Valle dei Templi

( Archäologische Stätten von Agrigent )

Die archäologischen Stätten von Agrigent südlich des heutigen Stadtkerns von Agrigent gehören zu den eindrucksvollsten archäologischen Fundplätzen auf Sizilien. Sie zeigen vor allem die Überreste von Akragas (lat. Agrigentum), einer der bedeutendsten antiken griechischen Städte auf Sizilien. Die teilweise noch sehr gut erhaltenen griechischen Tempel zeugen von der Größe, Macht und kulturellen Hochblüte der damaligen griechischen Stadt.

Akragas war zwar erst 582 v. Chr. in einer zweiten Welle der griechischen Kolonisation gegründet worden, hatte sich aber bald, besonders durch den Sieg in der Schlacht bei Himera, zu der zweitwichtigsten griechischen Polis auf Sizilien nach Syrakus entwickelt. Diese Bedeutung fand ihren Ausdruck unter anderem in einer Reihe monumentaler Tempel, die im Verlauf des 5. Jahrhunderts v. Chr. entlang der südlichen Stadtmauer auf einem Höhenzug errichtet wurden, der in der archäologischen Fachsprache die Bezeichnung „Hügel der Tempel“ (iWeiterlesen

Die archäologischen Stätten von Agrigent südlich des heutigen Stadtkerns von Agrigent gehören zu den eindrucksvollsten archäologischen Fundplätzen auf Sizilien. Sie zeigen vor allem die Überreste von Akragas (lat. Agrigentum), einer der bedeutendsten antiken griechischen Städte auf Sizilien. Die teilweise noch sehr gut erhaltenen griechischen Tempel zeugen von der Größe, Macht und kulturellen Hochblüte der damaligen griechischen Stadt.

Akragas war zwar erst 582 v. Chr. in einer zweiten Welle der griechischen Kolonisation gegründet worden, hatte sich aber bald, besonders durch den Sieg in der Schlacht bei Himera, zu der zweitwichtigsten griechischen Polis auf Sizilien nach Syrakus entwickelt. Diese Bedeutung fand ihren Ausdruck unter anderem in einer Reihe monumentaler Tempel, die im Verlauf des 5. Jahrhunderts v. Chr. entlang der südlichen Stadtmauer auf einem Höhenzug errichtet wurden, der in der archäologischen Fachsprache die Bezeichnung „Hügel der Tempel“ (ital.: Collina dei Templi) hat, im Volksmund aber (durch seine Lage unterhalb der heutigen Stadt Agrigent) als „Tal der Tempel“ (ital.: Valle dei Templi) bezeichnet wird. Die Bezeichnung „Tal der Tempel“ wird oft auch allgemein für die gesamten archäologischen Stätten von Agrigent verwendet.

Der Concordiatempel, der zu den am besten erhaltenen Tempeln der griechischen Antike überhaupt zählt, und die Überreste der anderen Tempel waren auch ein Grund dafür, dass die archäologischen Stätten von Agrigent ab der Mitte des 18. Jahrhunderts für viele an der antiken griechischen Kultur Interessierte zu einem festen Bestandteil einer Bildungsreise nach Süditalien wurden. Auch Johann Wolfgang von Goethe schildert in seinem Werk Italienische Reise seinen Besuch dieser Stätten.

1997 erklärte die UNESCO die archäologischen Stätten von Agrigent zum Weltkulturerbe mit der Begründung, dass Akragas „eine der größten Städte der Antike im Mittelmeerbereich war und in einem außergewöhnlich guten Zustand erhalten ist. Seine großartige Reihe dorischer Tempel ist eines der herausragendsten Denkmäler für die griechische Kunst und Kultur.“

Archaische Zeit  Akragas 406 v. Chr.

Akragas ist die jüngste der bedeutenderen griechischen Städte auf Sizilien. Die Stadt wurde ungefähr 582 v. Chr. gemeinsam von Siedlern aus Gela und Rhodos unter den Oikisten Aristonos und Pystillos gegründet. Es wird angenommen, dass das Gebiet schon vorher zum Einflussbereich Gelas gehörte und dass es hier an der Küste eine Handelsniederlassung (Emporion) gab, da sonst die Siedler aus Megara Hyblaea für ihre wesentlich ältere Neugründung Selinunt nicht so weit nach Westen hätten ziehen müssen.

 Phalaris, erster Tyrann von Akragas, lässt den Künstler Perilaos in den Bronzestier einschließen (Kupferstich von Pierre Woeiriot de Bouzey, 16. Jahrhundert).

Schon bald nach der Gründung der Stadt konnte Phalaris die Macht an sich reißen. Durch Unterschlagung von Geld, das für einen Tempelbau bestimmt war, warb er Söldner an und machte sich in einem Staatsstreich zum Alleinherrscher (Tyrannen) der Stadt. Er regierte etwa 570–555 v. Chr. und war für seine Grausamkeit berüchtigt. Er dehnte seinen Machtbereich bis weit in das Landesinnere aus.

Zu seiner Zeit wurde wohl bereits die massive Stadtmauer von Akragas errichtet. Sie folgt im Wesentlichen den Außenkanten des Plateaus, umschließt aber auch den Girgenti-Hügel. Sie hat eine Länge von 12 km und schließt eine Fläche von 4,5 km² ein. Neun Tore, die eine natürliche Bodensenke oder ein kleines Tal nutzten, führten in die Stadt. Teilweise waren diese Tore von Türmen flankiert. Durch das Haupttor (Tor IV), das sich in der Südmauer befand und in der Römerzeit Porta Aurea genannt wurde, führte die Straße zum Hafen. Durch das Tor I im Osten führte die Straße zur Mutterstadt Gela.

Auf der Akropolis, die sich über den Girgenti-Hügel und den Athenafelsen erstreckte, wurden im 6. Jahrhundert v. Chr. ein Tempel des Zeus und zu Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr. ein Tempel der Athena erbaut. Gegen Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. entstand der Heraklestempel nahe der Südmauer östlich der Porta Aurea.

In der Senke zwischen der Akropolis und der Südmauer entwickelte sich die Stadt. Sie wurde von sechs Hauptstraßen (Plateiai) etwa in Ost-West-Richtung durchzogen, die von zahlreichen Nebenstraßen (Stenopoi) rechtwinklig gekreuzt wurden. So entstanden längliche Wohnblöcke, die etwa in Nord-Süd-Richtung verliefen.

Außerhalb der Stadtmauern wurde Ackerland gewonnen und durch Forts gegen Übergriffe geschützt. Die Stadt verdankte ihren Wohlstand dem Anbau von Weizen, Öl und Mandelbäumen sowie der Schafzucht.

Theron, der 488 v. Chr. Tyrann von Akragas wurde, dehnte seinen Machtbereich weiter aus und machte Akragas zur zweitwichtigsten Stadt Siziliens nach Syrakus. Das Gebiet umfasste große Teile Westsiziliens, wie durch eine kürzlich erfolgte Studie zur Münzverbreitung ermittelt wurde.[1] Im Jahre 483 vertrieb er den Herrscher Terillos aus Himera und übernahm dort die Macht. Terillos bat die Karthager um Hilfe, die jedoch in der Schlacht bei Himera von Theron und seinem Schwiegersohn Gelon, dem Tyrannen von Syrakus, vernichtend geschlagen wurden.

Klassische Zeit  Statue eines Epheben 480–470 v. Chr.

Durch die in der Schlacht bei Himera gewonnene Kriegsbeute, die als Sklaven arbeitenden Kriegsgefangenen und die Reparationen, die Karthago zu zahlen hatte, stieg der Reichtum von Akragas beträchtlich an. Dieser zeigt sich auch an den in Angriff genommenen Bauprojekten. Theron begann an der Südmauer westlich der Porta Aurea den riesenhaften Tempel des olympischen Zeus zu errichten. Pindar, der eine Zeit lang am Hof Therons weilte, beschrieb Akragas als „schönste der Sterblichen Städte“.[2]

Nach dem Tod Therons und der Vertreibung seines Sohnes Thrasydaios wurde Akragas zu einer Demokratie. Die kulturelle Hochblüte dauerte das ganze 5. Jahrhundert hindurch an. Der Reichtum der Stadt in dieser Zeit beruhte besonders auf dem Handel. In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts wurde die Mehrzahl der Tempel an der Südmauer errichtet, die einem vom Meer aus ankommenden Besucher einen imposanten ersten Eindruck von dem Reichtum der Stadt vermittelten. Der Philosoph Empedokles aus Akragas schrieb zu dieser Zeit, dass die Menschen von Akragas den Luxus genossen, als ob sie morgen sterben müssten, aber Bauten errichteten, als ob sie ewig leben würden.[3]

Als die Karthager, von Segesta zu Hilfe gerufen, 409 v. Chr. eine Großoffensive gegen die griechischen Städte Siziliens begannen, wurde auch Akragas 406 v. Chr. erobert und zerstört. Nachdem die Karthager 406 v. Chr. mit Dionysios I. von Syrakus Frieden geschlossen hatten, durften die Bewohner von Akragas wieder in ihre Stadt zurückkehren. Sie durften die Stadt aber nicht wieder befestigen und waren zu Tributzahlungen an Karthago verpflichtet. In der Folgezeit sank Akragas zu einem unbedeutenden Dorf herab. Obwohl die Stadt später wieder aufgebaut wurde, konnte sie trotz aller Anstrengungen nie wieder ihre einstige Größe erreichen.

Hellenistische Zeit  Hellenistisches Wohnviertel

Nachdem Timoleon die Karthager 340 v. Chr. in der Schlacht am Krimisos besiegt und nach Westsizilien zurückgedrängt hatte, brachte er neue Siedler nach Akragas, um es wieder zu einer funktionierenden Polis zu machen. Die neuen Häuser wurden auf den Grundmauern der zerstörten alten Bauten errichtet. Dabei wurde das bereits bestehende Hippodamische Schema der rechtwinklig zueinander verlaufenden Haupt- und Nebenstraßen übernommen.

Im 3. Jahrhundert v. Chr. brachte der Tyrann Phintias (289–279 v. Chr.) auch Gela, die Mutterstadt von Akragas, unter seine Herrschaft. Er ließ Gela zerstören und siedelte seine Bewohner an der Stelle des heutigen Licata neu an.

Im ersten punischen Krieg wurde Akragas 261 v. Chr. von den Römern erobert und zerstört, und seine Einwohner wurden in die Sklaverei verkauft. 255 v. Chr. wurde Akragas von den Karthagern zurückerobert, was weitere Zerstörungen mit sich brachte. Endgültig unter römische Herrschaft kam Akragas 210 v. Chr. und wurde zu einer tributpflichtigen civitas.

Römische Zeit  Römischer Sarkophag

Die Römer benannten die Stadt in Agrigentum um und bevölkerten sie mit neuen Siedlern. Die Wohngebäude und die öffentlichen Bauten breiteten sich in der Senke über den Resten der griechischen Stadt aus. Die Römer errichteten keine eigenen großen Tempel, sondern bauten einige der zerstörten Tempel wieder auf und widmeten sie römischen Göttern.

Im Zuge der Verwaltungsreform des Augustus erhielt Agrigent den Status eines Municipiums. In der Kaiserzeit entwickelte sich Agrigentum wieder zu einer wohlhabenden und bedeutenden Stadt. Beim Einfall der Vandalen ab 439 kam es wieder zu Zerstörungen.

In oströmischer Zeit entvölkerte sich die Stadt immer mehr und wurde erneut zu einem unbedeutenden Dorf. Vor der Bedrohung durch die Araber, die zu Beginn des 8. Jahrhunderts Raubzüge nach Sizilien unternahmen, zogen sich die Bewohner aus dem antiken Stadtgebiet auf den Girgenti-Hügel zurück.

Rezeption in der Neuzeit

Im Mittelalter und in der Neuzeit wurden die antiken Bauwerke wenig beachtet. Sie verfielen und wurden oft auch einfach als Steinbruch benutzt. Nur der Concordiatempel wurde durch seinen Umbau in eine Kirche bis ins 17. Jahrhundert weiter verwendet und blieb so nahezu unversehrt erhalten. Erst als im 18. Jahrhundert durch den Klassizismus wieder ein allgemeines Interesse an der griechischen Antike erwachte, fanden auch die antiken Stätten des alten Akragas wieder mehr Beachtung. Zu dieser Zeit wurde der Concordiatempel wieder in seinen ursprünglichen Zustand als Tempel zurückversetzt, und Säulen und Architrav an der Nordseite des Heratempels wurden wieder aufgerichtet. Da Griechenland damals Teil des Osmanischen Reiches und daher sehr viel schwieriger zu bereisen war, fuhren viele an der antiken griechischen Kultur Interessierte nach Unteritalien und Sizilien, um dort die ehemaligen griechischen Kolonien zu besichtigen. Die archäologischen Stätten von Agrigent waren dabei fester Bestandteil dieser Reisen.

 Gemälde des Tempelhügels von Jacob Philipp Hackert 1778

In Deutschland wurden die antiken Stätten im 18. Jahrhundert vor allem durch die Italienische Reise[4] Johann Wolfgang von Goethes und den Spaziergang nach Syrakus[5] Johann Gottfried Seumes bekannt. Der Zeichner Christoph Heinrich Kniep, der Goethe auf seiner italienischen Reise begleitete, und die Maler Jacob Philipp Hackert und Ferdinand Georg Waldmüller schufen Bilder der antiken Bauwerke, und Johann Joachim Winckelmann verfasste die Anmerkungen über die Baukunst der Tempel zu Grigenti in Sizilien. Architekten und Bauforscher wie Leo von Klenze, Friedrich von Gärtner und Karl Friedrich Schinkel besuchten auf ihren Studienreisen durch Süditalien und Sizilien auch Agrigent.

Im 19. Jahrhundert erfolgten dann systematische Untersuchungen der antiken Stätten. Erste ausführliche Ausgrabungen wurden in den 1830er Jahren unter Serradifalco durchgeführt. Zu dieser Zeit wurde auch die Ecke des Dioskurentempels wiederaufgerichtet. Diese Rekonstruktion gilt jedoch heutzutage in der Fachwelt als verfehlt, da dabei anscheinend auch Elemente benachbarter Bauten (evtl. des Tempels L) aus verschiedenen Stilepochen verwendet wurden. Zu den Malern, die die Stätten im 19. Jahrhundert abbildeten, zählen Caspar David Friedrich (Junotempel in Agrigent) und Christian Wilberg.

 Plan des alten Akragas von Julius Schubring

Julius Schubring beschrieb in seiner Historischen Topographie die Lage der antiken Stätten. In den 1890er Jahren unternahmen Robert Koldewey und Otto Puchstein zwei Reisen nach Unteritalien und Sizilien, auf denen sie auch die Tempel von Akragas vermaßen und beschrieben. Dabei fertigte Robert Koldewey Ansichten und Schemazeichnungen der Tempel an. Ihr gemeinsames zweibändiges Werk Die griechischen Tempel in Unteritalien und Sicilien wurde zu einem größtenteils heute noch gültigen Standardwerk der wissenschaftlichen Untersuchung der antiken Stätten.

Weitere Ausgrabungen wurden in den 1920er-Jahren unter Leitung von Pirro Marconi durchgeführt. Zu dieser Zeit wurden auch die acht Säulen an der Südseite des Heraklestempels wiederaufgerichtet. Gefördert wurden diese Arbeiten durch Sir Alexander Hardcastle, der sein ganzes Vermögen in den Dienst der Archäologie steckte.

Mit dem Bau des Archäologischen Museums wurden 1968 die vorher an verschiedenen Orten verteilten Sammlungen von Fundstücken der antiken Stätten der Öffentlichkeit gemeinsam an einer zentralen Stelle zugänglich gemacht.

Auch weiterhin werden Ausgrabungen durchgeführt, die neben Details gelegentlich auch größere Überraschungen ans Tageslicht fördern. So wurde z. B. 1989 bei Ausgrabungen nördlich des Archäologischen Museums das Buleuterion gefunden.

Vom Archäologischen Institut der FU Berlin werden auch im Jahr 2022 weitere Grabungen durchgeführt.[6]

Instandhaltung Beginn 21. Jahrhundert  Farbrekonstruktion des Concordiatempels
(Foto 2006) Farbton nach dem Schutzanstrich gegen Umweltschäden und Verwitterung am Concordiatempel
(Foto 2014)

Da die Tempel von Akragas aus Kalkstein errichtet sind, sind sie empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen und Verwitterung. 2005 wurde mit Hilfe von Fördergeldern der Europäischen Union mit umfangreichen Instandsetzungsarbeiten begonnen, die bis 2007 dauerten. Dadurch soll die Bausubstanz vor weiterem Verfall geschützt werden.

Während der Instandsetzungsarbeiten waren die Tempel eingerüstet. Als Trostpflaster für Besucher war auf der Abdeckplane des Baugerüsts des Concordiatempels eine Rekonstruktion der ursprünglichen farblichen Gestaltung des Tempels abgebildet.

Bedroht sind die archäologischen Stätten jedoch nicht nur durch den Verfall der Bausubstanz, sondern auch dadurch, dass Teile des antiken Stadtgebiets als Bauland ausgewiesen wurden und teilweise schon bebaut sind. Auch illegale Bauten wurden dort errichtet. Das hat eine Diskussion ausgelöst, wie die antiken Stätten besser geschützt und die Bausünden der Vergangenheit beseitigt werden können.

Christian Leeck: Die Münzen der Tyrannen Territorium und Einflussmacht der Polis Akragas in der Zeit der Emmenidenherrschaft (490/89-471 v. Chr., Westsizilien). 1. Auflage. AKRES Publishing, Wuppertal 2022, ISBN 978-3-910347-00-7. Pindar, 12. Pythische Ode, 1. Empedokles, Fragmente Goethe, Italienische Reise. Johann Gottfried Seume, Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Grabungen der Archäologen der FU Berlin
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