Carnevale di Venezia

( Karneval in Venedig )

Der historische Karneval in Venedig (italienisch Carnevale di Venezia) ist mit seinen Masken, Tierkämpfen, Herkulesspielen und Feuerwerken der bekannteste neben denen von Florenz und Rom. Ausgehend von den italienischen Fürstenhöfen entwickelten sich seit dem Spätmittelalter immer prunkvollere und aufwändigere Formen des Karnevals. Im Allgemeinen dauerte das Fest von Epiphania (6. Januar) bis zum Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch. Der Ursprung des venezianischen Karnevals geht auf die Saturnalien der Antike und damit Gebräuche und Festlichkeiten von vor der Fastenzeit, bis in das 12. Jahrhundert zurück. Man feierte bis 1797 alljährlich den Sieg Venedigs über Aquileia im Jahr 1162. In Venedig feierte man den Karneval vom Stefanitag (26. Dezember) an. Bis 1796 folgte ihm während der Himmelfahrtsmesse stets ein frohes Fest.

Der historische Karneval in Venedig (italienisch Carnevale di Venezia) ist mit seinen Masken, Tierkämpfen, Herkulesspielen und Feuerwerken der bekannteste neben denen von Florenz und Rom. Ausgehend von den italienischen Fürstenhöfen entwickelten sich seit dem Spätmittelalter immer prunkvollere und aufwändigere Formen des Karnevals. Im Allgemeinen dauerte das Fest von Epiphania (6. Januar) bis zum Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch. Der Ursprung des venezianischen Karnevals geht auf die Saturnalien der Antike und damit Gebräuche und Festlichkeiten von vor der Fastenzeit, bis in das 12. Jahrhundert zurück. Man feierte bis 1797 alljährlich den Sieg Venedigs über Aquileia im Jahr 1162. In Venedig feierte man den Karneval vom Stefanitag (26. Dezember) an. Bis 1796 folgte ihm während der Himmelfahrtsmesse stets ein frohes Fest.

 Die Ausstellung des Rhinozeros; Pietro Longhi, 1751 Pulcinella und Saltimbanchi (Artisten); Domenico Tiepolo, 1790

Ein Karnevalsfest (pullus carnisbrivialis) in Venedig wird erstmals in der Chronik des Dogen Vitale Falier für 1094 erwähnt. Die älteste nachweisbare Erwähnung einer Maske in Venedig ist die Schilderung eines Zunftumzuges bei Martino da Cànal und stammt daher erst aus dem 13. Jahrhundert. Zu Lebzeiten Giacomo Casanovas im 18. Jahrhundert erreichte der Karneval seine größte Pracht, zugleich wurden die Sitten immer lockerer.

Die Blütezeit des Karnevals in Venedig endete, als 1797 die Markusrepublik durch Napoléon Bonaparte ihre Selbständigkeit verlor und Österreich angegliedert wurde. Der folgende wirtschaftliche Niedergang beeinträchtigte die Selbstdarstellung der Stadt erheblich. Aufwendige Prozessionen und Festumzüge gab es kaum noch. Zudem gibt es verschiedene, teils widersprüchliche Hinweise auf Verbote und Einschränkungen des Karnevals zwischen 1797 und 1815. So soll ein Verbot, Masken zu tragen, unter dem Regno italico wieder aufgehoben worden sein.[1] Die gelegentlich zu lesende Aussage, Napoléon habe den venezianischen Karneval verboten, weshalb bis 1979 in Venedig nicht mehr gefeiert worden sei, geht hingegen zu weit, denn auch im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde in Venedig Karneval gefeiert.[2] Im Zuge des Risorgimento und insbesondere nach der Niederlage Venedigs im ersten italienischen Unabhängigkeitskrieg 1849 wurden seitens der Bevölkerung Venedigs als Zeichen passiven Widerstands öffentliche Veranstaltungen boykottiert und Theater geschlossen, was auch den Karneval betraf.[3]

Karneval wurde im 19. Jahrhundert in Venedig, obwohl die wirtschaftliche Lage großer Teile der Bevölkerung sehr schwierig war, vor allem als privates Fest mit künstlerischen Kreationen[4] und als Veranstaltung der österreichischen Offiziere, wobei Veranstaltungen der Besatzungsmacht von den Einheimischen zeitweise gemieden wurden, gefeiert.[5] Nach der Vereinigung Venedigs mit Italien am 18. Oktober 1866 gab es Bestrebungen, die großartige Tradition venezianischer Feste wieder aufleben zu lassen.

„1867, nur wenige Monate nach dem Anschluß Venedigs an das Königreich Italien (19. Oktober 1866), feierten die Venezianer zehn Tage lang vom 24. Februar bis zum 5. März ein Karnevalsfest mit einem reichhaltigen Programm. Eine ‚Società del Carnevale‘, die aus ‚brava gente benemerita‘, wohlanständigen und honorigen Bürgern, zusammengesetzt war, organisierte die Festlichkeiten. Der Karneval sollte nicht länger eine Privatangelegenheit sein. Erklärtes Ziel der Organisatoren war es vielmehr, ‚Fremde anzuziehen, die Geld bringen‘,... wie im ‚Corriere di Venezia‘ vom 10. Januar 1868 zu lesen war... Finanziert wurde das Ereignis durch eine Subskription, deren erster Unterzeichner Amadeo d‘Aosta, der Sohn König Vittorio Emanuele II., und der Bürgermeister von Venedig waren... Allerdings war das Fest ‚ein kurzes Feuer, das schnell abbrannte‘, wie es Zeitgenossen beschrieben.“[6]

Eine nachhaltige Wiederbelebung des venezianischen Karnevals löste aber erst Federico Fellinis Film Casanova im Jahre 1976 aus. Federico Fellini, der Theaterregisseur Maurizio Scaparro, der Maskenmacher Guerrino Lovato[7] und zahlreiche weitere Künstler organisierten die Wiedererweckung des Karnevals, der insbesondere zur Biennale 1979 ein großer Erfolg war. Schließlich nahmen sich die Hotelbesitzer des Karnevals an, der inzwischen zu einer internationalen Tourismusattraktion geworden ist. Traditionelle Veranstaltungen wurden wieder aufgegriffen. So ist zum Beispiel die Theaterform der Commedia dell’arte, der auch überwiegend die modernen Karnevalsmasken nachgestaltet sind, auf die Bühne zurückgekehrt und wird sowohl im Theatersaal als auch im Freien aufgeführt.

Im Jahr 2020 wurde der Karneval in Venedig auf Grund der Gefährdung durch die COVID-19-Pandemie am 23. Februar 2020 beendet, zwei Tage früher als vorgesehen.

Giuseppe Tassini: Le feste veneziane – I giochi popolari, le cerimonie religiose e di governo illustrate da Gabriele Bella. Firenze 1961, S. 127; Ignazio Toscani: Die venezianische Gesellschaftsmaske. Ein Versuch zur Deutung ihrer Ausformung, ihrer Entstehungsgründe und ihrer Funktion. Diss., Saarbrücken 1972, S. 226. Auch Aussagen, dass Napoleon den Kölner Karneval verboten habe, woraus gelegentlich abgeleitet wird, dass ein solches Verbot für alle von den napoleonischen Truppen besetzten Gebiete – folglich auch für Venedig – galt, sind unpräzise. Die französischen Besatzer verboten am 12. Februar 1795 die Fastnacht in Köln, erlaubten sie jedoch im Januar 1804 wieder. Das Verbot betraf offenbar nur die Straßenumzüge, denn man vergügte sich nach wie vor bei Maskenbällen. (Ernst Weyden: Köln am Rhein vor fünfzig Jahren. Köln 1862; Reprint: Köln am Rhein vor hundertfünfzig Jahren. Köln 1960, S. 137) Die Franzosen waren 1797 zur Karnevalszeit nicht in Venedig. Sie besetzten die Stadt am 16. Mai 1797 und zogen im Dezember wieder ab. Napoléon selbst kam erst während der zweiten französischen Herrschaftsperiode über Venedig 1806 in die Stadt. Es gibt zahlreiche Berichte über Karnavalsfeierlichkeiten in Venedig während des 19. und 20. Jahrhunderts. Der Karneval sei von den Österreichern 1798 verboten worden, schrieb Henry(ette) Perl (Napoleon I. in Venetien. Leipzig 1901, S. 173 und 210ff), während die französischen Truppen, die 1814 angesichts der heranrückenden Österreicher und der zunehmend wegen der französischen Plünderungen aufgebrachten Massen den Belagerungszustand verhängten, noch Karnevalsumzüge und Maskenfreiheit geduldet hätten. 1859 schloss das Fenice „aus wirtschaftlichen Gründen“ (s. Andreas Gottsmann: Venetien 1859–1866. Österreichische Verwaltung und nationale Opposition. Wien 2005 S. 419). Man erklärte: „Wir öffnen das Fenice erst wieder, wenn Vittorio Emanuele auch unser König ist. Hoffentlich dauert es nicht mehr lange“ (Zit. n. Eugen Semrau: Österreichs Spuren in Venedig. Wien/Graz/Klagenfurt 2010, S. 113). Schon im Vorfeld der Gründung des Königreichs Italien 1861 verstärkte sich erneut der Widerstand gegen die Fremdherrschaft, der 1849 brutal niedergeschlagen worden war. „Bis zum Anschluß Venetiens an den italienischen Nationalstaat, so der Plan der Opposition, sollte das öffentliche Leben, von Volksbelustigungen über Theatervorstellungen bis hin zu politischen Vertretungen, vollkommen lahmgelegt bleiben.“ (Gottsmann S. 426). Es wurde „die Teilnahme an öffentlichen Vergnügungen für den laufenden Carneval schon im vorhinein annegiert“, der Markusplatz leerte sich demonstrativ, wenn die österreichische Militärmusik spielte, und die regierungsfreundliche Presse wurde kaum gelesen (Gottsmann ebd. zit. Berichte von Polizeipräsident Straub vom 24. Januar und 5. Februar 1860). Gegen passive Resistenz wie Theaterschließungen konnten die österreichischen Behörden wenig ausrichten. „Zahlreiche Beispiele liegen über die Theater Venetiens vor, auf deren Gebaren die Umsturzpartei direkten und indirekten Einfluß nahm. Hier wird eine charakteristische Politik getrieben: die Italienissimi, die Anhänger der Einigungspartei, die zum Teil Aktionäre der Theater sind, verhindern deren Tätigkeit. Soweit sie im k. k. venezianischen Gubernium beamtet sind, suchen sie sich in keiner Weise zu exponieren und verhindern lediglich mit ökonomischen Begründungen die Eröffnung neuer Spielzeiten im Theater, zum Beispiel im Teatro Fenice in Venedig oder im Teatro Concordia in Padua. Erst im Augenblick des drohenden Krieges, des Belagerungszustandes, 1866, werden diese Kräfte offen aktiv… Auch in die Angelegenheiten des Operntheaters S. Benedetto mischen sich die liberalen Oppositionellen ein.“ (Margret Dietrich: Die Wiener Polizeiakten von 1854 bis 1867 als Quelle für die Theatergeschichte des Österreichischen Kaiserstaates. Wien 1967, S. 10f). Der k.k. PolizeiRath Germ (Entzifferung des Namens unsicher) berichtete u. a. nach Wien (alle Angaben nach den bei Dietrich S. 23ff abgedruckten Dokumenten): „Schon längere Zeit beschäftigte sich das hiesige Publikum mit der Frage, ob das Fenice-Theater im kommenden Sommer oder Carneval wieder eröffnet werden sollte… Gleichwohl boten die Schlechtgesinnten, wie gewöhnlich alles auf, um die Wiedereröffnung des Theaters zu hintertreiben.“ 1864 stimmten 36 der anwesenden Aktionäre der Societá del Gran Teatro La Fenice gegen und nur 2 für eine Wiedereröffnung, am 30. April 1865 waren 40 bzw. 44 (unterschiedliche Angaben) gegen und 17 für eine Eröffnung, am 17. Dezember 1865 43 dagegen und 26 dafür, am 8. April 1866 57 dagegen und 19 dafür (Berichte v. 1. Mai 1865, 11. Februar 1866, 9. April 1866). Gilles Bertrand, Histoire du carnaval de Venise, XIe-XXIe siècle, Paris 2013, S. 237–310 Lord Byron schrieb am 19. Dezember 1816, „in einer Woche beginnt der Karneval – und damit der Mummenschanz der Masken“ und er habe „eine gute Loge (im Fenice) für den Karneval“. Am 30. Januar 1825 berichtete Tommaso Locatelli in einem Feuilleton über den Karnevalsumzug auf der Riva degli SchiavoniI (Zitiert bei Alvise Zorzi: Österreichs Venedig. Düsseldorf 1990, S. 55). Otto Ferdinand Dubislav von Pirch hat 1830 einen „Maskenzug, Spanier mit ihren Damen, zwanzig Paare, sehr gut costümiert“ gesehen. George Sand hat sah am 6. März 1834 den Karneval vom Fenster aus. Am 28. Dezember 1851 schrieb Effie Ruskin an ihre Mutter: „Gestern war St.-Stephans-Tag, an dem der Karneval anfängt und La Fenice eröffnet.“ (John und Effie Ruskin: Briefe aus Venedig. Stuttgart 1995, S. 64) Und John Ruskin schrieb am 19. Februar 1852 an seinen Vater: „Die österreichischen Offiziere haben gestern ihren letzten Faschingsball veranstaltet, und weil es sehr festlich und mit Maskerade zugehen sollte, dachte ich, daß Effie das sehen müßte.“ (Ebd. S. 74f; ähnlich ein Jahr später S. 76; diese Bemerkungen der Ruskins beziehen sich, wie klar aus dem Text hervorgeht, auf offizielle, von den Österreichern organisierte Karnevalsveranstaltungen) Kurz vor seinem Tod 1883 ging Richard Wagner mit seinen Kindern zum Karneval. „Der Faschingsdienstag fiel auf den 6. Februar (1883). – – Der Markusplatz schwamm im buchstäblichen Sinne des Wortes in seinem Strahlenmeere... Zahllose Masken und Maskenzüge bewegten sich mit italienischer Lebhaftigkeit und obligaten Stimmenaufwand unter den Procuratien, drängten sich in die Café, führten inmitten des Markusplatzes ihre Extempore-Comödien auf.“ (Henry(ette) Perl: Richard Wagner in Venedig. Augsburg 1883, Reprint o.O o. J. (2010), S. 108f. Dieses Buch ist eine der Hauptquellen von John W. Barker (Wagner in Venice. Rochester NY 2008), der S. 119 das gleiche notierte). Der venezianische Historiker Alvise Zorzi schrieb 1985 in seinem Buch Venezia Austriaca (Deutsch: Österreichs Venedig): Man produzierte 1846 „75.000 bis 100.000 Exemplare“ Masken in Venedig (S. 263). Er nannte S. 351–353 einige Karnevals-Gesellschaften, „organisierte Maskengruppen“ (Ebd. S. 351; zum Karneval 1851/52 S. 114–116). Birgit Weichmann: Fliegende Türken, geköpfte Stiere und die Kraft des Herkules. In: Michel Matheus (Hrsg.): Fastnacht/Karneval im europäischen Vergleich. Stuttgart 1999, S. 195f. „Die Kunst der Masken ist alt und neu zugleich. „Die war ja fast schon ausgestorben“, sagt Guerrino und zieht eine zerfledderte Illustrierte von anno 1978 aus dem Regal, in der drei junge Künstlertypen mit langen Haaren hinter den baute, den klassischen Herrenmasken, posieren. Weil sie Geld brauchten, hatte der gelernte Bildhauer mit seinen Freunden erste Entwürfe für eine Theatertruppe gemacht. Eine Verlegenheit. Kurz darauf wurde der von Napoleon verbannte Venezianische Karneval aus der Requisitenkammer der Geschichte geholt und Maestro Lovato zu dessen Zeremonienmeister ernannt.“ In: Karneval der Käuze. In: Spiegel Online. 7. März 2006, abgerufen am 20. Januar 2024.
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