Quito

Quito (San Francisco de Quito) [ˈkito] ist die Hauptstadt von Ecuador. Sie liegt 20 Kilometer südlich des Äquators in einem 2850 m hohen Becken der Anden und ist somit noch vor der bolivianischen Hauptstadt Sucre die höchstgelegene Hauptstadt der Welt. Sie ist mit rund 2,7 Millionen Einwohnern neben Guayaquil eine der beiden größten Städte des Landes. Außerdem ist sie Hauptstadt des gleichnamigen Kantons sowie der Provinz Pichincha. Die Altstadt von Quito gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Präkolumbische Zeit  Atahualpa (ca. 1533)

Der Legende nach wurde Quito von einem Häuptling namens Quitumbe gegründet. Einer Version des Gründungsmythos zufolge überlebten Quitumbe und seine Lebensgefährtin Llira als einzige eine Sintflut, indem sie sich auf den Rucu Pichincha retteten. Nach dem Zurückgehen der Wasser wurden sie Stammvater und -mutter der Quitu. Nach einer anderen Version war Quitumbe Sohn des Häuptlings eines Volksstammes, der über das Meer zur Bucht von Caráquez (im heutigen Manabí) kam. Hiernach gründete er zunächst die Stadt Tumbes und zeugte mit Llira, einer Huancavilca-Prinzessin von der Insel Puná einen Sohn, bevor er einer Feder folgend ins Andenhochland zog und dort, wo sich die Feder zu Boden senkte, eine Siedlung und ein Reich gründete.[1]

Nach archäologischen Funden war die Quito-Hochebene seit etwa 1500 v. Chr. besiedelt, die bedeutendsten Funde gehen auf die sogenannte Cotocollao-Kultur zurück, eine sesshafte Ackerbaukultur, die bis etwa 500 n. Chr. auf der Hochebene nachgewiesen werden kann. Geschichtliche Daten aus dieser Zeit sind nicht bekannt. Im 14. und 15. Jahrhundert befanden sich im Guayllabamba-Becken mehrere Siedlungen mit lokalen Häuptlingen. Zwischen ihnen bestand im Bereich der heutigen Plaza San Francisco in der Altstadt von Quito ein großer, dauerhafter Markt (von den Spaniern später als Tianguez bezeichnet). Es ist nicht nachzuweisen, dass die Siedlungen einer einheitlichen politischen Herrschaft unterstanden; sie scheinen aber zum Teil durch Heirat verbunden gewesen zu sein. Die Bewohner des Nordteils des Beckens, von spanischen Chronisten wie Pedro de Cieza de León als Zambizas bzw. Quitos, Pillajos und Collaguazos bezeichnet, waren offenbar kulturell dem Bereich der weiter nördlich lebenden Cara zuzurechnen, während die im Süden lebenden Panzaleos sich von ihnen deutlich unterschieden. Der Handelsplatz war neben seiner wirtschaftlichen auch von strategischer Bedeutung, da er Begegnungspunkt andiner Völker mit den Quijos des Amazonastieflandes und den westlich der Anden lebenden Yumbo war.[2]

Aus dieser strategischen Bedeutung entwickelte sich vermutlich nach der Eroberung durch die Inka und später die Spanier die Idee eines Großreiches im Norden, das dem Inkareich antagonistisch gegenübergestanden habe. Vor allem der Jesuit und Historiker Juan de Velasco (1727–1792) berichtet über ein Shyrireich genanntes Bündnis der Quitos, der Cara und anderer Stämme, deren Herrscherhaus sich im 14. Jahrhundert mit dem der Puruhá aus der heutigen Provinz Chimborazo vereinigte und dem sich im 15. Jahrhundert in der Verteidigung auch die Herrscher der Kañari anschlossen, so dass ein „Reich“ entstanden sei, das bis in den Norden des heutigen Peru (Paita, Piura) gereicht habe. Die Darstellung Velascos ist bereits von Federico González Suárez (1844–1917) und Jacinto Jijon y Caamaño (1890–1950) heftig kritisiert worden; die moderne Geschichtswissenschaft findet keine Belege für die Existenz eines solchen Großreiches.[3]

Die Inka begannen vermutlich Mitte des 15. Jahrhunderts damit, die Ebene um Quito zu erobern, wobei die Bemühungen Túpac Yupanquis wohl am Widerstand vor allem der Siedlungen des nördlichen Bereiches scheiterten und erst unter Huayna Cápac um 1480 eine endgültige Eroberung gelang. Nach der von Velasco geprägten Überlieferung wurde Paccha, die Tochter des letzten Quito-Herrschers Cacha Duchicela, eine der Frauen Huayna Cápacs und Mutter von dessen möglicherweise in Quito geborenem Sohn Atahualpa. Unter Huayna Cápac blieb der Handelsplatz bestehen, und die heutige Altstadt Quitos wurde zum religiös-politischen Zentrum ausgebaut. Es wurde Herrschafts- und Gerichtssitz für den Bereich zwischen Riobamba im Süden und Otavalo im Norden und damit neben Cuzco und Cajamarca eine der wichtigsten Städte des Inka-Reiches. Die Herrschaftsstruktur über das Umland wurde auf den Ort hin zentralisiert, zur militärischen Kontrolle wurden Mitmaqkuna angesiedelt (u. a. Chacha, Kañari und Huancas).[4]

Kolonialzeit  Der große Platz vor der Kirche San Francisco Fassade von San Francisco, erbaut seit 1535, Hauptteil nach Plänen von Juan de Herrera

Im Zuge der Konquista wurde 1534 auch das Andenhochland des heutigen Ecuador von den Spaniern erobert. Am 6. Dezember 1534 gründete der Konquistador Sebastián de Belalcázar in den Resten des alten Quito mit 202 weiteren Spaniern die Stadt San Francisco de Quito. 1541 unternahmen Gonzalo Pizarro und Francisco de Orellana von dort aus die Zimtland-Expedition in das Amazonasbecken östlich der Anden, in deren Verlauf Orellana über den Río Napo den Amazonas entdeckte, während Pizarro nach Quito zurückkehrte.

 Kirche La Compañía de Jesús (der Jesuiten) Kirche La Compañía de Jesús Kirche La Compañía de Jesús (der Jesuiten)

Im 16. Jahrhundert blieb Quito stets regionales Zentrum. 1563 richtete Philipp II. die Real Audiencia de Quito als oberstes Gericht für einen Bereich ein, der vom Süden des heutigen Kolumbien bis zum Norden des heutigen Peru und im Osten bis zur Mündung des Napo in den Amazonas reichte. Vorsitzender des Gerichts war der Gouverneur von Quito, der seinerseits dem Vizekönig von Peru bzw. später von Neugranada unterstand.

Die indigene Bevölkerung der Siedlungen des Umlandes wurde in Encomiendas bzw. Repartimientos zusammengefasst, ihre Dörfer blieben darin bestehen und nahmen zu; auch innerhalb der Stadt war die Ursprungsbevölkerung durch den weiter bestehenden Handelsplatz und Verpflichtungen zu Bautätigkeit und Dienstleistungen stets präsent. In den Randgebieten der Stadt lebten darüber hinaus ständig Indigene in „Reduktionen“. Mit ihrer Missionierung waren zunächst die Franziskaner beauftragt, im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts kamen mit den Dominikanern, den Mercedariern, den Augustinern und den Jesuiten weitere Orden hinzu, deren Mitglieder das gesellschaftliche Leben und deren Kirchen das Stadtbild prägten (und heute den bedeutendsten Teil des Weltkulturerbes Quitos ausmachen). Während der gesamten Kolonialzeit kontrastierte aber der urbane Charakter mit der landwirtschaftlichen Prägung vieler städtischer Flächen.

In der ersten Phase der spanischen Kolonialherrschaft entstand so eine duale Gesellschaft aus spanischen und spanischstämmigen Eroberern bzw. Grundbesitzern und Mönchen einerseits und indigenen Volksgruppen andererseits, die allerdings vielfach miteinander verbunden waren. Besonders die seit Beginn des 17. Jahrhunderts florierende Produktion von Wolltextilien sorgte für dauerhafte Verbindungen von Stadt und Land wie auch für ein rasches Stadtwachstum, da sie sowohl spanische Hidalgos als auch indigene Arbeitskräfte in die Stadt und ihr Umland zog.[5]

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts trat die Wirtschaft Quitos in eine langsame, sich über das gesamte Jahrhundert hinziehende und verschärfende Krise ein, die ihre wichtigste Ursache in zunehmend restriktiver Abgaben- und Handelspolitik des in finanzielle Engpässe geratenen spanischen Staates gegenüber seinen Kolonien hatte. In Quito hatte dies zur Folge, dass viele für den Export produzierende Wollwebereien geschlossen werden mussten. Die Dynamik des Stadtwachstums nahm deutlich ab und kam zum Erliegen. Ein Ausdruck der Unzufriedenheit mit der zunehmenden Abgabenlast war die Estanco-Rebellion im Jahr 1765 gegen ein neues staatliches Alkohol- und Tabakmonopol, ein Aufstand der kreolischen und später auch der indigenen Bevölkerung in den Vierteln Quitos, der aber letztlich ohne Folgen blieb.

Zwischen 1737 und 1743 besuchte die französisch-spanische Geodätische Mission unter Leitung von Charles Marie de La Condamine Quito, um die genaue Lage des Äquators zu bestimmen und Erkenntnisse über die Form der Erde zu gewinnen. Trotz dieses auswärtigen Einflusses schottete sich Quito im 18. Jahrhundert zunehmend von neuen Ideen und internationalem Handel ab; konservative Aristokraten und die katholischen Orden dominierten das Geistesleben. Bedeutendster Kritiker jener Verhältnisse war Eugenio Espejo, der die Ideen der Aufklärung dem lateinamerikanischen Kontext anpasste und sie zu verbreiten suchte.

Im Zusammenhang der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege in Spanien kam es im August 1809 zu einer Revolution in Quito, die den spanischen Gouverneur ab- und eine Junta unter Führung von Juan Pío Montúfar einsetzte. Hintergrund der „Revolution“ war nicht der Kampf für die Ideen der Französischen Revolution, sondern eher die Furcht, die Napoleonischen Kriege könnten auch in Quito zu deren Umsetzung führen. Die führenden Köpfe der Erhebung zeigten sich der spanischen Krone treu ergeben und suchten eher Veränderungen zu verhindern als sie zu befördern. Allerdings sollte die einheimische Oberschicht aus Mestizen gegenüber aus Spanien entsandten Verwaltern mehr Einfluss erhalten. Der Kampf für den Einfluss der Mestizen-Oberschicht war auch wichtiger Beweggrund der folgenden Kriege um die Unabhängigkeit, die für Quito schließlich nach der gewonnenen Schlacht am Pichincha am 24. Mai 1822 eintrat.

Hauptstadt Ecuadors

In der unter Simón Bolívar neu gegründeten Republik Großkolumbien war Quito zunächst Hauptstadt des sogenannten Departamento del Sur, ehe dieses 1830 aus dem Bund austrat und sich als Republik Ecuador mit Hauptstadt Quito konstituierte.

Während des 19. Jahrhunderts bildeten Quito und die nördliche Andenregion den Rückhalt für konservative, kirchentreue politische Kräfte, während die Küstenregion um Guayaquil für säkularere und freihandelsfreundlichere Tendenzen stand. Die politische Landschaft war von sogenannten Caudillos geprägt, Militärs, die als Politiker agierten, oder Politiker, die militärischen Rückhalt besaßen. Dies führte dazu, dass die Hauptstadt Schauplatz zahlreicher Staatsstreiche wurde. Die einschneidendsten dieser Machtwechsel waren die „Märzrevolution“ von 1845, die „Nationale Krise“ der Jahre 1859/60 und die „Liberale Revolution“ seit 1895. In der „Märzrevolution“ stürzte ein Triumvirat aus Guayaquil um José Joaquín de Olmedo den eher in der Andenregion unterstützten, aus dem heutigen Venezuela stammenden Präsidenten Juan José Flores. Im Bürgerkrieg von 1859/60 setzte sich der in Guayaquil geborene, aber in Quito aufgewachsene klerikal-konservative Gabriel García Moreno im Bündnis mit Flores gegen eher liberale Truppen um Francisco Robles, José María Urbina und Guillermo Franco durch. Er errichtete daraufhin ein von vielen als Diktatur angesehenes klerikal-autoritäres Regime, das seinen symbolischen Höhepunkt in einer Zeremonie am 24. März 1874 in der Kathedrale von Quito fand, in der García Moreno und der Erzbischof von Quito, José Ignacio Checa, die Republik Ecuador offiziell dem Herzen Jesu weihten. Das Regime García Morenos, das die Bildungs- und Infrastrukturausstattung Ecuadors deutlich verbesserte, endete mit der Ermordung des Präsidenten 1875. 1877 wurde Erzbischof Checa durch mit Strychnin versetzten Karfreitags-Messwein vergiftet. Als Ergebnis folgender 20-jähriger Instabilität gelang es dem General Eloy Alfaro, in der „Liberalen Revolution“ seit 1895 ein umfassendes Säkularisierungs- und Modernisierungsprogramm umzusetzen. Alfaro wurde 1912 nach einem gescheiterten Staatsstreich, den er gegen seinen Nachfolger Emilio Estrada unternommen hatte, von einer Menschenmenge aus dem Gefängnis gezerrt, ermordet und im Ejido-Park verbrannt.

Die Ära des Liberalismus in Ecuador fand ein erstes Ende in der „Julirevolution“ von 1925, einem Putsch von Militärs mittleren Ranges. Da während der liberalen Revolution ein stehendes Heer und damit von einzelnen Führern emanzipierte Streitkräfte geschaffen worden waren, waren Putsche seit der Julirevolution nicht mehr von Caudillos, sondern von Militärjuntas getragen und endeten in der Regel in der Übergabe der Macht an einen zivilen Präsidenten. Im Rahmen der sogenannten „Glorreichen Revolution“ von 1944 spielten erstmals Großdemonstrationen eine bedeutende Rolle bei einem Präsidentensturz, als Arroyo nach Massenprotesten zurücktrat und José María Velasco Ibarra sein Nachfolger wurde. Velasco, ein wertkonservativer Politiker mit Rückhalt in der Andenregion, der aber zu Beginn der liberalen Partei angehörte und ein begnadeter Redner und Populist war, wurde insgesamt fünfmal Präsident und viermal von Militärs gestürzt. Der letzte Sturz Velasco Ibarras im Februar 1972 leitete die neunjährige Militärdiktatur in Ecuador ein. Im September 1975 kam es zu einem Gefecht rivalisierender Generäle um den Präsidentenpalast, als Raúl González Alvear versuchte, aus einem gegenüberliegenden Bestattungsinstitut heraus den amtierenden Rodríguez Lara zu stürzen, der sich aber mit Hilfe des Marineadmirals Alfredo Poveda verteidigen konnte, welcher 1976 auf unblutige Art sein Nachfolger wurde. Das Scharmützel forderte 17 Todesopfer und 80 Verletzte unter den Soldaten und beschädigte den Präsidentenpalast schwer.

Seit den 1970er Jahren wurden die Erdölvorkommen in der ecuadorianischen Amazonasregion systematisch ausgebeutet, was besonders in den Zeiten der Ölkrise zu schnell steigenden Staatseinnahmen und einem wirtschaftlichen Schub für Quito, das zum Zentrum der Erdölwirtschaft wurde, sorgte. Der Staats- und Verwaltungsapparat wuchs schnell, ausländische Investitionen führten zu zusätzlichem Wirtschaftswachstum. Dies zog große Gruppen von Immigranten aus den umliegenden Provinzen an und verstärkte die seit den 1940er Jahren stattfindende Landflucht in die ecuadorianischen Großstädte.

Auch nach der Rückkehr zur Demokratie 1978/79, der eine Wirtschaftskrise durch den Verfall der internationalen Erdölpreise folgte, hielt das Bevölkerungswachstum an. Die Bevölkerung Quitos verstärkte seither ihren Ruf einer „rebellischen Stadt“, da wiederholt Großdemonstrationen und Generalstreiks zum Sturz von Präsidenten führten: 1997 wurde Abdalá Bucaram zum Rücktritt gezwungen, 2001 Jamil Mahuad gestürzt und 2005 Lucio Gutiérrez abgesetzt.

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahl stieg insbesondere in den ersten beiden Jahrhunderten nach der Stadtgründung schnell an, nachdem die Stadt ihre zentrale Funktion konsolidiert hatte und die Wirtschaft florierte. Für die ersten beiden Jahrhunderte weisen die in untenstehender Tabelle zusammengefassten zeitgenössischen Angaben nur spanische und spanischstämmige Bewohner aus, nicht indigene (in welcher Weise Mestizen berücksichtigt wurden, ist nicht zu klären). Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts ging die Bevölkerungszahl zunehmend zurück, was einerseits mit einer Stadtflucht infolge der durch das Textilexportverbot und die Webereischließungen bedingten Wirtschaftskrise erklärt wird und andererseits mit Krankheiten und Seuchen und erhöhter Sterblichkeit durch die Unabhängigkeitskriege zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die gesunkene Bedeutung der Stadt gegenüber dem ländlichen Ecuador und die Vorherrschaft der Landwirtschaft waren bis ins 19. Jahrhundert für die Entwicklung Quitos prägend. Erst die Epoche der Liberalen Revolution und insbesondere der Bau der Eisenbahn nach Quito führten zu bedeutendem Bevölkerungswachstum, in erster Linie als Folge von Migration in die Hauptstadt. Das Bevölkerungswachstum beschleunigte sich parallel zur Landflucht seit den 1930er Jahren und fand seit den 1970er Jahren seinen Höhepunkt, als Quito als Erdölmetropole erneut an wirtschaftlichem Protagonismus gewann.

Bevölkerungsentwicklung[6] Jahr Einwohner 1534 205 1650 3.500 1748 58.000 1858 27.900 1886 39.600 1906 51.526 Jahr Einwohner 1922 80.702 1936 101.192 1947 187.077 1950 209.932 1962 354.746 1974 599.828 Jahr Einwohner 1982 866.472 1990 1.100.847 2001 1.399.378 2010 1.619.146 Stadtwachstum  Das moderne Quito mit dem Rucu Pichincha, 1985

Die Stadt wurde 1535 im Zentrum der heutigen Altstadt auf einer Fläche von ca. 17,5 ha gegründet. Der erste Gouverneur, Belalcázar, folgte bei der Anlage der Straßen rigoros dem von der spanischen Krone vorgegebenen Muster rechteckiger Straßen, was sich noch heute in den zum Teil extrem steilen Straßenverläufen in der Altstadt von Quito bemerkbar macht. Die heutige Plaza de Independencia übernahm dabei die Rolle der Plaza de Armas. Ganze Planquadrate der Stadt wurden religiösen Orden zur Errichtung von Klöstern und Kirchen übertragen. Der im ersten Jahrhundert der Stadtgeschichte entstandene Grundriss blieb in den nächsten Jahrhunderten weitgehend unverändert und erfuhr kaum Erweiterungen. Bis ins 19. Jahrhundert hinein blieb das Stadtgebiet weitgehend auf die koloniale Altstadt bzw. das Gebiet zwischen dem Ejido-Park im Norden und der heutigen Avenida 24 de Mayo (damals „Jerusalem-Schlucht“ genannt und inzwischen verfüllt) im Süden begrenzt und nahm damit eine Fläche von etwa 1,6 km² ein.[7]

Ein umfassender Modernisierungsprozess in Form von Elektrifizierung, Wasserversorgung und Asphaltierung der Straßen setzte erst im 20. Jahrhundert ein. Er hinkte aber hinter dem massiven Stadtwachstum her, das sich seit den 1930er Jahren beschleunigte und in den 1970er Jahren seinen Höhepunkt fand, als Quito durch die Erschließung der Erdölvorkommen im Amazonastiefland und dem daraus finanzierten rapiden Ausbau des Staatsapparats erneut an wirtschaftlichem Protagonismus im Vergleich zu Guayaquil gewann.

Das Wachstum der Stadtfläche ist als Folge der seit der Liberalisierung beginnenden und sich im 20. Jahrhundert verstärkenden Landflucht insbesondere aus den umliegenden Provinzen und Regionalzentren zu sehen. Erst durch das damit einhergehende Bevölkerungswachstum entstanden große Teile des heute bebauten Quitos. Die gesamten Gebiete nördlich des Ejido-Parks und südlich des kolonialen Zentrums wurden erst seit den 1930er Jahren, meist sogar erst weit nach der Jahrhundertmitte urbanisiert. Die Landflucht hatte seit den 1960er Jahren besonders die Bildung von Marginalsiedlungen auf großer Fläche vor allem im Süden der Stadt, aber auch in peripheren Lagen im Norden zur Folge. Nördlich des alten Zentrums bildeten sich dagegen neue Wohn- und Geschäftsviertel mittlerer und höherer Einkommensklassen, während das koloniale Zentrum von der Oberschicht verlassen und von armen Einwanderern bewohnt wurde.[8]

Das nominelle Stadtgebiet wuchs durch Eingliederung umliegender ländlicher Gebiete seit Beginn des 20. Jahrhunderts in zuvor ungekanntem Ausmaß von ca. 2 km² (1904) auf 12,8 km² (1959) und 61 km² (1975) bzw. 290 km² (2004).[9]

Große Teile dieses Gebiets besonders im Norden wurden zunächst unbesiedelt und auch zu spekulativen Zwecken dem Stadtgebiet eingegliedert, so dass die Bevölkerungsdichte trotz steigender Einwohnerzahlen seit den 1950er Jahren stagnierte, ja sogar abnahm.[10]

Religionen  Die Basilika mit der Virgen im Hintergrund

Aufgrund seiner Kolonialvergangenheit und der starken Präsenz katholischer Orden ist Quito eine stark vom römisch-katholischen Glauben geprägte Stadt. Quito ist Sitz des Erzbistums Quito und der Katholischen Bischofskonferenz Ecuadors. Schätzungen zufolge sind 90 % der Ecuadorianer zumindest formal Mitglieder der katholischen Kirche, eine Zahl, die auch auf Quito zutreffen dürfte. Zum Erzbistum Quito, das den Osten der Provinz Pichincha umfasst (die politischen Kantone Quito, Mejía, Rumiñahui, Pedro Moncayo und Cayambe), gehören mehr als 150 Pfarrgemeinden, die meisten davon im Bereich der Stadt und des Metropoldistrikts Quito. Eine von ihnen ist die deutsche Pfarrgemeinde San Miguel Arcángel de los Católicos de Habla Alemana. In Quito gibt es daneben acht aktive Klöster, ein neuntes befindet sich im benachbarten Pomasqui.[11]

Neben der Vielzahl katholischer Kirchen gibt es in Quito aber auch Anhänger und Gotteshäuser der übrigen Weltreligionen, darunter Moslems, Juden, Buddhisten und andere christlicher Kirchen, insbesondere verschiedener evangelisch-freikirchlicher Konfessionen, der Adventisten und der in Lateinamerika stark expansiven Religionsgemeinschaft Igreja Universal do Reino de Deus.

Römisch-katholischer Glaube und Rituale sind mitunter mit Elementen ursprünglicher andiner Kosmovision (kosmosbezogene Weltanschauung) verbunden, da im Zuge der Missionierung vielfach ursprüngliche Glaubensinhalte mit christlichen Entsprechungen angereichert bzw. überbaut wurden.

Vgl. Vanessa Zúñiga, Aproximación a un vocabulario visual básico andino, Masterarbeit an der Universität Palermo 2006, ISBN 978-3-659-00600-5 bzw. Jorge Carrera Andrade, El camino del sol. Historia de un reino desaparecido, Quito 1959 (u. a. als Neuausgabe in Quito: Campaña Nacional Eugenio Espejo por el Libro y la Lectura / Casa de la Cultura Ecuatoriana, 2002, 2 Bände, ISBN 9978-92-189-3 und ISBN 9978-92-207-5). Vgl. Galo Ramón Valarezo, „Quito aborigen: un balance de sus interpretaciones“, in: Aguilar u. a. (1992), S. 29–64, hier: 31–44. Juan de Velascos Hauptwerk ist in diesem Zusammenhang La historia del Reino de Quito en la América Meridional (erschienen 1778, Neuausgabe Fundación Biblioteca Ayacucho, Caracas, 1981); zur modernen Bewertung siehe Valarezo (1992), 29f., 31–44, 48f. Vgl. Valarezo (1992), 44–61. Siehe hierzu Rosemarie Terán Najas, „Factores dinámicos en el desarrollo urbano del Quito colonial“, in: Aguilar u. a. (1992), S. 67–86, v. a. 73–85, und Pablo Ospina, „Quito en la colonía: Abastecimiento urbano y relaciones de poder local“, ebd., S. 107–126, v. a. 108–114. Quelle: Tabla 2.1: Crecimiento poblacional de Quito, 1534–1950, in: Sharon Murray, Silvicultura Urbana y Periurbana en Quito, Ecuador: Estudio de Caso, FAO-W7445/S, Rom 1998 (für die Jahre 1534–1922 und 1947; Murray gibt als Quellen an: Alan Moore, u. a., Plan de Manejo, Bosque Protector Pichincha, Quito, AID/PRONAF 1984 (1534–1748) und Ilustre Municipio de Quito, Dirección de Planificación, Quito en Cifras, Quito: IMQ, 1992 (1858–1922, 1947)); Bustos (1992), S. 173 (für 1936, basiert auf Pablo Arturo Suárez, „Estudio numérico y económico social de la población de Quito“, in: Boletín del Departamento Médico Social del Instituto Nacional de Previsión Social, N° 1, 1937), Daten des Instituto Nacional de Estadística y Censos, nach Artikel „Quito“ in der spanischsprachigen Wikipedia in der Version vom 3. Mai 2007 (für 1950–2001). Jorge Salvador Lara (1992), S. 315 vgl. Fernández de Castro (1989) und Historia in der Beilage des Diario HOY zu den Fiestas de Quito 2001 (spanisch). Zahlen nach Guillermo Bustos: „Quito en la transición: Actores colectivos e identidades culturales urbana (1920–1950)“, in: Paúl Aguilar u. a., Enfoques y estudios históricos. Quito a través de la Historia, Dirección de Planificación. I. Municipio de Quito/Consejería de Obras Públicas y Transporte de la Junta de Andalucía, Quito 1992, (= Serie Quito 6), S. 163–188, hier: 173; Jorge Salvador Lara (1992), S. 315; Rivera Villavicencio (2004), S. 210. Die Stadt Quito hält auf ihrer Homepage verschiedene ältere Karten aus dem 20. Jahrhundert (Memento vom 8. April 2008 im Internet Archive) bereit. Fernández de Castro (1989), S. 154–158. siehe die Informationen der ecuadorianischen katholischen Bischofskonferenz auf www.iglesiaecuador.org.ec (Memento vom 4. September 2008 im Internet Archive) (abgerufen am 15. April 2007; spanisch)
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