Chimborazo

Der inaktive Vulkan Chimborazo ([ˌtʃimboˈɾaθo], [ˌt͡ʃimboˈɾaso]), auch deutsch Tschimborasso, ist mit 6263 m Höhe über dem Meeresspiegel der höchste Berg in Ecuador. Der Gipfel des Chimborazo ist wegen seiner Nähe zum Äquator der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernte Punkt auf der Erdoberfläche.

Der inaktive Vulkan Chimborazo ([ˌtʃimboˈɾaθo], [ˌt͡ʃimboˈɾaso]), auch deutsch Tschimborasso, ist mit 6263 m Höhe über dem Meeresspiegel der höchste Berg in Ecuador. Der Gipfel des Chimborazo ist wegen seiner Nähe zum Äquator der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernte Punkt auf der Erdoberfläche.

Name und mythologische Bedeutung

Bezüglich der Herkunft des Namens Chimborazo existieren verschiedene Theorien. Es kann eine Kombination des Cayapa-Wortes für Frau – Schingbu – und des Kichwa-Wortes für Eis/Schnee – Razo – sein, was in etwa Eisige Frau ergeben würde, oder mit Chimbo für Thron/Gottesthron aus dem Shuar ergäbe es Eisiger Thron Gottes.[1] Von der in der Umgebung lebenden indigenen Bevölkerung wird der Berg auch Urkurasu (Urcorazo) genannt; mit dem Quichuawort urku – Berg – ergibt das einfach Berg-Eis.

Im lokalen indigenen Mystizismus etwa der Puruhá ist der Chimborazo ein heiliger Berg. Taita Chimborazo (Taita ist Kichwa für Vater) repräsentiert als Mann von Mama Tungurahua den Stammvater der Puruhá.[2]

Erstbesteigung  Alexander von Humboldt und Aimé Bonpland am Fuß des Chimborazo, Gemälde von Friedrich Georg Weitsch, 1810

Der Chimborazo wurde 1565 zum ersten Mal von einem Europäer, Girolamo Benzoni, beschrieben. Die Franzosen Charles Marie de La Condamine und Pierre Bouguer unternahmen 1742 Forschungen am Berg.[3] Einen ersten richtigen Besteigungsversuch wagte bereits Alexander von Humboldt zusammen mit Aimé Bonpland und Carlos Montúfar am 23. Juni 1802; sie erreichten eine Höhe von zirka 5600 m (ihre eigene damalige Höhenmessung ergab 5880 m). Der Beschreibung des Aufstiegs durch Humboldt verdanken wir die erste genaue Schilderung der Symptome von Höhenkrankheit:[4]

„Auch das Atmen wurde stark beeinträchtigt, und noch unangenehmer war, dass alle Übelkeit, einen Drang sich zu erbrechen, verspürten. Außerdem bluteten uns das Zahnfleisch und die Lippen. Das Weiße unserer Augen war blutunterlaufen. Wir fühlten alle eine Schwäche im Kopf, einen ständigen Schwindel, der in der Situation, in der wir uns befanden, sehr gefährlich war. Alle diese Symptome von Asthenie rühren ohne Zweifel von dem Sauerstoffmangel her, dem das Blut ausgesetzt ist.“

Alexander von Humboldt: Tagebuch[5]

Humboldt verbrachte mehrere Tage am Berg. Er skizzierte ihn und ließ sich mit ihm im Hintergrund abbilden. Im Dezember 1831 scheiterte auch der Naturforscher Jean Baptiste Boussingault aus Frankreich. Den Gipfel erreichte als erste eine britisch-italienische Seilschaft bestehend aus Edward Whymper und den Brüdern Jean-Antoine und Louis Carrel am 4. Januar 1880. Die Schutzhütte auf der Südwestseite unterhalb des Gletschers auf 5000 m wurde zu Ehren des Briten „Edward-Whymper-Hütte“ benannt. Da viele Kritiker die gelungene Erstbesteigung anzweifelten, bestieg Whymper noch im selben Jahr den Berg ein zweites Mal über eine neue Route (von Pogyos im Westen her), mit den zwei Ecuadorianern David Beltrán und Francisco Campaña (Whymper 1892).

Flug SAETA 232

Am 15. August 1976 ging SAETA-Flug 232 mit 55 Passagieren und 4 Besatzungsmitgliedern auf der 309 km langen Route von Quito nach Cuenca verloren. Unverzügliche Suchaktionen in möglichen Absturzregionen blieben erfolglos. Obwohl ein Absturz am Chimborazo als am wahrscheinlichsten galt, konnte kein Wrack gefunden werden. Nachdem das abgestürzte Flugzeug und seine Insassen über 26 Jahre als vermisst gegolten hatten, wurden die Überreste am 17. Oktober 2002 von ecuadorianischen Bergsteigern, die die selten begangene Integralroute benutzten, auf einer Höhe von zirka 5400 m östlich des Chimborazohauptgipfels gefunden.[6]

Weiteres  Chimborazo auf dem Wappen EcuadorsPierre Bouguer machte im Rahmen seiner geodätischen und gravimetrischen Messungen in Ecuador Ende 1738 Experimente, die erstmals zeigten, dass die Anwesenheit großer Bergmassive Abweichungen von der Lotrichtung verursacht; die Abweichung war jedoch kleiner als von ihm erwartet, da ihm das Konzept der Isostasie noch nicht bekannt war. Der Chimborazo ist auf dem ecuadorianischen Wappen als Symbol für die Schönheit und den Reichtum der Sierra abgebildet. Simón Bolívar hat ein von ihm inspiriertes Gedicht mit dem Titel Mi delirio sobre el Chimborazo geschrieben. Den Namen Chimborazo verwendet Tankred Dorst in seinem Theaterstück Auf dem Chimborazo symbolisch für den Muppberg an der thüringisch-fränkischen Grenze bei Oberlind. Durch mecklenburgische Verehrer von Humboldt wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Berggipfel am Ostufer des Tollensesees bei Neubrandenburg Chimborazo benannt.[7] Eine belletristische Darstellung der Chimborazobesteigung mit einigen historischen Ungenauigkeiten findet sich in Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt. Rowohlt, Reinbek 2005, ISBN 3-498-03528-2. Schmudlach 2001. Karl Gratzl: Mythos Berg. Lexikon der bedeutenden Berge aus Mythologie, Kulturgeschichte und Religion. Hollinek, Purkersdorf 2000, ISBN 3-85119-280-X, S. 67–68. Oliver Lubrich in: Alexander von Humboldt: Über einen Versuch den Gipfel des Chimborazo zu ersteigen, Eichborn, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-8218-0767-9. Alexander von Humboldt: Über einen Versuch den Gipfel des Chimborazo zu ersteigen, Eichborn, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-8218-0767-9. Peter B. Schumann: Vor 220 Jahren. Als Alexander von Humboldt den Chimborazo erklomm. In: Kalenderblatt (Rundfunksendung auf DLF). 23. Juni 2022, abgerufen am 23. Juni 2022. Database. 1976. Sonntag 15 August 1976. In: Aviation Safety Network. 8. Februar 2020, abgerufen am 8. Februar 2020 (Unfallbeschreibung des Flugs SAETA 232). Jörg Franze: Humboldt ein bisschen älter gemacht. In: Nordkurier / Neubrandenburger Zeitung, 21./22. Juni 2014, S. 20.
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