Kontext von Westsahara

Die Westsahara (arabisch الصحراء الغربية, DMG aṣ-Ṣaḥrāʾ al-Ġarbiyya, Zentralatlas-Tamazight ⵜⴰⵏⴻⵥⵕⵓⴼⵜ ⵜⵓⵜⵔⵉⵎⵜ Taneẓṛuft Tutrimt; spanisch Sahara Occidental) ist ein Territorium an der Atlantikküste Nordwestafrikas, das von Marokko beansprucht und nach dem Abzug der ehemaligen Kolonialmacht Spanien 1975 größtenteils annektiert wurde. Marokko betrachtet das in vorkolonialer Zeit in einem losen Abhängigkeitsverhältnis zu ihm stehende Gebiet als Teil seines Territoriums. Es hat nach einer Schätzung von 2019 etwa 597.000 Einwohner.

Die zu spanischen Kolonialzeiten entstandene, linksgerichtete „Befreiungsfront“ der Sahrauis (der Bevölkerung der Westsahara), die Frente Polisario, kämpft für einen unabhängigenWeiterlesen

Die Westsahara (arabisch الصحراء الغربية, DMG aṣ-Ṣaḥrāʾ al-Ġarbiyya, Zentralatlas-Tamazight ⵜⴰⵏⴻⵥⵕⵓⴼⵜ ⵜⵓⵜⵔⵉⵎⵜ Taneẓṛuft Tutrimt; spanisch Sahara Occidental) ist ein Territorium an der Atlantikküste Nordwestafrikas, das von Marokko beansprucht und nach dem Abzug der ehemaligen Kolonialmacht Spanien 1975 größtenteils annektiert wurde. Marokko betrachtet das in vorkolonialer Zeit in einem losen Abhängigkeitsverhältnis zu ihm stehende Gebiet als Teil seines Territoriums. Es hat nach einer Schätzung von 2019 etwa 597.000 Einwohner.

Die zu spanischen Kolonialzeiten entstandene, linksgerichtete „Befreiungsfront“ der Sahrauis (der Bevölkerung der Westsahara), die Frente Polisario, kämpft für einen unabhängigen Staat, die Demokratische Arabische Republik Sahara, auf dem gesamten Territorium von Westsahara. Seit dem Waffenstillstand von 1991 kontrolliert die Frente Polisario eine „Freie Zone“ im Osten und Süden der Westsahara von der Grenze zu Algerien bis zur Atlantikküste.

Die Vereinten Nationen verlangen die Durchführung eines Referendums über den endgültigen völkerrechtlichen Status des Gebietes. Über die Modalitäten der Durchführung eines solchen Referendums konnte bisher keine Einigkeit zwischen Marokko und den Vertretern des saharauischen Volkes erzielt werden. Hauptstreitpunkt ist hierbei die Frage, ob bei diesem Referendum neben Integration oder Autonomie auch die Unabhängigkeit der Westsahara von Marokko eine Option sein solle. Letzteres lehnte Marokko 2004 als Option ab.

Mehr über Westsahara

Grundinformation
Population, Area & Driving side
  • Bevölkerung 582000
  • Fläche 266000
  • Fahrseite right
Verlauf
  •  
    Rechts ein Posten der Frente Polisario, links dahinter ein Fahrzeug der UN-Mission; im Süden der Westsahara (2017)

    Phönizische Niederlassungen haben kaum Spuren hinterlassen, und erst mit der Einführung des Kamels wurde das Gebiet als Karawanendurchgangsort bedeutend. Nach dem Vordringen des Islam entstanden auf dem Gebiet der heutigen Westsahara islamische Gruppen, die später auch als Almoraviden einen Großteil Nordafrikas und Südspaniens beherrschten.

    1884 errichteten die Spanier auf der Halbinsel des Rio de Oro den Stützpunkt Villa Cisneros, die spätere Stadt Ad-Dakhla. Auf der Kongokonferenz 1884–1885 in Berlin teilten die Kolonialmächte Afrika unter sich auf. Spanien wurde die Westsahara zugesprochen. Der einflussreiche Scheich Ma el-Ainin organisierte den Widerstand gegen die französischen und spanischen Kolonialarmeen in Nordwestafrika. Er gründete um 1900 die Stadt Smara, die sich zum religiösen, politischen und ökonomischen Zentrum der Region entwickelte. Die Stadt wurde 1913 mitsamt ihrer bedeutenden islamischen Universität und Bibliothek von den Franzosen zerstört. Nach jahrzehntelangem Widerstand der Sahrauis wurde das Gebiet der Westsahara durch spanische Truppen okkupiert.

    Seit 1963 steht das Territorium auf der UN-Liste der Hoheitsgebiete ohne Selbstregierung. Ab 1965 verlangte die UNO-Generalversammlung von Spanien wiederholt in – völkerrechtlich nicht bindenden – Resolutionen die Dekolonialisierung der Westsahara. Im Mai 1973 gründete sich die sahrauische Befreiungsfront Frente Polisario, die den bewaffneten Kampf gegen die spanische Kolonialmacht aufnahm.

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    Rechts ein Posten der Frente Polisario, links dahinter ein Fahrzeug der UN-Mission; im Süden der Westsahara (2017)

    Phönizische Niederlassungen haben kaum Spuren hinterlassen, und erst mit der Einführung des Kamels wurde das Gebiet als Karawanendurchgangsort bedeutend. Nach dem Vordringen des Islam entstanden auf dem Gebiet der heutigen Westsahara islamische Gruppen, die später auch als Almoraviden einen Großteil Nordafrikas und Südspaniens beherrschten.

    1884 errichteten die Spanier auf der Halbinsel des Rio de Oro den Stützpunkt Villa Cisneros, die spätere Stadt Ad-Dakhla. Auf der Kongokonferenz 1884–1885 in Berlin teilten die Kolonialmächte Afrika unter sich auf. Spanien wurde die Westsahara zugesprochen. Der einflussreiche Scheich Ma el-Ainin organisierte den Widerstand gegen die französischen und spanischen Kolonialarmeen in Nordwestafrika. Er gründete um 1900 die Stadt Smara, die sich zum religiösen, politischen und ökonomischen Zentrum der Region entwickelte. Die Stadt wurde 1913 mitsamt ihrer bedeutenden islamischen Universität und Bibliothek von den Franzosen zerstört. Nach jahrzehntelangem Widerstand der Sahrauis wurde das Gebiet der Westsahara durch spanische Truppen okkupiert.

    Seit 1963 steht das Territorium auf der UN-Liste der Hoheitsgebiete ohne Selbstregierung. Ab 1965 verlangte die UNO-Generalversammlung von Spanien wiederholt in – völkerrechtlich nicht bindenden – Resolutionen die Dekolonialisierung der Westsahara. Im Mai 1973 gründete sich die sahrauische Befreiungsfront Frente Polisario, die den bewaffneten Kampf gegen die spanische Kolonialmacht aufnahm.

    1974 forderte Marokkos König Hassan II. den Anschluss der Westsahara an Marokko. Im Mai 1975 stellte eine UNO-Delegation in der Westsahara fest, dass die Bevölkerung die Unabhängigkeit wünsche und der Frente Polisario breite Unterstützung zukommen lasse. Der Internationale Gerichtshof, dessen Zuständigkeit in dieser Sache durch Marokko bestritten wurde, wies im gleichen Jahr Souveränitätsansprüche Marokkos und Mauretaniens zurück. Trotzdem kam es im Oktober 1975 zu ersten Übergriffen der marokkanischen Armee auf das Territorium der Westsahara.

    Nach dem Tod Francisco Francos verließ Spanien das Gebiet. 1975 zogen im so genannten Grünen Marsch etwa 350.000 Marokkaner in die ehemalige Kolonie ein, um marokkanische Ansprüche auf das Gebiet geltend zu machen.

    Am 26. Februar 1976 stimmte eine Versammlung saharauischer Stammesfürsten der Aufteilung der Westsahara zwischen Marokko und Mauretanien zu, woraufhin am 27. Februar 1976 von der Polisario die Demokratische Arabische Republik Sahara ausgerufen wurde.[1][2] Marokko erkannte diesen Staat nicht an. Die Demokratische Arabische Republik Sahara wurde 1984 in die Organisation für Afrikanische Einheit aufgenommen. Als Reaktion darauf trat Marokko aus der Organisation für Afrikanische Einheit aus und war 33 Jahre lang – bis Januar 2017 – das einzige afrikanische Land, welches nicht Mitglied dieser Organisation und der aus ihr hervorgegangenen Afrikanischen Union war.[3]

    Marokko erklärte 1976 die Annexion der nördlichen zwei Drittel des Westsahara-Gebietes und 1979 des restlichen Territoriums, nachdem sich Mauretanien aus dem Gebiet zurückgezogen hatte. Diese Annexionen wurden von den Vereinten Nationen nicht anerkannt. Ebenso wenig wurden ohne die Abhaltung des von den Vereinten Nationen geforderten Referendums die Ansprüche der Demokratischen Arabischen Republik Sahara auf das Gebiet der Westsahara anerkannt.

    1991 wurde eine Waffenstillstandsvereinbarung zwischen Marokko und der Polisario geschlossen. Das Gebiet von Westsahara ist durch eine befestigte und verminte Grenzanlage geteilt. Sie wurde von Marokko entlang der Waffenstillstandslinie errichtet.

    Die Vereinten Nationen sind mit einer ständigen Beobachtermission MINURSO im gesamten Gebiet der Westsahara präsent. Der endgültige Status des Gebietes ist ungeklärt, da Marokko, anders als ursprünglich vereinbart, kein Referendum über die Zukunft bzw. Unabhängigkeit des Gebietes abhalten lässt.[4]

    Im November 2020 erklärte die Polisario den seit 29 Jahren bestehenden Waffenstillstand aufgrund der Untätigkeit Marokkos für beendet.[4][5] In der Folge flammten die Kämpfe zwischen Marokko und der Polisario wieder auf.[4]

    Im Dezember 2020 erkannte Marokko als viertes mehrheitlich muslimisches Land Israel als Staat an, wie der US-amerikanische Präsident Donald Trump und sein als Berater tätiger Schwiegersohn Jared Kushner verkündeten. Im Gegenzug erkannten die Vereinigten Staaten die Souveränität Marokkos über die umkämpfte Konfliktregion Westsahara an. Dies wurde als diplomatischer Prestigeerfolg für das afrikanische Land bewertet.[6][7] Die US-amerikanische Administration entsandte am 16. Januar 2021 den Botschafter in Marokko, David T. Fischer, nach Ad-Dakhla, zur Vorbereitung der Eröffnung eines Konsulats in der Westsahara.[8]

    Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Proclamación 1976. Horst Möller, Klaus Hildebrand, Gregor Schöllgen (Hrsg.), Amit Das Gupta, Tim Geiger, Matthias Peter und andere (Bearb.): Akten zur auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland 1977, Band 2: 1. Juli bis 31. Dezember 1977. Oldenbourg, München 2008, ISBN 978-3-486-58338-0, S. 915. Marokko nach 33 Jahren wieder in die Afrikanische Union aufgenommen Die WELT, 30. Januar 2017. ↑ a b c Fritz Schaap: Westsahara: Sie wollen ihre Heimat zurück – oder alle auf demselben Friedhof liegen. In: Der Spiegel. 28. Januar 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 30. Januar 2022]). York Schaefer: In der Westsahara stehen die Zeichen wieder auf Gewalt. In: nzz.ch. 20. November 2020, abgerufen am 25. November 2020. Alfred Hackensberger: Donald Trumps Durchbruch kommt zu einem Preis. In: welt.de, 10. Dezember 2020 (abgerufen am 11. Dezember 2020). Trumps Wüsten-Deal, abgerufen am 11. Januar 2021 US Consulate a turning point for disputed Western Sahara (englisch), abgerufen am 11. Januar 2021
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  • Sicherheit .mw-parser-output table.ombox{margin:4px 10%;border-collapse:collapse;border:1px solid #a2a9b1;background-color:#f8f9fa;box-sizing:border-box}.mw-parser-output .ombox td.mbox-empty-cell{border:none;padding:0;width:1px}.mw-parser-output .ombox th.mbox-text,.mw-parser-output .ombox td.mbox-text{border:none;padding:0.25em 0.9em;width:100%}.mw-parser-output .ombox td.mbox-image{border:none;text-align:center;padding:2px 0 2px 0.9em}.mw-parser-output .ombox td.mbox-imageright{border:none;text-align:center;padding:2px 0.9em 2px 0}.mw-parser-output table.ombox-notice{border-color:#a2a9b1}.mw-parser-output table.ombox-speedy{background-color:#fee7e6}.mw-parser-output table.ombox-speedy,.mw-parser-output table.ombox-delete{border-color:#b32424;border-width:2px}.mw-parser-output table.ombox-content{border-color:#f28500}.mw-parser-output table.ombox-style{border-color:#fc3}.mw-parser-output table.ombox-move{border-color:#9932cc}.mw-parser-output table.ombox-protection{border-color:#a2a9b1;border-width:2px}html body.mediawiki .mw-parser-output .ombox.mbox-small{clear:right;float:right;margin:4px 0 4px 1em;box-sizing:border-box;width:238px;font-size:88%;line-height:1.25em}Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland hat zu diesem Land einen besonderen Reise- und Sicherheitshinweis veröffentlicht (Weblink).
    Von Fahrten in und durch das völkerrechtlich umstrittene Gebiet der Westsahara wird dringend abgeraten. Eine konsularische Betreuung durch die deutsche Botschaft in Rabat ist dort aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Aktuelle Sicherheitshinweise. Datum des letzten Hinweises: 05.07.2018.

    Gerade an der Grenze zwischen dem marokkanisch besetzten und dem von der Polisario gehaltenen Gebiet, dem marokkanischen Wall, gibt es viele Landminen. Die Grenzregion zu Mauretanien ist nicht mehr vermint.

    Das österreichische Außenministerium warnt vor dem Verlassen der Hauptverbindungsstrecke El Aaiún–Dakhla–mauretanische Grenze. Die Grenze kann ausschließlich am Grenzübergang Guerguarat/Nouadhibou (Grenzposten PK 55) überquert werden.

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