Glacier National Park (U.S.)

( Glacier-Nationalpark (Vereinigte Staaten) )

Der Glacier-Nationalpark ist ein Nationalpark der Vereinigten Staaten im Hochgebirge der Rocky Mountains. Er liegt im Norden des US-Bundesstaats Montana an der Grenze zu Kanada und weist geologische, geographische und klimatische Besonderheiten auf. Seine verschiedenen Ökosysteme sind nahezu ungestört. Er wurde am 11. Mai 1910 unter Schutz gestellt, wird vom National Park Service verwaltet und dient wegen seiner langen Forschungsgeschichte als Referenzgebiet für die Erforschung der Klimageschichte und der globalen Erwärmung.

Jenseits der Grenze liegt auf kanadischem Boden der Waterton-Lakes-Nationalpark. Beide Parks zusammen wurden 1932 als erstes grenzüberschreitendes Naturschutzgebiet der Welt unter dem Namen Waterton-Glacier International Peace Park zu einem „Internationalen Friedenspark“ ernannt und 1995 durch die UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Der Glacier-Nationalpark ist seit 1976 ein Biosphärenreservat. Park und Region werden als Crown of the ContinWeiterlesen

Der Glacier-Nationalpark ist ein Nationalpark der Vereinigten Staaten im Hochgebirge der Rocky Mountains. Er liegt im Norden des US-Bundesstaats Montana an der Grenze zu Kanada und weist geologische, geographische und klimatische Besonderheiten auf. Seine verschiedenen Ökosysteme sind nahezu ungestört. Er wurde am 11. Mai 1910 unter Schutz gestellt, wird vom National Park Service verwaltet und dient wegen seiner langen Forschungsgeschichte als Referenzgebiet für die Erforschung der Klimageschichte und der globalen Erwärmung.

Jenseits der Grenze liegt auf kanadischem Boden der Waterton-Lakes-Nationalpark. Beide Parks zusammen wurden 1932 als erstes grenzüberschreitendes Naturschutzgebiet der Welt unter dem Namen Waterton-Glacier International Peace Park zu einem „Internationalen Friedenspark“ ernannt und 1995 durch die UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Der Glacier-Nationalpark ist seit 1976 ein Biosphärenreservat. Park und Region werden als Crown of the Continent (Krone des Kontinents) bezeichnet, das Crown of the Continent Ecosystem umfasst das Großökosystem der zentralen Rocky Mountains beidseits der Grenze weit über die Nationalparks hinaus.

Der Glacier-Nationalpark bezieht seinen Namen von der durch Vergletscherung während des Eiszeitalters geprägten Landschaft. Die heute im Park liegenden Gletscher haben nur einen Bruchteil der ehemaligen Fläche und gehen infolge der auf den Klimawandel zurückzuführenden weltweiten Gletscherschmelze seit etwa 1850 massiv zurück. In der kanadischen Provinz British Columbia gibt es einen weiteren Nationalpark mit dem Namen Glacier, in Alaska liegt der Glacier-Bay-Nationalpark.

Ursprünglich war das Gebiet von Indianern besiedelt. Aus der Paläoindianischen Periode lassen sich vier Kulturen zwischen 10.500 und knapp 8.000 Jahren Before Present identifizieren. Die ältesten Funde stammen aus dem Nordosten des Parks am Belly River. Es handelt sich um Projektilspitzen der Clovis-Kultur, etwa 10.500 Jahre B.P. Die Clovis-Leute lebten noch unter dem Einfluss der zu Ende gehenden letzten Eiszeit (in Nordamerika als Wisconsin glaciation bezeichnet) und waren Jäger und Sammler, ihre Nahrungsgrundlage war die Jagd auf die eiszeitliche Megafauna. Um 9.900 Jahre B.P lässt sich ein schneller Klimaumschwung nachweisen. Die Berge wurden teilweise eisfrei und die Menschen der Lake-Linnet-Kultur konnten das Gestein Argillit als Material für hochwertige Steinwerkzeuge in den Hochlagen des heutigen Parks gewinnen. Vor etwa 9.300 Jahren wurde das Klima trockener, die ersten Vorläufer der Prärien entstanden unterhalb der Berge. Die kurzlebige Cody-Kultur lebte von der gemeinschaftlichen Jagd auf Bisons, ihre charakteristischen Speerspitzen waren lang und schmal. Die anschließende Red-Rock-Canyon-Kultur entwickelte den Fischfang als wesentliche Nahrungsgrundlage im Herbst, wenn die Lachse und Forellen zu den Oberläufen der Flüsse ziehen. Die Menschen waren sehr mobil und gewannen hochwertigen Hornstein an mehreren Stellen des heutigen Nationalparks und jagten Großwild je nach Saison in allen Höhenstufen der Berge. Mit ihr ging vor etwa 7.750 Jahren die paläoindianische Periode zu Ende, die Archaische Periode begann.[1]

Sie dauerte bis etwa zum Jahr 500 und ist durch mehrfache Klimaänderungen gekennzeichnet. Die Indianer passten sich den Umweltbedingungen und der Entwicklung in Tier- und Pflanzenwelt an. Zum Teil entstanden auch kulturelle Unterschiede zwischen der Ost- und der Westseite der Berge. Um 6.000 B.P. entwickelten die Indianer die Jagdmethode des Buffalo Jump, bei dem Bisonherden über Geländekanten getrieben wurden und zu Tode stürzten. Mit dem Head-Smashed-In Buffalo Jump, eine Weltkulturerbe-Stätte, und dem First Peoples Buffalo Jump liegen zwei bedeutende Jump Sites im Umkreis von etwa 100 km um den Glacier-Nationalpark. Nach dem Ende der Archaischen Periode verbreitete sich die Keramik in die nördlichen Prärien, um 900 wurden Pfeil und Bogen eingeführt. Die Spanier brachten im 16. Jahrhundert Pferde nach Amerika, die sich bis zum 17. und 18. Jahrhundert auch in die nördlichen Prärien verbreiteten.

 Zwei Blackfoot-Häuptlinge und ein Kutenai-Indianer. Aquarell von Karl Bodmer, 1840er Jahre Ein Blackfoot-Indianer. Aquarell von Karl Bodmer, 1840er JahreDie ersten Weißen

Beim ersten Kontakt mit Weißen lebten fünf Völker im Umfeld des heutigen Nationalparks. Die Kutenai, Flathead und Kalispel im Westen am Flathead River, die Konföderation der Blackfoot beziehungsweise die ihr angehörenden südlichen Piegan im Osten auf den Prärien und die Stoney mit nur wenigen hundert Personen in den östlichen Tälern des heutigen Parks um den Belly River. Die Völker der Westflanke zogen im Frühling und Herbst über die Berge zur Büffeljagd auf die Ostseite, wo es regelmäßig zu Konflikten mit den Blackfoot kam. Den Blackfoot und den Flathead galten die Berge als „Rückgrat der Welt“. Sie spielten eine wesentliche Rolle in ihren Schöpfungsmythen.

Zwei Pelzhändler der britischen Hudson’s Bay Company waren die ersten Europäer, die die Berge in den Jahren um 1785 und 1792 sahen. Meriwether Lewis kam auf dem Rückweg von der Lewis-und-Clark-Expedition 1806 in die Nähe der Berge und berichtete in seinen Aufzeichnungen von der unvermittelt aus der Prärie aufragenden Bergkette, die heute seinen Namen trägt. 1810 waren Weiße erstmals nachweislich im heutigen Parkgebiet. Es handelte sich um Jäger, die britische und frankokanadische Pelzhändler versorgten. In den 1830er und frühen 1840er Jahren drangen Pelzjäger bis in die Berge des heutigen Nationalparks vor und dezimierten den Bestand an Bibern. Außerdem brachte der Kontakt mit den Weißen die Pocken in die Prärien. Die größte Infektion 1837 verbreitete sich in allen Prärie-Völkern; bis zu ein Drittel der Indianer starb daran. In den 1850er Jahren begann die großangelegte Jagd der Weißen auf die Bisonherden der nördlichen Prärien. Die Blackfoot sahen die Grundlage ihrer Ernährung und ihrer Kultur bedroht und lieferten sich häufig Gefechte mit den weißen Eindringlingen, so dass sie bald als das gefürchtetste Volk galten.

1851 wurde das erste Reservat der nördlichen Prärien eingerichtet, 1855 die Blackfoot in das Gebiet nördlich des Missouri Rivers und östlich des Rocky-Mountains-Hauptkamms gewiesen. Die Reservate wurden in der Folge mehrfach durch die US-Regierung einseitig reduziert, 1872 so stark, dass in der Folge mehr als zwei Drittel der Blackfoot dauerhaft nach Kanada zogen.

 George Bird GrinnellAbtretung der Berge und Unterschutzstellung

Für die Oberschicht der amerikanischen Ostküste hatte inzwischen Wildnis einen romantischen Charakter gewonnen. Mit dem Yosemite Grant 1864 und dem ersten Nationalpark der Welt in Yellowstone 1872 hatten die Vereinigten Staaten die ersten großflächigen Naturreservate geschaffen, die einer romantischen Vorstellung von majestätischen Landschaften nachkamen. Indianische Bewohner der Landschaften störten den Eindruck von Unberührtheit.[2] George Bird Grinnell war 1874 als Wissenschaftler im Staatsdienst in die nördlichen Prärien gekommen, und als er 1885 erstmals die Rocky Mountains des nördlichen Montanas sah, war er fasziniert von der Berglandschaft. Inzwischen Herausgeber der Zeitschrift Forest and Stream und familiär und persönlich mit guten Kontakten in die Ministerien Washingtons ausgestattet, war er ein einflussreicher Propagandist für die Unterschutzstellung der Berge. Er kam aber auch in engen Kontakt mit den Blackfoot und setzte sich sehr für die Einhaltung der Verträge mit ihnen, die rechtzeitige Lieferung von Lebensmitteln und anderer Leistungen ein.

In den späten 1880er Jahren kamen Gerüchte über ergiebige Mineralienlagerstätten in den Bergen auf. Hunderte Prospektoren drangen auf eigene Faust in das Reservat ein, teilweise bestärkt von den Agenten des Bureau of Indian Affairs, die vom Bergbau eine wirtschaftliche Entwicklung auch der Indianer in dem Reservat erhofften oder einfach korrupt waren. Unter dem Druck traten die Blackfoot 1895 gegen ein Treuhandvermögen von 1,5 Millionen Dollar und die Versorgung mit Rindern und anderen Lebensmitteln den bergigen Anteil ihres Reservats ab. Ihnen wurde die weitere Nutzung des abgetretenen Gebietes (ceded stripe) garantiert, solange das Gebiet „öffentliches Land“ (public lands of the United States) bliebe.[3] Die Berge waren neben einem Nahrungsreservoir nach der Ausrottung des Bisons auch als Holzlieferant wichtig geworden, da die Indianer in ihren Reservaten sesshaft wurden und Blockhäuser errichteten. Außerdem dienten sie als Zufluchtsort für religiöse Zeremonien, die seit den 1880er Jahren verboten waren.

Grinnell war auf Wunsch der Blackfoot als Regierungsvertreter an den Verhandlungen des Vertrags beteiligt. Aufgrund seiner Kenntnisse der Berge glaubte er nicht an ergiebige Mineralienfunde und setzte sich bereits für ein Naturreservat ein. Auf der Westflanke des Gebirgskamms waren der spätere Gründer des U.S. Forest Service, Gifford Pinchot, Naturphilosoph und -schützer John Muir und andere dabei, ein Waldschutzgebiet auszuweisen. Grinnell betrieb 1896 Lobbyarbeit, auch die von den Blackfoot abgetretenen Berge im Osten unter Schutz zu stellen. Im Februar 1897 errichtete Präsident Grover Cleveland die Lewis and Clark Forest Reserve, die das gesamte Gebiet des späteren Nationalparks und südlich angrenzende Flächen umfasste. Grinnell dachte schon weiter an einen Nationalpark.

Inzwischen war das Gebiet für Besucher zugänglicher geworden. Bereits 1853 war eine mögliche nördliche Route für die transkontinentale Eisenbahn unter der Leitung von Isaac Stevens erkundet worden. Die Scouts fanden erst im Folgejahr den Marias Pass, der ihnen von Indianern als Route über die kontinentale Wasserscheide ohne größere Steigungen empfohlen worden war. Die Streckenführung der ersten transkontinentalen Bahnstrecke erfolgte jedoch über den Großen Salzsee rund 500 km weiter südlich. Erst 1889 erkundete die Great Northern Railway eine Route über Montana erneut und führte ab 1891 ihre Strecke von Minneapolis/St. Paul in Minnesota im äußersten Norden der Vereinigten Staaten am Marias Pass über die kontinentale Wasserscheide nach Seattle, das 1893 erreicht wurde. Die Trassenführung der Eisenbahn sollte bei der späteren Unterschutzstellung die Südgrenze des Nationalparks bilden.

Die Bahngesellschaft und ihr Präsident James J. Hill wurde zu einem Mitstreiter Grinnells bei der Ausweisung des Schutzgebietes. Im Yellowstone-Nationalpark hatte der Bahnanschluss die Besucherzahlen in zehn Jahren verzehnfacht[4] und die Great Northern Railway hoffte mit einem Nationalpark an ihrer Strecke durch Touristen die Auslastung der Bahn zu erhöhen. Die Lobbyarbeit von Grinnell und Hill hatte Erfolg, im Mai 1910 verabschiedete der Kongress der Vereinigten Staaten das „Gesetz zur Einrichtung des ‚Glacier National Park‘ in den Rocky Mountains südlich der internationalen Grenzlinie im Bundesstaat Montana und für weitere Zwecke (36 Stat 354)“.

Nach der offiziellen Auffassung der US-Bundesregierung wurde bereits mit der Einrichtung der Forest Reserve, jedoch spätestens mit dem Nationalpark das von den Blackfoot abgetretene Gebiet zweckgebunden gewidmet und war daher kein public land im Sinne des Vertrages von 1895 mehr. Die Blackfoot bestanden aber auf ihren Rechten, im östlichen Teil des Parks zu jagen und Pflanzen zu sammeln. Bis 1932 fanden mehrere Prozesse statt, die mit einer Niederlage der Blackfoot endeten, die Jagd ging jedoch in geringem Maßstab weiter. Nachdem die bei Besuchern beliebten Herdentiere seit der Errichtung des Parks im Winter gefüttert wurden, stellte die Verwaltung in den 1940er Jahren eine erhebliche Überweidung in den Tallagen des Parks fest. In den 1950er Jahren schrieb ein Superintendent an die Bundesebene des National Park Service, dass die Indianer seit einigen Jahren zu wenig wildern würden, um die Schäden durch die Wapiti-Herden zu begrenzen. Im Zusammenhang mit der Reform der Indianerpolitik der Vereinigten Staaten erhoben die Blackfoot seit den 1970er und 1980er Jahren wieder Ansprüche. Der National Park Service lehnt diese ab, die Konföderation der Blackfoot geht hingegen davon aus, dass ihre Rechte aus dem Vertrag von 1895 de jure fortbestehen.[5]

Soweit nicht weiter angegeben, beruht die Darstellung der Vorgeschichte auf Brian O.K. Reeves: Native Peoples and Archaeology of Waterton Glacier International Peace Park. In: Tony Prato, Dan Fagre (Hrsg.), S. 39–54 Mark David Spence: Crown of the Continent, Backbone of the World – The American Wilderness Ideal and Blackfeet Exclusion from Glacier National Park. In: Environmental History, Vol. 1, No. 3 (Juli 1996), S. 32 Die Geschichte des Vertrages von 1895 und der Unterschutzstellung stützt sich auf Mark David Spence: Crown of the Continent, Backbone of the World – The American Wilderness Ideal and Blackfeet Exclusion from Glacier National Park. In: Environmental History, Vol. 1, No. 3 (Juli 1996), S. 29–49 Yellowstone National Park’s First 130 Years (Memento des Originals vom 14. April 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/windowsintowonderland.org, National Park Service, abgerufen am 22. März 2009 Mark David Spence: Dispossessing the wilderness. Oxford University Press, 2000, ISBN 0-19-514243-8, S. 96–100
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