Foro Romano

( Forum Romanum )

Das Forum Romanum (Römischer Marktplatz) in Rom ist das älteste römische Forum und war Mittelpunkt des politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Lebens. Es liegt in einer Senke zwischen den drei Stadthügeln Kapitol, Palatin und Esquilin und war der Ort vieler öffentlicher Gebäude und Denkmäler.

Ursprünglich ein von einem Bach durchzogenes sumpfiges Tal wurde es laut der antiken Überlieferung, die nicht mit dem bis wohl ins 8. Jahrhundert v. Chr. zurückreichenden archäologischen Befund übereinstimmt, erst unter dem legendären etruskischen König Lucius Tarquinius Priscus zu Beginn des 6. Jahrhunderts v. Chr. in die Stadt einbezogen. Den Höhepunkt seines prachtvollen Ausbaus erlebte es in der Römischen Kaiserzeit. Es ist heute eine der wichtigsten Ausgrabungsstätten des antiken Roms.

Das Forum Romanum (Römischer Marktplatz) in Rom ist das älteste römische Forum und war Mittelpunkt des politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Lebens. Es liegt in einer Senke zwischen den drei Stadthügeln Kapitol, Palatin und Esquilin und war der Ort vieler öffentlicher Gebäude und Denkmäler.

Ursprünglich ein von einem Bach durchzogenes sumpfiges Tal wurde es laut der antiken Überlieferung, die nicht mit dem bis wohl ins 8. Jahrhundert v. Chr. zurückreichenden archäologischen Befund übereinstimmt, erst unter dem legendären etruskischen König Lucius Tarquinius Priscus zu Beginn des 6. Jahrhunderts v. Chr. in die Stadt einbezogen. Den Höhepunkt seines prachtvollen Ausbaus erlebte es in der Römischen Kaiserzeit. Es ist heute eine der wichtigsten Ausgrabungsstätten des antiken Roms.

 Das Forum Romanum (1787) vor der Ausgrabung, die erst 1788 begann.

An der Stelle des späteren Forum Romanum befand sich bis zum 7. Jahrhundert v. Chr. eine sumpfige Ebene, die sich zwischen Palatin und Kapitol erstreckte und von den frühen latinischen Siedlern als Begräbnisstätte verwendet wurde. Erst durch Anlage der Cloaca Maxima konnten dieser Sumpf und seine Verlängerung Richtung Tiber, das Velabrum, ausgetrocknet werden.

„Hier, wo die Märkte jetzt sind, lagen früher morastige Sümpfe, Löcher mit Wasser gefüllt, stieg im Tiber die Flut. Das ist der Lacus Curtius, wo im Trockenen ein Altar jetzt steht: Festes Land heute, war es doch früher ein See. Wo das Velabrum jetzt den Festzug zum Circus geleitet, war einst nur Weidengestrüpp, wankendes Schilfrohr zu sehn.“

Ovid: Fasten 6, 401–406
Königszeit

Die römische Geschichtsschreibung bringt die Initiative zum Bau der Cloaca Maxima mit Lucius Tarquinius Priscus um 600 v. Chr.,[1] die Vollendung mit Lucius Tarquinius Superbus, dem letzten römischen König, in Verbindung.[2] Archäologisch nachweisbar ist das Ende der Bestattungen im Forumstal um 600 v. Chr. Zugleich entstand eine erste Pflasterung, die von der Nutzung des neuen Platzes zeugt. Um 600 v. Chr. entstand auch das Gebäude der Regia, obwohl traditionell als Haus oder Regierungssitz des zweiten römischen Königs Numa Pompilius bezeichnet und in der schriftlichen Überlieferung als eines der ältesten Gebäude Roms verankert.[3] Mit Numa ist auch der Bau des Vestatempels verbunden.[4] Archäologisch nachweisbar wurde die Regia nach einem Brand am Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. mit neuem Grundriss wiederhergestellt. Zusammen mit dem Tempel der Vesta bezeichnete sie ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. die östliche Grenze des neuen, Forum genannten Platzes.

Römische Republik

Nördlich dieses Platzes wurde bald ein zweiter angelegt, das durch die Rostra vom Forum abgegrenzte Comitium. Hier wurde der größte Teil der römischen Politik gemacht, da der Senatssitz, die Curia, und die Rostra, die öffentliche Rednertribüne, direkt daneben lagen. Um 490 v. Chr. wurden zwei Tempel im Tal erbaut, die den Göttern Saturn und Castor gewidmet waren. Sie bildeten zusammen mit einer Ladenzeile zwischen den Tempeln, den tabernae veteres, die südliche Begrenzung des als Marktplatz dienenden Forums.[5] Um die Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. zeugt die Anbringung des Zwölftafelgesetzes an den Rostra davon, dass sich das Forum schnell zum Zentrum der jungen Stadt entwickelte. Doch lässt sich diese Bedeutung archäologisch nicht fassen.

An der westlichen Schmalseite des Forums, am Fuße des Kapitols, wurde 367 v. Chr. ein erster der Concordia, der Eintracht, geweihter Tempel errichtet. Die Gründung soll auf Marcus Furius Camillus zurückgehen und das Ende der Ständekämpfe zwischen den Patriziern und den Plebejern symbolisieren.[6] Hierfür das Forum als Standort gewählt zu haben, belegt dessen zunehmende Bedeutung in politischer Hinsicht. Es beginnt die Politisierung des Forums.[7] Im Jahr 338 v. Chr. ließ Gaius Maenius die Schiffsschnäbel aus der Schlacht von Antium an der Rednertribüne anbringen. Zuvor wurde derlei Siegesbeute in die Tempel und Heiligtümer geweiht. Gaius Maenius wurde im selben Jahr mit einer Ehrensäule und der Aufstellung eines Reiterstandbildes geehrt. Auch Lucius Furius Camillus zu Ehren, Amtskollege des Maenius im Konsulat des Jahres, wurde ein Reiterstandbild auf dem Forum aufgestellt, mit dem Leistung und Sieg im Latinerkrieg gewürdigt wurden. Eine weitere Reiterstatue folgte im Jahr 306 v. Chr. für Quintus Marcius Tremulus vor dem Dioskurentempel. Gaius Duilius wurde 260 v. Chr. mit einer columna rostrata geehrt. An ihr wurden die von ihm erbeuteten Schiffsschnäbel (rostra) angebracht. Schließlich wurden auch die Gesandten Roms, die während ihrer Gesandtschaft ums Leben gekommen waren, mit Statuen auf oder bei der Rednertribüne geehrt.

Neben diesen Ehrungen für Zeitgenossen traten solche für Personen der Vergangenheit, deren Vorbildhaftigkeit für die Zeit ihrer Aufstellung jeweils herausgekehrt wurde: für den Augur Attus Navius, der auf wundersame Weise die Ficus Ruminalis auf das Comitium versetzt hatte; für Horatius Cocles; für Hermodoros von Ephesos, der bei Erstellung des Zwölftafelgesetzes entscheidende Hilfe leistete; für Pythagoras und Alkibiades. Die zunehmende Konkurrenz innerhalb der römischen Nobilität führte schließlich zu einer derartigen Häufung von Ehrenstatuen auf dem Forum, dass im Jahr 158 v. Chr. alle Statuen, die nicht auf Volks- oder Senatsbeschluss aufgestellt worden waren, abgeräumt wurden. Dennoch wurden insbesondere im 1. Jahrhundert v. Chr. vermehrt Statuen, oft exzeptionell in der Ausführung, doch meist aus nichtigem Anlass gestiftet: für Sulla, Pompeius und Caesar, für Octavian, Lucius Antonius, Marcus Aemilius Lepidus und Marcus Antonius. Im politischen Kampf der ausgehenden Republik wurden solche Ehrenstatuen nun jedoch beständig umgestürzt oder zerstört, wiederaufgerichtet, eingeschmolzen oder in Sicherheit gebracht.

 Forum Romanum im 2. Jahrhundert v. Chr.

All dies wirkte sich auch auf die bauliche Gestaltung des Forums aus. Mit dem Ende der Punischen Kriege, mit der Ausweitung des faktischen Herrschaftsbereiches auf das östliche Mittelmeer und den aus den Kriegsbeuten gewonnenen finanziellen Mitteln setzte im 2. Jahrhundert v. Chr. nicht nur in Rom allgemein, sondern speziell auf dem Forum eine rege Bautätigkeit ein. Tempel wie die der Concordia und der Dioskuren wurden von Grund auf erneuert, vier Basiliken entstanden, darunter die 179 v. Chr. gebaute Basilica Aemilia und die 169 v. Chr. errichtete Basilica Sempronia. Beide gaben dem Forumsplatz einen festen Rahmen an Nord- und Südseite und ersetzten die tabernae veteres des alten Marktplatzes. An der Westseite des Forums entstand zudem 121 v. Chr. die Basilica Opimia. Zugleich unterstrich der Bau des Macellum die Verlagerung der ursprünglich wirtschaftlichen Nutzung des Forums und seine politische Aufwertung. Hierfür wurde die Funktion des Comitium auf das Forum verlagert, die Nutzung der Rostra gedreht, so dass Redner nun zum Forum sprachen. Als neue Kulisse, vor der sich das Treiben auf dem Forum abspielte, wurde unter Sulla 83–80 v. Chr. das Tabularium erbaut. Noch hinter allen westlichen Forumsbauten gelegen, bildete es den optischen Rahmen und die Abgrenzung zum Kapitolshügel, an dessen Ostflanke es sich erhob.

Gaius Iulius Caesar ließ das Forum neu pflastern. In diesem Zusammenhang wurde unter der freien Platzanlage ein unterirdisches Gangsystem eingerichtet, das durch senkrechte Schächte und zugehörige Aussparungen im Pflaster zu erreichen war. Dieses Gangsystem diente wahrscheinlich einem weiteren Aspekt des Forum Romanum: Es war Veranstaltungsort für Gladiatorenkämpfe, bis mit dem Amphitheater des Statilius Taurus im Jahr 29 v. Chr. ein erstes steinernes und daher dauerhaftes Gebäude für diese Art von Veranstaltungen errichtet wurde.[8]

Kaiserzeit

Unter Augustus wurde das Forum stark umgestaltet. Durch die umfangreiche Verwendung von Marmor und die neue Pflasterung in weißem Travertin entstand so ein äußerst prunkvoller Platz, vergleichbar vielleicht mit der Akropolis in Athen. Durch geschickte Assoziationen verband Augustus die unter seiner Herrschaft neu errichteten Bauwerke mit der Familie der Julier, um seinen Machtanspruch direkt von den Göttern abzuleiten. Besonders deutlich wurde dies bei der bewussten Parallelisierung von Pollux und Castor, den Dioskuren, mit den Söhnen des Augustus, und der geänderten Orientierung des Platzes, der jetzt auf die verlagerte Rednertribüne und den Tempel des Divus Iulius ausgerichtet war.[9] Die neue, auf Augustus und die Julier ausgerichtete Gestaltung fand ihren Niederschlag auch in dem Umstand, dass das nach einem Brand im Jahr 12 v. Chr. neu verlegte Pflaster die caesarischen Gangsysteme verschloss: Spiele fanden auf dem Forum nun nicht mehr statt. Um die erstrebte Würde des Platzes zu erzwingen, wies Augustus sogar die Ädilen an, auf dem Forum und in seiner Umgebung niemanden mehr zu dulden, der nicht mit der Toga bekleidet war.[10] Der repräsentative Anspruch der neuen Platzgestaltung sollte durch Alltagskleidung nicht herabgewürdigt werden.[11]

Der bereits 29 v. Chr. errichtete Tempel für seinen vergöttlichten Adoptivvater bildete nun die neue östliche Begrenzung. Flankiert wurde er möglicherweise von Actiumbogen und Partherbogen, zwei Triumphbögen, die die militärischen Siege des Augustus feierten. Somit stand die Ostseite des Forums ganz im Dienste der augusteischen Präsentation und Selbstdarstellung, die dahinter befindliche Regia verschwand aus dem Blickfeld des Forumbesuchers. Tiberius, Adoptivsohn und Nachfolger des Augustus, errichtete auf der Westseite, zwischen der Nordwestecke der Basilika Julia und neben dem Saturntempel einen eigenen Bogen. Tiberius hatte bereits zuvor den Concordiatempel auf dieser Seite des Forums aufwendig erneuern lassen, so dass nun die Bauten des Augustus und des Tiberius die Platzanlage auf den Schmalseiten klammerten.

Unter den folgenden Kaisern verlagerte sich der Schwerpunkt der Platzfunktion, das Forum diente nun als Kulisse für prächtige religiöse Zeremonien. Da das Forum Romanum in der späten Republik zu klein geworden war, errichteten ab Caesar einige Herrscher die sogenannten Kaiserforen (Caesarforum, Augustusforum, Templum Pacis, Nerva-Forum, Trajansforum), die zwar einige Aufgaben des Forum Romanum übernahmen, es aber nie vollständig ersetzen konnten. Erst jetzt bekam das Forum zur Abgrenzung den selten verwendeten Zusatz Romanum.[12] Strabon nennt es ἡ ἀρχαῖα ἀγορά, „das alte Forum“.[13]

Die Eingriffe der Nachfolger des Augustus waren zunächst bedächtig, neue Bauten ergänzten die Platzanlage, ohne sie neu zu definieren. So entstand unter Domitian an der Westseite der Tempel des Vespasian und des Titus, an der Nordseite, aber außerhalb des eigentlichen Forumbereiches errichtete Antoninus Pius im Jahr 141 den Tempel der Faustina, seiner vergöttlichten Ehefrau.

Einzig Domitian wagte es, grundlegend in die Forumsanlage einzugreifen, allerdings nicht durch Bauten, sondern durch die Aufstellung eines kolossalen Reiterstandbildes. Es nahm die Mitte des Platzes ein und degradierte die umgebenden Bauten zur reinen Kulisse seiner Selbstdarstellung. Unmittelbar nach seinem Tod im Jahr 96 wurde sie entfernt. Es dauerte bis zur Zehnjahresfeier der römischen Tetrarchie im Jahr 305, bis das Forum wieder vergleichbar instrumentalisiert wurde. Das Gepräge des Forums änderte sich noch einmal durch den Bau des Septimius-Severus-Bogen im Jahr 203, der einen neuen Akzent auf der Westseite setzte, indem er einen dreibogigen Zugang nördlich der Rostra bildete.

Um diese Zeit erscheint auch erstmals die Bezeichnung Forum magnum, „das große Forum“, obwohl Cassius Dio überliefert, die Bezeichnung – er nennt es auf Griechisch μεγάλη, „groß“ – wäre bereits nach dem Bau des Caesarforums aufgekommen.[14] Noch in Notitia und Curiosum des Regionenkatalogs der Stadt Rom wird es als Forum Romanum vel magnum geführt und bildete den Kern der Regio VIII.[15]

 Decennalienbasis

Zur Zeit Diokletians, der auch die Curia Iulia erneuern ließ und ihr die Grundzüge ihres heutigen Aussehens gab, erfuhr die Ostseite eine letzte entscheidende Veränderung, als die quasi die gesamte Breite einnehmenden neuen Rostra, die rostra Diocletiani, errichtet wurden. Sie ersetzten auf dieser Seite die alten Rostra des Caesartempels und korrespondierten nun den ebenfalls in dieser Zeit veränderten Rostra der Westseite. Die westlichen Rostra wurden um ein Fünfsäulenmonument ergänzt, das sich auf oder hinter der Tribüne erhob. Eine der zugehörigen Säulenbasen, die sogenannte Decennalienbasis, ist erhalten. Weitere Basen waren in der Renaissance entdeckt und dokumentiert worden, sind heute aber verloren. Ein ähnliches Monument wird für die durch Ziegelstempel datierten Rostra Diocletians angenommen. Anlässlich der Decennalien, der Zehnjahresfeier der Tetrarchie im Jahr 303, kündeten die Säulenmonumente von dem Ereignis und feierten die neue Herrschaftsform, durch die Rom zu einer neben mehreren Residenzstädten der römischen Kaiser reduziert worden war. Ebenfalls in tetrarchischer Zeit entstand an der Südseite des Forums, unmittelbar vor der Fassade der Basilika Iulia, ein sieben Säulen umfassendes Denkmal, dessen Sockel noch erhalten sind.

Nachdem Konstantin der Große aus den tetrarchischen Machtkämpfen im Jahr 324 als Sieger hervorgegangen war, okkupierte er das Forum und ließ vor dem Septimius-Severus-Bogens sein kolossales Reiterstandbild aufstellen, dem wenige Jahre später eine weitere Reiterstatue für seinen Sohn Constantius II. vor dem nördlichen Durchgang des Bogens folgte. Im 5. Jahrhundert wurden, vermutlich aus Anlass eines Seesieges über die Vandalen im Jahr 456, die rostra Augusti erweitert. Obgleich bereits Christian Hülsen erkannte, dass dieser Umbau zeitlich nicht sicher mit der Plünderung Roms durch die Vandalen im Jahr 455 in Zusammenhang zu bringen ist,[16] setzte sich die zuvor eingeführte Benennung als rostra Vandalica durch.[17]

Als letztes antikes Bauwerk wurde auf dem Forum Romanum im Jahr 608 zur Zeit von Papst Bonifatius IV. die Phokas-Säule zu Ehren des oströmischen Kaisers Phokas errichtet, des damaligen Oberherrn der Stadt.[18]

Mittelalter  Westlicher Forumsbereich und Kapitol im Jahr 1748 mit nachantiker Bebauung, Plan von Giovanni Battista Nolli

Im 8. Jahrhundert waren zahlreiche seiner Gebäude nicht mehr intakt, jedoch bildete das Forum Romanum weiterhin das Zentrum der Ewigen Stadt und für das Jahr 768 ist die letzte Volksversammlung auf seinem Gebiet überliefert. Einige antike Gebäude wurden zu Kirchen umfunktioniert. Der Tempel des Antoninus Pius und der Faustina wurde in die Kirche San Lorenzo in Miranda umgewandelt, die Curia Iulia zur Kirche Sant’Adriano al Foro Romano. Erst um die Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert verlor das Forum langsam seine zentrale Funktion. Gebäude wurden teils bewusst zerstört, um an Baumaterialien und an Bauflächen zu gelangen. Der Normannenüberfall des Jahres 1084 unter Robert Guiskard wird auch zu weiteren Zerstörungen der Forumsbauten beigetragen haben.

Mitte des 12. Jahrhunderts war das Forumsareal nicht mehr passierbar, die Trümmer antiker Bauten einerseits und neu errichtete Festungsanlagen z. B. der Frangipani andererseits nötigten zu großen Umwegen, die das Areal weiträumig über die Kaiserforen umgingen. Auf den Trümmern wurden Wohnhäuser errichtet, einfache Ziegelbauten mit Holzdächern, umgeben von Gemüse- und Weingärten. Das Bodenniveau des Forums hatte sich mittlerweile signifikant erhöht. Das Innenraumniveau der Kirche Sant’Adriano al Foro Romano musste zu Beginn des 13. Jahrhunderts um vier Meter angehoben werden, um dem Gehhorizont außerhalb der Kirche zu entsprechen. Die antiken Strukturen waren größtenteils unter dem nun höheren Bodenniveau verschüttet, auf einem Teil der entstandenen Freifläche weideten Kühe. Dieser östliche Teil des alten Forum Romanum erhielt daher den bis ins 18. Jahrhundert gebräuchlichen Namen Campo Vaccino („Kuhweide“), der ursprünglich die umgangssprachliche Bezeichnung für das Forum Boarium war. Südlich des Campo Vaccino begann mit dem Palatin und seinen Farnesinischen Gärten der disabitato genannte Bereich Roms, der bis ins 19. Jahrhundert weitgehend entvölkerte Teil der Stadt innerhalb der Aurelianischen Mauer.[19]

Neuzeit  Campo Vaccino und Allee im Plan von Giovanni Battista Nolli (1748) Der Campo Vaccino um 1750

Der Humanist Poggio Bracciolini berichtete in seinem 1448 erschienenen Dialog De varietate fortunae („Über die Vergänglichkeit des Glückes“), dass ein großer Teil der Cella des Saturntempels, der bei seiner Ankunft in Rom im Jahr 1402 noch aufrecht stand, inzwischen den Kalkbrennern zum Opfer gefallen war.

Eine der Ursachen für diesen zerstörerischen Umgang mit den Ruinen des Forums war das Ende des Papsttums in Avignon und die Rückkehr des Papstes nach Rom 1367. Urban VI., in seinem Bestreben, die Stadt wieder aufzubauen, ließ umfangreich antike Monumente plündern, um Baumaterial für seine Bauvorhaben zu bekommen. Vom Forum ließ er Material der Basilika Aemilia und des Tempels für Antoninus Pius und Faustina fortschaffen, um den alten Lateranpalast wiederherstellen zu können, der unter Sixtus V. gegen Ende des 16. Jahrhunderts dennoch abgerissen wurde. Zu Beginn desselben Jahrhunderts wurde das Areal des Forum Romanum systematisch auf der Suche nach Steinmaterial für den Bau des Petersdomes durchwühlt. Um den Interessen des humanistischen Forscherdrangs entgegenzukommen, wurden jedoch Skulpturen und Inschriften, die bei den Arbeiten im Steinbruch Forum Romanum zutage kamen, geschont. Wichtige Zeugnisse wie die Fasti Capitolini entgingen so den Kalköfen.

Unter Paul III. wurde ein letztes Mal gestalterisch in das Forumsareal eingegriffen. Anlässlich des Besuchs Karls V. nach dem Tunisfeldzug wurde zwischen den Bögen des Septimius Severus und des Titus eine Triumphstraße angelegt. Hierfür wurden zahlreiche Wohnbauten und die im Weg befindlichen Festungstürme auf dem Campo Vaccino abgerissen. Die Fläche wurde eingeebnet und mit zusätzlich herbeigeschafftem Bauschutt künstlich erhöht. Ab dem 17. Jahrhundert markierte eine große Allee aus Ulmen den Verlauf dieser Straße.

So verschwand der größte Teil der baulichen Hinterlassenschaften auf dem Forum unwiederbringlich zwischen dem 13. und dem 16. Jahrhundert. Das nun als Steinbruch unbrauchbare, nur von einzelnen Häusern und Werkstätten besetzte, ansonsten landwirtschaftlich genutzte Areal trat zunehmend in das Blickfeld antiquarischer Interessen. Doch war seine einstige Funktion so weit in Vergessenheit geraten, dass beispielsweise Johann Wolfgang von Goethe in seiner Italienischen Reise mit keinem Wort das Forum Romanum erwähnte, obwohl er Via sacra und die angrenzenden Ruinen durchaus kannte. Grundlage für diese Nichtbeachtung war ein heftiger Gelehrtenstreit des 16. Jahrhunderts, in dem sich Pirro Ligorio, der das Forum zwischen Kapitolshügel und Palatin lokalisierte, gegen Bartolomeo Marliani durchsetzte. Nachfolgende Gelehrte festigten diese Fehlinterpretation. Erst nach Beginn der systematischen Ausgrabungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde diese Ansicht revidiert.[20]

Dionysios von Halikarnassos, Römische Altertümer 1,44. Livius 1,38,6; 56. Beispielsweise Ovid, Tristia 3,1,30; Fasti 6,263 f.; Plutarch, Numa 14. Dionysios von Halikarnassos, Römische Altertümer 2,65 f.; Plutarch, Numa 11. Varro, De lingua Latina 5,145: Quo conferrent suas controversias et quae venderentur vellent quo ferrent, forum appellarunt. Plutarch, Camillus 42,3. Zum Folgenden siehe mit weiterer Literatur: Susanne Muth: Reglementierte Erinnerung. Das Forum Romanum unter Augustus als Ort kontrollierter Kommunikation. In: Felix Mundt (Hrsg.): Kommunikationsräume im kaiserzeitlichen Rom (= Topoi – Berliner Studien der Alten Welt. Band 6). De Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-11-026593-4, S. 3–48, hier: S. 7–17. Filippo Coarelli: Rom. Ein archäologischer Führer. Herder, Freiburg im Breisgau 1981, S. 79. Susanne Muth: Seiner Zeit voraus? Wie das Forum Romanum zu einer neuen Platzstruktur fand. In: Wissenschaftskolleg zu Berlin: Jahrbuch 2007/2008. Berlin 2009, ISBN 978-3-934045-10-1, S. 324–346. Sueton, Augustus 40. Paul Zanker: Augustus und die Macht der Bilder. Zweite Auflage. C.H. Beck, München 1990, S. 168. Vergil, Aeneis 7,361; Plinius, Naturalis historia 19,23; Tacitus, Annales 12,24; Sueton, Augustus 72. Strabon 5,3,8 (236). Cassius Dio 59,28,5. Descriptio XIIII regionum urbis Romae; zum Regionenkatalog: Arvast Nordh: Libellus de Regionibus Urbis Romae. Gleerup, Lund 1949. Christian Hülsen: Jahresbericht über neue Funde und Forschungen zur Topographie der Stadt Rom. Neue Reihe I. Die Ausgrabungen auf dem Forum 1898–1902. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Rom. Band 17, 1902, S. 1–97, hier S. 19 f. (Digitalisat). Dirk Henning: CIL VI 32005 und die „rostra Vandalica“. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 100, 1996, S. 259–264 (PDF). Zusammenfassend zum kaiserzeitlichen Forum siehe Filippo Coarelli: Rom. Ein archäologischer Führer. Herder, Freiburg im Breisgau 1981, S. 53–56. Zur Geschichte des Forums im Mittelalter siehe Christian Hülsen: Das Forum Romanum. Seine Geschichte und seine Denkmäler. Loescher, Rom 1904, S. 24–32 (Digitalisat); Gerlinde Huber-Rebenich, Martin Wallraff, Katharina Heyden, Thomas Krönung (Hrsg.): Mirabilia Urbis Romae – Die Wunderwerke der Stadt Rom. Herder, Freiburg im Breisgau 2014, ISBN 978-3-451-30931-1, S. 35–36. Zur Geschichte des Forums in der Neuzeit siehe Christian Hülsen: Das Forum Romanum. Seine Geschichte und seine Denkmäler. Loescher, Rom 1904, S. 32–40 (Digitalisat).
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