Casa Amatller (katalanisch und spanisch für Haus Amatller) ist ein Wohn- und Geschäftsgebäude aus dem Jahr 1875 am Passeig de Gràcia in Barcelona. Besondere kulturhistorische Bedeutung erlangte es durch den Umbau von 1898 bis 1900 im Stil des Modernisme durch den Architekten Josep Puig i Cadafalch.

Das Haus befindet sich direkt neben Antoni Gaudís Casa Batlló und gehört zum Gebäudeensemble, das als „Häuserblock der Zwietracht“ oder „Zankapfel“ (Illa de la Discòrdia auf Katalanisch bzw. Manzana de la Discordia auf Spanisch) bekannt ist.

Der Passeig de Gràcia im damaligen Neubaugebiet Eixample entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem edlen Boulevard und wurde zur bevorzugten Adresse wohlhabender Familien. Mit luxuriösen Stadtresidenzen wollte das katalanische Bürgertum sein erstarktes Selbstbewusstsein zum Ausdruck bringen, nachdem es durch die Industrielle Revolution in Barcelona zu einem großen wirtschaftlichen Aufschwung gekommen war. Der Modernisme erschien vielen zu Wohlstand gekommenen Bürgerfamilien als angemessenes Ausdrucksmittel, da er besonders regionaltypisch für Katalonien war und dabei Modernität mit den Idealen der Renaixença verknüpfte.

 Werbeplakat von 1893

Auch Antoni Amatller i Costa, vielgereister und kunstinteressierter Besitzer der Schokoladenfirma Chocolate de Amatller (dt.: Mandel-Schokolade), kaufte sich deshalb am Passeig de Gràcia ein ganzes Mehrfamilienwohnhaus. Der Kaufvertrag über 450.000 Peseten wurde am 12. März 1898 unterzeichnet.[1] Da das Gebäude des Architekten Antoni Robert aus dem Jahr 1875 jedoch eher schlicht gestaltet war, ließ Amatller es von Puig i Cadafalch für rund eine Million Peseten[1] im Stil des Modernisme aufwendig umbauen. Unter der Leitung des Architekten waren rund 50 Kunsthandwerker am Umbau beteiligt, darunter einige der damals hervorragendsten Künstler Kataloniens. So stammen beispielsweise die zahlreichen Steinskulpturen von den Bildhauern Alfons Juyol und Eusebi Arnau.[2][A 1]

 Casa Amatller um 1900

Der von seiner Frau geschiedene Antoni Amatller zog nach dem Umbau nur mit seiner bereits erwachsenen Tochter Teresa in die Beletage (katalanisch: pis principal). Die drei darüber liegenden Wohnetagen wurden vermietet. Im Dachgeschoss befand sich Amatllers privates Fotoatelier, da er auch ein begeisterter Fotograf war. Da die riesige Beletage nur zwei Bewohner hatte, konnten neben klassischen Wohn- und Schlafzimmern auch Räume für eine spezielle Nutzung eingerichtet werden, zum Beispiel ein Musikzimmer, ein Bügelzimmer und mehrere Räume, in denen Antoni Amatller seine umfangreiche Kunstsammlung aufbewahrte. Nach seinem Tod (1910) wohnte seine Tochter alleine in der Wohnung. 1942 gründete sie die Stiftung Fundació Institut Amatller d’Art Hispànic[3], die sich bis heute dem Erhalt des Hauses, dem Nachlass Antoni Amatllers sowie der Erforschung der hispanischen Kunst widmet. 1950 zog einer der traditionsreichsten Juweliere Barcelonas, die Firma Bagués (mittlerweile Bagués-Masriera) in die rechte Seite des Erdgeschosses ein[4], was einen Umbau notwendig machte. Da Teresa Amatller keine Kinder hatte, vererbte sie das Haus nach ihrem Tod 1960 der Stiftung – es ist bis heute in ihrem Besitz. 1976 wurde das Gebäude von der katalanischen Regionalregierung in die Liste der „Kulturgüter von nationaler Bedeutung“ aufgenommen und steht somit unter Denkmalschutz. 1988 bis 1989 wurden die Fassade und das Foyer saniert. Danach befand sich zeitweise eine Touristeninformation im Foyer. Von 2009 bis 2014 wurde das Gebäude umfassend restauriert. Dabei wurde die Beletage weitgehend in den Zustand von 1900 zurückversetzt. Neben dieser historisch-konservierenden Restaurierung war aber auch der Einbau moderner Anlagen (Elektrik, Klimaanlagen, Brandschutz) notwendig geworden. Die Amatller-Stiftung ging dabei eine Kooperation mit der Stadtverwaltung Barcelonas, dem Kulturministerium Kataloniens und der Stiftung Montemadrid ein, so dass ein Gesamtbudget von knapp 5 Millionen Euro für die Instandsetzungsarbeiten aufgebracht werden konnte.[5]

Heutige Nutzung

Die Beletage kann seit dem 13. März 2015[1] als Museumswohnung besichtigt werden und ist damit erstmals seit der Erbauung des Hauses der Öffentlichkeit zugänglich. In den oberen Etagen hat die Amatller-Stiftung ihren Sitz. Im linken Teil des Erdgeschosses (in der ehemaligen Küche und der Garage) befinden sich ein Café und ein Museumsshop, in dem Amatller-Schokolade verkauft wird. Im rechten Teil des Erdgeschosses befindet sich weiterhin der Flagship-Store des Juweliers Bagués-Masriera.

↑ a b c Artikel im Online-Archiv der Zeitung La Vanguardia vom 13. März 2015 (katalanisch), abgerufen am 3. März 2018 (PDF) Casa Amatller auf der Internetseite der Stadtverwaltung Barcelonas zum architektonischen Erbe (katalanisch), abgerufen am 3. März 2018 Informationen zur Stiftung auf der Internetseite des Museums (englisch), abgerufen am 3. März 2018 Firmenchronik des Juweliers Bagues-Masriera (englisch), abgerufen am 11. März 2018 Informationen zur Renovierung auf der Internetseite des Museums (englisch) (Memento des Originals vom 13. März 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/amatller.org, abgerufen am 3. März 2018


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Fotografien von:
Manuel pino - CC BY-SA 3.0
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