Kontext von Kappadokien

Kappadokien (türkisch Kapadokya, griechisch Καππαδοκία, deutsch auch Kappadozien) ist eine Landschaft in Zentralanatolien in der Türkei.

Das Gebiet, das als Kappadokien bezeichnet wird, umfasst heutzutage hauptsächlich die Provinzen Nevşehir, Niğde, Aksaray, Kırşehir und Kayseri. Einer der bekanntesten Orte ist Göreme mit seiner aus dem weichen Tuff herausgehauenen Höhlenarchitektur. Göreme gilt als das Zentrum Kappadokiens, der dort befindliche einzigartige Komplex aus Felsformationen wurde 1985 von der UNESCO als gemischte Kultur- und Naturerbestätte „Nationalpark Göreme und die Felsbauten von Kappadokien“ in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Eine weitere Besonderheit ist eine Vielzahl unterirdischer Städte, deren bekannteste Kaymaklı und Derinkuyu sind, die von Archäologen seit den 1960er Jahren freigelegt wurden. Weitere bekannte Städte sind Ürgüp und AvWeiterlesen

Kappadokien (türkisch Kapadokya, griechisch Καππαδοκία, deutsch auch Kappadozien) ist eine Landschaft in Zentralanatolien in der Türkei.

Das Gebiet, das als Kappadokien bezeichnet wird, umfasst heutzutage hauptsächlich die Provinzen Nevşehir, Niğde, Aksaray, Kırşehir und Kayseri. Einer der bekanntesten Orte ist Göreme mit seiner aus dem weichen Tuff herausgehauenen Höhlenarchitektur. Göreme gilt als das Zentrum Kappadokiens, der dort befindliche einzigartige Komplex aus Felsformationen wurde 1985 von der UNESCO als gemischte Kultur- und Naturerbestätte „Nationalpark Göreme und die Felsbauten von Kappadokien“ in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Eine weitere Besonderheit ist eine Vielzahl unterirdischer Städte, deren bekannteste Kaymaklı und Derinkuyu sind, die von Archäologen seit den 1960er Jahren freigelegt wurden. Weitere bekannte Städte sind Ürgüp und Avanos.

Mehr über Kappadokien

Verlauf
  • Eine Besiedlung des Gebietes erfolgte etwa 8000–7500 v. Chr., parallel zu dem südlicheren Besiedlungsgebiet um Konya.[1] Die frühesten Spuren von Siedlern stammen aus der Zeit um 6500 v. Chr. Auch die Hethiter machten sich den fruchtbaren Boden bereits 1600 v. Chr. zu Nutze und bauten Getreide an. Später kamen die Phryger und Lyder, dann im späten 7. Jahrhundert v. Chr. die Meder, die aber bald von den Persern abgelöst wurden. Nach dem Alexanderfeldzug, der Kappadokien nur kurz gestreift hatte, was der bisherige persische Satrap Ariarathes I. nutzte, um seine eigene Herrschaft zu sichern, fiel Kappadokien an die Makedonen. Perdikkas besiegte Ariarathes I. 323 v. Chr. und ernannte Eumenes von Kardia zum neuen Satrapen. Ariarathes I. wurde hingerichtet, sein Sohn Ariarathes II. soll jedoch mit einigen Getreuen nach Armenien geflohen sein (Diod. 31, 19, 4–5).

    Bald jedoch bekämpften sich die Diadochen und auch Kappadokien geriet in diese Machtkämpfe. Zunächst standen sich im ersten Diadochenkrieg Eumenes und Krateros gegenüber. Die Schlacht konnte Eumenes für sich entscheiden, Krateros fiel. Da aber in Ägypten Perdikkas gefallen war, verurteilte die makedonische Heeresversammlung Eumenes zum Tode. Antigonos I. Monophthalmos erhielt den Oberbefehl über die Truppen, die Eumenes besiegen sollten, die Satrapie Kappadokien ging an Nikanor, der jedoch in den historischen Darstellungen bald als General des Antigonos erscheint und ihm damit auch die Satrapie übergeben zu haben scheint (entweder um 319 v. Chr. oder spätestens 312 v. Chr.). Eumenes konnte sich einige Zeit behaupten, musste aber schließlich im Frühjahr 319 v. Chr. nach Medien fliehen.

    Im zweiten Koalitionskrieg 316/315–311 v. Chr. konnte Antigonos seine Herrschaft über Kleinasien und damit auch über Kappadokien behaupten.

    Nach Diodor konnte Ariarathes II. noch zu Lebzeiten des Antigonos nach Kappadokien zurückkehren, wo er dessen Strategen Amyntas besiegte. Im Norden Kappadokiens hatte sich in der Zwischenzeit Mithridates I. einen eigenen Machtbereich erschaffen, das spätere Königreich Pontos.

    Nach der Schlacht bei Ipsos 301 v. Chr., in der Antigonos fiel, wurde die Macht über Kleinasien von den Diadochen neu geregelt. Lysimachos erhielt demnach offiziell Kleinasien bis zum Tauros, jedoch widersprechen sich die antiken Autoren in diesem Punkt. So behauptet Appian im Gegensatz zu Diodor, dass Kappadokien nach dieser Schlacht direkt an Seleukos I. ging.[2] Spätestens jedoch nach der Schlacht von Kurupedion im Februar 281 v. Chr. konnte Seleukos Kleinasien und damit Kappadokien für sich beanspruchen.

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    Eine Besiedlung des Gebietes erfolgte etwa 8000–7500 v. Chr., parallel zu dem südlicheren Besiedlungsgebiet um Konya.[1] Die frühesten Spuren von Siedlern stammen aus der Zeit um 6500 v. Chr. Auch die Hethiter machten sich den fruchtbaren Boden bereits 1600 v. Chr. zu Nutze und bauten Getreide an. Später kamen die Phryger und Lyder, dann im späten 7. Jahrhundert v. Chr. die Meder, die aber bald von den Persern abgelöst wurden. Nach dem Alexanderfeldzug, der Kappadokien nur kurz gestreift hatte, was der bisherige persische Satrap Ariarathes I. nutzte, um seine eigene Herrschaft zu sichern, fiel Kappadokien an die Makedonen. Perdikkas besiegte Ariarathes I. 323 v. Chr. und ernannte Eumenes von Kardia zum neuen Satrapen. Ariarathes I. wurde hingerichtet, sein Sohn Ariarathes II. soll jedoch mit einigen Getreuen nach Armenien geflohen sein (Diod. 31, 19, 4–5).

    Bald jedoch bekämpften sich die Diadochen und auch Kappadokien geriet in diese Machtkämpfe. Zunächst standen sich im ersten Diadochenkrieg Eumenes und Krateros gegenüber. Die Schlacht konnte Eumenes für sich entscheiden, Krateros fiel. Da aber in Ägypten Perdikkas gefallen war, verurteilte die makedonische Heeresversammlung Eumenes zum Tode. Antigonos I. Monophthalmos erhielt den Oberbefehl über die Truppen, die Eumenes besiegen sollten, die Satrapie Kappadokien ging an Nikanor, der jedoch in den historischen Darstellungen bald als General des Antigonos erscheint und ihm damit auch die Satrapie übergeben zu haben scheint (entweder um 319 v. Chr. oder spätestens 312 v. Chr.). Eumenes konnte sich einige Zeit behaupten, musste aber schließlich im Frühjahr 319 v. Chr. nach Medien fliehen.

    Im zweiten Koalitionskrieg 316/315–311 v. Chr. konnte Antigonos seine Herrschaft über Kleinasien und damit auch über Kappadokien behaupten.

    Nach Diodor konnte Ariarathes II. noch zu Lebzeiten des Antigonos nach Kappadokien zurückkehren, wo er dessen Strategen Amyntas besiegte. Im Norden Kappadokiens hatte sich in der Zwischenzeit Mithridates I. einen eigenen Machtbereich erschaffen, das spätere Königreich Pontos.

    Nach der Schlacht bei Ipsos 301 v. Chr., in der Antigonos fiel, wurde die Macht über Kleinasien von den Diadochen neu geregelt. Lysimachos erhielt demnach offiziell Kleinasien bis zum Tauros, jedoch widersprechen sich die antiken Autoren in diesem Punkt. So behauptet Appian im Gegensatz zu Diodor, dass Kappadokien nach dieser Schlacht direkt an Seleukos I. ging.[2] Spätestens jedoch nach der Schlacht von Kurupedion im Februar 281 v. Chr. konnte Seleukos Kleinasien und damit Kappadokien für sich beanspruchen.

     
    Kappadokische Drachme mit Porträt Ariarathes X.
     
    Rückseite der Drachme, Athena Nikephoros, Szaivert/Sear Nr. 7095

    Der seleukidische Herrschaftsanspruch über Kappadokien wurde jedoch von den Ariarathiden bekämpft und ab etwa 260 (oder schon früher) konnte sich diese Dynastie von den Seleukiden lösen, Kappadokien wurde unter Ariarathes I. ein unabhängiges Königreich und begann eine eigene Münzprägung. Geprägt wurden Tetradrachmen (im Wert von vier Drachmen), Drachmen und Bronzemünzen, später unter den Ariobarzaniden nur noch Drachmen in großen Volumina.[3] Die Rückseiten der Tetradrachmen und Drachmen zeigen die stehende Athena Nikephoros, sowie Zahlzeichen, bei denen es sich vermutlich um Datierungen handelt.[4] Zunächst noch eng mit dem Seleukidenhaus verbunden, änderte sich die Ausrichtung der Ariarathiden ab 188 v. Chr. Die vernichtende Niederlage, die Antiochos III. gegen die Römer erlitten hatte, verlagerte die Machtverhältnisse in Kleinasien abermals. Von nun an dominierte Pergamon, der römische Bundesgenosse, die Politik und die Ariarathiden verbanden sich mit den pergamenischen Attaliden. Zudem gerieten die Ariarathiden mit den pontischen Mithridatiden in einen Konflikt, der nach dem Aussterben der Dynastie in den mithridatischen Kriegen seinen Höhepunkt finden sollte.

    Auch die Ariobarzaniden die von 95 bis 36 v. Chr. Kappadokien regierten, hatten mit dem pontischen König Mithridates VI. Eupator einen großen Gegner und langwierige Kämpfe um die Herrschaft auszutragen. Vor allem die römischen Feldherren Sulla, Lucullus und Pompeius waren für die Ariobarzaniden wichtige „Verbündete“.

    Seit dem ersten König Ariarathes I. (333–322 v. Chr.) wurden für alle Könige bis Archelaos (36 v. Chr. bis 17 n. Chr.) in Kappadokien Münzen geprägt.[5] Neben den Münzen der Könige wurden auch autonome Münzen geprägt. Seit der Übernahme Kappadokiens durch die Römer wurden mit dem Kaiser Tiberius (14 n. Chr.) beginnend bis Gordian III (244 n. Chr.) in der römischen Provinz Cappadocia Münzen geprägt. Der erloschene Vukan Erciyes Daği ist der heilige Berg Argaios der Antike und auf sehr vielen Münzrückseiten Kappadokiens zu bewundern.[6]

    Marcus Antonius setzte 36 v. Chr. Archelaos als neuen König über Kappadokien ein, der nach den Kriegen mit Mithridates und den folgenden schweren Jahren Stabilität und Wohlstand zurückbrachte. Kaiser Tiberius bereitete dem eigenständigen Königreich 18 n. Chr. ein Ende und integrierte es als kaiserliche Provinz Cappadocia. Die Stadt Eusebia wurde unter dem neuen Namen Caesarea Hauptstadt der neuen Provinz. Für die Statthalter der Provinz siehe Liste der Statthalter von Cappadocia.

    Unter Valens wurde die Provinz 372 geteilt. Caesarea blieb die Hauptstadt des nördlichen Teils (Prima), Podandus wurde die von Cappadocia secunda im Süden, es wurde aber bald durch Tyana abgelöst.

    Nach der Reichsteilung 395 n. Chr. wurde Kappadokien eine oströmische Provinz (Kappadokien (byzantinisches Thema)). Die Isaurier fielen im 5. Jahrhundert n. Chr. in Kappadokien ein, die Hunnen im 6. Jahrhundert. Chosrau I. fiel 579 in Anatolien ein und brandschatzte Sebastea in Kappadokien.[7] Das byzantinische Heer wurde von den Seldschuken 1071 besiegt. Es folgten die Turkmenen und schließlich die Osmanen. Seit dem Altertum lebten Griechen in der Gegend. Die christliche Bevölkerung jedoch wurde, obschon weitgehend im Alltag Türkisch sprechend, am Anfang der 1920er Jahre nach Griechenland zwangsumgesiedelt. Der griechische Dialekt dieser Region, das Kappadokische, gilt heute als ausgestorben.

    Rebecca Turner: Late Quaternary fire histories in the eastern Mediterranean region from lake sedimentary micro-charcoals. (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive) Thesis for doctor of philosophy. 2007, S. 74. Appian, Syriake 55 [281]. Szaivert/Sear, Griechischer Münzkatalog, Band 2, München 1983, Seite 374–378 Franz Peter Mittag: Griechische Numismatik. Eine Einführung. Verlag Antike, Heidelberg 2016, ISBN 978-3-938032-85-5, Seite 192–193. Alberto M. Simonetta: The Coinage of the Cappadocian Kings: A revision and a catalogue of the Simonetta Collection. In: Parthica. Band 9, 2007, S. 9–152. Siehe Thomas Ganschow: Münzen von Kappadokien – Sammlung Henseler. Band I Königreich und Kaisareia bis 192 n. Chr. (ISBN 978-605-396-466-7) und Band II Kaisareia ab 193 n. Chr., Tyana und Hierapolis am Saros (ISBN 978-605-396-465-0), Istanbul 2018. Clive Foss: The Persians in Asia Minor and the End of Antiquity. In: The English Historical Review 90, No. 357, 1975, 722.
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