Fight over the Future of Sark, The Independent, 22. Oktober 2014 Barclay brothers’ Sark hotel and restaurant to reopen, bbc.com, 15. März 2019
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