Die Kapellbrücke ist eine mittelalterliche gedeckte Holzbrücke über die Reuss in Luzern (Schweiz). Sie gilt als ein Wahrzeichen und eine der bedeutendsten Touristenattraktionen der Stadt. In ihrer Mitte steht der Wasserturm.

Die Kapellbrücke ist eine mittelalterliche gedeckte Holzbrücke über die Reuss in Luzern (Schweiz). Sie gilt als ein Wahrzeichen und eine der bedeutendsten Touristenattraktionen der Stadt. In ihrer Mitte steht der Wasserturm.

Bau und Funktion (14. Jahrhundert)

Der Bau der Kapellbrücke ist vor dem Hintergrund der Stadtentwicklung und der Errichtung von Befestigungsanlagen zu sehen. Zwischen 1230 und 1270 wuchs die Grossstadt von der Landseite gegen das Wasser hin an und auch am linken Ufer der Reuss dehnte sich die Kleinstadt aus. In dieser Zeit entstand der Innere Befestigungsring der Grossstadt und auch in der Kleinstadt wurde der Innere Ring errichtet. Um die Stadtteile miteinander zu verbinden wurden Brücken gebaut. Bereits vor dem Bau der Kapellbrücke entstand ca. 1168 die an der engsten Stelle der Reuss gelegene Reussbrücke, eine zweite Brücke, die mit Holz gedeckte Hofbrücke, wurde zwischen 1252 und 1265 am rechten Seeufer zwischen dem Hofbezirk und der Grossstadt erstellt.

 Die Kapellbrücke als Teil der Stadtbefestigung zwischen Freienhof und Peterskapelle

Während die Stadt durch ihre Wehrbauten von der Landseite her gesichert war, fehlte es an Schutz von der Seeseite und dem Reussufer her. Zunächst wurde deshalb um 1300 der Wasserturm errichtet. Wenige Jahrzehnte später – als wahrscheinlich gilt das Jahr 1332 – folgte der Bau einer zweiten mit Holz gedeckten Brücke, der Kapellbrücke, die eine Fortsetzung der Hofbrücke bildete. Darauf, dass die Kapellbrücke (wie die auch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgebrochene Hofbrücke) zur Verteidigung gegen potentielle Schiffsangriffe dienen sollte, weisen die seeseitig vorgelagerten «Schwirren» (Palisadenreihe), welche die Durchfahrt von Schiffen verhindern sollten. Auf den Wehrcharakter der Brücke weist auch die höher gebaute Brückenbrüstung gegen die Seeseite hin.[1] So erfüllte die Kapellbrücke über Jahrhunderte hinweg eine Doppelfunktion als Wehrgang und Verbindung (Fussgängerbrücke) zwischen Kleinstadt und Hof, genauer zwischen dem rechtsufrigen (Peterskapelle) und linksufrigen Eckpunkt (Freienhof) der Stadtbefestigung.[2]

Mitten im Luzerner Stadtleben (15.–17. Jahrhundert)  Aufbau eines Brückenbinders

Ab dem 15. Jh. diente die Kapellbrücke auch als Ort der Geselligkeit, insbesondere durch die Installation von Bänken. Sie wurde verschönert, v. a. durch die Errichtung des historischen Bilderzyklus. Daneben wurde ihre Länge für das Gewerbe der Seilerei genutzt.[3] Es gab immer wieder Wiederherstellungsarbeiten, doch erlaubt die Quellenlage bis zum 19. Jh. nur einen lückenhaften Einblick in die Baugeschichte der Kapellbrücke. Von den Arbeiten an der Brücke sind im weiteren Verlauf besonders die beiden grösseren Renovationen von 1741/42 und 1819 zu nennen. Erstere war notwendig geworden, da nach einem Hochwasser Teile der Brücke mitsamt den darauf befindlichen Bildern eingestürzt waren.[4]

Verkürzung und Erhaltung (19. Jahrhundert)

Die neuere Baugeschichte ab dem 19. Jahrhundert ist durch systematische Aufzeichnungen besser dokumentiert. Zwischen 1833 und 1838 wurde in drei Etappen das linke Ufer der Reuss aufgeschüttet. Das südliche Ende der Brücke musste dem neu errichteten Quai weichen. Sie wurde vom Freienhof getrennt, erheblich verkürzt und nach Süden hin abgeknickt, so dass sie senkrecht auf das Quai trifft. Die Schiffshütte am Wasserturm wurde 1859/60 wegen Baufälligkeit abgerissen und wich einem Kiosk, der zwecks Verkaufs von Touristenartikeln zwischen Wasserturm und Brücke errichtet wurde.

Einige Jahrzehnte später, um 1897/98, musste die Kapellbrücke auch am rechten Ufer wegen der Errichtung des Quais von ihrem Brückentor, der Peterskapelle, getrennt und verkürzt werden, diesmal jedoch nur um wenige Meter. Während derselben Arbeiten musste auch die zweite Schiffshütte bei der Peterskapelle abgerissen werden.

In dieser Zeit erreichte die Stadtluzerner Diskussion über einen möglichen Totalabbruch der Brücke, die seit dem Bau der See-Brücke von 1869 virulent wurde, ihren Höhepunkt. Die zur Seeseite hin vorgelagerte See-Brücke liess den alten Holzsteg zumindest für den Fussverkehr als überflüssig erscheinen, mehr noch nachdem man 1898 auf der anderen Seite der Kapellbrücke den senkrecht zum Fluss stehenden Rathaussteg errichtet hatte. Es gab Proteste aus dem In- und Ausland und die Stadt Luzern entschied sich gegen die Minderheitsmeinung und (anders als noch vor einem halben Jahrhundert beim Abbruch der Hofbrücke) für einen Erhalt der Kapellbrücke als Touristenattraktion und Wahrzeichen der Stadt.[5]

Kapellbrücke mit Freienhof als Südtor (vor der ersten Aufschüttung von 1833) 
Kapellbrücke mit Freienhof als Südtor (vor der ersten Aufschüttung von 1833)
Kapellbrücke mit verkürztem Südende (nach der zweiten Aufschüttung von 1835) 
Kapellbrücke mit verkürztem Südende (nach der zweiten Aufschüttung von 1835)
Kapellbrücke mit abgeknicktem Südende (nach der letzten Aufschüttung von 1838) 
Kapellbrücke mit abgeknicktem Südende (nach der letzten Aufschüttung von 1838)
Der verkürzte Nordausgang der Kapellbrücke (nach 1898) 
Der verkürzte Nordausgang der Kapellbrücke (nach 1898)
Brand

Die Brücke fiel in der Nacht auf den 18. August 1993 einer Feuersbrunst zum Opfer, welche nach Vermutungen durch eine weggeworfene Zigarette ausgelöst wurde.[6] Der Brand zerstörte einen Grossteil der Brücke und unter anderem 78 der 111 berühmten Bilder. Nach dem Brand konnten die Überreste von 47 Bildern geborgen werden. 30 Bilder liessen sich bis 1998 restaurieren. Die Brücke wurde umgehend wiederaufgebaut, am 14. April 1994 eingeweiht und erneut für Fussgänger freigegeben.

Die bei der Verkürzung der Brücke um 1835 ausgelagerten 25 Giebelgemälde, die den Werdegang des Heiligen Mauritius als Schutzpatron der Schweiz zeigen, wurden als Ersatz für die unrestaurierbar verbrannten Exponate im Mittelteil der Brücke aufgehängt. An den beiden äusseren Nahtstellen zwischen dem ursprünglich erhaltenen und dem rekonstruierten Brückenteil erinnern verkohlte Überreste der Originalbilder an den Brand.

Beatrix Lang: Die Kapellbrücke, ihre Geschichte und Bedeutung. In: Lorenz Fischer u. a. (Hrsg.): Die Kapellbrücke: das Wahrzeichen der Stadt Luzern. Luzern 1994, S. 28–35. Jorge Serra: Die Geschichte der Kapellbrücke. In: Stadt Luzern (Hrsg.): Kapellbrücke und Wasserturm: der Wiederaufbau eines Wahrzeichens im Spiegel der Restaurierung und Forschung. Luzern 1998, S. 89–92. Konrad Wanner: Luzern und die Kapellbrücke. In: Stadt Luzern (Hrsg.): Kapellbrücke und Wasserturm: der Wiederaufbau eines Wahrzeichens im Spiegel der Restaurierung und Forschung. Luzern 1998, S. 68–75. Jorge Serra: Die Geschichte der Kapellbrücke. In: Stadt Luzern (Hrsg.): Kapellbrücke und Wasserturm: der Wiederaufbau eines Wahrzeichens im Spiegel der Restaurierung und Forschung. Luzern 1998, S. 96–98. Jorge Serra: Die Geschichte der Kapellbrücke. In: Stadt Luzern (Hrsg.): Kapellbrücke und Wasserturm: der Wiederaufbau eines Wahrzeichens im Spiegel der Restaurierung und Forschung. Luzern 1998, S. 98–107. Die Nacht, die Luzern veränderte, Dossier Brand Kapellbrücke. In: Neue Luzerner Zeitung, 16. August 2013, S. 41.
Fotografien von:
Luca Casartelli - CC BY-SA 3.0
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