Kontext von Mongolei

Die Mongolei ([mɔŋɡoˈla͜i], amtlich in mongolisch Монгол Улс Mongol Uls, ᠮᠤᠩᠭᠤᠯ
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mongɣol ulus, wörtlich: Mongolischer Staat) ist ein Binnenstaat in Ostasien und liegt zwischen Russland im Norden und der Volksrepublik China im Süden. Seine Fläche umfasst den größten Teil des Mongolischen Plateaus. Territorial knapp viereinhalbmal so groß wie Deutschland, ist das Land mit rund drei Millionen Einwohnern der am dünnsten besiedelte Staat der Welt. Die größte Stadt ist die Hauptstadt Ulaanbaatar, in der mehr als 40 Prozent der Landesbevölkerung leben.

Aufgrund der Bodenbeschaffenheit und des Klimas kann in der Mongolei wenig Ackerbau betrieWeiterlesen

Die Mongolei ([mɔŋɡoˈla͜i], amtlich in mongolisch Монгол Улс Mongol Uls, ᠮᠤᠩᠭᠤᠯ
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mongɣol ulus, wörtlich: Mongolischer Staat) ist ein Binnenstaat in Ostasien und liegt zwischen Russland im Norden und der Volksrepublik China im Süden. Seine Fläche umfasst den größten Teil des Mongolischen Plateaus. Territorial knapp viereinhalbmal so groß wie Deutschland, ist das Land mit rund drei Millionen Einwohnern der am dünnsten besiedelte Staat der Welt. Die größte Stadt ist die Hauptstadt Ulaanbaatar, in der mehr als 40 Prozent der Landesbevölkerung leben.

Aufgrund der Bodenbeschaffenheit und des Klimas kann in der Mongolei wenig Ackerbau betrieben werden. Die Landschaft dominieren grasbewachsene Steppen, mit Bergen im Norden und Westen, sowie die Wüste Gobi im Süden. Bedeutendste Wirtschaftszweige sind die nomadische Viehwirtschaft und der Bergbau. Das Land zählt zu den zehn rohstoffreichsten Ländern der Erde. Die Mehrheit der Einwohner sind Buddhisten. Insgesamt gehören bei steigender Tendenz rund 62 Prozent der Bevölkerung einer Religionsgemeinschaft an, wovon sich 91,6 Prozent zum Lamaismus bekennen. Ausgrabungen in der Gobi belegen, dass schon vor 500.000 Jahren der Homo erectus auf dem Gebiet der heutigen Mongolei lebte. Bereits vor Beginn der christlichen Zeitrechnung vereinigten sich Reiternomaden, wie die Xiongnu oder Xianbei, zu großen Volksstämmen. 1206 gründete Dschingis Khan das Mongolische Reich, das sich über Asien bis nach Europa erstreckte und das größte territorial zusammenhängende Imperium der Menschheitsgeschichte darstellte. Sein Enkel Kublai Khan eroberte China und begründete die Yuan-Dynastie. Nach dem Zerfall dieses Reiches entwickelte sich der Buddhismus zunehmend als Staatsform. Während der Qing-Dynastie entstand 1644 auf dem Gebiet des heutigen mongolischen Staates als Provinz die Äußere Mongolei. Ab 1912 erlangte die Region weitgehende Autonomierechte. 1921 etablierte die Sowjetunion eine Marionettenregierung, welche 1924 die Mongolische Volksrepublik proklamierte. Diese war zeit ihres Bestehens politisch, militärisch und wirtschaftlich völlig von der Sowjetunion abhängig.

Im Zuge der Revolutionen im Jahr 1989 vollzog das Land den friedlichen Übergang zu einem demokratisch-parlamentarischen Regierungssystem. Am 12. Februar 1992 besiegelte das Parlament mit der Annahme einer neuen Verfassung das Ende des kommunistischen Systems. Zugleich verzichtete die verfassungsgebende Gewalt des neuen Staates Mongolei auf die Bezeichnung Volksrepublik.

Mehr über Mongolei

Grundinformation
  • Währung Tugrik
  • Anrufcode +976
  • Internet Domäne .mn
  • Mains voltage 220V/50Hz
  • Democracy index 6.48
Population, Area & Driving side
  • Bevölkerung 3409939
  • Fläche 1566000
  • Fahrseite right
Verlauf
  • Vorgeschichte und Altertum

    Vor 500.000 Jahren war das Territorium der heutigen Mongolei vom Homo erectus bewohnt. Damals war das Klima milder als heute. Im Tal des Flusses Tolbor, einem Nebenfluss der Selenga, wurden in der Fundstelle Tolbor-16 annähernd 45.000 Jahre alte Steinwerkzeuge entdeckt, die ältesten Belege für die Anwesenheit der anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens) auf dem Gebiet der heutigen Mongolei. Aus der späteren Steinzeit, also von vor 40.000 bis 12.000 Jahren, stammen Höhlenmalereien in der Provinz Chowd. Im Mesolithikum, etwa vor 12.000–7000 Jahren, begann man, Pfeil und Bogen zu benutzen und Haustiere zu halten.

    Die ersten schriftlichen Belege stammen aus chinesischen Chroniken. In der Bronzezeit, etwa 2500 v. Chr. bis 1000 v. Chr., entwickelte sich die Kultur der Region aufgrund der zahlreich vorhandenen Lagerstätten an Kupfer in der Mongolei schnell. Zur gleichen Zeit kühlte das Klima jedoch weiter ab, so dass es zu kalt wurde, um Ackerbau zu betreiben, wodurch die Menschen hier endgültig zu viehzüchtenden Nomaden wurden.

    Im dritten Jahrhundert v. Chr. fiel der Stamm Xiongnu in die südlich gelegenen chinesischen Staaten ein. Er wurde erfolgreich zurückgeschlagen, und als Antwort auf die häufigen mongolischen Einfälle begann Kaiser Qin Shihuangdi mit dem Bau der Chinesischen Mauer. Die Völker aus der Steppe, wie die Xianbei, die Tuoba und die Rouran, überwanden die Mauer jedoch wiederholt und plünderten die chinesischen Gebiete, zeitweise errichteten sie sogar ihre eigenen Reiche und akkulturierten sich.

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    Vorgeschichte und Altertum

    Vor 500.000 Jahren war das Territorium der heutigen Mongolei vom Homo erectus bewohnt. Damals war das Klima milder als heute. Im Tal des Flusses Tolbor, einem Nebenfluss der Selenga, wurden in der Fundstelle Tolbor-16 annähernd 45.000 Jahre alte Steinwerkzeuge entdeckt, die ältesten Belege für die Anwesenheit der anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens) auf dem Gebiet der heutigen Mongolei. Aus der späteren Steinzeit, also von vor 40.000 bis 12.000 Jahren, stammen Höhlenmalereien in der Provinz Chowd. Im Mesolithikum, etwa vor 12.000–7000 Jahren, begann man, Pfeil und Bogen zu benutzen und Haustiere zu halten.

    Die ersten schriftlichen Belege stammen aus chinesischen Chroniken. In der Bronzezeit, etwa 2500 v. Chr. bis 1000 v. Chr., entwickelte sich die Kultur der Region aufgrund der zahlreich vorhandenen Lagerstätten an Kupfer in der Mongolei schnell. Zur gleichen Zeit kühlte das Klima jedoch weiter ab, so dass es zu kalt wurde, um Ackerbau zu betreiben, wodurch die Menschen hier endgültig zu viehzüchtenden Nomaden wurden.

    Im dritten Jahrhundert v. Chr. fiel der Stamm Xiongnu in die südlich gelegenen chinesischen Staaten ein. Er wurde erfolgreich zurückgeschlagen, und als Antwort auf die häufigen mongolischen Einfälle begann Kaiser Qin Shihuangdi mit dem Bau der Chinesischen Mauer. Die Völker aus der Steppe, wie die Xianbei, die Tuoba und die Rouran, überwanden die Mauer jedoch wiederholt und plünderten die chinesischen Gebiete, zeitweise errichteten sie sogar ihre eigenen Reiche und akkulturierten sich.

    Das mongolische Großreich
     
    Ausbreitung des Mongolenreiches unter Dschingis Khan (1227)

    Der Name Mongolen dürfte während der Tang-Dynastie (7. bis 10. Jahrhundert) aufgekommen sein. Im 8. Jahrhundert übernahmen Turkvölker, vor allem die Uiguren die Vormachtstellung, im 10. Jahrhundert gründeten die Kitan die Liao-Dynastie, die bis 1125 überdauerte.[1][2]

    Im 12. Jahrhundert gelang es Temüdschin, die zahlreichen untereinander zerstrittenen mongolischen Stämme zu vereinigen und aus ihnen einen Staat zu formen, der es mit seinen mächtigen Nachbarn aufnehmen konnte. Um das Jahr 1206 wurde er unter dem Titel Dschingis Khan als Führer aller Mongolen anerkannt.[3][4] Er stellte eine mächtige Armee auf, zu der mit wenigen Ausnahmen alle Männer zwischen 15 und 70 Jahren verpflichtet wurden, wobei er darauf bedacht war, in allen Gruppen Männer von verschiedenen Stämmen zusammenzufassen. Neu war auch eine streng hierarchische Organisation der Armee und die Spezialisierung der Soldaten.

    Um seine militärische Organisation zu unterstützen, führte er Neuerungen wie eine Volkszählung, ein Kommunikationssystem mit Fahnen und eine berittene Post ein.[5] Spirituell orientierte sich Dschingis Khan am Tengrismus.

     
    Das Mongolenreich unter Dschingis Khan (1227)
     
    Nachbildung des Silberbaumes in Karakorum

    In der heutigen Zentralmongolei entstand die Hauptstadt Karakorum. Sie lag an der Kreuzung zweier wichtiger Handelsrouten; die Mongolen ermutigten Menschen aus anderen Teilen Asiens, sich in Karakorum anzusiedeln. Die Bewohner hatten Religionsfreiheit, in der Stadt entstanden Moscheen, Kirchen und buddhistische Tempel.[6]

    Das von Dschingis Khan erlassene Gesetzbuch Jassa beinhaltete traditionelle mongolische Gesetze, wurde jedoch um neue Gesetze, die die Erweiterung des mongolischen Reiches verlangte, ergänzt. Die Gesetze sahen Strafen für Lügner vor, verlangten die Rückgabe von verlorenem Eigentum, beschränkten den Alkoholgenuss und errichteten ein soziales Sicherheitsnetz für die Hinterbliebenen von getöteten mongolischen Kriegern. Eine weitgehend einheitliche Rechtsordnung trug wesentlich zur Pax Mongolica vom späten 12. Jahrhundert bis ins 14. Jahrhundert bei.

    Vor seinem Tod hatte Dschingis Khan sein Reich bereits in vier Khanate aufgeteilt. Sein Sohn Tschagatai bekam die Herrschaft über den südwestlichen Teil des Reiches, wozu Afghanistan, Turkestan und Zentralsibirien gehörten. Sein Enkel Batu bekam die Macht über Zentralasien und gründete dort die Goldene Horde. Pol Uri bekam die Macht über die Mongolei und Ögedei wurde mit der Herrschaft über China und Ostasien betraut. Ögedei Khan gelang es, das Reich weiter auszubauen und sein Territorium südlich und westlich zu erweitern. Als Ögedei zwölf Jahre später starb, standen seine Armeen in Südchina und vor den Toren Wiens. Sein Nachfolger Möngke eroberte den größten Teil Südchinas und den Nordteil des heutigen Vietnam. 1261 wurde Kublai Khan sein Nachfolger. Kublai war nicht nur ein talentierter Heerführer, sondern auch ein weitsichtiger Herrscher. Er förderte Handel und Seefahrt, die Wissenschaften und führte Verbesserungen in der chinesischen Landwirtschaft ein. Unter seiner Herrschaft wurde die mongolische Schrift entwickelt und 1280 verlegte er seinen Wintersitz nach Dadu, das heutige Peking, wo er die Yuan-Dynastie gründete. Obwohl die Eroberung Japans zweimal fehlschlug, erreichte das Mongolische Weltreich unter Kublai Khan seinen Höhepunkt der Machtentfaltung. Die Thronfolge blieb jedoch nach dem Tod eines jeden Herrschers unklar, die Kämpfe um die Macht schadeten der territorialen Integrität des Reiches.[7][8]

    Nach dem Tode Kublai Khans konnten die Mongolen ihre Macht nicht halten.[9] Das Mongolische Reich kannte auch nach Kublai Khan noch die Institution des Großkhans, allerdings wurde er nicht mehr von allen Khanaten vollständig anerkannt. Der letzte Großkhan, der alle mongolischen Teilreiche beherrschte, war Timur Khan (bis 1307)[10][11]. Danach kam es zwar wiederholt zu Tributzahlungen der anderen Khane an den jeweiligen Großkhan, insbesondere an Toqa Timur[12][13], sowie zu ähnlichen Gesten der Unterwerfung und Verbundenheit, allerdings wurden die politischen Geschicke des Mongolischen Reiches nach Timur Khan in Wahrheit weitgehend dezentralisiert gelenkt. Insbesondere unterstützten sich die Khane gegenseitig – beziehungsweise ihren Großkhan – nur mehr bedingt bei militärischen Aktionen; oft wurden nur symbolisch Soldaten entsandt. Insofern war das Mongolische Reich ab 1307 die meiste Zeit über eher ein dem Heiligen Römischen Reich ähnlicher Staatenbund unter mehr formeller denn tatsächlicher Leitung durch den Großkhan als ein einheitlicher Staat im modernen Sinn.

    Trotz mangelhafter politischer Einheit war der Zusammenhalt innerhalb des Mongolischen Reiches auch nach 1307 noch deutlich erkennbar. Er manifestierte sich unter anderem im Rechtssystem, dem Post- und Kommunikationssystem (Örtöö und Païza), und dem gemeinsamen Kunst- und Kulturgut wie insbesondere Schrift und Sprache. Damit ist die Einheit des Mongolischen Reiches durchaus vergleichbar mit der anderer großer Reiche des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit.[14][15]

    15. bis 20. Jahrhundert
     
    Tempel im Kloster Erdene Dsuu, das von Altan Khan gegründet wurde

    Wie vor der Zeit Dschingis Khans griffen die mongolischen Stämme wiederholt das chinesische Kaiserreich an, was die Herrscher der Ming-Dynastie bewog, die chinesische Mauer weiter auszubauen und zu verstärken. Auch begannen zahlreiche, durch China angestachelte Kämpfe der mongolischen Stämme untereinander. Im Ergebnis eines langen Krieges zwischen den beiden bedeutendsten mongolischen Stämmen, den Oiraten und den Chalcha, wurden die Oiraten aus der heutigen Mongolei vertrieben. In der Herrschaftszeit von Altan Khan begann der tibetische Buddhismus zur Staatsreligion der Mongolen zu werden.[16]

    Davor war der Buddhismus noch eine von mehreren Religionen gewesen, die in seinem Reich praktiziert wurden. Gleichzeitig stiegen östlich der heutigen Mongolei die Mandschu zur dominierenden Macht auf. 1634 besiegten sie Ligdan Khan, ab 1644 wurde die mandschurische Qing-Dynastie gegründet, in deren Regierung auch zahlreiche mongolische Beamte tätig waren. Es wurden effizientere Waffen eingeführt, gegen die die berittenen Mongolen mit Pfeil und Bogen nicht ankämpfen konnten. Die nomadische mongolische Gesellschaft war jedoch nicht darauf eingerichtet, solche Waffen selbst herzustellen. Die Grenzen des mongolischen Reiches begannen somit enger zu werden. Sowohl die Äußere Mongolei als auch die Innere Mongolei, welche heute eine autonome Region der Volksrepublik China ist, wurden Anfang des 17. Jahrhunderts zur Besiedelung durch Han freigegeben.[17] Die Äußere Mongolei geriet zunehmend in den Einflussbereich des russischen Zarenreiches. Unterteilt war das gesamte Mongolische Hochland in sogenannte Banner, deren Vorsteher das chinesische Kaiserhaus ernannte.[18]

    Der Buddhismus führte zum Entstehen von festen Ansiedelungen um Klöster und wurde zu einer einflussreichen Macht.[19] Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts blieb es in der Mongolei relativ friedlich und stabil. Es war eine verarmte Provinz mit weniger als 500.000 Einwohnern, die oftmals hoch bei russischen und chinesischen Händlern verschuldet waren.[20] Den Zusammenbruch der chinesischen Qing-Dynastie nutzte der 8. Jebtsundamba Khutukhtu und erklärte 1911 mit russischer Unterstützung die Äußere Mongolei für unabhängig. 1915 unterzeichneten Vertreter Russlands, Chinas und der Äußeren Mongolei den Vertrag von Kjachta, nach welchem die Äußere Mongolei einen gewissen Autonomiestatus erhielt, jedoch weiterhin der Souveränität Chinas unterlag.

    Kommunistische Herrschaft

    Nach der Oktoberrevolution in Russland nahmen die Nationalchinesen die Gelegenheit wahr und gliederten 1919 die Mongolei wieder vollständig in die Republik China ein. Im Zuge des Russischen Bürgerkriegs wich ein Teil der Weißen Armee unter der Führung von Roman von Ungern-Sternberg 1920 in die Äußere Mongolei aus, besetzte das Land und versuchte mit Vorstößen auf das russische Territorium, die Rote Armee zu bekämpfen. Am 13. März 1921 rief Ungern-Sternberg eine unabhängige Monarchie aus und setzte nominell Bogd Khan als Staatsoberhaupt ein.[21] Am selben Tag gründeten Süchbaatar und Tschoibalsan, die sich in der Sowjetunion befanden, eine kommunistische Gegenregierung und marschierten am 3. Juli 1921 mit der 400 Mann starken Mongolischen Revolutionären Volksarmee nebst 10.000 russischen Soldaten der Roten Armee in die Mongolei ein und besetzten innerhalb kurzer Zeit Urga.[22] Am 11. Juli 1921 verkündete die Mongolische Revolutionäre Volkspartei (MRVP) erneut die Unabhängigkeit der Äußeren Mongolei. Ungern-Sternberg wurde an die Sowjetarmee ausgeliefert und hingerichtet. Bogd Khan blieb formal das Staatsoberhaupt; erst nach seinem Tod verabschiedeten die neuen Machthaber am 25. November 1924 eine kommunistische Verfassung, womit die Mongolische Volksrepublik als Satellitenstaat der Sowjetunion entstand.[23][24][25]

    Die weiterhin nomadisch lebende Bevölkerung setzte der neuen kommunistischen Führung keinen Widerstand entgegen. Aufgrund der fast nicht vorhandenen Organisationsstrukturen des Landes und der niedrigen Bevölkerungsdichte brauchte der Kommunismus eine lange Zeit, um sich in der Mongolei durchzusetzen. In der Folge wurde allen Einwohnern des Landes über 18 Jahren das Wahlrecht verliehen. Nur Händler, Geldverleiher, frühere Adelige und Mönche wurden davon ausgeschlossen. Die politische Führung des Einparteistaates wurde von der MRVP übernommen. Die dem Obersten Sowjet entsprechende gesetzgebende Körperschaft der Mongolischen Volksrepublik war der Große Staats-Chural. Dieser wählte den Kleinen Staats-Chural. Der Kleine Chural wählte ein Präsidium und einen aus zwölf Mitgliedern zusammengesetzten Ministerrat, der die Exekutive bildete. Der Große Volks-Chural trat nur zweimal im Jahr zusammen. In der Zwischenzeit konnte das Präsidium Dekrete verabschieden und Kabinettsmitglieder entlassen wie ernennen. Seine Entscheidungen mussten nachträglich vom Plenum bestätigt werden. Weiterhin ernannte der Große Chural die Mitglieder des Obersten Gerichtes.[26]

    Mit der Verfassung vom 1. November 1924 wurde das allgemeine aktive und passive Frauenwahlrecht eingeführt.[27] Land, Weiden, Wasser und Bodenschätze wurden verstaatlicht. Alle Schulden gegenüber ausländischen Händlern (besonders Chinesen) wurden annulliert und das private Geldverleihsystem wurde abgeschafft. Der Außenhandel wurde unter ein staatliches Monopol gestellt und die wirtschaftliche Macht der Klöster wurde gebrochen. Im Jahre 1924 wurde die erste mongolische Währung, der Tögrög, eingeführt. Die erste staatliche Bank war die Mongolbank. Gleichzeitig wurden mit den ersten industriellen Aktivitäten, wie dem Bergbau oder der Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten, begonnen. Im Jahre 1931 wurde das Eigentum von mehr als einem Drittel der Haushalte konfisziert und neu verteilt. Als Reaktion darauf schlachteten die betroffenen Familien sieben Millionen Tiere. Dies und das Faktum, dass die neu gegründeten Genossenschaften nicht wie gewünscht funktionierten, führten 1931/1932 zu einer Hungersnot und einer Rebellion. Ein Bürgerkrieg konnte nur mit Mühe vermieden werden. Die Änderungen im Wirtschaftssystem wurden von nun an langsamer durchgeführt.[28]

    Auf der politischen Bühne griffen, parallel zu ähnlichen Ereignissen in der Sowjetunion, politische Säuberungen um sich, zu deren Opfern Bogd Khan, Chakdorjab, Togotkho, Puntsuk Dorji und Dindub gehörten. 1924 wurde Dandsan, der Vize-Premier und Kriegsminister sowie Oberkommandierender der Armee, erschossen. 1937 wurde Genden, der als Premierminister für die Politik der schrittweisen Umsetzung der kommunistischen Politik verantwortlich war, hingerichtet. Sein Rivale Tschoibalsan war nun gleichzeitig Premier- und Kriegsminister. Im Mittelpunkt seiner stalinistischen Politik standen die Bekämpfung der Religion, u. a. durch die Zwangsverpflichtung von Mönchen und Nonnen zum Arbeitsdienst in Fabriken oder zum Militärdienst und die Zerstörung von Klöstern, Statuen aus Gold und Silber wurden beschlagnahmt, in die Sowjetunion verbracht und dort eingeschmolzen. 1932 gründete Japan mit Mandschukuo in der Inneren Mongolei ebenfalls einen Satellitenstaat, woraufhin die Sowjetunion ihre Militärpräsenz in der Mongolischen Volksrepublik erhöhte. Dieses Vorgehen betrachtete Japan als Bedrohung seiner Interessen und verlegte ebenfalls weitere Truppen an Mandschukuos Grenze. Beide Staaten gaben als offizielle Begründung für ihre jeweilige Politik die Unterstützung ihrer „Bruderländer“ bei der Bekämpfung von „Banden“ und Warlords an. Ab Januar 1935 nahmen die Konflikte zwischen sowjetischen und japanischen Grenztruppen aufgrund ungeklärter Grenzverläufe zwischen der Mongolischen Volksrepublik und Mandschukuo dramatisch zu, die 1939 im Japanisch-Sowjetischen Grenzkrieg endeten.[29][30] Im Zweiten Weltkrieg musste die Mongolische Volksrepublik die Sowjetunion mit der Lieferung von Vieh und Kleidung unterstützen.[31][32]

    1952 starb Tschoibalsan; sein Nachfolger wurde Tsedenbal, der das Land 32 Jahre lang regierte. Spätestens ab 1958 gehörten fast alle nomadisch lebenden Haushalte einer Kooperative, Negdel genannt, an. Neben der Entwicklung der Landwirtschaft entstanden einige Industriezentren, in denen Bergbau und die Verarbeitung von Wolle, Fleisch und Holz betrieben wurden. Tsedenbal wurde 1984 abgesetzt; unter Nachfolger Dschambyn Batmönch bekam die Mongolische Volksrepublik zunehmend mehr Handlungsspielraum, was durch die Politik von Gorbatschow in der Sowjetunion ermöglicht wurde.

     
    Sitzung des Großen Staats-Chural (November 2000)
    Demokratisierung

    Ab 1988 formierte sich in der Mongolischen Volksrepublik eine Opposition aus verschiedenen Kräften, die ein Mehrparteiensystem und Wirtschaftsreformen forderte. Mit dem Zerfall der Sowjetunion vollzog die Mongolei ab 1990 einen friedlichen Übergang zu einem demokratisch-parlamentarischen Regierungssystem.[33] Am 12. Februar 1992 besiegelte das Parlament mit der Annahme einer Verfassung, die sich an den Grundsätzen eines demokratischen Rechtsstaates und einer marktwirtschaftlichen Ordnung orientiert, das Ende des kommunistischen Systems. Zugleich wurde die Bezeichnung „Volksrepublik“ aus dem Namen gestrichen.[34] Die neuen Erfahrungen mit einem marktwirtschaftlichen Wirtschaftssystem waren für viele Mongolen schwierig; in den frühen 1990er Jahren herrschten Inflation und Knappheit. Trotz Vorwürfen von Korruption und Vetternwirtschaft galt die Mongolei Ende der 2000er Jahre als eine der stabileren Demokratien des früheren Ostblocks.[35][36]

    Der Anthropologe David Sneath bestätigte diese Einschätzung im Jahr 2018. Zwar habe es nach der Parlamentswahl von 2008 Vorwürfe von Wahlbetrug gegeben, die in gewalttätige Proteste und die Brandstiftung des Hauptquartiers der regierenden Mongolischen Volkspartei Hauptstadt gemündet hatten, jedoch hätten sich die Demonstranten nicht gegen die Demokratie als Institution ausgesprochen, sondern gegen die von ihnen wahrgenommene Korruption der herrschenden Klasse. Dieser Vorfall zeige, dass das auf den ersten Blick stabile parlamentarische Regierungssystem unter der Oberfläche mit starken politischen Spannungen zu kämpfen habe. Sneath sieht trotz dieser Konflikte in der Mongolei starke Züge einer Konkordanzdemokratie verwirklicht.[37]

    Jennifer L. Hanson: Mongolia. New York (NY) 2004, S. 1–6. Timothy Michael May: Culture and Customs of Mongolia. Westport 2009, S. 3–6. Jennifer L. Hanson: Mongolia. New York (NY) 2004, S. 7. Timothy Michael May: Culture and Customs of Mongolia. Westport 2009, S. 6. Jennifer L. Hanson: Mongolia. New York (NY) 2004, S. 8. Jennifer L. Hanson: Mongolia. New York (NY )2004, S. 10. Jennifer L. Hanson: Mongolia. New York (NY) 2004, S. 11. Timothy Michael May: Culture and Customs of Mongolia. Westport 2009, S. 9. Jennifer L. Hanson: Mongolia. New York (NY) 2004, S. 12. David Morgan: The Mongols. Second Edition, Wiley-Blackwell, Oxford 2007, ISBN 1-4051-3539-5, S. 117. Michal Biran: Qaidu and the Rise of the Independent Mongol State in Central Asia. Jerusalem 1997, S. 51 ff. Denis C. Twitchett, Herbert Franke: The Cambridge History of China. Band 6: Alien Regimes and Border States. S. 550. Henri Cordier, Henry Yule, Marco Polo, Amy Frances Yule: The book of Ser Marco Polo the Venetian, concerning the kingdoms and marvels of the East. S. 130. Jack Weatherford: Genghis Khan and the Making of the Modern World. Minnesota 2004, S. 241–265. David Morgan: The Mongols. Second Edition, Wiley-Blackwell, Oxford 2007, ISBN 1-4051-3539-5, S. 74–98. Timothy Michael May: Culture and Customs of Mongolia. Westport 2009, S. 12. Iwan Jakowlewitsch Korostovetz: Von Cinggis Khan zur Sowjetrepublik. Eine kurze Geschichte der Mongolei unter besonderer Berücksichtigung der neuesten Zeit. de Gruyter, 1926, S. 159 f. Timothy Michael May: Culture and Customs of Mongolia. Westport 2009, S. 18. Jennifer L. Hanson: Mongolia. New York NY 2004, S. 14–16. Iwan Jakowlewitsch Korostovetz: Von Cinggis Khan zur Sowjetrepublik. Eine kurze Geschichte der Mongolei unter besonderer Berücksichtigung der neuesten Zeit. de Gruyter, 1926, S. 51 f. James Palmer: Der blutige weiße Baron. Die Geschichte eines Adligen, der zum letzten Khan der Mongolei wurde. Eichborn, 2010, S. 26 f. Achitsaikhan Battushig: Wirtschaftliche Transformation in der Mongolei. Utz, 2000, S. 13 f. Eva-Maria Stolberg: Stalin und die chinesischen Kommunisten. Eine Studie zur Entstehungsgeschichte der sowjetisch-chinesischen Allianz vor dem Hintergrund des Kalten Krieges. Franz Steiner Verlag, 1997, S. 113. Jennifer L. Hanson: Mongolia. New York (NY) 2004, S. 16–19. Timothy Michael May: Culture and Customs of Mongolia. Westport 2009, S. 20–25. Jennifer L. Hanson: Mongolia. New York (NY) 2004, S. 21–23. Mart Martin: The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 262. Jennifer L. Hanson: Mongolia. New York (NY) 2004, S. 23. Ikuhiko Hata: Reality and Illusion. The Hidden Crisis between Japan and the USSR 1932–1934. Columbia University Press, 1967, S. 133. Nicole Funck, Sarah Fischer: Mongolei für individuelles Entdecken. Rump, 2015, S. 367. Jennifer L. Hanson: Mongolia. New York (NY )2004, S. 25–27. Timothy Michael May: Culture and Customs of Mongolia. Westport 2009, S. 25–27. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Kay Möller 2004. B. Chimid: Conception of the Constitution of Mongolia. Ulaanbaatar University, 2003, S. 42. Jennifer L. Hanson: Mongolia. New York (NY) 2004, S. 27–31. Timothy Michael May: Culture and Customs of Mongolia. Westport 2009, S. 28–32. David Sneath: Mongolia Remade: Post-socialist National Culture, Political Economy, and Cosmopolitics. Amsterdam University Press, Amsterdam 2018, ISBN 978-94-6298-956-6, S. 109–111.
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Stay safe
  • Sicherheit

    Die Mongolei ist ein relativ sicheres Land. Gewaltdelikte kommen aber nur selten vor, und Touristen werden gelegentlich mal Opfer von Taschendiebstählen oder Trickbetrügereien. Auch bei Reisen ins Landesinnere sind außer besagten Taschendiebstählen keine kriminellen Übergriffe zu befürchten.

    Die einzige Gefahr, der man sich abends aussetzt, ist die Belästigung durch Betrunkene. Außerhalb der Hauptstadt sollten Frauen nicht alleine reisen und man sollte keine empfindlichen Wertgegenstände wie Camcorder oder Laptops mitnehmen. Dies wiederum ist eine Empfehlung wegen den größtenteils nicht vorhandenen Straßen bei Überlandreisen in Bussen oder Jeeps - ins Reisegepäck gehört nur was einen tagelangen Ritt in einem Off-roadfahrzeug übersteht.

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