Gröden, auch Grödental, Gröd(e)ner Tal oder Gröd(e)nertal genannt (ladinisch: ; italienisch: Val Gardena), ist ein Dolomitental in Südtirol (Italien). Das Talinnere gehört zusammen mit dem Gader- und dem Fassatal, Buchenstein (Fodom) und Cortina d’Ampezzo (Anpezo) zum ladinischen Sprachgebiet und wird dementsprechend zu Ladinien gezählt.

Gröden, auch Grödental, Gröd(e)ner Tal oder Gröd(e)nertal genannt (ladinisch: ; italienisch: Val Gardena), ist ein Dolomitental in Südtirol (Italien). Das Talinnere gehört zusammen mit dem Gader- und dem Fassatal, Buchenstein (Fodom) und Cortina d’Ampezzo (Anpezo) zum ladinischen Sprachgebiet und wird dementsprechend zu Ladinien gezählt.

Urgeschichte

Über die Vorzeit im Dolomitengebiet ist nicht viel bekannt. Manche Funde bekunden zwar eine frühe Besiedlung des Landstriches, doch im Allgemeinen kann man über die genaueren Lebensformen nur Vermutungen anstellen. Ein Fund in Gröden ließ vor Jahren die Archäologen aufhorchen: Am Abri Plan de Frea wurden bei Ausgrabungen vorgeschichtliche Artefakte entdeckt. Archäologen datierten diese Funde auf 6000 Jahre vor Christi Geburt. Bei den Pfeilspitzen, Nadeln und übrigen Geräten handelt es sich um die erwiesenermaßen ältesten prähistorischen Funde im gesamten Dolomitengebiet. Wahrscheinlich trifft die Vermutung zu, dass Jäger auf ihren Streifzügen unter dem riesigen Felsblock am Plan de Frea (unterhalb des Grödner Joches) eine provisorische Unterkunft – zumindest in den Sommermonaten – suchten. Eine fixe Besiedlung des Ortes in den Wintermonaten gab wohl nicht. Die zweitältesten Funde stammen aus der La-Tène-Zeit. Am Col de Flam bei St. Ulrich wurden bronzene Fibeln, Schmuckstücke, eiserne Äxte, gallische Langschwerte und primitive Bauerngeräte gefunden. 400 v. Ch. soll es solche Gegenstände gegeben haben.[1]

Die erste Urkunde über Gröden stammt aus den Jahren 993/94–1005: In einer Traditionsnotiz des Hochstifts Freising übertrug der bayerische Graf Otto aus dem Geschlecht der Rapotonen dem Bischof Gottschalk von Freising unter anderem ad Gredine forestum (Waldgebiet in Gröden).[2]

Kirchengeschichte

1027 gelangte Gröden unter die Herrschaft des Bischofs von Brixen bzw. von dessen Vögten, zunächst den Grafen von Andechs und dann den Grafen von Tirol. Ursprünglich wurde Gröden kirchlich von Albeins aus betreut, im 12. Jahrhundert ging die Betreuung an die Pfarre Lajen über. 1342 wurde ein Ulrichskirchlein urkundlich genannt. 1418 entstand die erste Kuratie in Gröden in St. Christina und hatte ihren ersten Seelsorger. 1655 wurde in St. Ulrich eine Kuratie eingerichtet und 1735 entstand in Wolkenstein ein Benefizium. Die linke Talseite war seelsorgerisch von Kastelruth abhängig, bis 1637 in Pufels eine Kuratie errichtet wurde. 1778 wurde die Fraktion Überwasser der Kuratie St. Ulrich zugeordnet. Erst 1902 wurde St. Ulrich zur Pfarre erhoben, wodurch Gröden nicht mehr von Lajen abhängig war.[3]

Tirol 1809  Grödner Trachten in einer Skizze von Josef Moroder Lusenberg

Im Zuge der Tiroler Revolte von 1809 zogen an die 1200 Mann unter der Führung des napoleonischen Generals Luis Peyri zwischen 2. und 4. November 1809 durch Gröden. Die französischen Bataillone waren zunächst in Plan bei Wolkenstein und anschließend am Antoniboden in St. Ulrich stationiert, wo sie laut Josef Moroder-Lusenberg einen geschlachteten Stier am Lagerfeuer verzehrten. Demselben Bericht zufolge ritt Andreas Moroder, Vorsteher von St. Ulrich, Sturmkommandant der Grödner Schützen, Kaufmann und Großvater des Malers, den Soldaten in Wolkenstein entgegen. Mit einem eleganten spanischen Anzug bekleidet und eine weiße Fahne mit sich führend wollte er die Franzosen besänftigen, indem er ihnen freies Geleit durch das Tal zusicherte. Er wurde jedoch gefangen genommen und als Geisel nach Mühlbach in das Pustertal verbracht. In der Folge überlebte er die Schlacht, die am 4. November 1809 zwischen dem Lajener Ried und der Starzerbrücke bei Waidbruck stattfand und bei der etwa 400 französische Soldaten von den Tiroler Freiheitskämpfern getötet wurden.

Die Grödner Schützen beteiligten sich 1809 an zahlreichen Kämpfen, doch ist aufgrund der geringen Zahl an Grödner Gefallenen anzunehmen, dass die Abordnungen des Tales über keine großen Mannschaftsstärken verfügten, da viele junge Grödner im Ausland (Italien, Frankreich und Spanien) in den über 300 Handelsstationen Grödens tätig waren.[4] Auch in Gröden selbst mussten die französischen Soldaten bei ihrem Durchzug keinen nennenswerten Widerstand gewärtigen.

Ende 1809 äußerte das Gericht Wolkenstein in einer Resolution den Wunsch, mit Deutschtirol, also dem damaligen Königreich Bayern, vereinigt zu bleiben.[5] Im Vertrag am 7. Juli 1810 wurde der südliche Teil Tirols an Italien und Illyrien abgetreten. Die Grenze verlief an den Hauptkämmen der Langkofel- und Schlerngruppe.[6]

Die Überschwemmungen in Gröden

Im Spätsommer und wiederum im Herbst 1882 wurden Südtirol und Gröden von einer Hochwasserkatastrophe heimgesucht.[7][8][9] Es waren ein Dutzend Tote, ein Bergrutsch in Wolkenstein, die Zerstörung vieler Häuser, Kornmühlen, Waldflächen zu verzeichnen. Die Zerstörung von zahlreichen Drechselstuben und der Talstraße fügte der florierenden Grödner Holzindustrie einen schweren Schaden zu. Erst am 4. Januar 1883 konnte die provisorische Wiederherstellung der Grödnerstraße gemeldet werden. Im gesamten Tal blieben nur 2 Brücken übrig und 19 mussten wieder gebaut werden. Friedrich Borgfeldt, ein norddeutscher Kirchspielvogt, 1875 nach Meran umgesiedelt, startete eine erfolgreiche Spendenaktion in Schleswig-Holstein und konnte einige Tausend Gulden an die in Not geratenen Grödner verteilen. Dafür erhielt er von den Gemeinden Grödens als Zeichen der Dankbarkeit sechs bemalte Holzstatuen, die Grödner Tracht darstellend, des Malers und Bildhauers Josef Moroder Lusenberg.[9]

Gewerbliche Tätigkeiten und Hausindustrie

Der Tiroler Landreim[10] bezeugte schon 1558, dass der Grödner Loden bekannt war: Bestaunt sind Layener Weizen … und Grödner Loden steif[11] Weizen, Obst und Wein konnten wegen der Höhenlage in Gröden nicht angebaut werden, deshalb mussten sich die Grödner von jeher um weitere Einnahmequellen neben Landwirtschaft und Viehzucht kümmern. Das Holzschüsselndrehen scheint im 16. und 17. Jahrhundert (größere Schüsseln wurden schon im Wald gedreht) eine größere Bedeutung gehabt zu haben. Ab dem 17. Jahrhundert war das Spitzenklöppeln ein wichtiger Tätigkeitszweig. Aus dieser Zeit stammt die Sprachwendung Ji cun l puntl, zurückführend auf den Brauch, dass Frauen sich zur Klöpplerei und zu Gesprächen versammelten. Die Klöpplerei fand um 1830/1840 in Gröden ein rasches Ende, als die Herstellung von Holzspielzeug und Kleinplastiken sich in jeder Familie verbreitete und ein wichtiger Ertragszweig der Grödner Wirtschaft wurde. In Gröden wurden jährlich bis zu eine Million Holzpuppen hergestellt.[12]

Hausierhandel  Buckelkrämer in Gröden mit einer Ladung von holzgeschnitzten Pferden

Ende des 17. Jahrhunderts verbreitete sich unter den Grödnern und besonders Grödnerinnen der Hausierhandel, wohl um die selbst erzeugte Ware zu veräußern. Schon Ende des 18. Jahrhunderts reichten die Handelsbeziehungen der Grödner weit über Tirol hinaus. In vielen Städten Europas wurden Handelsniederlassungen errichtet und viele Grödner betätigten sich auch als Makler und Geldwechsler wie z. B. die Familie Perathoner in Florenz. Ein Mitglied dieser Familie, Gian Domenico Bruno Perathoner, schenkte 1807 der Pfarrkirche St. Ulrich eine Madonna aus Alabaster von Luigi Colli, die im Museum Gherdëina ausgestellt ist. Anfang des 19. Jahrhunderts führte Gröden schon über 400 Niederlassungen in Europa, einschließlich Russland, bis Alexandrien in Ägypten und Nordamerika.[12] Um 1800 waren etwa zwei Drittel der Grödner Bevölkerung im Ausland unterwegs. Ein neues Wehrgesetz, das die längere Abwesenheit der Männer vom Tal verhinderte, und die Verbesserung des Verkehrs, unter anderem durch die Entstehung der Eisenbahnen, förderten das Verlagssystem, wobei dieses Verkaufsnetz sich allmählich auflöste.

Grödner Familiennamen

Die am häufigsten vorkommenden Familiennamen sind: Senoner, Demetz, Perathoner, Runggaldier, Insam, Mussner, Moroder, Kostner, Prinoth, Stuffer, Comploi, Bernardi, Kasslatter, Ploner, Vinatzer, Hofer, Rabanser, Schenk, Pitscheider, Malsiner, Lardschneider, Pitschieler, Delago, Sotriffer.[13]

Reimo Lunz: Archäologische Streifzüge durch Südtirol. Bozen: Athesia 2004, ISBN 88-8266-258-6, S. 330. Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Bd. 1: Bis zum Jahr 1140. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S. 135–137, Nr. 170. Karl Wolfsgruber: Die Seelsorge in den ladinischen Tälern. In: Ladinien. Land und Volk in den Dolomiten. Südtiroler Kulturinstitut, Bozen 1963/1964 S. 440–467. Josef Steiner: Der Sammler für Geschichte und Statistik von Tirol. Innsbruck: Wagner 1807 - abgerufen am 10. Januar 2011. Edgar Moroder: Tirol 1809 in Ladinien, insbesondere in Gröden. Ein Beitrag zum Tiroler Gedenkjahr 2009 aus Ladinien. St. Ulrich in Gröden: Eigenverlag 2009. Kalender Ladin per l ann 1915. Liber per la familia ladina. Innsbruck: Kinderfreund 1915 Catarina Perathoner (Tina de Val): Dla gran eghes de l’an 1882 (4 Folgen). Nos Ladins, 1. November, 15. November und 15. Dezember 1956, 1. Jänner 1957 (Ladinisch). L’an dal’eghes 1882 te Gherdeina. Coche anda Madalena Linder de Fujeron y anda Catarina Perathoner de Val à scrit de chësc an. Calënder de Gherdëina 1959, Union di Ladins de Gherdëina 1958. S. 46–49. ↑ a b Hans H. Reimer: Grödner Dank für norddeutsche Spenden. Friedrich Borgfeldt und die Hochwasserkatastrophe 1882 in Südtirol. Der Schlern, 85. Jahrgang, Heft 2, 2011, S. 4–23. Tiroler Landreim - abgerufen am 9. Januar 2011. Tiroler Landreim Zeile 719 - abgerufen am 9. Januar 2011. ↑ a b Rita Stablein, Robert Moroder: Altes Holzspielzeug aus Groden. Die Entwicklung einer Heimindustrie. Athesia 1980, ISBN 88-7014-176-4. Sieglinde Strickner: Nachnamen in Südtirol 2004. Autonome Provinz Bozen-Südtirol Landesinstitut für Statistik - ASTAT Bozen 2005
Fotografien von:
This Photo was taken by Wolfgang Moroder. Feel free to use my photos, but please mention me as - CC BY-SA 3.0
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