Divriği Ulu Camii ve Darüşşifası

( Divriği-Moschee )

Divriği-Moschee und Krankenhaus, türkisch Divriği Ulu Camii ve Darüşşifa, ist ein während der seldschukischen Zeit in Anatolien 1228/29 von einem Herrscher der Mengücek-Dynastie erbauter Gebäudekomplex in der Kleinstadt Divriği in der türkischen Provinz Sivas. Die nach ihrem Stifter Ahmet Schah auch Ahmet Şah Camii genannte Moschee ist mit dem zeitgleich von Turan Melek, vermutlich seiner Ehefrau, gestifteten Krankenhaus verbunden.

Ein bis zwei Jahrhunderte nach der Fertigstellung, in frühosmanischer Zeit, wurde das Krankenhaus in eine Madrasa umgewandelt. Die äußerst lebendig gestalteten vegetabilen und geometrischen Ornamente an den Portalen, am Minbar und im Innern des Krankenhauses stellen eine Synthese seldschukischer und christlich-armenischer Bautraditionen dar. Die Gesamtanlage ist von weitem am oberen Stadtrand zu sehen und zählt zu den bedeutendsten mittelalterlichen Bauwerken in Anatolien.

1985 wuWeiterlesen

Divriği-Moschee und Krankenhaus, türkisch Divriği Ulu Camii ve Darüşşifa, ist ein während der seldschukischen Zeit in Anatolien 1228/29 von einem Herrscher der Mengücek-Dynastie erbauter Gebäudekomplex in der Kleinstadt Divriği in der türkischen Provinz Sivas. Die nach ihrem Stifter Ahmet Schah auch Ahmet Şah Camii genannte Moschee ist mit dem zeitgleich von Turan Melek, vermutlich seiner Ehefrau, gestifteten Krankenhaus verbunden.

Ein bis zwei Jahrhunderte nach der Fertigstellung, in frühosmanischer Zeit, wurde das Krankenhaus in eine Madrasa umgewandelt. Die äußerst lebendig gestalteten vegetabilen und geometrischen Ornamente an den Portalen, am Minbar und im Innern des Krankenhauses stellen eine Synthese seldschukischer und christlich-armenischer Bautraditionen dar. Die Gesamtanlage ist von weitem am oberen Stadtrand zu sehen und zählt zu den bedeutendsten mittelalterlichen Bauwerken in Anatolien.

1985 wurde sie in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen.

Divriği lag am westlichen Rand einer zusammenhängenden Kulturregion, die von Transkaukasien, Persien bis nach Anatolien reichte. Moschee und Krankenhaus verdanken ihre Ausgestaltung dem Kunstsinn mehrerer Mengücek-Herrscher, die ihr kleines Fürstentum (Beylik) beinahe 100 Jahre mit diplomatischem Verhandlungsgeschick umgeben von mächtigeren seldschukischen Teilreichen behaupten konnten. Der Dynastiegründer Mengücek Gazi kam wahrscheinlich als türkischer Militärführer im Dienst des Seldschukenherrschers Alp Arslan nach Anatolien und war damit beauftragt, die in der Schlacht von Manzikert 1071 eroberten Gebiete zu sichern. Mengüceks Machtbasis lag ab etwa 1080 hauptsächlich in Kemah, sein Gebiet umfasste den oberen Euphrat zwischen Divriği weiter im Westen und Erzincan im Osten. Nach dem Tod seines Nachfolgers Malik İshak erhielten dessen drei Söhne die drei Hauptorte als eigenständige Herrschaftsbereiche zugeteilt.

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde Kemah von Erzincan vereinnahmt. Unter dem am längsten regierenden Herrscher von Erzincan, Fahrettin Behramschah (Fakhr al-Dīn Bahrāmšāh, reg. 1162 oder 1165 – 1225), blühten Wirtschaft und Kultur. Er unterhielt gute diplomatische Beziehungen zu den Seldschuken, die nach der Annexion der Danischmenden-Gebiete und dem Sieg über die Byzantiner in den 1170er Jahren zur mächtigsten Dynastie in Anatolien wurden. Behramschah wird in der Geschichtsschreibung als Förderer der Künste und sozialer Wohltäter gewürdigt. Der Persisch schreibende Dichter Nezāmi widmete Behramschah das Versepos Machzan ol-Asrār („Schatz der Geheimnisse“) und der seldschukische Historiker Ibn Bībī lobte ihn als den seltenen Fall eines gerechten und wohltätigen Herrschers. 1228, also im selben Jahr, als in Divriği der Moscheekomplex fertiggestellt wurde, beendeten die Seldschuken die Erbfolge der in Erzincan herrschenden Dynastie. Ab dieser Zeit existierte einzig in Divriği ein kleines Mengücek-Reich ohne tatsächliche Macht weiter, bis nach der Mitte des 13. Jahrhunderts die mongolischen Ilchane die Herrschaft des Gebietes übernahmen. In der Geschichtsschreibung dieser Zeit wird das Fürstentum von Divriği nicht erwähnt; dass es auch nach dem Ende von Erzincan weiterbestand, ist nur durch Inschriften an der Moschee, an anderen Gebäuden der Stadt und durch wenige Münzfunde belegt.

 Nordportal der Moschee

Die Naschī-Gründungsinschrift der Moschee über dem Hauptportal an der Nordfassade nennt als Stifter Ahmetschah (reg. um 1229 – nach 1242), dem Sohn von Süleymanschah (reg. um 1197 – um 1229)[1], und das Jahr 626 AH (1228/29 n. Chr.): „Den Bau dieser großen Moschee hat angeordnet (aus Liebe zu Allah) der Diener, der der Barmherzigkeit Allahs bedürftig ist, Ahmetschah, der Sohn des Suleyman Schah. Allah verewige seine Königsherrschaft. Im Jahre 626.“[2] Die Inschrift für den damaligen seldschukischen Sultan Kai Kobad I. (ʿAlāʾ ad-Dīn Kai-Qubād, reg. 1220–1237) in der Bogenspitze darüber fiel weniger aufwendig aus und stellt ein Zugeständnis an die seldschukische Vorherrschaft dar. Am Eingang zum Krankenhaus ist in der Gründungsinschrift aus dem gleichen Jahr von der „gerechten Königin“ (al-malika al-adila) Turan Malik die Rede. Sie war die Tochter des Behramschah und vermutlich – ohne Bestätigung durch eine schriftliche Quelle – die Frau von Ahmetschah. Drei weitere Inschriften von Ahmetschah in den folgenden beiden Jahrzehnten bestätigen dessen fortdauernde Herrschaft. Zwei Inschriften an der Zitadelle sind 1236/37 und 1242/43 datiert. In einer Inschrift am Minbar der Moschee von 1240/41 wird im Unterschied zur Gründungsinschrift Ahmetschah mit langen Ehrentiteln erwähnt, dafür fehlt dieses Mal die Huldigung an die seldschukische Oberherrschaft. Hierin spiegeln sich die damaligen Machtverhältnisse und Rücksichtnahmen auch innerhalb der Dynastie. Drei Jahre nach dem Tod von Bahramschah und im selben Jahr, als die Familiendynastie in Erzincan von den Seldschuken aufgelöst wurde, schien bei der Gründungsinschrift Zurückhaltung angebracht. Ähnlich bescheiden geben sich auch zwei kleine Inschriften von 1228 zu beiden Seiten des Nordportals. In ihnen wird formelhaft ein nicht namentlich genannter Herrscher (malik) gepriesen und der beliebte Thronvers des Korans zitiert. Ähnlich zurückhaltend ist auch eine Inschrift am vermutlich dem Adel vorbehaltenen Ostportal der Moschee formuliert, wonach die Herrschaft (al-mulk) allein von Gott ausgeübt wird. In Turan Maliks Gründungsinschrift wird keine seldschukische Vorherrschaft eingeräumt, vermutlich war dies nicht nötig, weil ein Krankenhaus als weniger politisch bedeutend und symbolträchtig galt als eine Freitagsmoschee.

Der Ruf Erzincans als Kulturstadt zog auch den aus Bagdad stammenden berühmten Gelehrten Abd al-Latif al-Baghdadi (1163–1231) an. Nach den Stationen Kairo, Damaskus und Jerusalem lebte Latif einige Jahre in Erzincan. Als Kai Kobad die Stadt 1228 annektierte, reiste er über Kemah, Divriği, Malatya und Aleppo zurück nach Bagdad. Von April bis Juni 1229 hielt sich Latif in Divriği auf, als eben die Moschee fertiggestellt war. Möglicherweise hatte er geplant, in Divriği zu bleiben und zu unterrichten, denn in einer osmanischen Quelle von 1530 wird Turan Malik auch als Gründerin einer heute nicht mehr existierenden Madrasa erwähnt. In den 1230er bis 1250er Jahren blieb Divriği ein kulturell bedeutender Ort, der Gebildete von weither anzog, wie an deren Nisbas (Herkunftsort als Namensbestandteil) zu erkennen ist. Die späteste Mengücek-Inschrift mit dem Datum 7. Oktober 1252 war an der Zitadelle angebracht und stammt von Melik Salih (Malik al-Ṣāliḥ, reg. nach 1242 – nach 1252), dem Sohn und Nachfolger von Ahmetschah. In einem der folgenden Jahre nahmen die Seldschuken Divriği ein.[3]

Baumeister

Stilunterschieden zufolge, müssen beim Bau der Anlage mehrere Werkstätten beteiligt gewesen sein. Als Baumeister sind Ahmed ibn Ibrahim aus der georgischen Stadt Tbilisi und Churramschah ibn Mullit aus Ahlat am Vansee bekannt. Letzterer war vermutlich Armenier. Tbilisi befand sich seit der Abbasidenzeit im 8. Jahrhundert unter der Kontrolle arabischer Muslime, ab 1122 war die Stadt wieder unter georgischer Herrschaft. Die Besetzung durch die Choresmier 1226 dürfte die gesellschaftlich-kulturellen Verhältnisse drastisch verändert haben. Es ist daher nachvollziehbar, dass ein Baumeister wie Ahmed sich nach einer anderen Wirkungsstätte umsah und von einem Angebot aus Divriği angezogen wurde. Welche gestalterische Prägung er aus Tbilisi mitbrachte, lässt sich nicht feststellen. Das mittelalterliche Tbilisi wurde wegen seiner Architektur aus Nadelhölzern gerühmt, die vielleicht die außerordentlich feine Holzornamentik am Minbar beeinflusst hat.

Besser einzuschätzen ist der Einfluss der mittelalterlichen Baukunst von Ahlat (damals Khilāt). Obwohl bei einem Erdbeben 1275/76 ein großer Teil der Stadt zerstört wurde, blieben hunderte Grabsteine erhalten, die überwiegend zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert aufgestellt wurden. Die qualitätvollen Ornamente vermitteln einen Eindruck von der verlorenen Baukunst. Die ältesten dieser teilweise übermannshohen Grabstelen aus den letzten beiden Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts zeigen stilisierte geometrische Ornamente, die zu Beginn des neuen Jahrhunderts durch feingliedrige geometrische Sternenmuster ergänzt wurden. Die Grabsteine von Ahlat stehen in der Traditionslinie der armenischen Gedächtnisstelen Chatschkar („Kreuzstein“), die ab dem 9. Jahrhundert in den armenischen Gebieten Anatoliens und Transkaukasiens hergestellt wurden. Mittels der Datierungen auf den Grabsteinen von Ahlat lässt sich in den 1220er Jahren ein deutlicher Produktionsrückgang feststellen, der offensichtlich auch hier mit dem Einfall der Choresmier unter der Führung von Dschalal ad-Din Mengübirti 1226 und 1229 zusammenhängt. Die meisten Grabstelen von Ahlat tragen die Signatur ihres Schöpfers, ein Zeichen für deren Individualität und Wertschätzung als Meister (ustad). Die Handwerker waren mehrheitlich in einer futuwwa (städtischen Bruderschaft) organisiert, die vom 13. bis zum 15. Jahrhundert in Anatolien ein soziales Netzwerk anbot und besonders in unruhigen Zeiten für gegenseitige Unterstützung sorgte. Einige der Steinhauer dürften schon bei der ersten Belagerung und anschließenden Zerstörung der Stadt – möglicherweise durch Verbindungen innerhalb der futtuwa – Auftraggeber in einer entfernten sicheren Region gesucht und so den Weg nach Divriği gefunden haben.[4]

Nach der Fertigstellung

Im 14. oder 15. Jahrhundert wurden keine Kranken mehr versorgt, das Hospital wurde in eine islamische Bildungseinrichtung (Madrasa) umgewandelt und hieß nun Medrese-i Kübrâ („Große Madrasa“). Dies geht aus osmanischen Steuerurkunden (tahrir defterleri) der Jahre 1519 und 1530 hervor, in denen Abrechnungen der zur Moschee gehörenden Stiftungen (waqf) enthalten sind, einschließlich deren Vermögen und den Ausgaben für Dienstleistungen.

Bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts muss ein größerer Bereich der Westfassade und eventuell der angrenzenden Nordfassade aus statischen Gründen eingestürzt sein. Zur Verstrebung der Nordwestecke wurde ein zylindrischer massiver Stützbau angefügt, der zugleich als Sockel für ein neu errichtetes Minarett dient. Am Sockel findet sich die Inschrift „...erbaut unter der Herrschaft von Süleyman I. von Ibrahim, dem Sohn von Ahmed, zwischen 1523 und 1533.“[5] Zu diesem Umbau gibt es ansonsten keine schriftlichen Quellen.

Im 19. Jahrhundert benutzte man die Moschee als Scheune zur Lagerung von Heu. Nach einer Restaurierung um 1900 wurden in ihr während des Zweiten Weltkrieges für eine gewisse Zeit die Schätze des Topkapı Sarayı aufbewahrt, die vor einem deutschen Einmarsch in Sicherheit gebracht werden sollten. Seit 1985 gehört das Gebäude zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Moschee erfüllt heute wieder ihre ursprüngliche Bestimmung als Freitagsmoschee. Daneben gibt es noch die restaurierte, aber meist verschlossene Moschee in der Burgruine und eine kleinere schlichte Moschee von etwa 1900 in der Stadtmitte. Der Gebäudekomplex ist tagsüber für Besucher geöffnet.[6]

Regierungszeiten nach: Clifford Edmund Bosworth: The New Islamic Dynasties: A Chronological and Genealogical Manual. (New Edinburgh Islamic Surveys) 2. Aufl. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, S. 109, ISBN 978-0-7486-2137-8 Eid, S. 102 Pancaroğlu, S. 172–178 Pancaroğlu, S. 184–189 Mosque-hospital of Divrigi. (Memento vom 19. August 2016 im Internet Archive) Qantara Pancaroğlu, S. 170; Sinclair, S. 396
Fotografien von:
R Prazeres - CC BY-SA 4.0
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