أوباري

( Ubari )

Ubari (arabisch أوباري), andere Transkription Awbari, ist eine Oase und Hauptstadt des Munizip Wadi al-Haya in der historischen Region Fessan im Südwesten Libyens. Sie liegt im Idehan Ubari, einem Wüstengebiet der Sahara.

 Garamantische Steingravuren, entdeckt südöstlich von Ubari Lehmziegel-Pyramiden in Ubari Sicheldünen im Erg Ubari

Der Ort hat eine reichhaltige Geschichte. Im Stadtteil Hattia (Al Hatiyah) legten Archäologen in den 1930er- und 1950er-Jahren Pyramidengräber und Steinplattenzeichnungen der Garamanten frei, die vor mehr als 3000 Jahren im Fessan sesshaft waren. Bisher wurden 20 Pyramiden entdeckt.[1] Wie die Gräber in Garama, dem etwa 40 Kilometer östlich von Ubari untergegangenen Zentrum des Garamantenreiches, sind die ehemals verkleideten Oberflächen der aus Lehm- und Schlammziegeln aufgemauerten Grabbauten in Hattia heute stark erodiert, jedoch deutlich besser erhalten als die Pyramidengräber in Garama.[2] Einige wurden auch von Grabräubern zerstört. Der Zweck der Pyramiden der Garamanten war vermutlich derselbe wie bei den Pharaonen in Ägypten. Forscher gehen davon aus, dass es eine enge Verbindung zwischen den Hattia-Pyramiden und den Pyramiden von Gizeh gibt.[1]

Als lokale Macht beherrschten die Garamanten den frühen Transsaharahandel zwischen der Mittelmeerküste Libyens und dem Tschadsee. In der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts nahmen sie das Christentum an, verloren jedoch mit dem Untergang Roms als Mittler zwischen der Macht am Mittelmeer und den Welten des tropischen Afrikas ihren wichtigsten Handelspartner. Anfang des 7. Jahrhunderts fiel das Garamantenreich im Zuge der islamischen Expansion zusammen. Die Tuareg der zentralen Sahara sollen Nachfahren der Garamanten sein.[3]

Bei der Durchquerung des Idehan Ubari, mit seinen bis zu 200 Meter hohen Sicheldünen, die beständig durch diesen Erg wandern, blieben die Wasserstellen in Ubari auch in den folgenden Jahrhunderten für die Transsahara-Karawanen überlebenswichtig. Hier gab es viele Quellen, Wasser war im Überfluss vorhanden. Im 16. Jahrhundert geriet der Fessan unter die lockere Oberherrschaft der Osmanen und der Qaramanli. Als erster wissenschaftlich forschender Europäer erwähnte Friedrich Konrad Hornemann die Oasen in Ubari, in deren Umgebung er sich vermutlich mehrmals aufhielt.[4] Im April 1850 durchquerte der deutsche Afrikaforscher Heinrich Barth den Erg. Er war der erste Europäer der garamantische Felsbilder entdeckte und beschrieb.[5]

Fremdherrschaft

Ab 1835 war das gesamte heutige Territorium Libyens offiziell eine Provinz des Osmanischen Reiches, vorher kontrollierten verschiedene Eroberer nur die Küstengebiete Tripolitaniens und der Cyrenaika, nicht aber deren Hinterland und den Fessan.[6] Im September 1911 entfachten die Italiener den Tripolitanienkrieg und drangen im Sommer 1913 bis in den Fessan vor. In Ubari stationierte die Königlich Italienische Armee 25 Soldaten.[7] Innerhalb weniger Wochen war die kurze italienische Besetzung im Fessan beendet. Am 26. August 1913 schlugen einheimische Stämme zurück, unter anderem wurden alle Italiener der Garnison in Ubari massakriert.[8]

Im Zuge des Zweiten Italienisch-Libyschen Kriegs eroberten italienische Kampftruppen unter der Führung des Herzogs von Apulien am 16. Januar 1930 erneut Ubari. Da der Ort von strategischer Bedeutung in der Mitte des einzigen Verbindungswegs zwischen dem Soudan français und dem Anglo-Ägyptischen Sudan lag, errichteten die Italiener in Ubari ein Fort.[9][10]

Trotz Protest der italienischen Militärverwaltung verweilte im November 1932 der deutsche Ethnologe Leo Frobenius in Ubari und startete von hier aus seine zehnte Afrikaexpedition. Da es ihm nicht gestattet war, eine südliche Route in Richtung Tschadsee einzuschlagen, forschte er am südöstlichen Rand des Erg Ubari. Hier fand er zwölf kleine Seen und verborgen unter Schilf und Weidegras Steinplatten mit prähistorischen Zeichnungen sowie Steinwerkzeugen, die er auf ein Alter von 6000 bis 12.000 Jahren schätzte. Die Petroglyphen stellen vorwiegend Tiergestalten dar: Elefanten, Löwen, Krokodile und Herdenvieh.[11]

1934 folgte die Gründung der Kolonie Italienisch-Libyen, die bis 1943 unter italienischer Kontrolle blieb. In Ubari errichteten die Italiener das Hauptquartier für den von ihnen sogenannten Tuareg-Distrikt.[12] Parallel wurde in der Oasensiedlung ein Krankenhaus mit italienischen Ärzten eröffnet, wo sich auch die indigene Bevölkerung behandeln lassen konnte.[13] Zudem erhielt der Ort eine Schule, an der in Italienisch und Arabisch gelehrt wurde.[14] Über Ubari hielt das Istituto dell’Enciclopedia Italiana in der Treccani-Ausgabe von 1937 fest (Übersetzung etwa):

„Ubari: Bedeutendes ständig bewohntes Dorf am westlichen Ende des Wadī Agiàl el Garbi im Fessan. Der Ort, der bereits im 19. Jahrhundert von Reisenden, die den Fessan besuchten, bekannt war, stellte aufgrund seiner Lage an der Hauptkarawanenroute, die die Region durchquerte, einen Handelsplatz von gewisser Bedeutung dar. Nach der endgültigen italienischen Besetzung wurde es zum Sitz der wichtigsten Garnison an der Straße zwischen Sabha und Ghat. Das alte indigene Dorf Ubari, umgeben von Mauern, mit den Ruinen einer Burg im zentralen Teil, ist stark verfallen, bewohnt von der fessanesischen Bevölkerung, die von Produkten bewässerter Pflanzen lebt, die in der Nähe der Oasen des Dorfes angebaut werden. Unweit des neuen italienischen Forts entstand ein weiteres kleines Dorf, das größtenteils aus Geschäften von Arabern und Berbern von der Küste besteht. Die Tuareg-Nomaden und Halbnomaden, strömen in Scharen zum neuen lokalen Markt. Die Bevölkerung von Ubari beträgt rund 250 Einwohner (1937); der Palmenhain besteht aus etwa 2500 Palmen.“[15]

Zu dieser Zeit versuchten italienische Ärzte in groß angelegten Kampagnen gefährliche Krankheiten wie die Cholera und Malaria zu bekämpfen. Malaria war im Fessan weitverbreitet. In fast jeder Oase gab es Anopheles-Mücken. Ubari war neben Adiri die erste Oase, wo es durch Aufklärung (regelmäßig Füße waschen, verschwitzte Kleidung wechseln etc.) und Hygienemaßnahmen (Verbesserung der sanitären Anlagen etc.) gelang, die Anopheles-Mücken zu vertreiben.[16]

↑ a b Shaban Altaieb: The Forgotten Pyramids. In: Correspondents. 6. Mai 2016 Online-Magazin Correspondents, abgerufen am 5. Mai 2023. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Willeiter. Jean-Christoph Caron: Die Garamanten. Das mysteriöse Herrschervolk der Wüste. In: Der Spiegel vom 29.Oktober 2006 Der Spiegel, abgerufen am 6. Mai 2023. Gottlieb August Wimmer: Neuestes Gemälde von Afrika, und den dazu gehörigen Inseln. Rudolph Sammer, Wien, 1834, S. 359–365. Werner Nöther: Auf der Suche nach den Seen und Brunnen im Idhan Ubari in Libyen. BoD, 2020, S. 28 f. Dirk Vandewalle: A History of Modern Libya. Cambridge University Press, 2012, S. 13 f. Helmuth Kanter: Libyen - Libya. Eine geographisch-medizinische Landeskunde. Springer-Verlag, 1967, S. 108 f. John Wright: A History of Libya. Hurst Publishers, 2012, S. 117. Allgemeiner Tiroler Anzeiger vom 15. Februar 1930, Italien steht am Tschadsee, Seite 2 ANNO, abgerufen am 8. Mai 2023. Italia Ministero della guerra: Annuario ufficiale delle forze armate del Regno d‘Italia. 1. Regio esercito. Istituto poligrafico dello Stato, 1938, S. 628. Der Abend vom 9. November 1932, Prähistorische Funde in der Libyschen Wüste, S. 6 ANNO, abgerufen am 8. Mai 2023. Olivier Pliez: Villes du Sahara. Urbanisation et urbanité dans le Fezzan libyen. CNRS Éditions, 2013. Open Edition Books, abgerufen am 8. Mai 2023. Casa del Fascio (Hrsg.): Tripolitania. Rassegna mensile illustrata della Federazione Fascista. Tripoli 1933, S. 15 und S. 24. Étude comparative de l’administration militaire de l’Italie et de la France au Fezzan libyen. Un cas de modèle colonial en continuité (1930–1951) Aix-Marseille Université, abgerufen am 8. Mai 2023. Ubari (A. T., 113–114) di Enciclopedia Italiana (1937) Treccani (ital.); abgerufen am 8. Mai 2023. Libya - Al-Mamlaka al-Libiyya al-Muttahida Springer Nature, abgerufen am 8. Mai 2023.
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