Kontext von Volksrepublik China

Die Volksrepublik China (chinesisch 中华人民共和国, Pinyin Zhōnghuá Rénmín Gònghéguó [tʂʊŋ˥xwa˧˥ ʐən˧˥min˧˥ kʊŋ˥˩xɤ˧˥kwɔ˧˥] ), allgemein als China (bundesdeutsches Hochdeutsch [ˈçiːna], österreichisches Hochdeutsch [ˈkiːna]; chinesisch 中国, Pinyin Zhōngguó [

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  • Die Volksrepublik China (chinesisch 中华人民共和国, Pinyin Zhōnghuá Rénmín Gònghéguó [tʂʊŋ˥xwa˧˥ ʐən˧˥min˧˥ kʊŋ˥˩xɤ˧˥kwɔ˧˥] ), allgemein als China (bundesdeutsches Hochdeutsch [ˈçiːna], österreichisches Hochdeutsch [ˈkiːna]; chinesisch 中国, Pinyin Zhōngguó [tʂʊŋ˥kwɔ˧˥]) bezeichnet, ist ein Staat in Ostasien. Mit mehr als 1,4 Milliarden Einwohnern (2020) stellt China das bevölkerungsreichste und gemessen an seiner Gesamtfläche das drittgrößte Land der Erde dar. Gemäß ihrer sozialistischen Verfassung steht die Volksrepublik China „unter der demokratischen Diktatur des Volkes“, wird jedoch von Beginn an durchgehend von der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) autoritär bis totalitär regiert. Bis heute werden ihr schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

    Die Volksrepublik wurde am 1. Oktober 1949 nach dem Sturz der Republik China im chinesischen Bürgerkrieg von Mao Zedong ausgerufen. Bei der Hungersnot, die durch den von Mao initiierten „Großen Sprung nach vorn“ (1958–1961) ausgelöst wurde, starben Schätzungen zufolge 45 Millionen Menschen, bei der nachfolgenden Kulturrevolution ab 1966 bis zu 20 Millionen weitere. Erst nach Maos Tod und dem einsetzenden Ende des Maoismus in China entwickelte sich das Land auf Grundlage einer vorsichtigen Reform- und Öffnungspolitik ab 1978 zu einer wirtschaftlichen und technologischen Großmacht. Von der Weltbank wird das Land seit 2016 zu den Staaten mit einem Einkommensniveau im oberen Mittelfeld gerechnet. Im Durchschnitt wuchs die chinesische Wirtschaftskraft von 2000 bis einschließlich 2019 jährlich um 8,9 %. Neben der Verdopplung des chinesischen Anteils am Welthandel versechsfachte sich das Bruttoinlandsprodukt innerhalb dieser Zeit, sodass China gegen Ende jenes Zeitraums zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt herangewachsen war. Seit der Machtübernahme durch den „Überragenden Führer“ Xi Jinping im Jahre 2012 macht die Volksrepublik laut Beobachtern jedoch wieder Rückschritte bei der sozialen und wirtschaftlichen Freiheit und tritt zunehmend ideologischer sowie auch international aggressiver auf.

    Die Volksrepublik China zählt zu den offiziellen Atommächten, ist ständiges Mitglied des Weltsicherheitsrates sowie unter anderem Mitglied der Welthandelsorganisation, Weltbank, APEC, BRICS, UNESCO, Interpol, G20.

    Mehr über Volksrepublik China

    Grundinformation
    • Währung Renminbi
    • Ursprünglicher Name 中华人民共和国
    • Anrufcode +86
    • Internet Domäne .cn
    • Mains voltage 220V/50Hz
    • Democracy index 2.27
    Population, Area & Driving side
    • Bevölkerung 1443497378
    • Fläche 9596961
    • Fahrseite right
    Verlauf
    • Die Geschichte vor dem Zweiten Opiumkrieg ist unter Geschichte Chinas zu finden.

       
      Direkt kontrollierte Gebiete des Qing-Kaiserreichs zur Zeit seiner größten Ausbreitung 1820 (in dunklerem Farbton: die Kernprovinzen des „eigentlichen China“)

      Die heutige Volksrepublik China ist das Ergebnis eines zweihundert Jahre andauernden Prozesses, in welchem das Kaiserreich China abgelöst und China zu einem modernen Staat umgestaltet wurde. Die dramatischen Ereignisse, die diesen Prozess begleiteten, prägen heute noch die politischen Akteure des Landes.[1]

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      Die Geschichte vor dem Zweiten Opiumkrieg ist unter Geschichte Chinas zu finden.

       
      Direkt kontrollierte Gebiete des Qing-Kaiserreichs zur Zeit seiner größten Ausbreitung 1820 (in dunklerem Farbton: die Kernprovinzen des „eigentlichen China“)

      Die heutige Volksrepublik China ist das Ergebnis eines zweihundert Jahre andauernden Prozesses, in welchem das Kaiserreich China abgelöst und China zu einem modernen Staat umgestaltet wurde. Die dramatischen Ereignisse, die diesen Prozess begleiteten, prägen heute noch die politischen Akteure des Landes.[1]

      Ende des Kaiserreichs (1911), Republik (bis 1914), Beginn der Diktatur Yuan Shikais
       
      Karikatur in der Puck vom 23. August 1899: „Uncle Sam“ steht auf einer Karte von China, die von europäischen Staatsoberhäuptern zerschnitten wird, und sagt: „Gentlemen, Sie können diese Karte so oft zerschneiden, wie Sie möchten, aber bedenken Sie, dass auch ich hier bin, um zu bleiben.“

      Um 1800 hatte China seine größte Ausdehnung und wirtschaftliche Kraft erreicht und produzierte etwa ein Drittel aller Waren weltweit,[2] innen- und außenpolitisch hingegen war das chinesische Kaiserreich zu Beginn des 19. Jahrhunderts vergleichsweise instabil bzw. schwach.[3] Wie in Europa war die Bevölkerung stark angewachsen,[3] die Industrialisierung setzte jedoch aufgrund der Abschließung Chinas von der Außenwelt erst mit großer Verzögerung ein.[4] Das verfügbare Ackerland pro Kopf war gesunken. Es kam zu hunderten Aufständen; der Taiping-Aufstand (1851–1864) gilt als verheerendster Krieg des 19. Jahrhunderts, die großen muslimischen Rebellionen waren nicht weniger grausame Kriege.[5] Die Handelsbilanz entwickelte sich nach der erzwungenen Öffnung Chinas negativ. Den immer aggressiver auftretenden fremden Mächten hatte das Qing-Reich weder im ersten oder zweiten Opiumkrieg noch im chinesisch-französischen Krieg 1885/86 und im japanisch-chinesischen Krieg 1895 viel entgegenzusetzen. Große Gebiete im Norden der Mandschurei und in Ostturkestan gingen in den Verträgen von Aigun 1858 und Peking 1860 an das russische Zarenreich verloren. Zu diesen demütigenden Niederlagen kamen die Ungleichen Verträge, die im Laufe des 19. Jahrhunderts zu zunehmender Fremdbestimmung, Gebietsverlusten und hohen Kompensationszahlungen an fremde Staaten führten.[6]

      Der ausländische Druck auf China führte zur Selbststärkungs-Bewegung, zu Modernisierungen im Erziehungswesen und im Militär, erste Chinesen nahmen ihr Studium im Ausland auf. Es gab Anfänge einer Industrialisierung, die wiederum maßgeblich von Ausländern vorangetrieben wurde.[7] Die von Kaiser Guangxu eingeleitete Hundert-Tage-Reform scheiterte jedoch.[8] Im „Boxeraufstand“, bei dem es sich nicht um einen Aufstand gegen die Regierung, sondern um eine Bewegung handelte, die sich gegen die imperialistischen Mächte richtete und die die chinesische Regierung zu stützen versuchte, bündelten sich Kräfte, deren Ziel die Vertreibung aller Ausländer war; dieser missverständlich als „Aufstand“ bezeichnete Kampf der „Boxer“ (die ersten von ihnen waren in traditioneller Kampfkunst ausgebildet) führte zum Krieg zwischen China und den Vereinigten acht Staaten, also dem Deutschen Reich, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Österreich-Ungarn, Russland und den USA. Nach der Niederschlagung erzwangen die Sieger im sogenannten „Boxerprotokoll“ von 1901 weitere Zugeständnisse des Kaiserhauses.[9] In diesem Umfeld wurde 1905 in Tokio der chinesische Revolutionsbund von Sun Yat-sen gegründet, er sollte die Vorläuferorganisation der Kuomintang werden. Er forderte die Errichtung einer Republik, die Beendigung der Qing-Dynastie, einen Nationalstaat und Bodenreformen. Im Jahre 1911 brach der Wuchang-Aufstand aus und die darauffolgende Xinhai-Revolution führte zum Thronverzicht von Kaiser Puyi. Damit endete die Abfolge mehrerer Dynastien, die 221 v. Chr. von Kaiser Qin Shihuangdi begonnen worden war. Ende 1911 wurde Sun in Nanjing zum Übergangspräsidenten der Republik China gewählt. Die Ausrufung der Republik fand besonders in den großen Städten Zustimmung. Sie war jedoch nur von kurzer Dauer, denn bereits 1914 löste Yuan Shikai das Parlament auf und herrschte als Diktator.[10]

      Ära der Republik China (bis 1949)

      Yuan Shikai besaß ausreichend Militär in seiner Befehlsgewalt, um ein Auseinanderfallen Chinas zu vermeiden. Er war jedoch nicht in der Lage, das Vordringen der ausländischen Mächte zu stoppen; Ansätze einer Bürgergesellschaft ließ er unterdrücken, die Kuomintang wurde 1913 verboten. Die Eliten des Landes wandten sich deshalb in dieser Phase vom Staat ab und verfolgten ihre eigenen Interessen. Yuan ließ sich am 1. Januar 1916 zum Kaiser ausrufen, während Japan ihn durch die Erhebung der Einundzwanzig Forderungen gezielt schwächte. Der Zentralregierung entglitt die Kontrolle über die Politik Chinas, das Land zersplitterte, die Militärgouverneure der Provinzen und Hunderte Kriegsherren kämpften in wechselnden Allianzen um Einfluss. Es herrschten Chaos und Elend, die Bevölkerung litt unter der Unterdrückung. Die Mongolei und Tibet erklärten ihre Unabhängigkeit.[11] Die Phase der Zersplitterung war aber auch eine schöpferische Zeit, in der sich das geistige Klima durch Auseinandersetzung mit westlichem Gedankengut änderte. Die Bewegung des vierten Mai wurde zum Ausgangspunkt zahlreicher politischer und geistiger Strömungen, Schulen und Universitäten wurden gegründet. In den Vertragshäfen floss Kapital und Wissen aus dem Ausland zu, die Basis für den Aufbau der Wirtschaft wurde gelegt.[12]

      Nach der Oktoberrevolution in Russland gab es auch in China Faszination für sozialistische und kommunistische Ideen; im Jahre 1921 wurde die Kommunistische Partei Chinas gegründet. Da in China die Industrie als Grundlage für eine proletarische Bewegung fehlte, unterstützte die Komintern sowohl die Kuomintang als auch die Kommunistische Partei (KP). Im Rahmen der Ersten Einheitsfront kooperierten die beiden Parteien gegen die Kriegsherren und den japanischen Expansionismus. Mit sowjetischer Hilfe wurde im Jahre 1924 die Whampoa-Militärakademie gegründet, aus der zahlreiche Offiziere hervorgingen, die in der späteren Geschichte Chinas von Bedeutung waren wie Chiang Kai-shek oder Zhou Enlai.[13] Nach dem Tod von Sun Yat-sen im Jahre 1925 traten Spannungen in der Einheitsfront auf, die Fortschritte im Nordfeldzug verzögerten. Nach der Sicherung von Shanghai im März 1927 ließ Chiang Kai-shek am 12. April 1927 Tausende von (vermeintlichen) Kommunisten umbringen und einen Streik niederschlagen, woran die Einheitsfront zerbrach.[14] Chiang, der innerhalb der Kuomintang den Zugriff auf die Armee hatte, manövrierte den linken Flügel der Partei aus und errichtete eine Gegenregierung in Nanjing. Im Juni 1928 gelang seinen Truppen die Einnahme von Peking, womit China zunächst wieder vereinigt war.[15]

      Die auf das Land verdrängten Kommunisten versuchten, in einigen Städten Aufstände durchzuführen und Sowjetgebiete einzurichten. Die Aufstände in Nanchang im August 1927, Kanton im Dezember 1927 und Changsha 1930 wurden jedoch niedergeschlagen.[16] Mao Zedong gelang es hingegen, nach dem Herbsternte-Aufstand mit einer auf die ländlichen Verhältnisse angepassten Strategie im Bergland von Hunan und Jiangxi ein größeres Gebiet länger zu halten und eine Sowjetrepublik einzurichten. Aufgrund der Einkesselung durch Kuomintang-Truppen musste sie im Jahre 1934 geräumt werden, die Anführer der KP zogen sich mit dem Langen Marsch in den Norden von Shaanxi zurück, wo sie ein Jahr später ideologisch gefestigt und geeinigt ankamen. Während dieses Marsches hatte Mao die innerparteilichen Kämpfe für sich entschieden und war zum Vorsitzenden des Zentralkomitees gewählt worden.[17]

      Japan, dessen Truppen bereits seit 1901 nach dem Boxeraufstand in Nordost-China standen, entriss im Jahre 1931 dem Kriegsherren Zhang Xueliang die Mandschurei und errichtete dort den Vasallenstaat Mandschukuo.[18] Im Jahre 1933 nahmen die japanischen Truppen Jehol ein. Die Kommunisten forderten angesichts der Bedrohung durch Japan eine Allianz aller Parteien und Streitkräfte. Chiang zog es aber vor, zunächst die Herrschaft der Kuomintang gegenüber der KP zu konsolidieren. Im Dezember 1936 musste Chiang dazu gezwungen werden, einer zweiten Einheitsfront zuzustimmen, die dann erst nach dem Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke und dem offenen Ausbruch des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges gebildet wurde. Trotz Einheitsfront setzte Chiang seine schlagkräftigsten Truppen gegen die KP ein.[19] Die Einheitsfront blieb entsprechend schwach, dazu kam, dass die Truppen Chiangs trotz Unterstützung von USA und UdSSR schwach organisiert waren und eine schlechte Kampfmoral hatten. Den japanischen Truppen gelang es dadurch, die großen Ebenen und Küstengebiete Chinas zu besetzen; in Nanjing begingen sie einen mehrere Wochen dauernden Massenmord. Sie konnten die eroberten Gebiete aber nicht dauerhaft kontrollieren. Die Regierung von Chiang musste sich nach Chongqing zurückziehen.[20]

      Kurz nach der Kapitulation Japans verhandelte Mao mit Chiang in Chongqing ergebnislos über die Beilegung ihrer Gegensätze. Die Kuomintang versuchte in der Folge, das ganze Land unter ihre Kontrolle zu bekommen, aber ihre Truppen waren disziplinlos und ohne verständlichen Auftrag, ihre Vertreter korrupt und bei der Bevölkerung gefürchtet. Im Jahre 1947 abgehaltene Parlamentswahlen gewann die Kuomintang jedoch. Die Volksbefreiungsarmee hatte hingegen in der Bevölkerung genug Unterstützer. Sie eroberte im Jahre 1948 die Mandschurei, im April 1949 Nanjing und im Mai 1949 Shanghai.[21] Die Regierung der Kuomintang floh auf die 1945 besetzte Insel Taiwan, löschte die dortige Elite aus und errichtete eine Diktatur.[22]

      Mao-Zedong-Ära (1949–1976)
       
      Mao Zedong während der Proklamation der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 auf dem Tor des Himmlischen Friedens (rechts Dong Biwu)
       
      Treffen Mao Zedong mit Richard Nixon 1972 in Peking

      Am 1. Oktober 1949 wurde die Volksrepublik China ausgerufen. Dies bedeutete das Ende der Nationalregierung auf dem Festland.[23] Die Machtübernahme durch die KP war dabei kein von außen herbeigeführter Umsturz, sondern eine von einer breiten Mehrheit getragene Umwälzung.[22] In einer ersten Phase nach der Ausrufung der Volksrepublik wurde eine Bodenreform von 1949 bis 1952 durchgeführt, bei der fast die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche an etwa 120 Millionen Bauern verteilt wurde. „Großgrundbesitzer“ wurden enteignet.[24] Im Jahre 1950 verabschiedete die Kommunistische Partei ein Ehegesetz, das ergänzend zur Verfassung die Gleichstellung von Mann und Frau konkretisierte. Insbesondere das Recht der Frau, selbst über eine Eheschließung zu entscheiden, das Verbot der Einforderung einer Mitgift für die Braut oder des Konkubinats, die Einführung eines Mindestalters der Frau, welches zur Abschaffung von Kinder- und Zwangsehen führte oder die Verrechtlichung der Beendigung einer Ehe durch Scheidung mit entsprechenden Regelungen zur Güteraufteilung der Eheleute, verbesserten die Situationen von chinesischen Frauen dauerhaft. Doch die überlieferte, ländliche kulturelle Praxis zu durchbrechen oder Landfrauen die Kenntnis über das Gesetz zu vermitteln, stieß auf schwer überwindbare Hürden.[25] Das aktive und passive Frauenwahlrecht wurde 1949 eingeführt.[26]

      Im Februar 1950 unterzeichnete Peking einen Freundschafts- und Beistandsvertrag mit der Sowjetunion.[27] Der Entwicklung der städtischen Wirtschaft wurde Vorrang eingeräumt, nachdem sich das Wirken der KP während des Bürgerkrieges auf die ländlichen Gebiete konzentriert hatte. Zu diesem Zweck wurde unter dem Schlagwort „Neue Demokratie“ eine „Viererkoalition“ aus Arbeitern, Bauern, Kleinbürgern und nationalem Bürgertum gebildet.[28] Auf dem 8. Parteitag fand Mao mit Werten wie Aktivismus, Uneigennützigkeit, Einheit mit den Massen und Konsumverzicht keine Mehrheit, der Weg der Nachahmung des sowjetischen Entwicklungsmodells mit der vorrangigen Entwicklung der Schwerindustrie wurde bestätigt.[28]

      Die Abkehr vom sowjetischen Vorbild leitete Mao Zedong mit seiner Rede über die „Zehn Großen Beziehungen“ im April 1956 ein. Er initiierte im Mai 1957 die Hundert-Blumen-Bewegung, um die Intelligenz zu mobilisieren. Als der Aufruf zu gesunder Kritik auch zu Kritik an der Partei und einzelnen Parteiführern führte, reagierte die Partei mit der „Kampagne gegen Rechtsabweichler“, in deren Rahmen 400 Kritiker hingerichtet und eine halbe Million Menschen in Arbeitslager verschleppt wurden.[29] Die Abwendung von der Sowjetunion wurde 1958 endgültig, als der Große Sprung nach vorn verkündet wurde. Im Rahmen dieser Kampagne wurde fast die gesamte Landbevölkerung in 26 000 Volkskommunen zusammengefasst und nach militärischen Prinzipien organisiert. Sie sollten Landwirtschaft und Schwerindustrie als „Produktionsschlacht“ gleichzeitig vorantreiben. Planungsfehler, Chaos und Naturkatastrophen führten jedoch dazu, dass in den drei bitteren Jahren von 1960 bis 1962 etwa 30 Millionen Menschen verhungerten.[30] Liu Shaoqi übernahm von 1963 bis 1964 die Aufgabe, die Wirtschaft zu konsolidieren; er wurde für seine Maßnahmen als „Revisionist“ kritisiert.[31]

      Unter dem Vorwand, Fehlentwicklungen zu revidieren und die Bürokratie zu säubern, begann Mao im Frühsommer 1966 die Kulturrevolution. Die Jugend wurde in Rote Garden organisiert, es begann eine Terrorwelle gegen Repräsentanten und Entscheidungsträger des Staates und die Intelligenz; Schulen und Universitäten blieben teils mehrere Jahre geschlossen. Das Individuelle sollte zerstört werden, die Revolution sollte permanent sein. China verschloss sich noch mehr gegenüber dem Ausland. Im Jahre 1968 begann die „Aufs-Land-Bewegung“, mit der 15 Millionen junge Städter zur Arbeit in der Landwirtschaft abkommandiert wurden. Staatspräsident Liu Shaoqi sowie zahlreiche andere hohe Parteifunktionäre wurden als „Revisionisten“ kritisiert und ihrer Ämter enthoben.[32] In die Phase der Kulturrevolution fällt aber auch die wachsende Angst vor einem sowjetischen Angriff nach dem chinesisch-sowjetischen Zerwürfnis, die die Normalisierung der Beziehungen zu den USA notwendig machte. Nach einem Besuch von Präsident Nixon im Jahr 1972 nahm Peking mit Washington diplomatische Beziehungen auf; Peking übernahm auch den Sitz von Taiwan bei den Vereinten Nationen.[33][34] Die Kulturrevolution endete nach Maos Tod im September 1976 und der Verhaftung der „Viererbande“ im Oktober 1976.[35]

      Reform und Öffnung (1976/1980 bis 1999)
       
      Die Wirtschaftsreformen unter Deng Xiaoping ermöglichten die schnelle Entwicklung der Küstenstädte wie hier Shenzhen.

      Als Mao starb, waren seine designierten Nachfolger bereits tot: Lin Biao starb 1971 nach einem angeblichen Putschversuch, Deng Xiaoping wurde mit den Protesten auf dem Tian’anmen-Platz 1976 nach dem Tod des Premierministers Zhou Enlai in Verbindung gebracht und degradiert. Somit wurde der bis dahin wenig bekannte Hua Guofeng zum Nachfolger Maos bestimmt. Hua und seine Unterstützer, die für die Weiterführung der Politik Mao Zedongs standen, wurden von Deng bis 1980 ausmanövriert und abgesetzt.[36] Im Dezember 1978 wurde der Kurs der „Vier Modernisierungen“, der mit Dengs Namen eng verbunden ist, von der Parteispitze bestätigt. Es wurden Opfer von Kulturrevolution und anderen Exzessen rehabilitiert und die ökonomischen Freiheiten erweitert. Marktwirtschaft ersetzte schrittweise die von der Sowjetunion übernommene zentrale Planwirtschaft, um die ökonomische Leistungsfähigkeit des Systems zu steigern. Mit dem früheren Kriegsgegner Japan wurde ein Friedens- und Freundschaftsvertrag unterzeichnet, ausländische Investitionen wurden schrittweise zugelassen. Deng besuchte die USA, die in der Folge ein wichtiger außenpolitischer Partner wurde.[37] Mit den Sonderwirtschaftszonen wurden Gebiete ausgewiesen, wo mit marktwirtschaftlichen Mechanismen experimentiert werden konnte, im Jahre 1984 wurden weitere 14 Küstenstädte geöffnet.[38]

      Der Ausweitung ökonomischer stand jedoch keine Ausweitung persönlicher Freiheiten gegenüber. Bereits parallel zum Parteikongress vom Dezember 1978 artikulierte die Öffentlichkeit an der Demokratiemauer, dass sie mit den Einschränkungen der Freiheit unzufrieden war, diese wurde geschlossen, nachdem Forderungen nach Demokratie aufgekommen waren.[37] Gegen Intellektuelle, die sich schrittweise größere Freiheiten herausgenommen hatten, wurde mit der „Kampagne gegen die geistige Verschmutzung“ vorgegangen.[39] Die negativen Begleiterscheinungen der Wirtschaftsreformen wie wachsende Ungleichheit, Korruption, Inflation und die fehlende soziale Absicherung erhöhten das Protestpotential. Es entlud sich, als Trauerkundgebungen für den 1987 abgesetzten und im Frühling 1989 verstorbenen Generalsekretär Hu Yaobang neuerlich zu Demonstrationen auf dem Tian’anmen-Platz führten. Sie radikalisierten sich parallel zu einem Besuch von Michail Gorbatschow zu Normalisierungsgesprächen in Peking, Anfang Juni wurden sie gewaltsam beendet.[40] Die Rückgabe der Kolonien Hongkong und Macau unter dem Prinzip „Ein Land, zwei Systeme“ stellt aus chinesischer Sicht einen weiteren Schritt zur Beendigung der Kolonialisierung Chinas dar. Ferner wurde das Verhältnis zu Russland wiederbelebt.[41]

      Obwohl die unerwünschten Begleiterscheinungen der Wirtschaftsreformen innerhalb der Parteispitze kontrovers diskutiert wurden,[38] war die Ära Deng eine Periode vergleichsweise großer Einmütigkeit.[42] Das schnelle Wirtschaftswachstum, das die Zahl der Menschen unter der Armutsgrenze drastisch von 250 Millionen im Jahre 1979 auf 45 Millionen im Jahre 1999 reduzierte,[43] legitimierte die Maßnahmen.[38] Nachfolger von Deng wurde Jiang Zemin; unter ihm und seinen Nachfolgern war die KP bemüht, das nach wie vor vorhandene Protestpotential durch Beilegung von Konflikten und Anwendung von Rechtsprechung zu entschärfen.[40] Zu den Herausforderungen, denen sich die Partei- und Staatsführung seitdem stellen muss, sind die sozialen Verhältnisse von Wander- und Fabrikarbeitern, die durch die „Ein-Kind-Politik“ bedingte schnelle Alterung der Gesellschaft sowie Forderungen nach Rechtsstaatlichkeit, Bekämpfung von Korruption und staatlicher Willkür.[44]

      Entwicklung zur Weltmacht (21. Jahrhundert)

      In den ersten zwanzig Jahren des 21. Jahrhunderts verzeichnete China ein beispielloses Wirtschaftswachstum. Im Durchschnitt wuchs die chinesische Wirtschaftskraft von 2000 bis einschließlich 2019 jährlich um 8,9 %.[45] Neben der Verdopplung des chinesischen Anteils am Welthandel versechsfachte sich das Bruttoinlandsprodukt innerhalb dieser Zeit, sodass China gegen Ende jenes Zeitraums zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt herangewachsen war.[46] Das hatte positive Auswirkungen auf die Lebensqualität von mehr als 200 Millionen Chinesen, die aus absoluter Armut aufstiegen.[46]

      Auch begann China, vor dem Hintergrund seiner auf wirtschaftliche Expansion ausgerichteten Außenpolitik, mit einer massiven Entwicklungsfinanzierung für Afrika und dem Projekt One Belt, One Road, seinen Machtanspruch in der Welt zu untermauern.

      Während der 2010er Jahre startete China den Versuch der systematischen Umerziehung der Uiguren in Xinjiang. Außerdem war das Jahrzehnt aus chinesischer Sicht geprägt von der Auseinandersetzung mit der Hongkonger Protestbewegung im Jahr 2014, die mit den Protesten ab dem Jahr 2019 wieder auflebte.

      Im Jahr 2020 brach mit einer Erkrankungswelle in der chinesischen Stadt Wuhan eine Epidemie aus, die sich zu einer globalen Pandemie entwickelte. Während der Westen immer stärker von der Pandemie getroffen wurde, blieb China im Herbst 2020 von der zweiten Welle verschont und konnte zur Normalität des Alltagslebens zurückkehren.[47]

      Mit dem im März 2021 verabschiedeten 14. Fünfjahresplan von 2021 bis 2025 und den zugehörigen langfristigen Zielen bis zum Jahr 2035[48] verschiebt die KPC den wirtschaftlichen Fokus in Richtung auf die Entwicklung des Binnenmarktes. Die beiden Hauptentwicklungen sind der Ausbau von Forschung und Entwicklung, insbesondere der Grundlagenforschung, und die Stärkung des Angebots von Industriegütern und Dienstleistungen für den nationalen Konsum.[49] Bemerkenswert ist, dass erstmals alle Kennzahlen nur noch Zielwerte sind und Abweichungen durch Marktkräfte ausdrücklich anerkannt werden.[50] Außerdem werden Ziele für die Entwicklung der Energieversorgung und der Klimapolitik aufgestellt.

      Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66292-8, S. 7 f. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Kuhn17. ↑ a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Schmidt-Glintzer11. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Scharping67. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Schmidt-Glintzer19. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Schmidt-Glintzer15. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Schmidt-Glintzer25. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Schmidt-Glintzer29. 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Beck, München 2014, S. 60–63. Steffen Wurzel: China und der Zweite Weltkrieg: Keine Aussöhnung mit Japan. In: deutschlandfunk.de. Abgerufen am 10. April 2022. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 66 f. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 69 ff. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 71 ff. ↑ a b Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 75. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 74. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 79. Astrid Lipinsky: Das chinesische Ehegesetz, in: Menschenrechte für die Frau 2007, Nr. 2, S. 22–23 link Mart Martin: The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 79. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 83. ↑ a b Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 77 ff. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 80. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 81. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 82. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 89 ff. Benjamin Eyssel: VR China in der UN: Der Triumph der Ein-China-Politik. In: tagesschau.de. Abgerufen am 9. April 2022. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 91. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 92. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 93. ↑ a b Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 96 f. ↑ a b c Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 112. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 104. ↑ a b Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 106. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 108. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 78. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 118. Helwig Schmidt-Glintzer: Das neue China: von den Opiumkriegen bis heute. 6. Auflage. Beck, München 2014, S. 8. BIP in China - Wirtschaftswachstum bis 2021. Abgerufen am 31. Mai 2020. ↑ a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen :0. Ruth Kirchner: Warum hat China keine zweite Welle? tagesschau.de, 2. November 2020, abgerufen am 18. Dezember 2020. Georgetown University, Washington D.C.: Proposal of the Central Committee of the Chinese Communist Party on Drawing Up the 14th Five-Year Plan for National Economic and Social Development and Long-Range Objectives for 2035 Englische Fassung des Entwurfs, Stand Oktober 2020 Frank Bickenbach, Wan-Hsin Liu: Chinas neuer Fünfjahresplan: Wirtschaftliche Kernelemente und Implikationen für Deutschland und Europa. Institut für Weltwirtschaft, Kiel Focus April 2021 Matthias Müller: Fünfjahresplan: Wie soll China Ende 2025 aussehen?, Neue Zürcher Zeitung, 11. März 2021
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