Colmar [kɔlmaʁ] (elsässisch Colmer [kolmər], deutsch auch Kolmar) ist nach Straßburg und Mülhausen die drittgrößte Stadt im Elsass (Europäische Gebietskörperschaft Elsass) und Hauptort des Départements Haut-Rhin in der Region Grand Est. Zum 1. Januar 2021 hatte Colmar 67.730 Einwohner in der Stadt sowie 113.687 im Großraum.

Colmar liegt an der Elsässer Weinstraße und bezeichnet sich gern als Hauptstadt der elsässischen Weine. Die Stadt ist berühmt für ihr gut erhaltenes architektonisches Erbe aus sechs Jahrhunderten und für ihre Museen, darunter das Unterlinden-Museum mit dem Isenheimer Altar. Colmar ist die Geburtsstadt berühmter Künstler wie Martin Schongauer, FrédériWeiterlesen

Colmar [kɔlmaʁ] (elsässisch Colmer [kolmər], deutsch auch Kolmar) ist nach Straßburg und Mülhausen die drittgrößte Stadt im Elsass (Europäische Gebietskörperschaft Elsass) und Hauptort des Départements Haut-Rhin in der Region Grand Est. Zum 1. Januar 2021 hatte Colmar 67.730 Einwohner in der Stadt sowie 113.687 im Großraum.

Colmar liegt an der Elsässer Weinstraße und bezeichnet sich gern als Hauptstadt der elsässischen Weine. Die Stadt ist berühmt für ihr gut erhaltenes architektonisches Erbe aus sechs Jahrhunderten und für ihre Museen, darunter das Unterlinden-Museum mit dem Isenheimer Altar. Colmar ist die Geburtsstadt berühmter Künstler wie Martin Schongauer, Frédéric-Auguste Bartholdi, Ernst Stadler und Jean-Jacques Waltz.

Die Stadt wurde erstmals 823 urkundlich bezeugt. 1226 wurde sie von Kaiser Friedrich II. zur Reichsstadt erhoben. 1575 konnte die Reformation einen teilweisen Einzug halten. Im Frieden von Nimwegen 1679 gelangte Colmar an Frankreich und teilt seither die Geschichte des Elsass.

Ereignisgeschichte  Ansicht der Stadt Colmar im Jahr 1644, nach dem Stich von Matthäus Merian in der Topographia Alsatiæ[1] Schwendi-Brunnen von Frédéric-Auguste Bartholdi, errichtet 1898 zu Ehren von Lazarus von Schwendi

Colmar (lateinisch Columbaria oder Colmaria[2]) wurde als Königsgut unter dem Namen Columbarium (Fiscum), „Taubenhaus“, auch Kolumbarium, im Jahr 823 erstmals urkundlich erwähnt. Anfang des 13. Jahrhunderts – wahrscheinlich nach 1214 – wurde der Ort Colmar auf Veranlassung des Landvogts Albinus Wölfel (oder Wölfelin) mit einer Ringmauer umgeben, die 1220 fertiggestellt war. 1226 wurde Colmar durch eine Urkunde des römisch-deutschen Kaisers Friedrich II. zur Stadt erhoben und Freie Reichsstadt.[3][4]

Der Rat der Stadt übergab 1360 die Macht an die Berufskorporationen. Im 14. Jahrhundert trat Colmar dem Zehnstädtebund bei. Seit 1564 bestand in Colmar wie in anderen Städten am Oberrhein eine bekannte Meistersinger-Schule. Josel von Rosheim führte 1548 einen Prozess für die Juden der Stadt Colmar vor dem Reichskammergericht wegen des seiner Ansicht nach unzulässigen Marktverbotes der Stadt für sie.

Am 15. Mai 1575 wurde in der Franziskanerkirche in Colmar (heute Église protestante Saint-Matthieu) der erste lutherische Gottesdienst abgehalten.[5] Trotz der geographischen Nähe zu wichtigen Zentren der protestantischen Bewegung wie Straßburg, Basel und Schlettstadt dauerte es ein halbes Jahrhundert, ehe die Stadtverwaltung den Colmarer Protestanten ihre liturgischen Bräuche genehmigte.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Colmar 1632 von schwedischen Truppen belagert und eingenommen. Die Stadt erhielt eine französische Garnison, deren lutherischer Kommandant de Manicamp (Achille de Longueval, seigneur de Manicamp, gouverneur de Colmar et de la Fère)[6] zum Gouverneur des Ober-Elsass ernannt wurde.

Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. besetzten Colmar im Jahr 1673. Die Ortschaft wurde 1680 zusammen mit Türkheim, Kaysersberg und Münster im Georgiental mit deren Besitz (24 Ortschaften) vom Königreich Frankreich annektiert.[7] Colmar wurde Sitz der „Allgewaltigen Ratsversammlung der Provinz Elsass“. Colmar wurde 1791 Sitz der Verwaltung des Departements Haut-Rhin. Im 19. Jahrhundert besaß Colmar eine leistungsfähige Textilindustrie.

Nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges (1870/71) wurde Colmar Teil des neugebildeten Reichslandes Elsass-Lothringen im Kaiserreich, die Stadt wurde Hauptstadt des Bezirks Oberelsass und Sitz eines eigenen Oberlandesgerichtes. 1902 wurde in der Stadt der Betrieb der Straßenbahn eröffnet, die 1960 stillgelegt wurde.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde Colmar 1918–1919 zusammen mit dem übrigen Elsass wieder ein Teil von Frankreich. In der folgenden Zeit war die Stadt, Heimat und Hauptwirkungsstätte des deutschfeindlichen Zeichners Hansi, Austragungsort zweier Konfrontationen im Rahmen der schwierigen Wiedereingliederung des Elsass in das zentralistische und assimilatorische Frankreich. Am 22. August 1926 kam es zu den als Blutiger Sonntag von Colmar bekannten Übergriffen französischer Nationalisten auf eine von der Präfektur erlaubte Versammlung elsässischer Autonomisten, bei denen Gendarmen die Angreifer unterstützten und Autonomisten verhafteten. 1928 war die Stadt Schauplatz des Komplott-Prozesses von Colmar, eines politisch bestimmten Verfahrens gegen einige „Heimatrechtler“ und „Muttersprachler“ (u. a. Karl Roos, Joseph Rossé, Eugène Ricklin, Robert Ernst), welche teils die graduellen Errungenschaften regionaler Selbstbestimmung aus der deutschen Zeit (1911) zu behalten suchten, teils für die Wiederangliederung an das Reich kämpften und von Frankreich als Separatisten betrachtet wurden.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Colmar 1940 nach der Niederlage Frankreichs als Teil des Reichsgaus Baden-Elsass de facto dem Großdeutschen Reich angeschlossen. Ab 1942 wurden die Männer von Colmar in die Wehrmacht eingezogen. Am 2. Februar 1945 wurde die Stadt nach erbitterten Kämpfen in der Kesselschlacht von Kolmar (Poche de Colmar), der letzten großen Schlacht des Zweiten Weltkriegs auf französischem Territorium, durch die Westalliierten befreit und gehört seitdem wieder zu Frankreich.[8]

Mit der Gründung der Weinmesse Foire aux vins und des Musikfestivals Festival international de Colmar erhielt Colmar 1947 beziehungsweise 1980 zwei der international bekanntesten alljährlichen Veranstaltungen des Elsass.

Colmar wird seit 1947 ununterbrochen von Bürgermeistern aus dem konservativen Lager regiert. 1945–1947 hatte Édouard Richard von der sozialdemokratischen SFIO wieder den Posten übernommen, den er bereits 1935–1940 innehatte. Seine Nachfolger Joseph Rey (MRP, 1947–1977), Edmond Gerrer (UDF, 1977–1995) und Gilbert Meyer (UMP, seit 1995) gehör(t)en jedoch allesamt christlich-demokratisch geprägten Parteien an.

Bevölkerungsentwicklung Bevölkerungszahlen vom 18. Jahrhundert bis zum Ende des Ersten Weltkriegs Jahr Einwohner Anmerkungen 1780 › 15.000 in 1278 Häusern bei 1877 Feuerstellen (Haushaltungen)[9]1824 14.300 davon 9000 Katholiken, 5000 Protestanten und 300 Juden[2]1841 19.908 1861 22.629 1872 23.045 am 1. Dezember, in 2220 Häusern;[10] nach anderen Angaben 23.669 Einwohner[11]1875 23.990 1880 26.106 [12]1885 26.537 davon 18.838 Katholiken, 6539 Evangelische und 1109 Juden[12][13]1890 30.399 [12]1900 36.844 mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 171, ein Jägerbataillon Nr. 84, eine Maschinengewehrabteilung Nr. 14, ein Dragonerregiment Nr. 14, eine Eskadron Jäger zu Pferde Nr. 14), davon 10.861 Evangelische, 1204 Juden[14]1905 41.791 [12]1910 43.808 am 1. Dezember, davon 29.604 Katholiken, 12.783 Evangelische und 1202 Juden; 1898 mit französischer Muttersprache und 165 mit italienischer Muttersprache[15][12][12][16]Anzahl Einwohner seit 1920
(Quelle: Cassini und INSEE) Jahr 1931194619621968197519821990199920072018 Einwohner 46.51846.12452.35559.55064.77162.48363.49865.11866.56068.703 Kolmarer Liederhandschrift

Die Kolmarer Liederhandschrift enthält etwa 950 Liedertexte auf 107 Melodien von verschiedenen Künstlern der Sangspruchdichtung und des Meistergesangs. Sie entstand vermutlich um 1460 in Mainz oder Speyer; 1546 erwarb Jörg Wickram den Codex in Schlettstadt und gründete im selben Jahr eine Meistersingergesellschaft in Colmar. Die Handschrift verschwand in den Wirren eines Bürgerkriegs, wurde kurzzeitig 1789 wiedergefunden, galt aber wieder als verschollen, bis sie 1857 in einem Basler Buchantiquariat gefunden und im selben Jahr von der Königlichen Hof- und Staatsbibliothek in München erworben wurde. Dort wird sie unter dem Siegel Cgm-4997 verwahrt.

Sigmund Billings: Kleine Chronik der Stadt Colmar. Andreas Waltz, Colmar 1891, S. 130 (Digitalisat in der Google-Buchsuche). ↑ a b Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 79. Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter. Erlangen 1863, S. 615–633, online. Ernst Theodor Gaupp: Deutsche Stadtrechte des Mittelalters, mit rechtsgeschichtlichen Erläuterungen. Erster Band: Die Stadtrechte von Straßburg, Hagenau, Molsheim, Colmar, Annweiler, Winterthur, Landshut in Bayern, Regensburg, Nürnberg, Eger, Eisenach, Altenburg. Breslau 1851, S. 112–122, online. „Die Einführung der Reformation“, www.ot-colmar.fr Chronique des dominicains de Guebwiller (X. Mossmann, Hrsg.), Gebweiler/Colmar/Straßburg 1844, S. 281. Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870-1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 7 (Google Books). vgl. jedoch kleinere Schlachten im Rahmen der Operation Undertone noch ab 15. März 1945 im Nord-Elsass und in Lothringen Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 320. C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 48–49 und S. 78 Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 10 (online) ↑ a b c d e f Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023. Anonymes Mitglied des Katholischen Volksvereins: Die konfessionellen Verhältnisse an den Höheren Schulen in Elsaß-Lothringen. Statistisch und historisch dargestellt. Straßburg 1894, S. 26. Kolmar. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 11: Kimpolung–Kyzĭkos. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1907, S. 272 (zeno.org). Colmar, Elsass, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer alten Landkarte der Umgebung von Colmar. Kreis Colmar, Elsaß-Lothringen - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
Fotografien von:
Xiyang Xing - CC BY 2.0
Statistics: Position
2797
Statistics: Rank
42882

Neuen Kommentar hinzufügen

Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.

Sicherheit
128649537Klicken/tippen Sie auf diese Sequenz: 7654

Google street view

Wo kann man in der Nähe schlafen? Colmar ?

Booking.com
489.956 Besuche insgesamt, 9.198 Sehenswürdigkeiten, 404 Ziele, 5 besucht heute.