نينوى

( Ninive )

Ninive, akkadisch Ninu(w)a (arabisch نينوى, DMG Nīnawā, aramäisch ܢܝܢܘܐ Nīnwē, hebräisch נִינְוֵה 'Nīnəwē, auch Niniveh und Nineveh), war eine mesopotamische Stadt im heutigen Irak, am linken Ufer des Tigris, an der Mündung des kleinen Flusses Chosr (auch Ḫosr, Khoser, Koussour oder arabisch Weiterlesen

Ninive, akkadisch Ninu(w)a (arabisch نينوى, DMG Nīnawā, aramäisch ܢܝܢܘܐ Nīnwē, hebräisch נִינְוֵה 'Nīnəwē, auch Niniveh und Nineveh), war eine mesopotamische Stadt im heutigen Irak, am linken Ufer des Tigris, an der Mündung des kleinen Flusses Chosr (auch Ḫosr, Khoser, Koussour oder arabisch نهر الخوصر, DMG Nahr al-Ḫosr) innerhalb der modernen Stadt Mossul. Die ältesten Siedlungsreste befinden sich auf den Ruinenhügeln (Tells) Kujundschik und Nebi Junus. Im 1. Jahrtausend v. Chr. dehnte sich die Besiedlung auch auf die Umgebung aus und erreichte eine Gesamtfläche von 750 Hektar. Die erforschten Siedlungsschichten lassen Ninive in den Zeitraum vom keramischen Neolithikum bis zur islamischen Periode datieren, wobei es die größte Bedeutung im 7. Jahrhundert v. Chr. als Hauptstadt des Assyrischen Reiches erlangte.

 Vereinfachte Darstellung der Stadtmauer mit den Toren. Zu sehen sind außerdem die Grabungshügel Kujundschik und Nebi Jenus. Palastüberreste und Tempelanlage auf dem Kujundschik.Urgeschichte

Die Funde aus den ältesten Schichten, die mit Hilfe einer 27 m tiefen Sondage auf dem Hügel Kujundschik angeschnitten wurden, belegen Kulturhorizonte des späten Neolithikums und Chalkolithikums: Proto-Hassuna und Hassuna, Halaf, Spät-Ubaid, Mittel-Gawra, Mittel- und Spät-Uruk sowie das ältere Frühdynastikum (Ninive 5-Kultur). In der späten Uruk-Zeit könnte die Stadt bereits eine beträchtliche Ausdehnung gehabt haben; der italienische Archäologe Paolo Matthiae nimmt an, dass der gesamte Tell mit einer Fläche von 40 ha bewohnt war.

3. Jahrtausend v. Chr.

Archäologische und schriftliche Quellen belegen, dass Ninive im 23.–22. Jahrhundert v. Chr. zum Reich von Akkad gehörte. Durch eine spätere Überlieferung ist die Bautätigkeit des Königs Maništūsu am Ištar-Tempel belegt[1]. Zu den wichtigsten Funden aus dieser Zeit gehört der Kupferkopf eines akkadischen Herrschers, der im Bereich dieses Tempels zutage kam. Gegen Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. scheint Ninive zu einem hurritischen Fürstentum gehört zu haben[2].

Altassyrische Zeit

Im 2. Jahrtausend v. Chr. entwickelte sich Ninive zu einem bedeutenden urbanen und kultischen Zentrum, in dem die Göttin Ištar verehrt wurde. Um ihr Heiligtum haben sich der altassyrische König Šamšī-Adad I. (1808–1776 v. Chr.) und der altbabylonische König Hammurapi (1792–1750 v. Chr.), wie im Prolog des Codex Hammurapi erwähnt, gekümmert. Šamšī-Adad I. rühmt sich, die Zikkurat Ekituškuga und den Emenue-Tempel im Emašmaš (auch Emesmes), dem heiligen Bezirk der Göttin Ištar, renoviert zu haben. Dabei habe er eine Gründungsurkunde von Maništušu, dem Sohn Sargons von Akkad gefunden (s. Einzelnachweis 1).

Mittelassyrische Zeit

Im 15. und beginnenden 14. Jahrhundert v. Chr. befand sich Ninive unter der Kontrolle des hurritischen Staates Mittani. Ab dem 13. Jahrhundert gehörte es dauerhaft zum assyrischen Reich, als eine der Residenzstädte der assyrischen Herrscher. Besonders intensive Bauaktivitäten sind aus den Inschriften des Tiglatpilesar I. (1114–1076 v. Chr.) bekannt, der den Königspalast („Palast des Königs der Vier Weltgegenden“) und den Ištar-Tempel erneuern, die Stadtmauer reparieren sowie einen Garten und einen Kanal anlegen ließ[3]. In seinen Inschriften erwähnt er als früheren Bauherren des Palastes seinen Großvater Mutakkil-Nusku und seinen Vater Aššur-rēša-iši und als die vorherigen Bauherren des Ištar-Tempels Šamši-Adad I., Aššur-uballiṭ I. und Salmanasser I. Am Eingang des Königspalastes waren Bilder der wilden Tiere der Berge und des großen Meeres zu sehen, unter anderem ein Bild eines „Seepferdes“ (akkadisch nāḫiru; = „Schwertwal“?), das der König selbst erlegt hatte. Die Türen bestanden aus Fichtenholz und waren mit Bronze beschlagen. Seine Mauern waren mit glasierten Ziegeln in den „Farben von Obsidian, Lapislazuli und Alabaster“ verkleidet. Aššur-bēl-kala, der Nachfolger Tiglat-Pilesers I., hinterließ eine weibliche Statue, deren Inschrift[4] sie als zu seinem Palast zugehörig identifiziert. Die Statue (94 cm) befindet sich heute im Britischen Museum.

Neuassyrische Zeit

Zu einer bedeutenden Metropole wuchs Ninive im 1. Jahrtausend v. Chr. Mehrere neuassyrische Herrscher berichten in Inschriften über ihre Bauaktivitäten in der Stadt. Der vollständige Umbau erfolgte unter König Sanherib (704–681), der nach dem Tod seines Vaters, Sargon II., die Hauptstadt von Dūr-Šarrukin (Ḫorsabad) nach Ninive verlegte und die Stadt zum Mittelpunkt seines Reiches machte. Er ließ eine gewaltige Stadtmauer mit einer Länge von 12 km errichten. Sie hatte mehrere Tore, die mit den Namen großer Gottheiten oder anderer Residenzstädte bzw. Provinzen, in deren Richtung sie sich öffneten, benannt wurden. Zwei aus Norden kommende Hauptkanäle (aus Bawian und Maltai) versorgten die Stadt und ihr Umland mit Wasser. Unter Sanherib und seinen beiden Nachfolgern, Asarhaddon (680–669) und Assurbanipal (668–632/27), entstanden auf Kujundschik und Nebi Junus neue monumentale Palastanlagen (siehe: Architektur).

Die Prachtbauten von Ninive wurden zerstört, nachdem die Stadt im Monat Abu (Juli/August) 612 v. Chr. nach einer dreimonatigen Belagerung durch verbündete Truppen des medischen Herrschers Kyaxares und des babylonischen Königs Nabopolassar eingenommen wurde[5]. Der assyrische König Sîn-šar-iškun kam laut der babylonischen „Chronik 3“ dabei ums Leben. Man fand während der Freilegung des Ḫalzi- und Adad-Tores zahlreiche Skelette der gefallenen Verteidiger. Weitere Spuren der Eroberung sind bis heute unter anderem an manchen Palastreliefs sichtbar, auf denen die Gesichter Sanheribs und Assurbanipals absichtlich beschädigt wurden.

Gefangene feindliche Könige wurden am Tor von Ninive zur Schau gestellt.[6]

Antike

Griechische Quellen (Ktesias von Knidos) kennen eine Stadt Ninos, die von dem gleichnamigen mythischen Herrscher Ninos gegründet worden sein soll. Nach Strabo (Geographika 16, 2) lag Ninos in Aturien, einer Region, die jenseits von Arbela am anderen Ufer des Lykos liegt (16, 3). Diese Stadt wird allgemein mit Ninive identifiziert.

Bei den Ruinen von Ninive fand im Dezember 627 n. Chr. die Entscheidungsschlacht im letzten römisch-persischen Krieg statt (Schlacht bei Ninive).

In einer Bauinschrift des altassyrischen Königs Šamšī-Adad I., Grayson, RIMA 1, A.0.39.2, i 10. Ein Fürst von Ninive mit dem hurritischen Namen Tišatal besuchte die mittelmesopotamische Stadt Ešnunna während der Regierungszeit des Königs Šū-Sîn von Ur: R. M. Whiting, Tiš-atal of Ninive and Babati, uncle of Šu-Sin, Journal of Cuneiform Studies 28 (1976) 173-182. Grayson, RIMA 2, A.0.87.2; 10; 11; 12. Grayson, RIMA 2, A.0.89.10. Grayson, ABC, 94 (Z. 38-46) Kathryn F. Kravitz, A last-minute revision to Sargon's Letter to the God. Journal of Near Eastern Studies 62/2, 2003, 81-95
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