Salorno sulla Strada del Vino

( Salurn )

Salurn an der Weinstraße ([saˈlʊrn]; italienisch Salorno sulla Strada del Vino) ist die südlichste Gemeinde Südtirols (Italien) und hat 3768 Einwohner (Stand 31. Dezember 2022). Salurn liegt etwa 30 Kilometer südlich von Bozen und ist das größte Weißweinanbaugebiet Südtirols. Am Ortskern vorbei fließt die Etsch, größter Fluss Südtirols und zweitgrößter Italiens, die das Unterland zweiteilt.

Bei Salurn verengt sich das Etschtal zur Salurner Klause, die einer der südlichsten Punkte des geschlossenen deutschen Sprachraums ist. Nur das viel weiter westlich im schweizerischen Wallis gelegene Zermatt befindet sich nochmal knapp 13 Gradminuten weiter südlich.

Die Dörfer Salurn und Buchholz gehen auf römerzeitliche Siedlungen zurück, entstanden also schon zur Zeitenwende. In Buchholz gibt es noch Reste eines alten Römerweges. Am Galgenbühel, einer kleinen Erhebung südlich von Salurn, die als Hinrichtungsstätte diente, fand man einen großen bronzezeitlichen und römerzeitlichen Friedhof.[1][2] Der Hügel wurde in den letzten Jahrzehnten als Schottergrube verwendet und vollständig abgetragen.

Die Erstnennung Salurns findet sich bei Paulus Diaconus: Er berichtet in seiner im späten 8. Jahrhundert abgefassten Historia Langobardorum von einem Kampf an einem Ort namens Salurnis um das Jahr 580 n. Chr., bei dem der langobardische Herzog von Trient die nach Süden vordringenden Franken zurückschlagen konnte.[3]

Der Grund für den Aufstieg Salurns ist seine strategische Lage. Nicht nur die Klause war von Bedeutung; hier beginnt auch der Weg über den Saúchsattel ins Cembratal, womit man die Klause umgehen konnte. Das gesamte Unterland war damals versumpft und deshalb oft unpassierbar. Auf diesen Weg musste im Jahre 1494 auch der Künstler Albrecht Dürer ausweichen, so dass die Route heute Dürerweg genannt wird. Das Dorf war aufgrund seiner Lage an einer wichtigen Nord-Süd-Achse auch Poststation, wie die Nennung in der Jüngeren Augsburger Meilenscheibe beweist, und besaß eine wichtige Floßstatt an der Etsch.[4]

 Die Haderburg bei Salurn

Viele Zeugen der Geschichte sind erhalten geblieben. Zum Beispiel gibt es in Buchholz noch alte Kalkgruben, in denen Kalk gebrannt wurde, und zwei Wolfsgruben. Dabei handelt es sich um Fallen aus einer Zeit, als in vielen Wäldern Europas noch Bären und Wölfe lebten. Außerdem steht in Buchholz eine alte Mühle, die erst vor wenigen Jahren restauriert wurde. Oberhalb des Dorfes thront auf einem Felszahn die Haderburg, Schauplatz der Sage Der alte Weinkeller bei Salurn, die in der Sammlung Deutsche Sagen der Brüder Grimm enthalten ist.[5] Das Ortsbild von Salurn ist städtisch geprägt und weist außergewöhnlich viele aufwändige Bauten aus dem 15. bis 18. Jahrhundert auf, darunter prächtige Ansitze des Adels.

20. Jahrhundert

Salurn gehörte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zur Grafschaft Tirol und damit zu Österreich-Ungarn. Innerhalb Tirols war Salurn dem Gerichtsbezirk Neumarkt zugeordnet, der wiederum Teil des Bezirks Bozen war. Durch den Vertrag von Saint-Germain kam Salurn 1920 zusammen mit dem Großteil Tirols südlich des Alpenhauptkamms zu Italien, obwohl sich bereits 1915 verschiedene italienische Politiker wie auch der Trentiner Irredentist Cesare Battisti für eine zukünftige italienisch-österreichische Grenze bei der Salurner Klause ausgesprochen hatten.[6] Bei der Volkszählung im Jahre 1921 erklärte sich in Salurn noch die Mehrheit der Bürger der deutschen Volksgruppe angehörig. Allerdings wurden die Daten von einer staatlichen Kommission korrigiert, indem sie zum Beispiel Bewohner, die einen italienisch klingenden Familiennamen hatten, der italienischen Sprachgruppe zuordnete. Somit verlor Salurn zusammen mit anderen Unterlandler Gemeinden die deutsche Mehrheit. Nach zahlreichen Italianisierungsmaßnahmen während der Zeit des Faschismus (u. a. wurde der Salurner Josef Noldin in die Verbannung geschickt, der in den Gemeinderatswahlen 1922 gewählte, letzte deutsch-südtiroler Bürgermeister von Salurn, Ferdinand Gelmini von Kreutzhof, abgesetzt[7] und seine Tochter Berta, die in einer Katakombenschule unterrichtete, eingekerkert[8]) erklärte sich nur noch eine Minderheit der deutschen Sprachgruppe angehörig; zuletzt waren dies etwa 37 % der Einwohner.

Als 1927 auf den ehemals österreichischen Gebieten die beiden Provinzen Bozen und Trient entstanden, wurde Salurn wie auch einige andere umliegende Gemeinden der mehrheitlich italienischsprachigen Provinz Trient zugeschlagen. Die Maßnahme wurde von der Regierung beschlossen, um die Italianisierung der sogenannten „gemischtsprachigen Gebiete“ zu forcieren. Im selben Jahr wurde auch das bis dato eigenständige Gfrill eingemeindet. Am 30. Mai 1946 wurde mit der von der Südtiroler Volkspartei organisierten Protestkundgebung von Castelfeder die Rückführung des Unterlandes zur Provinz Bozen gefordert.[9] 1948 wurde Salurn schließlich in die Provinz Bozen bzw. Südtirol eingegliedert.

Im Jahr 1961 starb an der Landesgrenze südlich von Salurn der Straßenarbeiter Giovanni Postal, der das erste – wenn auch unbeabsichtigte – Opfer des Befreiungsausschusses Südtirol (BAS) wurde, als er versuchte, eine an einem Baum angebrachte Bombe zu entschärfen.[10]

Im Jahr 1981 ereignete sich eine größere Überschwemmung, als sich die Etsch infolge eines Dammbruchs nördlich des Dorfzentrums am frühen Morgen des 19. Juli über die Wohn- und Kulturflächen Salurns ergoss.

Brandunglück Haderburg

Im Sommer 1939 kam es zu einem Brand in der Nähe der Salurner Klause und der Haderburg. Damals hüteten zwei Jugendliche jeden Sommertag die Schafe aus dem Dorf. Da sie den restlichen Tag nichts zu tun hatten, vertrieben sie sich die Zeit mit Karbidschießen. Dabei wurde ein Erdloch gegraben, Wasser hinein gefüllt, in eine Blechdose ein 1 cm³ großes Stück Karbid hineingelegt, oben in die Dose ein Loch gebohrt, die Dose mit zugehaltenem Loch in das Erdloch gestellt und die Seiten zugeschüttet. Das durch die chemische Reaktion entstehende Gas erhitzt die Dose. Sobald derjenige, der das kleine Loch in der Dose zuhält, die Hitze nicht mehr aushält, fährt eine zweite Person mit einem angezündeten Streichholz dorthin und es kommt zu einer Explosion, welche die Dose 30 Meter weit schleudert.

Diesmal fing jedoch das Ende der Dose Feuer. Die Dose landete hinter einer 10 bis 15 Meter hohen Felswand, wo das Feuer trockenes Gras und Gebüsch entzündete. Das Feuer breitete sich sehr schnell aus und der Brandherd wurde immer größer. Ein Großteil des Berges brannte ab. Viele Bewohner des Dorfes halfen mit, den Brand durch Gräben vom Rest der Fläche fernzuhalten. Es dauerte mehrere Tage, bis das Feuer gelöscht werden konnte. Es entstand ein geringer Sachschaden an der Burg, jedoch kein Personenschaden.

Marta Bazzanella, Ursula Wierer: Die mesolithische Fundstelle am Glagenbühel in Salurn, Südtirol. In: Der Schlern. 75, 2001, S. 116–128. Bronzezeitlicher Bestattungsort in Südtirol, Science ORF.at, 18. Mai 2022. Paulus Diaconus: Historia Langobardorum. Lib. III,9 (“in loco qui Salurnis dicitur”) ([1] Digitalisat). Vigilio Mattevi: Aus der Vergangenheit von Salurn. Salurn 2004, S. 171. Brüder Grimm: Der alte Weinkeller bei Salurn Antonio Scottà: La Conferenza di pace di Parigi fra ieri e domani (1919–1920), gesehen bei Google bücher, am 25. Jänner 2011 Eduard Reut-Nicolussi: Tirol unterm Beil. München 1928, S. 106. Michael Gehler: Eduard Reut-Nicolussi und die Südtirolfrage 1918–1958. Teil 2, Innsbruck 2007. ISBN 978-3-7030-0413-1, S. 71. Gemeinde Kurtinig (Hrsg.): Kurtinig. Ein Dorf an der Sprachgrenze in Vergangenheit und Gegenwart. Hans Karl Peterlini: Südtiroler Bombenjahre. Raetia Edition, Bozen 2003.
Fotografien von:
de:Benutzer:Maschär - CC BY-SA 3.0
Statistics: Position
4198
Statistics: Rank
25525

Neuen Kommentar hinzufügen

Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.

Sicherheit
615248739Klicken/tippen Sie auf diese Sequenz: 9876

Google street view

Wo kann man in der Nähe schlafen? Salurn ?

Booking.com
489.385 Besuche insgesamt, 9.196 Sehenswürdigkeiten, 404 Ziele, 23 besucht heute.