Tre Cime di Lavaredo

( Drei Zinnen )

Die Drei Zinnen (italienisch Tre Cime di Lavaredo) sind ein markanter Gebirgsstock in den Sextner Dolomiten an der Grenze zwischen den italienischen Provinzen Belluno im Süden und Südtirol im Norden.

Die höchste Erhebung der Gruppe ist die 2999 m s.l.m. hohe Große Zinne (ital. Cima Grande). Sie steht zwischen den beiden anderen Gipfeln, der Westlichen Zinne (Cima Ovest, 2973 m) und der Kleinen Zinne (Cima Piccola, 2857 m). Neben diesen markanten Felstürmen zählen noch mehrere weitere Gipfelpunkte zum Massiv, darunter die Punta di Frida (2792 m) und der Preußturm, auch Kleinste Zinne (Torre PrWeiterlesen

Die Drei Zinnen (italienisch Tre Cime di Lavaredo) sind ein markanter Gebirgsstock in den Sextner Dolomiten an der Grenze zwischen den italienischen Provinzen Belluno im Süden und Südtirol im Norden.

Die höchste Erhebung der Gruppe ist die 2999 m s.l.m. hohe Große Zinne (ital. Cima Grande). Sie steht zwischen den beiden anderen Gipfeln, der Westlichen Zinne (Cima Ovest, 2973 m) und der Kleinen Zinne (Cima Piccola, 2857 m). Neben diesen markanten Felstürmen zählen noch mehrere weitere Gipfelpunkte zum Massiv, darunter die Punta di Frida (2792 m) und der Preußturm, auch Kleinste Zinne (Torre Preuß, Cima Piccolissima, 2700 m).

Seit der Erstbesteigung der Großen Zinne im Jahr 1869 zählen die Drei Zinnen bei Kletterern zu den begehrtesten Gipfelzielen der Alpen. Sie sind durch zahlreiche Kletterrouten verschiedener Schwierigkeitsgrade erschlossen und wurden so zu einem Zentrum des alpinen Kletterns, von welchem viele wichtige Entwicklungen in der Geschichte dieses Sports ihren Ausgang nahmen. Darüber hinaus sind sie aufgrund ihrer leichten Erreichbarkeit eine Attraktion für den Massentourismus. Insbesondere die Ansicht der steilen Nordwände gehört zu den bekanntesten Landschaftsbildern der Alpen und gilt als Wahrzeichen der Dolomiten. Während des Gebirgskriegs im Ersten Weltkrieg waren die Drei Zinnen und ihre Umgebungsgebiete als Teil der Front zwischen dem Königreich Italien und Österreich-Ungarn heftig umkämpft.

 „3 Zinnern Spize“ im Atlas TyrolensisHistorische Namensformen

Der früheste Beleg für deutsche Bezeichnungen der Gipfelgruppe stammt aus dem Jahr 1501; er ist in einer Grenzbeschreibung des Landgerichts Welsberg in der Form gegen den Zwain Hohen Spizenn enthalten.[1] Weitere Nennungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert lauten Dreyspiz, dreÿ Spitz und auff gegen den Zwain hohen Spizenn.[2] In Peter Anichs und Blasius Huebers Atlas Tyrolensis aus dem Jahr 1774 sind die Berge als 3 Zinnern Spize verzeichnet. In Johann Jakob Stafflers Tiroler Landestopographie von 1845 erscheint die Schreibweise Dreizinnen-Spitze. Die Österreichische Militärkarte von 1900 verwendet erstmals die heutige verkürzte Namensform Drei Zinnen. Bis 1940 war in Sexten und Innichen noch das altmundartliche Drei Zinte bekannt.[2] Heute ist dialektal Drai Zinn gebräuchlich, zumal im Pustertal mundartlich die en-Endung wegfällt.

Erstbesteigungen  Paul Grohmann, Erstbesteiger der Großen Zinne Massiv der Kleinen Zinne von der Lavaredohütte aus gesehen, von links nach rechts die Südwände der Anticima (Vorgipfel der Kleinen Zinne mit der Gelben Kante), der Kleinen Zinne (Hauptgipfel), der Punta di Frida und des Preussturms

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Dolomiten und mit ihnen die Drei Zinnen vom Alpinismus noch relativ wenig beachtet, man konzentrierte sich in dieser Zeit auf die hohen Gipfel der Westalpen. Berge, die weniger nach klassischem Expeditionsbergsteigen, sondern mehr nach klettertechnischem Können verlangten, rückten erst ab 1850 in den Mittelpunkt des Interesses. Die Erstbesteigung des Monte Pelmo durch John Ball 1857 und der Bau der Eisenbahnstrecke über den Brennerpass 1867 waren wichtige Daten für die Erschließung der Dolomiten.[3]

 Westliche Zinne (Südostwand), vorne der Gedenkstein zur Erstbesteigung der Großen Zinne am Weg von der Auronzohütte zum Paternsattel

Der Wiener Alpinist Paul Grohmann, der sich seit 1862 der Erstbesteigung zahlreicher Dolomitenberge gewidmet hatte, wurde als erster Bergsteiger auf die Drei Zinnen aufmerksam, die er nicht aufgrund ihrer Höhe, sondern wegen der „Kühnheit ihres Baues“[4] als erstrebenswertes Gipfelziel ansah. Er engagierte im August 1869 die einheimischen Bergführer Franz Innerkofler und Peter Salcher für die Erstbesteigung der Großen Zinne. Franz Innerkofler, der bereits früher erste Erkundungen angestellt hatte, führte die Gruppe bereits beim ersten Versuch am 21. August in weniger als drei Stunden entlang dem heutigen Normalweg (III) zum Gipfel. Dies ist in etwa dieselbe Zeit, die auch heute noch für diese Route einkalkuliert wird.[5] Grohmann gab auf der Basis von Luftdruckmessungen eine Höhe von 3015 Metern für den Gipfel an.[4]

Die Westliche Zinne galt durch ihre geringere Höhe als weniger erstrebenswertes Ziel. Erst zehn Jahre nach der Erstbesteigung der Großen Zinne versuchten Luigi Orsolina und Gustav Gröger den Gipfel zu ersteigen. Im August 1879 kamen sie bis zu einem Felszacken in der Südflanke, den sie im Nebel für den Gipfel hielten. Wenige Tage später, am 21. August 1879, konnten Michel Innerkofler, ein Vetter von Franz Innerkofler, und Georg Ploner, Wirt in Schluderbach, den höchsten Punkt erreichen und den Irrtum aufklären.[6][7]

Die Kleine Zinne galt wegen ihrer deutlich steileren Wände lange Zeit als unbesteigbar.[7] Erste Versuche von Pietro Dimai und Richard Ißler (1878), sowie von Santo Siorpaes und Ludwig Grünwald (1881) über die Nordwand scheiterten, Siorpaes und Grünwald erreichten jedoch den Gipfel der Punta di Frida. Am 25. Juli 1881 sollten die Führer Michel und Hans Innerkofler den Wiener Josef von Schlögl-Ehrenburg auf die Kleine Zinne führen, ließen diesen jedoch am Einstieg zurück und erreichten über die Südwestseite den Gipfel. Sie benötigten für die Durchsteigung nur eineinhalb Stunden, heute wird laut Führerliteratur eine Zeit von zwei bis drei Stunden veranschlagt.[8] Diese Besteigung galt als die schwierigste bis dahin durchgeführte Kletterei (Schwierigkeitsgrad IV).[9] und als Meilenstein in der Entwicklung des Kletterns im steilen Fels, das sich so durch eine stärkere Betonung der sportlichen Komponente vom klassischen Alpinismus zu emanzipieren begann.[10][11]

Die weiteren Gipfel der Gruppe wurden erst später erschlossen: Paul Preuß und Paul Relly eröffneten 1911 den Preußriss an der Kleinsten Zinne, die daraufhin in Preußturm umbenannt wurde. Der Torre Lavaredo wurde 1928 erstbestiegen, 1929 folgten die Croda degli Alpini und die Croda Longéres. Il Mulo wurde 1937 zum ersten Mal erklettert, der Torre Comici 1945.[12] Die "Gelbe Kante" (UIIA VI) wurde 1933 von Mary Varale zusammen mit Emilio Comici und Renato Zanutti erstbegangen.[13]

Erschließung neuer Routen

In den ersten Jahren nach den Erstbesteigungen spielten fast ausschließlich Besteigungen über die Normalwege eine Rolle. Diese wurden nun auch erstmals von Frauen (Anna Ploner 1874, zweite Besteigung der Großen Zinne; Ada von Sermoneta 1882 Kleine Zinne; Frau Eckerth 1884 Westliche Zinne) bestiegen. Die erste Besteigung eines Zinnengipfels ohne die Hilfe eines einheimischen Führers durch Otto und Emil Zsigmondy, Ludwig Purtscheller und Heinrich Koechlin (Kleine Zinne, 23. Juli 1884) wurde als wichtiger Schritt in der Entwicklung des führerlosen Bergsteigens angesehen.[14][15] Die Brüder Zsigmondy, Purtscheller und Koechlin folgten bei ihrer führerlosen Besteigung der Kleinen Zinne nicht genau der Route der Erstbesteiger von 1881, sondern eröffneten am Gipfelturm eine Variante (Zsigmondy-Kamin, Schlüsselstelle der neuen Route), welche heute als Normalweg und damit leichtester Aufstieg zum Gipfel gilt.

Zu dieser Zeit lag der Schwerpunkt des alpinistischen Interesses noch auf dem Erreichen des Gipfels auf dem Weg des geringsten Widerstandes, das Erschließen alternativer schwierigerer Anstiege setzte sich nur langsam durch. 1881 folgte durch Michael Innerkofler und Louis Tambosi die erste Begehung einer neuen Route an den Zinnen, diese stellte aber nur eine Variante durch den unteren Teil der Südwand der Großen Zinne dar.[16] Erst am 28. Juli 1890 wurde mit der Nordwandführe an der Kleinen Zinne durch Sepp Innerkofler, Veit Innerkofler und Hans Helversen eine bedeutende Neutour unternommen. Diese wird mit dem Schwierigkeitsgrad IV+ heute zwar nur um einen halben Grad schwieriger bewertet als der Normalweg, wurde aber damals als bei weitem schwierigste Kletterei der Dolomiten angesehen. In den nächsten Jahren folgten mehrere Neueröffnungen, so die Ostwand der Großen Zinne unter der Führung von Antonio Dimai 1897 und die Ostwand der Westlichen Zinne, geführt durch Sepp und Michl Innerkofler 1899.[17] 1906 versuchten Giovanni Siorpaes, Sepp Innerkofler und Adolf Witzenmann eine Durchsteigung der Ostwand der Kleinen Zinne, die sie aber nur mit Seilhilfe von oben bewältigten. Otto Langl und Ferdinand Horn konnten diese Route 1907 vollenden und die erste Zinnenroute im V. Grad eröffnen. Die Dibonakante an der großen Zinne, heute einer der beliebtesten Wege, wurde von Rudl Eller 1908 erstbegangen, bekannt wurde jedoch die Begehung durch Angelo Dibona 1909, nach dem die Route schließlich benannt wurde. Ebenfalls 1909 erschlossen Rudolf Fehrmann und Oliver Perry-Smith den Fehrmannkamin an der Nordwand der Kleinen Zinne. Hans Dülfers Route von 1913 durch die Westwand der Großen Zinne galt für lange Zeit als die schwierigste an den Zinnen.[18][19]

Erster Weltkrieg  Reste italienischer Kriegsanlagen nahe der Auronzohütte Stellung der Kaiserschützen nördlich des Zinnenplateaus (Schwalbenjöchl)

Nach der Kriegserklärung Italiens an Österreich am 23. Mai 1915 begann der Gebirgskrieg innerhalb weniger Tage auch entlang der Linie Paternkofel–Paternsattel–Drei Zinnen–Forcella Col di Mezzo, die damals die Staatsgrenze und die Frontlinie darstellte. Am 25. Mai wurde die Dreizinnenhütte von italienischer Artillerie zerstört, am 26. Mai folgte ein österreichischer Angriff auf den von Italien gehaltenen Paternsattel. Eine Patrouille versuchte hierbei, die Östliche Zinnenscharte zu erreichen, um die Verstärkung der italienischen Truppen durch Alpini von der Forcella Col di Mezzo abzufangen. Wegen Vereisung des steilen Geländes war dies jedoch nicht möglich, sodass noch am gleichen Abend ein Rückzug vom zwischenzeitlich eingenommenen Paternsattel nötig wurde.[20][21] Daraufhin folgte ein Ausbau der italienischen Stellungen, die vom Paternsattel bis unmittelbar unterhalb des Preußturms reichten.[22] Im Vergleich zu anderen Bergen der Umgebung wie dem Paternkofel oder dem Toblinger Knoten, die für den Krieg massiv mit Stellungen ausgebaut wurden und auf denen es auch zu Kampfhandlungen kam, blieben die Drei Zinnen selbst in der Folge vom unmittelbaren Kampfgeschehen weitgehend verschont. Sie waren jedoch als Aussichtspunkte von strategischer Bedeutung, deren Nutzung allerdings alpinistisch sehr anspruchsvoll war. Im Juli 1915 begann das italienische Heer mit großem Aufwand einen Scheinwerfer auf den Gipfel der Großen Zinne zu transportieren. In der Nacht vom 14. auf den 15. August wurde er in Betrieb genommen und leuchtete die österreichischen Stellungen auf dem Zinnenplateau aus.[23] Auch eine Kanone wurde bis in den oberen Teilbereich des Berges befördert. Die Scharten zwischen den Zinnen waren durchgehend von italienischen Feldwachen besetzt.[24][25] Im Zuge des Krieges erfolgte auch ein Ausbau der alpinen Versorgungswege, die die Basis der verkehrstechnischen Erschließung dieses Gebiets bildeten. Südöstlich der Großen Zinne wurden 1928 am Weg zum Paternsattel ein Kriegerdenkmal und die Alpinikapelle (Cappella degli Alpini, 2314 m) errichtet.

Die Nordwände  Bekannte Routen an der Nordwand der Großen Zinne: 1 = Dibonakante, 2 = Via Camillotto Pellesier, 3 = Das Phantom der Zinne, 4 = Hasse/Brandler (Direttissima), 5 = Sachsenweg (Superdirettissima), 6 = Comici/Dimai

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg fanden an den Zinnen kaum alpinistische Aktivitäten statt. Ab 1930 erschienen durch das Erreichen des VI. Schwierigkeitsgrades in den 1920er Jahren die Überwindung der bis dahin für unkletterbar gehaltenen Nordwände von Großer und Westlicher Zinne erstmals möglich. 1933 erreichten Fritz Demuth, Ferdinand Peringer und Sepp Lichtenegger an der Nordostkante der Westlichen Zinne bereits den unteren VI. Grad.

Am 13. und 14. August 1933 gelang schließlich Emilio Comici mit Giovanni und Angelo Dimai nach einer Aufstiegszeit von drei Tagen und zwei Nächten die Erstdurchsteigung der Nordwand der Großen Zinne. Der Stil dieser Erstbegehung war durch das Schlagen vieler Haken und technisches Klettern geprägt und wurde kontrovers diskutiert. «Eine ganze Galerie von Haken spickte den Riss und die Überhänge. Die Italiener hatten einige Tage zur Erstbegehung gebraucht und saubere Arbeit geleistet», schrieb der deutsche Bergsteiger Anderl Heckmair, als er 1935 die Comici-Route kletterte.[26] Dieses Vorgehen galt vielen Vertretern des klassischen Alpinismus als unethisch, die Besteigung wurde als „Farce“ bezeichnet und etwa von Julius Kugy sogar als Beweis der Nichtersteigbarkeit der Nordwand interpretiert.[27] 1937 wiederholte Comici die Begehung der Route als Reaktion auf die Kritik im Alleingang und größtenteils seilfrei.[28][29] Bereits 1933 war ihm mit der Gelben Kante an der Kleinen Zinne eine weitere wichtige Erstbegehung gelungen.

1935 konnten sich Riccardo Cassin und Vittorio Ratti gegen Hans Hintermeier und Josef Meindl, die bereits längere Zeit an der Route arbeiteten, durchsetzen und als Erste die Nordwand der Westlichen Zinne durchsteigen. Dies war die bis dahin schwierigste Tour an den Drei Zinnen.[30][31] Im selben Jahr errichteten Sextner Bergführer das drei Meter hohe eiserne Gipfelkreuz auf der großen Zinne.[32]

Das Direttissima-Zeitalter

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren technische Hilfsmittel und insbesondere Bohrhaken leichter verfügbar. Dies ermöglichte das Anbringen von Sicherungspunkten unabhängig von natürlichen Felsstrukturen wie etwa Rissen und damit eine direktere, an der Falllinie orientierte Routenführung. Vom 6. bis 10. Juli 1958 erschlossen Dietrich Hasse, Lothar Brandler, Sigi Löw und Jörg Lehne mit 180 Normal- und 14 Bohrhaken eine Route an der Nordwand der Großen Zinne, der bis dahin direkte Anstieg durch eine große Wand. Diese Direttissima (auch Hasse/Brandler) prägte den Klettersport der nächsten Jahre, in denen der Direttissimastil mit dem Versuch, möglichst der „Linie des fallenden Tropfens“ zu folgen, zum Ideal erhoben wurde.[33] Die ersten Direttissimas an der Westlichen Zinne waren 1959 die Jean-Couzy-Gedächtnisführe von René Desmaison und Pierre Mazeaud und die Schweizerführe, die als erste Route das große Dach streifte. Im Januar 1963 folgte an der Großen Zinne die Superdirettissima (Sachsenweg), die fast keine Abweichung von der Falllinie mehr aufwies. 1967 eröffneten Enrico Mauro und Mirco Minuzzi mit 340 Bohrhaken die Via Camillotto Pellesier an der Großen Zinne, 1968 durchstiegen Gerd Baur und die Brüder Rudolph mit extremem technischem Aufwand direkt das Dach der Westlichen Zinne.

Modernes Sportklettern  Einige Routen an der Westlichen Zinne: 1 = Demuthkante, 2 = Alpenliebe, 3 = Franzosenführe, 4 = Schweizerführe, 5 = Bellavista, 6 = Pan Aroma, 7 = Cassin /Ratti

Als in den 1970er Jahren die technisch aufwändige Erschließung immer stärker kritisiert wurde und der Gedanke des Freikletterns an Einfluss gewann, versuchten Kletterer erstmals, die technischen Routen in den Nordwänden der Zinnen ohne Zuhilfenahme der Haken zu bewältigen. 1978 (oder bereits früher) konnte erstmals die Comici-, 1979 auch die Cassinführe rotpunkt durchklettert werden. In den nächsten Jahren folgten freie Durchsteigungen von weiteren Routen wie Egger/Sauscheck, Gelber Kante und Cassin an der Kleinen Zinne und am Preußturm, 1987 kletterte Kurt Albert mit der Schweizerführe und der Hasse-Brandler auch zwei Direttissimarouten rotpunkt. 1999 folgte die Jean-Couzy-Gedächtnisführe und 2003 die Via Camillotto Pellesier. Die erste frei gekletterte Neutour an den Nordwänden war 1988 die Alpenrose durch Michal und Miroslav Coubal, gefolgt von Phantom der Zinne 1995 an der Großen und Alpenliebe 1998 an der Westlichen Zinne. Mit der später als Gelbe Mauer bekannten Route Perlen vor die Säue (1996) und Via Nobile (1997) richteten Kurt Albert und Stefan Glowacz auch mit zahlreichen Bohrhaken ausgestattete moderne Sportkletterrouten ein.

Im März 2000 eröffnete Alexander Huber mit Bellavista eine nur mit Normalhaken abgesicherte Route am Rand des Baur-Dachs in der Westlichen Zinne, die er 2001 auch rotpunkt beging. Es war die erste alpine Route im XI. Schwierigkeitsgrad, bis heute gilt sie als eine der weltweit schwierigsten alpinen Kletterrouten. 2007 konnte Huber mit Pan Aroma eine weitere Tour derselben Schwierigkeit direkt durch die Dachzone legen.[34]

Enchaînements

Die geringen Distanzen zwischen den Gipfeln der Drei Zinnen boten schon früh Gelegenheiten zum Aneinanderreihen mehrerer Routen unmittelbar hintereinander (Enchaînement). Bereits 1881 bestieg Demeter Diamantidi, geführt von Michel und Hans Innerkofler die Gipfel aller Drei Zinnen an einem Tag.[16][35] 1955 konnten Gottfried Mair und Toni Egger mit Comici und Cassin erstmals zwei Nordwandführen an einem Tag durchsteigen, 1961 gelangen Claudio Barbier solo an einem Tag die Nordwände aller Drei Zinnen, der Punta di Frida und des Preußturms.[36] Thomas Bubendorfer kletterte 1988 an einem Tag drei Nordwandrouten und bestieg die Marmolata und die Pordoispitze. Der Stil dieser Unternehmung wurde jedoch kritisiert, da er die Routen mit Hilfe eines Helikopters verband.[37] Im Jahr 2008 kombinierte Thomas Huber die schwierigen Nordwandrouten Alpenliebe, Phantom der Zinne und Ötzi trifft Yeti an einem Tag, wobei er die Abstiege jeweils als Base-Jump durchführte. Am 17. März 2014 gelang dem Schweizer Ueli Steck und Michael Wohlleben die Begehung der drei klassischen Routen durch die Nordwand im Winter. Sie verbanden Cassin an der Westlichen Zinne, Comici an der Großen Zinne und Innerkofler mit Nordwandeinstig an der Kleinen Zinne.[38]

Alleingänge

1937 bereits wiederholte Emilio Comici seine Nordwandroute im Alleingang, wobei er einen Großteil des Weges seilfrei kletterte. 1959 hatte Claudio Barbier bei der ersten Alleinbegehung der Cassin Erfolg. Bei diesen Alleingängen wurde noch auf die Hilfe von Haken zurückgegriffen, Heinz Mariacher kletterte 1972 die Nordwände bereits weitgehend frei. 2002 kletterte Alexander Huber die Direttissima Hasse/Brandler free solo, damals eine der schwierigsten Free-Solo-Begehungen weltweit.[39] 2002 konnte Much Mayr mit der ihm bis dahin völlig unbekannten Cassin eine weitere schwierige Zinnenroute seilfrei durchklettern.[40] Ueli Steck kletterte 2010 die Routen Cassin (Preußturm), Gelbe Kante (Kleine Zinne) und Comici (Große Zinne) an einem Tag free solo.[41]

Massentourismus und Vermarktung  Die Drei Zinnen als Werbemotiv, ca. 1900

Im Bewusstsein der ansässigen Bevölkerung scheinen die Drei Zinnen bis ins 19. Jahrhundert kaum eine besondere Rolle gespielt zu haben. So ist etwa im Gegensatz zu vielen anderen markanten Felsformationen in der Umgebung keine Sage über die Zinnen bekannt.[42] In Reiseberichten aus dem frühen 19. Jahrhundert sind nur grobe Beschreibungen aus großer Entfernung zu finden. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Hochpustertal zu einem Ziel für Sommerfrischler. Reiseberichte, die die internationale Bekanntheit der Drei Zinnen wesentlich steigerten, waren The Dolomite Mountains von Josiah Gilbert und George Cheetham Churchill 1864[43] und Untrodden peaks and unfrequented valleys. A midsummer ramble in the Dolomites von Amelia Edwards im Jahre 1873.[44] Darüber hinaus waren die zu dieser Zeit in Mode gekommenen Ansichtskarten Grundlage für die bald steigende Popularität der Drei Zinnen auch außerhalb von Alpinistenkreisen. In Höhlenstein, dem einzigen Talort mit Blick auf die Zinnennordwände, entstand eine Kolonie von Luxushotels.

Der Erste Weltkrieg brachte zwar den Tourismus zum Erliegen, die Bilder von den Kämpfen am Zinnenplateau steigerten jedoch den Bekanntheitsgrad der Berge. In der Kriegspropaganda dienten die Zinnen auf beiden Seiten als Sinnbilder für das Gebirge schlechthin. Sie wurden dabei als Grenzmarkierung und Festung inszeniert. Bekannt wurde etwa ein Bild von der Bergung der Leiche des 1915 am Paternkofel gefallenen Sepp Innerkofler im Jahr 1918. Die Darstellung des Leichenzugs vor dem Hintergrund der Zinnen diente zur Verklärung Innerkoflers als Märtyrer und verfestigte den Mythos der Berge. Während der folgenden Zeit des Faschismus stilisierten südtirolpatriotische Bewegungen die Drei Zinnen zu einer Ikone Gesamttirols, wobei das Bild der Berge mit religiöser und politischer Symbolik aufgeladen wurde. So symbolisierten die Drei Zinnen auf Postkarten und Plakaten die ehemalige Gesamttiroler Grenze, indem sie etwa bei der Darstellung kämpfender Tiroler als Hintergrund dienten. Besonderen Anteil an der Popularisierung der Ansicht der Drei Zinnen hatte die Landschaftsfotografie, die zu dieser Zeit in Südtirol eine Blüte erlebte. Die vordergründig ideologiefreien Gebirgsaufnahmen transportierten in verdeckter Form politische Botschaften, die den Repressionen des faschistischen Staates kaum zugänglich war.[45]

Bereits aus dem Jahr 1900 sind erste Verwendungen der Drei Zinnen in der Werbung bekannt,[46] bis heute wird ihr Name häufig als Werbeträger genutzt. Insbesondere Gastronomiebetriebe der näheren Umgebung verwenden die Drei Zinnen gern als Namensbestandteil: so wird Toblach als „Gemeinde der Drei Zinnen“ beworben.[47] Seit 1998 wird ein knapp 20 Kilometer langer Berglauf von Sexten zur Dreizinnenhütte ausgetragen, der als „Drei-Zinnen-Lauf“ bezeichnet wird.[48] In der Tourismuswerbung Südtirols stellen die Drei Zinnen ein häufig verwendetes Sujet dar.[49] Der NS-Schriftsteller Karl Springenschmid nannte die Gipfelgruppe „Gottes eigenwilligste Schöpfung der Alpen“.[50] Die italienische Post gab ab 24. Juli 2008 eine Briefmarke mit einer Zeichnung der Berge im Rahmen der Serie Tourismus heraus.[51] Stilisierte Darstellungen der Zinnen sind in den Logos mehrerer Unternehmen zu finden.[52] Ihre Form wurde auch von einer Fruchteissorte namens Dolomiti nachempfunden, die in den 1980er Jahren populär war.

 Wanderer auf dem Weg zur Dreizinnenhütte

Der Wandertourismus erlebte zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen ersten Höhepunkt. Im Jahr 1908 besuchten bereits mehr als 2000 Menschen die 1881 erbaute Dreizinnenhütte.[53] In der Zwischenkriegszeit nahm der Tourismus weiter zu. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele alte Kriegswege, darunter auch die Auronzostraße, für touristische Zwecke ausgebaut, was einen neuerlichen Anstieg der Besucherzahlen zur Folge hatte.[54] Eine Verlängerung der Autostraße bis zur Dreizinnenhütte wurde bereits des Öfteren in Erwägung gezogen, bislang aber verhindert.[55]

Die Umrundung der Drei Zinnen gilt als eine der beliebtesten Wanderstrecken der Dolomiten, da das Gebiet durch die mautpflichtige Straße zur Auronzohütte[56] leicht erreichbar ist. Der Weg von der Auronzohütte zum Paternsattel und zur Dreizinnenhütte ist darüber hinaus sehr breit ausgebaut und weist nur geringe Steigungen auf. Er ist daher auch für ungeübte Wanderer leicht begehbar, sodass es an manchen Tagen durch den hohen Andrang zu regelrechten Staus kommt. Die Dreizinnenhütte bietet 140 Übernachtungsplätze an, mit den zahlreichen Tagesgästen hat sie bis zu 2000 Besucher täglich zu verzeichnen.[53]

Otto Stolz: Die Viertel Eisacktal und Pustertal (Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol 3/4) (Schlern-Schriften 40). Innsbruck: Universitäts-Verlag Wagner 1939, S. 611. ↑ a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Kühe 48. Dumler, Drei Zinnen. S. 19–22. ↑ a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Grohmann. Alpenvereinsführer, S. 123. Dumler, Drei Zinnen. S. 21–25. ↑ a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Schwenkmeier 33. Alpenvereinsführer, S. 144. Carl Diener: Die Sextener Gruppe. In: Eduard Richter, Deutscher und Österreichischer Alpenverein (Hrsg.): Die Erschließung der Ostalpen. Band 3. Verlag des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Berlin 1894, S. 514. Dumler, Drei Zinnen, 28 Schwenkmeier, Huber, Drei Zinnen. S. 35. Luca Visentini: Sextener Dolomiten. Athesia, Bozen 1983, ISBN 88-7014-319-8, S. 112–114. Caroline Fink: Erste am Seil : Pionierinnen in Fels und Eis. Wenn Frauen in den Bergen ihren eigenen Weg gehen. Tyrolia, Innsbruck 2013, ISBN 3-7022-3252-4. Dumler, Drei Zinnen. S. 31. Carl Diener: Die Sextener Gruppe. In: Eduard Richter, Deutscher und Österreichischer Alpenverein (Hrsg.): Die Erschließung der Ostalpen. Band 3. Verlag des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Berlin 1894, S. 513. ↑ a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Dumler 28. Dumler, Drei Zinnen. S. 41. Dumler, Drei Zinnen. S. 62–63. Schwenkmeier, Huber, Drei Zinnen. S. 44–45. Viktor Schemfil: Die Kämpfe im Drei-Zinnen-Gebiet und am Kreuzberg bei Sexten 1915–1917. Verfasst auf Grund österreichischer Kriegsakten, Schilderungen von Mitkämpfern und italienischen kriegsgeschichtlichen Werken. In: R. Klebelsberg (Hrsg.): Schlern-Schriften. 2. Auflage. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1984, ISBN 3-7030-0170-4, S. 24–30. Peter Kübler, Hugo Reider: Kampf um die Drei Zinnen. Das Herzstück der Sextener Dolomiten 1915–1917 und heute. 4. Auflage. Athesia, Bozen 1992, ISBN 88-7014-231-0, S. 23–30. Peter Kübler, Hugo Reider: Kampf um die Drei Zinnen. Das Herzstück der Sextener Dolomiten 1915–1917 und heute. 4. Auflage. Athesia, Bozen 1992, ISBN 88-7014-231-0, S. 171. Luca Visentini: Sextener Dolomiten. Athesia, Bozen 1983, ISBN 88-7014-319-8, S. 120. Peter Kübler, Hugo Reider: Kampf um die Drei Zinnen. Das Herzstück der Sextener Dolomiten 1915–1917 und heute. 4. Auflage. Athesia, Bozen 1992, ISBN 88-7014-231-0, S. 173. Holzer, Die Bewaffnung des Auges. S. 75. Anderl Heckmair: Mein Weg zum Eiger. In: Alpiner Verlag Fritz Schnmitt (Hrsg.): Wir und die Berge. München 1948, S. 160. Dumler, Drei Zinnen. S. 78. Dumler, Drei Zinnen, 82–85 Schwenkmeier, Huber, Drei Zinnen. S. 59. Schwenkmeier, Huber, Drei Zinnen, 60–63 Dumler, Drei Zinnen. S. 85–91. Wilhelm Eppacher: Berg- und Gipfelkreuze in Tirol. In: Raimund Klebelsberg (Hrsg.): Schlern-Schriften. Band 178. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1957, S. 99. Schwenkmeier, Huber, Drei Zinnen. S. 65–71. Alexander Huber, Michael Meisl: Pan Aroma. Frei durch das größte Dach der Alpen. In: Bergsteiger. Nr. 11. Bruckmann, München Juli 2007, S. 84–92. Carl Diener: Die Sextener Gruppe. In: Eduard Richter, Deutscher und Österreichischer Alpenverein (Hrsg.): Die Erschließung der Ostalpen. Band 3. Verlag des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Berlin 1894, S. 512. Dumler, Drei Zinnen. S. 91–93. Schwenkmeier, Huber, Drei Zinnen. S. 131. Michael Wohlleben: Michi Wohlleben und Ueli Steck gelingt die Nordwandtrilogie an den Drei Zinnen im Winter. In: Sebastian Eiden, kletterszene.com (Hrsg.): kletterszene.com. Band 0. kletterszene.com, München 2014, S. 0. Schwenkmeier, Huber, Drei Zinnen, 148–153 Schwenkmeier, Huber, Drei Zinnen, 145–148 Ueli Steck: Trilogie in den Dolomiten. bergsteigen.com, 21. September 2010, abgerufen am 22. September 2010. Schwenkmeier, Huber, Drei Zinnen. S. 9. Annemarie Maurer, Margareth Pallhuber, Ulrike Lanthaler: Naturparke in Südtirol. Naturerlebnis drinnen und draußen. Hrsg.: Autonome Provinz Bozen-Südtirol Abteilung Natur und Landschaft. 2004, S. 27 (bz.it [abgerufen am 19. September 2009]). Amelia Edwards: Untrodden peaks and unfrequented valleys. A midsummer ramble in the Dolomites. Longman's, Green and Co., London 1873 (upenn.edu [abgerufen am 29. September 2009]). Holzer, Die Bewaffnung des Auges. S. 22, 24, 28, 38, 64. Holzer, Die Bewaffnung des Auges. S. 16. Willkommen in Toblach, der "Gemeinde der Drei Zinnen". Einfach Südtirol, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 29. September 2009.@1@2Vorlage:Toter Link/www.einfach-suedtirol.info (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. www.dreizinnenmarathon.com. Abgerufen am 29. September 2009. Holzer, Die Bewaffnung des Auges. S. 43. Karl Springenschmid, Sieben Tage Sexten, München 1968, S. 47. Filatelia. Abgerufen am 12. August 2023. Anton Holzer, Die Bewaffnung des Auges. S. 18. ↑ a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Maurer 18. Annemarie Maurer, Margareth Pallhuber, Ulrike Lanthaler: Naturparke in Südtirol. Naturerlebnis drinnen und draußen. Hrsg.: Autonome Provinz Bozen-Südtirol Abteilung Natur und Landschaft. 2004, S. 26 (bz.it [abgerufen am 19. September 2009]). Schwenkmeier, Huber, Drei Zinnen. S. 19. Mautstraße Auronzohütte. Abgerufen am 16. September 2019.
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Wo kann man in der Nähe schlafen? Drei Zinnen ?

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