Saaremaa (deutsch/schwedisch Ösel, dänisch Øsel, lateinisch Osilia) ist mit etwa 2672 km² die größte Insel Estlands sowie der Moonsund-Inseln. Sie ist die viertgrößte Ostseeinsel nach Seeland, Gotland und Fünen und begrenzt den Rigaischen Meerbusen (estnisch Liivi laht) nach Norden.

Saaremaa (deutsch/schwedisch Ösel, dänisch Øsel, lateinisch Osilia) ist mit etwa 2672 km² die größte Insel Estlands sowie der Moonsund-Inseln. Sie ist die viertgrößte Ostseeinsel nach Seeland, Gotland und Fünen und begrenzt den Rigaischen Meerbusen (estnisch Liivi laht) nach Norden.

Archäologische Funde deuten auf eine Besiedlung seit mindestens 3000 v. Chr. In den skandinavischen Sagas wird Saaremaa als Eysysla (dt. Inselbezirk) erwähnt, in älteren deutschen und schwedischen Aufzeichnungen ist auch von Oesel die Rede.

Die Wikingerschiffsgräber von Salme wurden im Jahre 2008 beim Isthmus von Salme entdeckt. Die in Klinkerbauweise gebauten Schiffe (ein Ruderboot, ein vermutliches Segelschiff) bargen die Überreste von sieben bzw. 33 männlichen Personen. Der erste frühgeschichtliche Schiffsfund in der östlichen Ostsee wird auf 700–900 n. Chr. datiert. Schwedische Runensteine verweisen auf Aktivitäten der Wikinger, die bis etwa 1050 n. Chr. andauerten.

Mit Beginn der Expansionspolitik des Deutschen Ordens im 13. Jahrhundert geriet Saaremaa unter Fremdherrschaft, wobei es erst 1227 gelang, die Inselbevölkerung zu unterwerfen. Jedoch musste der deutsche Orden Teile der Insel bald dem Bistum Ösel-Wiek überlassen, was ständige bewaffnete Auseinandersetzungen beschwor. Der Machtfestigung des Ordens diente vor allem die Errichtung großer Burgen in Kuressaare und Maasi im Nordosten der Insel, von letzterer zeugen allerdings nur noch die Mauerreste. 1343 gelang Aufständischen mit der Zerstörung der Ritterburg in Pöide (Peude) die vorübergehende Vertreibung des Ordens von der Insel. Trotz zahlreicher Erhebungen gegen die Besatzungsmacht gelang es dem Orden, die Oberhoheit über die Insel bis 1559 aufrechtzuerhalten.

 Laurentiuse Kirik, Kuressaare

Im Dreikronenkrieg (1563–1570) zwischen Polen, Schweden und Dänemark fiel Saaremaa unter dänische Herrschaft. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts wechselten die Machtverhältnisse auf Saaremaa ständig zwischen Dänen, Schweden und den 1710 im Großen Nordischen Krieg die Insel übernehmenden Russen. Die die schwedischen Machthaber erheblich schwächende Pestepidemie, die der Krieg mit sich brachte, dezimierte die Bevölkerung der Insel enorm. In der Stadt Kuressaare überlebten, so wird berichtet, nur elf Menschen die Seuche. Die russische Herrschaft auf Saaremaa währte bis zum Ende des Zarenreiches im Jahre 1917. Zwischen 1783 und 1797 machte sich vor allem Balthasar Freiherr von Campenhausen als Vizegouverneur Livlands um die Infrastruktur und das gesellschaftliche Leben in der abgelegenen Provinz verdient. Er sorgte für regelmäßige Postverbindungen, groß angelegte Entwässerungsprojekte, Aufforstungen gegen drohende Versandungen und zeitgemäße Straßen. In seiner Residenz Arensburg förderte er die Kultur und ordnete eine durchgreifende Stadterneuerung an.

 Deutsche Truppen schiffen sich zur Besetzung der Insel ein, Oktober 1917.

Die wirtschaftliche Erschließung und Entwicklung Saaremaas wurde vor allem 1858 mit der Eröffnung von Schiffsverbindungen nach Rīga und Sankt Petersburg und 1888 mit der Aufnahme von Fährverbindungen nach Muhu und dem estnischen Festland vorangetrieben. 1894 erfolgte der Bau des Hafens von Roomassaare und zwei Jahre später schließlich mit der Errichtung einer Landbrücke über den Väike Väin (Kleiner Sund) der Anschluss Saaremaas an Muhu. 1912 wurde die selbstständige Energieversorgung mit dem Bau eines Elektrizitätswerkes ermöglicht.

Im Ersten Weltkrieg bildete die Insel einen wichtigen Stützpunkt der russischen Flotte. Ende 1917 wurde sie im Unternehmen Albion von den Deutschen erobert; nach dem Waffenstillstand von 1918 zogen sie wieder ab. Mit Erlangung der Unabhängigkeit des neu entstandenen estnischen Staates am 24. Februar 1918 wurde die Insel Teil Estlands.

Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt von 1939 zwang die baltischen Staaten zur Stationierung sowjetischen Militärs auf ihrem Gebiet und führte zu einer erneuten Besetzung Estlands. Zahlreiche Bewohner der Insel wurden deportiert. Auf Saaremaa wurden zwei sowjetische Luftwaffenstützpunkte errichtet, von denen aus sowjetische Fliegerkräfte nach dem Überfall Deutschlands zwischen 7. August und 5. September 1941 einige Angriffe auf die Vororte Berlins flogen, so z. B. in der Nacht zum 8. August 1941 unter dem Befehl des Obersten Jewgeni Preobraschenski.[1]

 Sowjetisches Mahnmal in Tehumardi

Im Zweiten Weltkrieg 1941–1944 war die Insel von den Deutschen besetzt, zahlreiche Bewohner der Halbinsel Sõrve (Sworbe) wurden 1944 evakuiert. Am 8. Oktober 1944 ereignete sich auf Sõrve eine der erbittertsten Schlachten des Krieges in Estland zwischen den sich von Saaremaa zurückziehenden Deutschen und den von Osten nachrückenden Sowjets (Unternehmen Aster). Heute erinnert bei Tehumardi ein 21 m hohes Mahnmal in Form eines abgebrochenen Schwertes an diese verlustreiche, nächtliche Auseinandersetzung, der Tausende zum Opfer fielen. Bei der Verteidigung bis Ende November 1944 wurde nahezu die gesamte Halbinsel dem Erdboden gleichgemacht, alte Geschützstände und verfallene Befestigungsanlagen befinden sich noch heute an der Südspitze Sõrves. Die Verwüstungen des Krieges und die Deportationen und Evakuierungen reduzierten die Inselbevölkerung um mehr als 30 %.

In der Nachkriegszeit war Saaremaa, bedingt durch die strategisch wichtige Lage an der Westgrenze der UdSSR und durch die massive Präsenz des dort stationierten sowjetischen Militärs (rund 4000 ha Sperrgebiet), nahezu isoliert vom Festland – selbst Esten benötigten eine Genehmigung, um die Insel zu betreten.

Mit der erneuten estnischen Unabhängigkeitserklärung 1991 erlangte Saaremaa das Recht der Selbstbestimmung und -entwicklung.

airforce.ru Sowjetische Gedenkstätte auf Saaremaa.
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